Borotice nad Jevišovkou
Borotice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Znojmo | |||
Fläche: | 1206[1] ha | |||
Geographische Lage: | 48° 51′ N, 16° 15′ O | |||
Höhe: | 197 m n.m. | |||
Einwohner: | 442 (1. Jan. 2021)[2] | |||
Postleitzahl: | 671 65 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Božice – Lechovice | |||
Struktur | ||||
Status: | Gemeinde | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Zdeněk Bobok (Stand: 2020) | |||
Adresse: | Borotice 71 671 78 Jiřice u Miroslavi | |||
Gemeindenummer: | 593800 | |||
Website: | www.borotice.cz |
Borotice (deutsch Borotitz) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zwölf Kilometer westlich von Hrušovany nad Jevišovkou und gehört zum Okres Znojmo.
Geographie
Borotice befindet sich am rechten Ufer der Jevišovka in der Thaya-Schwarza-Senke und bildet mit Filipovice ein geschlossenes Siedlungsgebiet.
Nachbarorte sind Čejkovice und Břežany im Nordosten, Pravice im Osten, Mlýnské Domky und České Křídlovice im Südosten, Sídliště Formoza und Valtrovice im Süden, Krhovice und Hodonice im Südwesten sowie Práče und Lechovice im Nordwesten. Der Ort ist als ein Platzdorf angelegt.
Geschichte
Im 11. bis 13. Jahrhundert kam es zu einer großen Siedlungsbewegung von West nach Ost. Mähren wurde von 1031 bis 1305 von der Dynastie der Přemysliden regiert. Um größere Gebiete landwirtschaftlich zu nutzen und damit höhere Erträge zu erzielen, bewarben sie die Kolonisten zum Beispiel mit zehn Jahre Steuerfreiheit (deutsches Siedlerrecht). Bis zum Jahre 1150 wurde das Gebiet um Mikulov (Nikolsburg) und Znojmo (Znaim) von deutschen Einwanderern aus Niederösterreich besiedelt. Die Anlage des Dorfes sowie die ui-Mundart, die bis 1945 gesprochen wurde, bekunden, dass sie ursprünglich aus den bairischen Gebieten der Bistümer Regensburg und Passau stammten. Sie brachten neue landwirtschaftliche Geräte mit und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.[3][4][5][6][7]
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1225 als „Boroticz“. Die heute bekannte Schreibweise des Ortes existiert bereits seit dem Jahre 1283. Anfangs schrieb man den Ort mit dem Zusatz „Mährisch-“, was aber bald verschwand, da die namensgleiche Ortschaft „Deutsch-Borotitz“ im Jahre 1525 verödete.[8]
Das Dorf gehörte ab dem 14. Jahrhundert teilweise zum Kloster Bruck. Das Stift erhielt den größten Teil des Ortes 1362 von Benedict von Borotitz gegen jährlich abzuhaltende Seelenmessen. Im Jahre 1519 wurden Borotitz und Grillowitz gegen Rausenbruck getauscht. Der neue Besitzer, Sebastian von Weitmühl, vereinigte Borotitz mit der Herrschaft Grusbach.[9]
Im Jahre 1605 drangen Truppen aus Siebenbürgen unter dem Fürsten Bocskaj in Mähren ein und plünderten im Mai Borotitz. Während des darauf folgenden Dreißigjährigen Krieges verödete die Ortschaft durch Plünderungen und Verwüstungen vollständig. Ab 1660 gehört Borotitz wieder zur Herrschaft des Klosters Bruck. Erst im Jahre 1671 holte der Abt des Klosters Bruck neue Siedler in den Ort. Diese kamen meist aus der nahe gelegenen Ortschaft Lechwitz. Ab dem Jahre 1785, in welchem das Kloster Bruck aufgelöst worden ist, gehörte Philippsdorf als Ortsteil zu Borotitz.[10] In Philippsdorf wurden am Ende des 19. Jahrhunderts unterirdische Räume entdeckt. Diese dürften von den Bewohner bei Notzeiten als Versteck für Nahrungsmittel und andere Habseligkeiten benutzt worden sein – das letzte Mal nachweislich während der Revolutionskriege in den Jahren 1805 und 1809.[11]
Um das Jahr 1900 wurde bei Borotitz ein archäologischer Fund aus der Bronzezeit in der Aunjetitzer Kultur gehoben. Hierbei handelte es sich um aus glatten Bronzeblechstreifen bestehende Manschetten. Dieser Fund ist heute unter dem Namen „Borotitzer Armmanschetten“ bekannt.[12]
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Vertrag von Saint-Germain, 1919,[13] erklärte den Ort, der ausschließlich von Deutschsüdmährern bewohnt war, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit entstanden im ganzen Lande Spannungen zwischen den Volksgruppen. Da bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der von Sudetendeutschen (später verwendeter Überbegriff) bewohnten Randgebiete an Deutschland. Im Münchner Abkommen[14] wurde dies geregelt. Somit wurde Borotitz mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[9]
Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort 47 Gefallene beziehungsweise Vermisste zu beklagen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Borotitz wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Durch militante Tschechen folgten schwere Exzesse gegen die deutsche Bevölkerung, sodass viele über die nahe Grenze nach Österreich geflohen sind. Zwischen dem 9. Juli und dem 18. September 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 228 Deutschsüdmährern nach Westdeutschland.[15] Eine Familie konnte im Ort verbleiben. Das Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche durch das Beneš-Dekret 131 liquidiert und die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Von den in Österreich befindlichen Ortsbewohnern wurden ca. 50 %, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Alliierten, nach Deutschland weiter transferiert.[16] Die Ortschaft wurde später neu besiedelt.
Die Matriken wurden von 1663 bei Grillowitz und ab 1858 bei Lechwitz geführt.[17]
Einwohnerentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 755 | 755 | 0 | 0 |
1890 | 726 | 725 | 1 | 0 |
1900 | 790 | 778 | 12 | 0 |
1910 | 833 | 833 | 0 | 0 |
1921 | 759 | 739 | 14 | 6 |
1930 | 741 | 719 | 15 | 7 |
Gemeindegliederung
Für die Gemeinde Borotice sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Borotice gehört die Ansiedlung Filipovice (Philippsdorf).
Sehenswürdigkeiten
- Dorfkapelle des hl. Wenzel (1865)
- Kriegerdenkmal
Literatur
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Borotitz s.38, C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0.
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, Borotitz s. 3,Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X.
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 279 (Borotitz).
Weblinks
- Geschichte von Borotice
- Historie des Ortes von Gerd Hanak (PDF; 91 kB)
- Kulturdatenbank der Heimatvertriebenen
Einzelnachweise
- ↑ Obec Borotice: podrobné informace, uir.cz
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- ↑ http://www.planet-wissen.de/kultur/mitteleuropa/geschichte_tschechiens/pwiedeutscheintschechien100.html
- ↑ Joachim Rogall: Deutsche und Tschechen: Geschichte, Kultur, Politik Verlag C.H.Beck, 2003. ISBN 3-406-45954-4. Geleitwort von Václav Havel. Kapitel: Die Přemysliden und die deutsche Kolonisierung S33 f.
- ↑ Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Universität Giessen (Hrsg.): Sudetendeutsches Wörterbuch Bd. 1, 1988, Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-54822-8
- ↑ Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
- ↑ Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren, 1836, S. 358
- ↑ a b Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z,2009
- ↑ Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band II, S. 137, S. 161
- ↑ Anthropologische Gesellschaft in Wien: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 16, 1886, S. 167
- ↑ Reclams Archäologieführer Österreich und Südtirol, Stuttgart, 1985 S. 155
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919–1989 , Amaltea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
- ↑ Milan Churaň: Potsdam und die Tschechoslowakei, 2007. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher E.V. ISBN 978-3-9810491-7-6
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 279 f. (Borotitz).
- ↑ Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 15. April 2011.
- ↑ Josef Bartoš, Jindřich Schulz, Miloš Trapl: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960. Band 9: Okresy Znojmo, Moravský Krumlov, Hustopeče, Mikulov. Profil, Ostrava 1984.