Buch Rut
כְּתוּבִים Ketuvim („Schriften“) | |
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סִפְרֵי אמ״ת | Sifre Emet („Bücher Emet“): |
תְּהִלִּים | Tehillim („Psalmen“) BHS |
אִיּוֹב | ʾIjov („Hiob“) BHS |
מִשְׁלֵי | Mischle („Sprichwörter“) BHS |
חֲמֵשׁ מְגִילּוֺת | chamesch Megillot („5 Rollen“): |
רוּת | Rut BHS |
שִׁיר הַשִּׁירִים | Schir haSchirim („Lied der Lieder“) BHS |
קֹהֶלֶת | Kohelet („Prediger“) BHS |
אֵיכָה | ʾEcha („Klagelieder“) BHS |
אֶסְתֵּר | ʾEster BHS |
Übrige Schriften: | |
דָּנִיּאֵל | Daniel BHS |
עֶזְרָא | ʿEzra BHS |
דִּבְרֵי הַיָּמִים | Divre Hajamim („Chroniken“) BHS |
Die Ketuvim sind Teil des Tanach. Ihre
Inhalte sind Teil des Alten Testaments.
ֹּDas Buch Rut oder Ruth, hebräisch רוּת, ist ein Buch des Tanach und somit auch des Alten Testaments. Wie kein anderes biblisches Buch thematisiert es die soziale Realität für Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft des klassischen Altertums. Namensgebende Hauptperson ist eine Moabiterin. Diese hatte durch vorbildliches Verhalten und respektvolle Integration in die israelitische Kultur und Gesellschaft ein derart hohes Ansehen erlangt, dass sie als Urgroßmutter Davids und infolgedessen auch im Stammbaum Jesu aufgeführt wird. (vgl. Matthäus 1,5 Lut)
Im Judentum zählt das Buch Rut zu den fünf Megillot, den Festrollen, und wird in der Festtagsliturgie des jüdischen Wochenfestes gelesen. Dabei wird in Israel für die erste Weizenernte gedankt.
Gliederung und Bewertung
Die Aufnahme in den Kanon des Tanach erfolgte bei diesem Buch erst mit der Kanonifizierung der Ketuvim. Das „Fremdvölkermotiv“ (Rut, die Moabiterin) lässt viele Ausleger eine Abfassungszeit in nachexilischer Zeit vermuten.
Das Buch handelt um ca. 1000 vor Christus, zur Zeit der Richter in Israel. In der griechisch-lateinischen Überlieferung wird es demzufolge als Anhang des Buches der Richter betrachtet und vor den Büchern Samuels eingeordnet.
Der Masoretentext unterteilt das Buch in 85 Verse. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts (Stephen Langton) wird es in vier Kapitel unterteilt.
Der orthodoxe Rabbiner Israel Drazin sieht die Geschichte Ruts als Beispiel dafür, dass es für Nichtjuden damals leichter gewesen sei, als Angehörige des Volkes Israel anerkannt zu werden, als in der Gegenwart.[1] Laut der Mischna widerspricht die Anerkennung Ruts als Israelitin nicht 5. Mose 23,4 Lut, da sich diese Vorschrift nur auf die männlichen Moabiter beziehe.[2]
Personen
Bezeichnend für das Buch Rut ist der Gebrauch sprechender Eigennamen.
- Noomi („meine Wonne“), später Mara („Bittere“)
- Rut (unklar, vgl. Ruth (Name))
- Boas („in ihm ist Kraft / der Potente“)
- Elimelech („mein Gott ist König“)
- Machlon („Kränklicher“)
- Kiljon („Schwächlicher“)
- Orpa („die den Rücken Kehrende“)
- Obed („Diener / Knecht“)
- der anonyme Löser (im Hebräischen: „So und so“)
Inhalt
Das Buch Rut erzählt vom Schicksal einer jüdischen Familie, die wegen einer Hungersnot aus Bethlehem in Juda ins benachbarte Moab auswandern muss. Noomi (eine der Hauptgestalten der Novelle) und Elimelech ziehen mit ihren beiden Söhnen Machlon und Kiljon in die Fremde, wo bald danach Elimelech stirbt. Die Söhne heiraten zwei moabitische Frauen, Rut und Orpa (Rut 1,4 EU), bleiben aber kinderlos. Nachdem auch die Söhne gestorben sind, bleibt Noomi als verwitwete Frau mit ihren nun ebenfalls verwitweten Schwiegertöchtern allein zurück (Rut 1,5 EU).
Orpa bleibt daraufhin in Moab, Rut jedoch besteht darauf, mit ihrer Schwiegermutter nach Israel zu ziehen, obwohl sie dort als Moabiterin mit Zurückweisung zu rechnen hat. Rut antwortete: „Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun – nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Rut 1,16–17 EU)
In Israel sammelt Rut in der Nachlese Gerstenähren bei Boas, einem Verwandten von Noomi auf, was nach (Lev 19,9 EU) und (Lev 23,22 EU) Armen und Fremdlingen zustand. Boas bemerkt Rut, erkennt ihr außergewöhnliches Engagement für ihre Familie an (2,11ff.) und begünstigt sie. Daraufhin bekommt Rut von Noomi den Rat, sich nachts nach der Feldarbeit zu Boas zu legen. Boas verspricht Rut, sie zu heiraten. Es gibt jedoch noch einen anderen Verwandten, der gemäß dem Leviratsgesetz ebenfalls das Recht und die Pflicht hat, Rut zu heiraten. Da dieser ablehnt, löst Boas Rut aus und nimmt sie zur Frau. Rut gebiert ihm einen Sohn, den Obed, den Vater Isais und Großvater Davids.
Gedenktag der Hauptperson Rut
- evangelisch: 16. Juli im Kalender der Lutherischen Kirche – Missouri-Synode
- katholisch: 1. September
- orthodox: vorletzter Sonntag im Advent
Trivia
- Rut 1,16b EU (siehe oben) wird häufig als Trauspruch, auch für lesbische Frauen[3], gewählt.
- Im Stammbaum Jesu nach Mt 1,1ff EU ist Rut (Vers 5b) eine von fünf Frauen, die erwähnt werden. Neben ihr stehen: Tamar (Vers 3a), Rahab (Vers 5a), Batseba (Vers 6b) und Maria (Vers 16).
- Der Text wurde auch mit einigen inhaltlichen Ergänzungen verfilmt: The Story of Ruth (1960; dt. Titel „Das Buch Ruth“).
Literatur
Bibelkommentare:
- Irmtraud Fischer: Rut. Freiburg 2001.
- Melanie Köhlmoos: Rut. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-51244-9.
- Siegfried Kreuzer: Ruth. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1111–1115.
- Ulrich Müller: Heimat finden. Impulse aus dem Buch Rut. Neufeld-Verlag, Cuxhaven 2018, ISBN 978-3-86256-086-8.
- Mona West: The Book of Ruth: An Example of Procreative Strategies for Queers, Our Families, Our Values: Snapshots of Queer Kinship, Robert E. Goss and Amy Adams Squire Strongheart, eds., The Harrington Park Press, Binghamton, New York, 1997
- Hans-Georg Wünch: Rut. Die Ausländerin Gottes. Stuttgart 1998
- Yair Zakovitch: Das Buch Rut: Ein jüdischer Kommentar. Stuttgart 1999, ISBN 3-460-04771-2.
- Erich Zenger: Das Buch Ruth. (= Zürcher Bibelkommentare: AT; 8), Zürich 1986, 2. durchges. u. erg. Aufl. 1992, ISBN 3-290-14740-1.
- Ingeborg Lederer-Brüchner: Kommentare zum Buch Rut von Josef Kara, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-631-66474-2.
Roman-Adaptionen:
- Gerhard Fröhlich: Das Mädchen Ruth, die Moabiterin. Eine Familiengeschichte aus dem Land der Bibel. Schardt, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-89841-424-1.
- Francine Rivers: Eine Frau der Liebe – Ruth. Johannis-Verlag, 2002.
Weblinks
- Das Buch Rut (Rut 1 EU) in verschiedenen Übersetzungen lesen und vergleichen auf Bibleserver.com (z. B. Einheitsübersetzung, Luther 1984, Rev. Elberfelder und Neue Genfer Übersetzung), auch andere Sprachen.
- Irmtraud Fischer: Rut / Rutbuch. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Artikel in: M. Rösel, Bibelkunde des AT, 2007ff.
- Till Magnus Steiner: Das Buch Rut. Eine bodenständige, radikale Theologie, Kommentar zum gesamten Buch mit dem Text der revidierten Einheitsübersetzung, erschienen auf der Seite des Bibelprojekt des Erzbistum Kölns In Principio, 2019.
Anmerkungen
- ↑ Israel Drazin: Did Ruth Convert to Judaism?, Timesofisrael.com, 16. Mai 2018.
- ↑ Alexandru Mihăilă: The Conversion of the Foreigners between Ruth and Ezra-Nehemiah, in: Institutul Teologic Penticostal (Hg.), PLĒRŌMA. studii şi cercetări teologice, Bukarest 2011, S. 32–33.
- ↑ Diese Bibelstelle findet sich in mehreren Liturgien für die Segnung homosexueller, lesbischer Paare, z. B.
Segnung von Paaren in eingetragener Lebenspartnerschaft. Materialien für den Gottesdienst (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck), Kassel 2013, ISBN 978-3-89477-884-2, Seite 16;
Die Feier der Partnerschaftssegnung im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Für den gottesdienstlichen Gebrauch erarbeitet durch die Liturgische Kommission und herausgegeben von Bischof und Synodalvertretung, Alt-Katholischer Bistumsverlag, Bonn 2014, ISBN 9783934610-91-0, Seite 18;
jüdische Segnungs-Liturgie: B’rit Ahavah. Seder kiddushin l’zuggot chad-miniyyim/Covenant of Love. Service of Commitment for Same-Sex Couples, Reihe „liberal judaism“, London 2005, Seite 21.