Blei(IV)-chlorid

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Strukturformel
Strukturformel von Blei(IV)-chlorid
Allgemeines
Name Blei(IV)-chlorid
Summenformel PbCl4
Kurzbeschreibung

gelbe, ölige Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 13463-30-4
PubChem 123310
Eigenschaften
Molare Masse 349,012 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

3,18 g·cm−3 (bei 0 °C)[2]

Schmelzpunkt

−15 °C[1]

Siedepunkt

thermische Zersetzung: 50 °C[1]

Löslichkeit

in Wasser Hydrolyse[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[5] ggf. erweitert[4]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 360Df​‐​332​‐​302​‐​373​‐​410
P: ?
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

329,3 kJ·mol−1 [6]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Blei(IV)-chlorid ist eine chemische Verbindung der Elemente Blei und Chlor. Die Substanz ist bei Raumtemperatur eine unbeständige, gelbe, ölige und an der Luft rauchende Flüssigkeit, die oberhalb von 50 °C zu Blei(II)-chlorid und Chlor zerfällt. Die PbCl4-Moleküle besitzen – analog zu organischen Verbindungen – eine tetraedrische Struktur.

Gewinnung und Darstellung

Blei(IV)-chlorid lässt sich durch Behandlung von Blei mit Chlorgas oder durch Umsetzung von Blei(IV)-oxid mit konzentrierter Salzsäure herstellen:[1]

Eine weitere Möglichkeit der Herstellung ist, umgekehrt zur Zersetzungsreaktion Blei(II)-chlorid mit Chlorgas umzusetzen. Dies gelingt allerdings nur über den Hexachlorokomplex. Daher wird zuerst in eine (eisgekühlte) Suspension von PbCl2 in konzentrierter Salzsäure Chlorgas eingeleitet und anschließend mit Ammoniumchlorid zitronengelbes Ammoniumhexachloroplumbat (NH4)2[PbCl6] ausgefällt. Durch Eintragen in konzentrierte Schwefelsäure scheidet sich PbCl4 ab, da dieses in Schwefelsäure unlöslich ist.[3]

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Kristallographische Daten (bei 150 K)[7]
Kristallstruktur Elementarzelle von PbCl4 bei 150 K
Kristallstruktur von PbCl4 bei 150 K
Kristallsystem monoklin
Raumgruppe I2/a (Nr. 15, Stellung 7)Vorlage:Raumgruppe/15.7
Gitterparameter
(Elementarzelle)
a = 1054,2 pm
b = 535,9 pm
c = 1195,8 pm
 
β = 115,83°
 
Zahl (Z) der
Formeleinheiten
Z = 4

Chemische Eigenschaften

Bei Blei(IV)-chlorid handelt es sich, wie bei allen anderen Blei(IV)-Verbindungen, um ein starkes Oxidationsmittel.[1]

In Wasser hydrolysiert das Blei(IV)-chlorid rasch zu Blei(IV)-oxid und Chlorwasserstoff:[6]

In Verbindung mit wenig Wasser bildet sich ein Hydrat unbekannter Zusammensetzung; mit wenig kaltem Chlorwasserstoff erhält man eine feste, kristalline Hexachloroblei(IV)-säure H2[PbCl6].[8]

Oberhalb von 100 °C erfolgt ein explosionsartiger Zerfall unter Disproportionierung zu Blei(II)-chlorid und Chlor.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1015–1016.
  2. Jean D'Ans, Ellen Lax, Roger Blachnik: Taschenbuch Für Chemiker und Physiker: Band 3: Elemente, Anorganische Verbindungen und Materialien, Minerale. 4. Auflage, Springer, 1998, ISBN 978-3-540-60035-0, S. 658.
  3. a b L. Kolditz: Anorganische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1983, S. 406.
  4. Eintrag zu Bleiverbindungen in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. Januar 2017. (JavaScript erforderlich)
  5. Nicht explizit in Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag lead compounds with the exception of those specified elsewhere in this Annex im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  6. a b Pradyot Patnaik: Handbook of inorganic chemicals. McGraw-Hill Professional, 2002, ISBN 978-0-07-049439-8, S. 480–481.
  7. I. J. Maley, S. Parsons, C. R. Pulham: Lead(IV) chloride at 150 K, in: Acta Crystallographica, 2002, Nr. E 58, S. i79–i81; doi:10.1107/S1600536802015064.
  8. H. T. Vulte: Laboratory Manual of Inorganic Preparations. Read Books, 2007, ISBN 978-1-4086-0840-1, S. 40.
  9. Bretherick’s Handbook of Reactive Chemical Hazards, edited by P.G. Urben, 6th Edition, Butterworth/Heinemann 1999, ISBN 0-7506-3605-X