Bad Bleiberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bleiberger Graben)
Marktgemeinde
Bad Bleiberg
Wappen Österreichkarte
Wappen von Bad Bleiberg
Bad Bleiberg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Kärnten
Politischer Bezirk: Villach-Land
Kfz-Kennzeichen: VL
Fläche: 44,81 km²
Koordinaten: 46° 37′ N, 13° 41′ OKoordinaten: 46° 37′ 27″ N, 13° 41′ 16″ O
Höhe: 902 m ü. A.
Einwohner: 2.176 (1. Jän. 2022)
Bevölkerungsdichte: 49 Einw. pro km²
Postleitzahlen: 9530, 9531
Vorwahlen: 0 42 44
Gemeindekennziffer: 2 07 05
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Bad Bleiberg 49
9530 Bad Bleiberg
Website: www.bad-bleiberg.gv.at/
Politik
Bürgermeister: Christian Hecher (ULB – Unabhängige Liste Bleiberger Tal)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021)
(19 Mitglieder)
12
4
2
1
12 
Insgesamt 19 Sitze
  • Unabhängige Liste Bleiberger Tal: 12
  • SPÖ: 4
  • FPÖ: 2
  • ERDE: 1
Lage von Bad Bleiberg im Bezirk Villach-Land

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
Bad Bleiberg um 1908 gegen Süden mit dem Dobratsch im Hintergrund
Datei:Bleiberg-Nötsch.JPG
Blick auf Bleiberg-Nötsch

Die Marktgemeinde Bad Bleiberg (Slowenisch: Plajberk pri Beljaku) ist ein Kurort mit 2176 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Villach-Land in Kärnten.

Geographie

Bad Bleiberg liegt im Bundesland Kärnten westlich von Villach in einem Hochtal zwischen dem Dobratsch und dem Bleiberger Erzberg. Nachbargemeinden sind, beginnend im Norden im Uhrzeigersinn: Paternion, Weißenstein, Villach, Arnoldstein, Nötsch im Gailtal und Sankt Stefan im Gailtal.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde mit den beiden Katastralgemeinden Bleiberg (Plajberk) und Kreuth umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2022[1]):

  • Bad Bleiberg (466)
  • Bleiberg-Kreuth (844)
  • Bleiberg-Nötsch (599)
  • Hüttendorf (209)
  • Kadutschen (58)

Nachbargemeinden

Paternion Weißenstein
Sankt Stefan im Gailtal (HE) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Villach (VI)
Nötsch im Gailtal Arnoldstein

Geschichte

Die Geschichte Bleibergs wurde überwiegend vom Blei- und Zinkbergbau geprägt. 1007 übertrug König Heinrich II. das gesamte Gebiet um Villach einschließlich Bleiberg dem Bistum Bamberg. Die erste urkundliche Erwähnung als Pleyberg stammt aus dem Jahr 1333.

Im heutigen Gemeindegebiet wurden seit dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts Blei und Zink abgebaut. Im 16. Jahrhundert zählten die Fugger zu den Betreibern, die ihr Erz in der Arnoldsteiner Fuggerau für die Saigerung von Silber verwendeten.[2] 1556 schilderte Georgius Agricola das Kärnthner Verfahren der Bleiverhüttung. 1717 nahmen Bleiberger Knappen an der Belagerung von Belgrad teil. Prinz Eugen verlieh ihnen als Anerkennung eine Fahne, die heute als älteste Knappenfahne der Welt gilt. Sie ist im Bad Bleiberger Bergbaumuseum Terra Mystica zu besichtigen. 1759 erwarb Maria Theresia die bis dahin bambergischen Besitzungen. Im St.-Oswaldi-Stollen bei Bleiberg wurde im Jahre 1780 ein seltenes Kalkgestein, der sogenannte Bleiberger Muschelmarmor entdeckt und von Franz Xaver von Wulfen erstmals beschrieben. Aus diesem farbenreich schillernden Gestein wurden seinerzeit zahlreiche Schmuckgegenstände angefertigt.

Am 23. Februar 1879 starben durch Niedergang einer Lawine bis ins Ortszentrum 39 Einwohner.

Die Ortsgemeinde Bleiberg hatte sich im Jahr 1850 konstituiert, 1930 wurde sie aufgrund der überregionalen Bedeutung zur Marktgemeinde erhoben.

1893 wütete ein Großbrand in Bleiberg und zerstörte einen Großteil der Archivalien der ehemaligen Gewerke.

1867 wurde die Bleiberger Bergwerks Union (BBU) gegründet. Bis dahin wurde der Bergbau von verschiedenen Gewerken betrieben. Im und nach dem Ersten Weltkrieg erreichte der Bergbau einen Höhepunkt. 1931 wurde der Abbau jedoch bedingt durch die Weltwirtschaftskrise für ein Jahr stillgelegt. 1946 wurde die BBU verstaatlicht.

Am 9. März 1951 kam es im Stollen eines Hoffnungsbaues in 641 Meter unter Tage zu einem Wassereinbruch ungeheuren Ausmaßes (2800 l/sek). Diese Thermalquelle mit 27 °C ist mit Spurenelementen und Mineralien, insbesondere Natrium und Magnesium, angereichert. 1967 wurde ein Thermalbad errichtet, das sich bald großer Beliebtheit erfreute.

1978 wurde der Gemeinde das Prädikat Bad verliehen.

1993 wurde der Blei- und Zinkabbau eingestellt. Ein Teil der ehemaligen Stollen wird heute als Schaubergwerk Terra Mystica und Schaubergwerk Terra Montana genutzt. Der Friedrich- und der Thomasstollen wurden erweitert und werden als Heilstollen (99 % Luftfeuchtigkeit, 8 °C) genutzt.

2014 wurde das Thermalbad, das sanierungsbedürftig und dessen Betrieb für die Gemeinde und den Tourismusverband unwirtschaftlich geworden war, geschlossen und es stand zunächst leer.[3] 2018 verkaufte die Gemeinde das Thermalbad an die HUMANOMED Gruppe, die einen Abriss und Neubau als Therapiezentrum ankündigte.[4] Auf der einen Seite freute sich die Gemeinde über den Verkauf der seit Jahren leer stehenden Therme an die Humanomed Gruppe. Auf der anderen Seite musste die Gemeinde die Abrisskosten tragen. Für Bad Bleiberg dürfte es ein 250.000 Euro schweres Minusgeschäft werden.[5] 2019 wurde das Thermalbad abgerissen.

Bevölkerung

Ende des 18. Jahrhunderts hatte Bleiberg 4000 Einwohner.

Die Gemeinde Bad Bleiberg hat 2.753 Einwohner (2001), davon besitzen 95,8 % die österreichische, 1,9 % die bosnische und 1,1 % die deutsche Staatsbürgerschaft. Als Umgangssprache geben 97,2 % Deutsch und 0,1 % Slowenisch an.

66,2 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen und 24,2 % zur evangelischen Kirche, 1,6 % sind islamischen Glaubens und 4,2 % ohne religiöses Bekenntnis.

Bevölkerungsentwicklung

<timeline> Colors=

 id:lightgrey value:gray(0.9)
 id:darkgrey  value:gray(0.7)
 id:sfondo value:rgb(1,1,1)
 id:barra value:rgb(0.6,0.7,0.8)

ImageSize = width:650 height:300 PlotArea = left:50 bottom:50 top:30 right:30 DateFormat = x.y Period = from:0 till:4250 TimeAxis = orientation:vertical AlignBars = justify ScaleMajor = gridcolor:darkgrey increment:500 start:0 ScaleMinor = gridcolor:lightgrey increment:100 start:0 BackgroundColors = canvas:sfondo

BarData=

 bar:1869 text: 1869
 bar:1880 text: 1880
 bar:1890 text: 1890
 bar:1900 text: 1900
 bar:1910 text: 1910
 bar:1923 text: 1923
 bar:1934 text: 1934
 bar:1939 text: 1939
 bar:1951 text: 1951
 bar:1961 text: 1961
 bar:1971 text: 1971
 bar:1981 text: 1981
 bar:1991 text: 1991
 bar:2001 text: 2001
 bar:2011 text: 2011
 bar:2021 text: 2021

PlotData=

 color:barra width:25 align:left
 bar:1869 from:0 till: 4061 
 bar:1880 from:0 till: 3848 
 bar:1890 from:0 till: 3605 
 bar:1900 from:0 till: 3435 
 bar:1910 from:0 till: 3367 
 bar:1923 from:0 till: 2923 
 bar:1934 from:0 till: 3270 
 bar:1939 from:0 till: 3226 
 bar:1951 from:0 till: 3771 
 bar:1961 from:0 till: 3958 
 bar:1971 from:0 till: 3771 
 bar:1981 from:0 till: 3442 
 bar:1991 from:0 till: 3141 
 bar:2001 from:0 till: 2753 
 bar:2011 from:0 till: 2404
 bar:2021 from:0 till: 2190 

PlotData=

 bar:1869 at: 4061 fontsize:S text: 4.061 shift:(-10,5)
 bar:1880 at: 3848 fontsize:S text: 3.848 shift:(-10,5)
 bar:1890 at: 3605 fontsize:S text: 3.605 shift:(-10,5)
 bar:1900 at: 3435 fontsize:S text: 3.435 shift:(-10,5)
 bar:1910 at: 3367 fontsize:S text: 3.367 shift:(-10,5)
 bar:1923 at: 2923 fontsize:S text: 2.923 shift:(-10,5)
 bar:1934 at: 3270 fontsize:S text: 3.270 shift:(-10,5)
 bar:1939 at: 3226 fontsize:S text: 3.226 shift:(-10,5)
 bar:1951 at: 3771 fontsize:S text: 3.771 shift:(-10,5)
 bar:1961 at: 3958 fontsize:S text: 3.958 shift:(-10,5)
 bar:1971 at: 3771 fontsize:S text: 3.771 shift:(-10,5)
 bar:1981 at: 3442 fontsize:S text: 3.442 shift:(-10,5)
 bar:1991 at: 3141 fontsize:S text: 3.141 shift:(-10,5)
 bar:2001 at: 2753 fontsize:S text: 2.753 shift:(-10,5)
 bar:2011 at: 2404 fontsize:S text: 2.404 shift:(-10,5)
 bar:2021 at: 2190 fontsize:S text: 2.190 shift:(-10,5)

TextData=

 fontsize:S pos:(20,20)
 text:"Quelle: Statistik Austria"

</timeline>

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Bleiberger Knappenkultur

Die Bleiberger Knappenkultur wurde 2010 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich der UNESCO aufgenommen. Seit Schließung des Bergbaues im Jahre 1992 bemühen sich großteils private Initiativen um den Erhalt und die Weitergabe des damit verbundenen Kulturerbes, wie der Bergmannsprache, den noch vorhandenen alten Schrämstollen, dem Bleiberger Knappenspiel, der Barbaramesse, dem „Ledersprung“, und weiteren erhaltenswerten Besonderheiten.[6]

Klettersteige

Die Klettersteige Bad Bleiberg in der Traninger Wand besitzen alle Schwierigkeitsgrade (A–E) und gewähren einen Ausblick über ganz Bad Bleiberg.

Wirtschaft und Infrastruktur

Laut Arbeitsstättenzählung 2001 gibt es 93 Arbeitsstätten mit 437 Beschäftigten in der Gemeinde sowie 767 Auspendler und 166 Einpendler. Es gibt 31 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 5 im Haupterwerb), die zusammen 976 ha bewirtschaften (1999).

Die Verkehrserschließung erfolgt über die Landesstraße L 35.

Thermalquelle

Die erste offizielle Analyse der Thermalwasser erfolgte 1952. Es wurde als akratische uranhaltige Calcium-, Magnesium-, Hydrocarbonat-Thermquelle oder kurz eine uranhältige Akrotherme eingestuft. Bei Kurheilverfahren findet es Anwendung bei Krankheiten der Gelenke, Wirbelsäule, des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislauf-Systems. Der Ursprung des Thermalwassers liegt in 3.600 Metern Tiefe. 1962 wurde am Franz-Josef-Stollen eine Pumpstation errichtet, mit der das Thermalwasser über eine isolierte Leitung zum Rudolf-Hauptschacht gepumpt und durch diesen 264 Meter hinauf zu Tage gefördert wird.[7]

Bioenergieanlage

Datei:BadBleiberg01 Bioenergie.jpg
Das Nahheizwerk beim Thermenpark

Im Jahr 2013 wurde neben dem Sportplatz ein Bioenergiewerk in Betrieb genommen, das vor allem die Betriebe im nahen Thermenpark mit Nahwärme versorgt. Zur Energiegewinnung werden regionales Waldhackgut und seit 2017 auch Holzpellets verwendet.[8]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus 19 Mitgliedern. Bei den Gemeinderatswahlen 2021 verteilten sich die Mandate wie folgt:[9]

  • 12 ULB (Unabhängige Liste Bleiberger Tal)
  • 4 SPÖ
  • 2 FPÖ
  • 1 Erde

Bürgermeister

  • bis 2015 Gottfried Gunnar Illing (ULB)
  • seit 2015 Christian Hecher (ULB)[10]

Wappen

Im Gemeindewappen nimmt im hinteren Teil das Bleizeichen, teilweise überlegt vom Gezähe (Schlägel und Eisen), auf die Bergbauvergangenheit Bezug, in der vorderen Hälfte stehen Quellen, Brunnenschale und Wasserstrahlen für die Thermalquellen. Die Blasonierung des Wappens, das der Gemeinde am 28. September 1967 verliehen wurde, lautet:

„Gespaltener Schild. Vorn in Blau über schwarzem Fuß ein silberner Springbrunnen: Aus einer silbernen, durch eine zweiwurzelige silberne Wasserader gespeiste Brunnenschale, deren Oberkante die Teilungslinie bildet, steigt senkrecht ein silberner Wasserstrahl auf, der in der Höhe nach links und dann nach rechts gespalten und wieder rückläufig ist. Hinten in Grün ein goldenes Bleizeichen, dessen Schenkel von einem goldenen Bergmannzeichen überlegt sind.“[11]

Die Fahne trägt die traditionellen Bergmannsfarben Schwarz-Weiß-Grün mit eingearbeitetem Wappen.

Partnergemeinde

Partnergemeinde von Bad Bleiberg ist Pradamano in der Region Friaul-Julisch Venetien, Italien.[12]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten

  • Luis Fuchs (* 1944), Politiker (ÖVP), Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und zum Gemeinderat von Bad Bleiberg
  • Matthias Maierbrugger (1913–1991), Heimatforscher und Volksschullehrer in Bleiberg
  • Michaela Zwerger (* 1966), Weltmeisterin im Berglauf Klasse W55, 2021[13]

Weblinks

Commons: Bad Bleiberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2022 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2022) (ODS)
  2. Götz von Pölnitz: Jakob Fugger, Band 2. S. 34–38, abgerufen am 15. Juli 2010.
  3. kaernten.orf.at, 4. Dezember 2013
  4. Gemeinderat beschloss Abriss der alten Therme. In: Kleine Zeitung Kärnten. 18. Dezember 2018, abgerufen am 31. Dezember 2018.
  5. kaernten.orf.at/31.12.2018
  6. Bleiberger Knappenkultur (Memento vom 2. Mai 2015 im Internet Archive). nationalagentur.unesco.at
  7. www.meinbezirk.at, 8. Juli 2016
  8. Bioenergie Bad Bleiberg, Projektbeschreibung des Betreibers Astra BioEnergie GmbH, zuletzt aktualisiert 2020, abgerufen am 14. August 2020
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2021 in Bad Bleiberg. Amt der Kärntner Landesregierung, 28. Februar 2021, abgerufen am 15. April 2022.
  10. Bürgermeisterwahl 2015. Land Kärnten, abgerufen am 29. November 2020.
  11. zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 52
  12. Partnergemeinde. Abgerufen am 29. November 2020 (deutsch).
  13. Michaela Zwerger: Weltmeistertitel im Berglauf! | KLV. Kärntner Leichtathletik Verband, abgerufen am 10. September 2021.