Binia Bill

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Binia Bill (* 18. August 1904 als Binia Mathilde Spoerri in Zürich; † 16. April 1988 ebenda) war eine Schweizer Fotografin und Musikerin.[1]

Binia Bills Fotografien lassen das Umfeld der Bauhaus- und damaligen Sach-Fotografie erkennen und werden den Zürcher Konkreten zugerechnet. In ihren Stillleben, Porträts und Blumenbildern entwickelte sie jedoch eine individuelle und charakteristische Bildsprache.[2]

Leben

Binia Bill wurde im Züricher Stadtteil Fluntern als jüngste von drei Töchtern der Eheleute Ferdinand Jakob Spoerri und Ida Spoerri-Gross geboren. Ab 1916 erhielt sie Cello-Unterricht bei Joachim Stutschewsky.[3] 1925/26 nahm sie an einem Studienaufenthalt in Paris teil, wo sie eine Celloausbildung an der École Normale de Musique bei Pau Casals und Diran Alexanian absolvierte und einen Abschluss mit Konzertdiplom als Cellistin machte. Sie besuchte Vorträge von Le Corbusier und machte die Bekanntschaft von Alfred Roth. 1928 nahm sie an einer Studienreise nach Süditalien teil und besuchte 1930 die Schule für Fotografie von Johannes Itten und die Fotoklasse bei Lucia Moholy in Berlin.

Am 22. Januar 1931 heiratete sie den Architekten und Künstler Max Bill. Am 2. Juli 1942 wurde ihr gemeinsamer Sohn Jakob Bill geboren, der später die Max, Binia + Jakob Bill Stiftung mit Sitz in Adligenswil gründete. Diese widmet sich seit Juni 1996  der Förderung der kunstwissenschaftlichen Forschung sowie der Verbreitung des umfangreichen Werks von Max, Binia und Jakob Bill.[3]

Von 1930 bis ca. 1942 war Binia Bill als freie Fotografin tätig und veröffentlichte ihre Aufnahmen in verschiedenen Publikationen, z. B. in der Zeitschrift Föhn.[4] Daneben hielt sie das künstlerische, architektonische und typografische Werk ihres Ehemannes Max Bill fest und arbeitete mit ihm für Werbeaufträge zusammen. Ab 1934 war sie Mitglied des Schweizerischen Werkbundes (SWB). Als passionierte Gartenliebhaberin war sie im Jahre 1968 massgeblich an der originalen Gartengestaltung des Hauses Bill in Zumikon beteiligt.[3]

Zeitlebens blieb Bill im Schatten ihres Mannes und geriet als Schweizer Künstlerin des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Erst nach ihrem Tod wurde sie mit der Ausstellung ihrer Fotografien im Aargauer Kunsthaus im Jahre 2004 in Aarau wiederentdeckt.[5]

Werk

Binia Bill veröffentlichte ihre Aufnahmen in verschiedenen Zeitschriften. Besonders hielt sie das künstlerische, architektonische und typografische Werk ihres Ehemannes Max Bill fest. Daneben entstand ein persönliches fotografisches Werk, das sie auf Reisen, bei Treffen mit Künstlerfreunden der Moderne und später im privaten Bereich kreierte.[2]

Ausgewählte Werke sind in der Publikation «Binia Bill – Fotografien»[6] sowie im eMuseum des Museums für Gestaltung Zürich und im Archiv der Zürcher Hochschule der Künste enthalten.

  • Marie-Ève (ca. 1931)[7]
  • Aussenansicht Wohnbedarf Zürich (1933)[8]
  • Lampe (ca. 1934)[9]
  • Sandblattpflanze (ca. 1934)[10]
  • Spielende Katzen (ca. 1934)[11]
  • Strauch im Schnee (ca. 1934)[12]
  • französischer Meerfriedhof I (o. J.)[13]

Auszeichnungen

  • 1935: 1. Aufmunterungspreis für Angewandte Kunst[4]
  • 1936: Silbermedaille der VI Triennale di Milano[4]

Ausstellungen

Einzelausstellungen

  • 1935: binia bill fotos. pflanzen / tiere / menschen / erde/ wasser / luft. Haus Ciné Nord-Süd in Zürich

Postum

  • 2004: Binia Bill – Fotografien 1930 – 1942. Aargauer Kunsthaus in Aarau

Gruppenausstellungen

  • 1936: VI Triennale di Milano
  • 1937: V Salone internazionale di fotografia artistica fra dilettanti. Circolo degli artisti in Turin
  • 1980: Surrealismus und Neue Sachlichkeit in der Schweiz. Kunst Museum Winterthur

Postum

Quellen (wenn nicht anders angegeben)[6]

Literatur

  • Binia Bill – Fotografien. Scheidegger und Spiess, Zürich 2004, ISBN 3-905004-22-4.
  • Formes nues 1935: 96 photos de: Alban, Albin-Guillot, Binia Bill etc. Forme, Éditions d’Art Graphique et Photographique, Paris 1935.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Binia Bill. In: SikartVorlage:SIKART/Lemma nicht angegeben.
  2. a b Binia Bill – Fotografien. In: lesestoff.ch. Abgerufen am 17. September 2022.
  3. a b c Binia Bill. Website der Max, Binia + Jakob Bill Stiftung, abgerufen am 17. September 2022.
  4. a b c d e Bill, Binia. In: Fotostiftung Schweiz. Abgerufen am 17. September 2022.
  5. Esther Unterfinger: Viele Schweizer Künstlerinnen gingen vergessen – zu Unrecht. In: SWI swissinfo.ch. 5. Juni 2019, abgerufen am 17. September 2022.
  6. a b Hella Nocke-Schrepper, Jakob Bill, Ernst Scheidegger, Beat Wismer: Binia Bill – Fotografien. Scheidegger und Spiess, Zürich 2004, ISBN 3-905004-22-4.
  7. Marie-Ève. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  8. Aussenansicht Wohnbedarf Zürich. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  9. Lampe. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  10. Sandblattpflanze. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  11. Spielende Katzen. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  12. Strauch im Schnee. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.
  13. französischer Meerfriedhof I. In: Museum für Gestaltung Zürich, Archiv Zürcher Hochschule der Künste. Abgerufen am 17. September 2022.