Bumetanid

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Strukturformel
Strukturformel von Bumetanid
Allgemeines
Freiname Bumetanid
Andere Namen
  • Bumetanide
  • 3-Butylamino-4-phenoxy-5-sulfamoylbenzoesäure
  • PF1593
Summenformel C17H20N2O5S
Kurzbeschreibung

weißes, kristallines Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 28395-03-1
EG-Nummer 249-004-6
ECHA-InfoCard 100.044.534
PubChem 2471
ChemSpider 2377
DrugBank DB00887
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C03CA02

Wirkstoffklasse

Diuretikum

Eigenschaften
Molare Masse 364,4 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Schmelzpunkt

232–237 °C[3]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze [2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Bumetanid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Schleifendiuretika.

Synthese

In einem ersten Schritt wird das Sulfonylchlorid mit Ammoniak in das entsprechende Sulfonamid überführt. Die Umsetzung mit Natriumphenolat ergibt in einer nucleophilen Substitution den Biphenylether. Durch katalytische Hydrierung wird das Anilin erhalten, das dann mit Butanol zum sekundären Amin umgesetzt wird.[9]

Synthese von Bumetanid

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Bumetanid ist ein Inhibitor, es hemmt die Wirkung der Natrium-, Kalium- und Chlorid-Symporter (Na+-2Cl-K+-Cotransporters), die sich in den Nephronen im Thick Ascending Limb (TAL) an der Schnittstelle zwischen Henlescher Schleife mit den Nierenkanälchen (Tubuli) befinden.[10]

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Bumetanid beträgt bei oraler Einnahme etwa 90 %. Dreißig Minuten bis zwei Stunden nach der Gabe wird eine maximale Plasmakonzentrationen von 30 µg/l bei einer Dosis von 1 mg gemessen. Die Verstoffwechselung findet durch die Oxidation der N-Butyl-Seitenkette unter Bildung von alkoholischen Stoffwechselprodukten statt. Diese werden hauptsächlich als Glucuronide über den Urin und die Galle ausgeschieden und sind nicht wirkaktiv.

Bumetanid hat eine Plasmahalbwertszeit von 60 bis 90 Minuten und etwa 80 % der eingenommenen Menge werden innerhalb von 48 Stunden über den Urin ausgeschieden, dabei etwa 50 % unverstoffwechselt. Die restlichen 10–20 % werden über die Galle mit den Kot ausgeschieden.[11]

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Bumetanid kann zur Behandlung oder Vorbeugung von Ödemen bei Leberzirrhose (Aszites), Nierenkrankheiten einschließlich des Nephrotisches Syndroms und Herzinsuffizienz verwendet werden.[11]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Bumetanid darf bei einem deutlichen Anstieg des Kreatinin- oder Harnstoff-Spiegels im Blut während der Therapie und bei Oligurie oder Anurie nicht beziehungsweise nicht weiterhin angewendet werden. Bei Niereninsuffizienz durch Vergiftungen mit nephrotoxischen und hepatotoxischen Stoffen und Coma hepaticum und bei Vorliegen von Hypokaliämie oder Hyponatriämie darf Bumetanid ebenfalls nicht verwendet werden. Weitere Kontraindikationen sind Schwangerschaft und Stillzeit sowie eine Überempfindlichkeit gegen Bumetanid.[11]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bumetanid kann die Wirkung von Antihypertonika, Trizyklischen Antidepressiva und die toxische Wirkung von nephrotoxischen Wirkstoffen (beispielsweise nicht-steroidale Entzündungshemmer, Aminoglykoside, Cephalosporine) verstärken. Die gleichzeitige Einnahme von Phenytoin oder nicht-steroidale Entzündungshemmern schwächt die Wirkung des Bumetanids ab. Bumetanid verringert die Serum-Clearance von Lithium und führt so zu erhöhten Lithiumspieln im Blut. Der Effekt bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin ist hingegen indirekt; Bumetanid kann zu Hypokaliämie führen, welche die toxische Wirkung der Digitalis verstärkt. Probenecid hemmt die Sekretion von Bumetanid.[11]

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Bumetanid darf während der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation in der niedrigst wirksamen Dosis eingesetzt werden, da es die Plazentaschranke überwinden und das Ungeborene schädigen kann. Während der Stillzeit ist die Anwendung kontraindiziert, falls sie lebensnotwendig ist, muss abgestillt werden.[11]

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Es kann zu den folgenden Nebenwirkungen kommen: Exantheme, Wadenkrämpfe, Muskelverspannungen, Kopfdruck, Schwindel, Schwäche, Seh- und Hörstörungen, Mundtrockenheit, gastrointestinale Störungen, Pankreatitis, Elektrolytverluste (Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium), Hypovolämie, Hypovolämie bedingte Thromboseneigung, Dehydratation, Hyperurikämie, Gichtanfälle, Cholesterin-, Triglyceridanstieg, Verschlechterung einer prädiabetischen oder diabetischen Stoffwechsellage, Verschlechterung einer metabolischen Alkalose, Unerwünschte Blutdrucksenkung, Kreislaufkollaps, Vaskulitis, Anämie, Leukopenie, Thrombopenie, Agranulozytose, Verschlechterung oder Manifestwerden der Symptome einer Harnabflussbehinderung, Harnstoff- und Kreatininanstieg, akute interstitielle Nephritis, Überempfindlichkeitsreaktionen.[9]

Handelsnamen

Bumetanid wird unter anderem als Burinex (DE, CH), Bumex (USA), Edemex, Lixil, Burine, Segurex, Fontego, Bufenox, Lunetoron und Fordiuran vertrieben.

Missbrauch

Bumetanid kann die Einnahme von anderen Arzneimitteln wie beispielsweise Steroiden im Urin maskieren und steht daher auf der Dopingliste.

Einzelnachweise

  1. Datenblatt Bumetanid bei AlfaAesar, abgerufen am 15. November 2021 (PDF) (JavaScript erforderlich).
  2. a b c Datenblatt Bumetanide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Juni 2017 (PDF).
  3. a b c Bumetanide. (PDF; 4,9 MB) In: The Japanese Pharmacopoeia (JP17). MHLW, März 2016, S. 531, abgerufen am 13. Juni 2017 (englisch).
  4. Human Metabolome Database: Showing metabocard for Bumetanide (HMDB0015024). In: hmdb.ca. Abgerufen am 25. September 2021.
  5. Bumetanid bei Scibo.de
  6. a b c d Eintrag zu Bumetanide in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
  7. a b c Iyakuhin Kenkyu. Study of Medical Supplies. Vol. 7, S. 614, 1976.
  8. Drugs in Japan. Vol. 6, S. 683, 1982.
  9. a b Franz von Bruchhausen: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer-Verlag, 1930, ISBN 978-3-540-52688-9, S. 547 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. DailyMed-Eintrag.
  11. a b c d e Burinex in der Open Drug Database, abgerufen am 5. Dezember 2018.