Bundesverband mittelständische Wirtschaft

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Bundesverband mittelständische Wirtschaft
(BVMW)
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Sitz Berlin
Schwerpunkt Mittelstand
Vorsitz Vizepräsidenten Hans-Michael Pott, Jochen Leonhardt
Geschäftsführung Markus Jerger
Website bvmw.de

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Unternehmerverband Deutschlands e. V. (BVMW) ist ein Spitzenverband der mittelständischen Wirtschaft mit Sitz in Berlin.

Der BVMW vertritt berufs- und branchenübergreifend sowie parteipolitisch unabhängig die Interessen der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland. Neben der Lobbyarbeit für kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige konzentriert sich der Verband auf die Vernetzung seiner Mitglieder untereinander, u. a. mit rund 2000 regionalen Veranstaltungen jährlich. Weitere Verbandsaufgaben sind die Förderung des unternehmerischen Austauschs mit dem Ziel der Wettbewerbsstärkung u. a. gegenüber Großkonzernen sowie die außenwirtschaftliche Unterstützung.

Der BVMW hat nach eigenen Angaben rund 55.000 Mitglieder (Stand 30. Oktober 2020), die bundesweit von eigenen Büros vor Ort betreut werden. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Darüber hinaus ist der BVMW über Auslandsbüros vertreten.

Gründung

Der BVMW wurde 1975 in Bonn gegründet. Einige Mittelständler versuchten, mit Parlamentariern in Bonn einen Dialog aufzubauen, damit Wirtschaftspolitik sich nicht nur an den Konzernen orientiert, und haben mit dieser Zielsetzung den Verband gegründet. Auslöser war eine Pleitewelle unter mittelständischen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Der Verband finanziert sich nach eigenen Angaben seit seiner Gründung aus Mitgliedsbeiträgen und freiwilligen Leistungen.

Themen

Der BVMW befasst sich mit mittelstandsrelevanten Themen. Dabei wird der Verband von Unternehmerinnen und Unternehmern unterstützt, die ehrenamtlich in Kommissionen und Expertenkreisen mitwirken.

Kommissionen: Arbeit und Soziales, Außenwirtschaft, Bildung, Bundeswehr und Mittelstand, Energie und Nachhaltiges Wirtschaften, Gesundheit, Internet und Digitales, Logistik und Mobilität, Recht, Startups und Unternehmensgründungen, Steuern und Finanzen, Tourismus

Expertenkreise: Unternehmensnachfolge, Förderprogramme, Nachhaltigkeit, Personal

Begleitet wird die Arbeit des BVMW durch einen Wissenschaftlichen Beirat, unter dem Vorsitz des Direktors des Hamburgischen Weltwirtschaftslnstituts (HWWI), Henning Vöpel.

Im Politischen Beirat wirken Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien mit.[1]

Seit 2016 ist der Verein Projektpartner in einem von 27 „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren“ das BMWi.[2]

Organisation

Präsident und Geschäftsführung

An der Spitze des Vereines steht der Vorstand mit einem Präsidenten. Dieses Amt hatte von 1998 bis zum 31. Oktober 2020 der bei einem Autounfall tödlich verunglückte Unternehmer Mario Ohoven inne — zugleich auch Präsident der Europäischen Vereinigung der Verbände Kleiner und Mittlerer Unternehmen CEA-PME (Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyenne Entreprises). Vizepräsidenten sind der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jochen Leonhardt und der Fachanwalt für Steuerrecht Hans-Michael Pott, Bundesgeschäftsführer des Verbandes ist Markus Jerger. Der Geschäftsleitung gehören an: Michael Woltering, Michael Dammenhein und Andreas Jahn.

Präsidenten

  • 1982–1989: Hubertus Geissel
  • 1989–1998: Helmut Becker (1942–2018)
  • 1998–2020: Mario Ohoven (1946–2020)

Bundeswirtschaftssenat

Der Bundeswirtschaftssenat ist das Exzellenzgremium des BVMW. Ihm gehören 230 Persönlichkeiten des deutschen Mittelstandes an. Dieses versteht sich als eine Wertegemeinschaft führender Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Er fungiert zugleich als Ideenschmiede für den BVMW.

Die Arbeit des Bundeswirtschaftssenats wird durch den Generalsekretär, den früheren Innensenator und Ersten Bürgermeister Hamburgs, Christoph Ahlhaus, sowie sieben Direktoren in den einzelnen Regionen koordiniert.

Regionale Standorte

Die Bundeszentrale hat ihren Sitz in Berlin. Die Betreuung der Mitglieder vor Ort erfolgt durch etwa 300 Regionalbüros. Die Verbandsrepräsentanten vernetzen die Mitgliedsunternehmen, veranstalten regionale Events und leisten unternehmerische Unterstützung vor Ort.

Internationale Standorte

Der BVMW ist mit derzeit 58 Auslandsbüros international vertreten. Neben dem EU-Verbindungsbüro in Brüssel ist der Verband in Asien, Mittelosteuropa und Afrika präsent. Die Auslandsbüros fungieren in den Zielländern als Vermittler von Kontakten, Informationen, Wissen und Dienstleistungen.

Mittelstandsallianz

In der Mittelstandsallianz haben sich die nachfolgend benannten Branchenverbände unter dem Dach des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft zu einer gemeinsamen politischen Stimme vereinigt:

Funktionsträger, Arbeitsweise, Struktur

Die Betreuung der einzelnen Unternehmen in den Regionen erfolgt durch selbständige Verbandsbeauftragte. Diese vernetzen die Mitgliedsunternehmen, veranstalten regionale Events und leisten unternehmerische Unterstützung vor Ort. Zusätzlich werden überregionale sowie internationale Veranstaltungen abgehalten.

Kritik

Nach Recherchen des Handelsblatts im Jahr 2015 waren die vom BVMW angegebenen Mitgliederzahlen maßlos übertrieben.[3] Im Jahr 2015, hätte der BVMW angegeben, 270.000 Unternehmen zu vertreten. Die Mitgliedszeitschrift des Verbands hatte zu diesem Zeitpunkt aber weniger als 17.000 Abonnenten und interne Zahlen aus dem Verband hätten darauf schließen lassen, dass der BVMW nur gut 15.000 Mitglieder besäße.[4] Demgegenüber beträgt die vom BVMW offiziell angegebene Mitgliederzahl 55.000.[5]

Neben der Kritik, der BVMW übertreibe die eigene Bedeutung in der Außendarstellung[4], gab es Vorwürfe, der damalige Präsident Mario Ohoven vermische Geschäftliches mit Privatem. Die "Welt am Sonntag" berichtete im Juni 2019 über eine Geburtstagsfeier für den Präsidenten, bei der die Kosten für die Musiker von rund 26.000 Euro über eine andere Verbandsveranstaltung abgerechnet worden sein sollen. Angeblich bezahlte der Verband auch Rechnungen von Luxushotels.[6]

Publikationen

Der BVMW gibt alle zwei Monate das Magazin „DER Mittelstand.“ heraus.

Mitgliedschaften

Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyennes Entreprises (CEA-PME)[7]

Netzwerk Europäische Bewegung.[8]

International Network for Small and Medium Sized Enterprises (INSME)[9]

Weblinks

Fußnoten

  1. Politischer Beirat. In: Der Mittelstand. BVMW, abgerufen am 3. November 2020.
  2. ie Zentren im Netzwerk Mittelstand-Digital unterstützen vor Ort. Abgerufen am 30. September 2020.
  3. Andreas Dörnfelder, Miriam Schröder: Der Schein-Riese. In: Handelsblatt. 1. Oktober 2015, abgerufen am 23. April 2019.
  4. a b Sandro Schroeder: Wenn die Stimme zum Stimmchen wird. In: Detektor.fm. 1. Dezember 2015, abgerufen am 23. April 2019.
  5. Aktuelle Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern. In: Deutscher Bundestag. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  6. Manuel Bewarder: Mittelstand-Verband: Mario Ohoven, das Verkaufstalent. In: Welt am Sonntag. 23. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.
  7. Members list – European Entrepreneurs CEA-PME. Abgerufen am 4. November 2020 (amerikanisches Englisch).
  8. Mitgliedsseite im EBD. Abgerufen am 18. Mai 2015.
  9. Members – INSME. Abgerufen am 4. November 2020 (britisches Englisch).