Brienz BE
BE ist das Kürzel für den Kanton Bern in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Brienz zu vermeiden. |
Brienz | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Interlaken-Oberhasli |
BFS-Nr.: | 0573 |
Postleitzahl: | 3855 |
Koordinaten: | 645117 / 178317 |
Höhe: | 574 m ü. M. |
Höhenbereich: | 563–2928 m ü. M.[1] |
Fläche: | 48,06 km²[2] |
Einwohner: | 3158 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 66 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
12,5 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Peter Zumbrunn (SVP) |
Website: | www.brienz.ch |
Brienz BE | |
Lage der Gemeinde | |
Brienz [briənt͡s][5], in der berneroberländischen Ortsmundart Briens [briəns],[6][7] ist eine Einwohnergemeinde im Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli des Schweizer Kantons Bern.
Name
Der Name Brienz, im Jahr 1146 erstmals als Briens bezeugt, hat sich aus dem keltischen Wort brigantion «Anhöhe» entwickelt. Er bezeichnete wahrscheinlich ursprünglich eine Ansiedlung auf dem heutigen Kirchhügel über dem See.[7]
Geographie
Die Gemeinde Brienz mit einer Fläche von 5492 ha liegt am Ufer des Brienzersees (Bahnhof 566 m ü. M.) und am Fusse des Brienzer Rothorns (2350 m ü. M.). Sie dehnt sich vom Brienzergrat im Norden über den tiefsten Punkt (Seespiegel 564 m ü. M.) bis zur höchsten Erhebung Schwarzhorn (2928 m ü. M.) südlich des Sees aus und grenzt an acht Nachbargemeinden sowie die Kantone Luzern und Obwalden.
Zur Gemeinde gehören fünf Alpweiden: Rotschalp (1698 m ü. M.), Planalp (1544 m ü. M.), Hinterburg (1530 m ü. M.), Axalp (1706 m ü. M.), Tschingelfeld (1767 m ü. M.)
Auf Rotschalp steht eine Messstation des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Davos auf einer Höhe von 1870 m ü. M.
Naturgefahren
Das Dorf liegt grösstenteils auf dem Schuttkegel des Trachtbachs. Schon nach einer Katastrophe 1870 war dessen Bachbett befestigt worden. Am Morgen des 23. August 2005 wurde das Dorf vom Alpenhochwasser 2005 durch den Trachtbach und den Glyssibach schwer beschädigt. Zwei Menschen kamen ums Leben, und es entstand ein grosser Sachschaden. Beim Trachtbach wurden als neue Schutzmassnahmen ein Schutzdamm oberhalb des Dorfes gebaut, die Brücke der Hauptstrasse wurde neu so gebaut, dass sie mittels Ketten seewärts verschoben werden kann, dadurch vergrössert sich der Querschnitt des Bachbettes massiv. Es ist geplant die obere Brücke längerfristig durch eine Furt zu ersetzen, in der Zwischenzeit wurde eine provisorische Brücke mit einem höheren Durchlass gebaut.
Der östlichste Bach ist der Lammbach. Dieser Bach verschüttete Kienholz im Jahr 1499 10 Meter hoch. Laut dem Heimatbuch sind dazu keine Einzelheiten bekannt.
Insgesamt bedrohten früher 7 Wildbäche das Dorf. Der Bachtalen wurde sogar «Brotbach» genannt: Immer wieder überschwemmte er die Strasse und so gab es bei der Räumung Arbeit und Verdienst. Der Mühlebach mit seinem markanten Wasserfall trat letztmals am 1. August 1922 über seine Ufer. Er schwemmte eine Strassenbrücke fort und floss durch den Bahntunnel.
In der Gemeinde gibt es bekannte Lawinenzüge, in alten Zeiten war viel Wald gerodet worden. Immer wieder gab es westlich von Brienz Schneelawinen bis zum See, zuletzt im Januar 2021.[8]
Wie schon in den vergangenen Jahrhunderten ist aus Brandschutzgründen das Rauchen im Freien bei Föhnwind untersagt.[9]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||||||
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Jahr | 1764 | 1850 | 1880 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | |||||||||||
Einwohner | 799 | 1'789 | 2'757 | 2'580 | 2'525 | 2'861 | 2'864 | |||||||||||
Jahr | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2020 | ||||||||||||
Einwohner | 2'796 | 2'759 | 2'849 | 2'956 | 3'060 | 3'158 |
Wirtschaft
Für Brienz sind der Tourismus und die Holzschnitzkunst von besonderer Bedeutung. Die Tradition der Brienzer Schnitzereien geht auf das Jahr 1816 zurück. Damals zwang eine Hungersnot die Menschen, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Geschickte Handwerker wie beispielsweise Christian Fischer (1790–1848) verstanden es, mit dem steigenden Tourismus auch den Verkauf von Holzskulpturen zu verbinden. Aus Gegenständen des täglichen Bedarfs wurden filigrane Kunstwerke entwickelt, die auf Weltausstellungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erfolgreich präsentiert wurden. Beispiele für Holzschnitzereien aus Brienz sind Tierskulpturen sowie Gebrauchsgegenstände mit Tierfiguren und die sogenannten Edelweiss-Möbelstücke.[10] Die Schule für Holzbildhauerei ist die einzige Institution in der Schweiz, in der das Holzbildhauerhandwerk erlernt werden kann. Sie wurde 1884 als Schnitzlerschule Brienz gegründet. Seit 1928 ist sie eine Fachschule und Lehrwerkstatt des Kantons Bern. Die 1944 gegründete Geigenbauschule Brienz ist die einzige Fachschule für Geigenbau in der Schweiz.
Immer am Mittwoch und Donnerstag der zweiten Woche im November findet der Briensermärt statt. Sein Ursprung reicht weit zurück, denn bereits 1626 erhielten die Brienzer die hochobrigkeitliche Bewilligung von Schultheiss und Rat der Stadt Bern, jährlich am Verenatag einen Markt abzuhalten. Eine Spezialität ist der quadratische Brienzer-Krapfen. Er wird mit Mus aus gedörrten Birnen und gehackten Baumnüssen gefüllt und mit Zucker und Zimt bestäubt.[11][12]
Verkehr
Brienz liegt an der Brünigbahn zwischen Interlaken und Luzern, die von der Zentralbahn betrieben wird. Vom See her wird Brienz von der BLS Schifffahrt erschlossen. Die Brienz-Rothorn-Bahn fährt von Brienz auf das Brienzer Rothorn.
Von den Postautos werden folgende Strecken erschlossen: Brienz–Schwanden–Hofstetten, Brienz–Brünig, Brienz–Axalp. Seit 1988 besitzt Brienz einen Anschluss an die Autostrasse A8 (Ausfahrt Nr. 29).
Geschichte
Eine Besiedlung des Gebietes durch die Alemannen ist seit dem 7. Jahrhundert nachgewiesen. Brienz wird 1146 erstmals urkundlich erwähnt. Der am Ostrand des Dorfes gelegene Weiler Kienholz wurde 1353 Tagungsort Berns und der Eidgenossen.[13] Nach einer wechselvollen Geschichte wurde Brienz 1528 Teil des Kantons Bern.
In Brienz wurden die als «Königin der Schifferinnen» bekannt gewordene Elisabetha Grossmann und der Schriftsteller Heinrich Federer geboren.
Sehenswürdigkeiten
- Seepromenade entlang des Dorfes
- Fahrt mit der Brienz-Rothorn-Bahn auf das Brienzer Rothorn
- Schweizerisches Freilichtmuseum Ballenberg für ländliche Kultur
- verschiedene Holzschnitzereien
- Giessbach mit der ältesten Standseilbahn Europas und dem Grandhotel Giessbach
- Axalp oberhalb des Brienzersees
- Reservate: Giessbachfälle und ihre Umgebung, Jägglis Glunten (Alter Aarelauf)
- Denkmal des Mundartdichters Albert Streich
- Brunngasse
- Wildpark oberhalb des Bahnhofes
- Zu den Sehenswürdigkeiten zählt auch der Brienzer Märt. 1626 erhielt Brienz die Bewilligung, alljährlich einen Markt durchzuführen. Dieser wurde zunächst am Verenentag (1. September) abgehalten. 1627 verlegte man den Markt auf den 7. September und 1761 auf den zweiten Mittwoch im November.
Persönlichkeiten
- Elisabetha Grossmann (1795–1858), Schifferin auf dem Brienzersee
- Oswald Wirth (1860–1943), Ministerialbibliothekar in Paris und freimaurerischer Schriftsteller
- Heinrich Federer (1866–1928), Heimatschriftsteller
- Paul Wyss (1875–1952), Maler, Zeichner, Grafiker und Kunstgewerbelehrer
- Hans Huggler-Wyss (1877–1947), Holzbildhauer
- Gottlieb Franz Schneiter (1884?–1958), Turbinenbauer und Unternehmer in Škofja Loka
- Arnold Huggler (1894–1988), Bildhauer
- Albert Streich (1897–1960), Mundartdichter
- Arthur Gander (1909–1981), Präsident der Fédération Internationale de Gymnastique[14]
- Peter Heusser (* 1950), Mediziner und Hochschullehrer
- Marc A. Trauffer (* 1979), Mundart-Popsänger und Unternehmer
- Ilira Gashi (* 1994), Sängerin und Songwriterin
Literatur
- Anne-Marie Dubler: Brienz (BE). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ernst Buri: Heimatbuch Brienz. Verlag Paul Haupt, Bern 1999.
- Peter Michel, Ruedi Perren-Roesti, Rudolf Perren-Zurflüh, Peter Wälti: Brienz – Neubearbeitung des Heimatbuchs Brienz (1999), Ausgabe 2011. Hrsg. von Gemeinderat und Einwohnergemeinde Brienz. Brienz 2011. Online (PDF).
Weblinks
- Website der Gemeinde Brienz
- Brienzer Dorfgeschichte, Website der Burgergemeinde Brienz
- Burgergemeinde Brienz
Einzelnachweise
- ↑ BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- ↑ Hans Bickel, Christoph Landolt: Duden. Schweizerhochdeutsch. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2012, S. 88; Bruno Boesch: Die Aussprache des Hochdeutschen in der Schweiz. Eine Wegleitung. Hrsg. im Auftrag der Schweizerischen Siebs-Kommission. Spiegel, Zürich 1957, S. 25 und 36.
- ↑ Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band V 1b.
- ↑ a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 186.
- ↑ Strasse und Bahn bis auf Weiteres gesperrt. In: Der Brienzer, 14. Januar 2021.
- ↑ http://www.feuerwehr-brienz.ch/dl.php/de/5a73304ba05d4/Foehnflyer.pdf
- ↑ Über Brienzer Schnitzereien (Memento des Originals vom 18. September 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , auf der Website artfour.com
- ↑ Franziska Zaugg: Altes Oberländer Rezept gefunden – Brienzer Krapfen. In: Berner Zeitung, 17. Mai 2010
- ↑ Brienzer Krapfen auf der Website Kulinarisches Erbe der Schweiz
- ↑ Jubiläum Bern 2003.ch – Bern 650 Jahre in der Eidgenossenschaft: Der 6. März 1353 im historischen Rückblick. Medienmitteilung, 6. März 2003, abgerufen am 23. Januar 2021
- ↑ 1963 — Dal padiglione Conza alle Olimpiadi di Tokyo (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/