Burkhard Leemann

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Burkhard Leemann (* 14. Februar 1531 in Zürich; † 12. Septemberjul. / 22. September 1613greg. ebenda) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Antistes von Zürich.

Leben

Familie

Burkhard Leemann war das erste von drei Kindern des Gerbermeisters, Zunft- und Ratsherrn Rudolf Leemann (1488–1541) und dessen zweiter Ehefrau, eine geborene Frey[1]; aus der ersten Ehe seines Vaters mit Ida Suter hatte er noch weitere vierzehn Geschwister. Bei der im Historischen Lexikon der Schweiz und in der Deutschen Biographie genannten Sophie Stoller handelt es sich wahrscheinlich um die Ehefrau des Hans Rudolf Leemann, Sohn aus der zweiten Ehe von Burkhard Leemann. Seine Brüder waren unter anderem der Landvogt von Regensberg, Hans Rudolf Leemann (1536–1610)[2] und der Pfarrer und Schriftsteller Rudolf Leemann (1540–1591).

Burkhard Leemann war seit 1557 in erster Ehe mit Barbara (* 1535; † 1576), Tochter von Johann Jakob Ammann, Chorherr am Grossmünster; gemeinsam hatten sie sieben Kinder.

In zweiter Ehe war er seit 1576 mit Elisabeth (geb. Köchli) († 1593/1594) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte; 1596 heiratete in dritter Ehe Elisabeth (verwitwete Bachofen) (1545–1628), Tochter des Ratsherrn Johannes Ziegler (1500–1579).

Sein Sohn Hans Rudolf Leemann aus der zweiten Ehe (1578–1653) wurde später Professor der Katechetik am Collegium Carolinum und war Mitbegründer der Musikgesellschaft in Zürich.[3]

Ausbildung

Burkhard Leemann begann 1544 seine Ausbildung im Internat des Klosters Kappel in Kappel am Albis und darauf am Collegium Alumnorum, einem Alumnat am Zuchthof[4] beim Fraumünster Zürich; er studierte anfangs, mit einem Reisestipendium versehen[5], an den Universitäten Bern und Basel, dort kam er auch mit dem Humanismus in Berührung[6], und später an der Universität Marburg.

Berufliches Wirken

1554 habilitierte er zum Magister der freien Künste und im gleichen Jahr wurde er Schulmeister in Schaffhausen.

1557 wurde er Pfarrer in Urdorf[7] bei Dietikon, bevor er 1560 Diakon am Grossmünster und Hebräischprofessor am Collegium Carolinum in Zürich wurde. 1571 wurde er zum Pfarrer an der Predigerkirche und 1584 am Fraumünster gewählt, bevor er 1592 Pfarrer am Grossmünster und, damit verbunden, Antistes der Zürcher Kirche wurde.

Von 1574 bis 1576 und ab 1582 war er Scholarch des Collegium Carolinum.[8]

Geistliches und wissenschaftliches Wirken

Burkhard Leemann war der Verfasser eines 1583 und eines 1594 erschienenen Katechismus[9] sowie 1597 der Schrift Gegenbericht auf Phil. Nicolai Schmähbuch wider die Calvinisten. Er beschäftigte sich mit Astronomie und Mathematik und veröffentlichte Abhandlungen über Sonnenuhren. Er bildete in der Astronomie unter anderem auch Mathias Hirzgarter (1574–1663) und Abraham Maurer (1590–1679)[10] aus.

In seinem 1584 herausgegebenen Nachrichtliches Bedenken wegen des neuen Gregorianischen Kalenders lehnte er die gregorianische Kalenderreform ab und stellte die Mängel der von Papst Gregor XIII. 1582 eingeführten Kalenderreform sachlich dar; dies gab den Ausschlag für eine Einigung zwischen reformierten und katholischen Kantonen bei der Einführung der Reform in den gemeinsam regierten Gebieten.

Pfingsten 1598 gelang es ihm, gegen den zwinglianischen Widerstand, den Kirchengesang wiedereinzuführen.[11]

Sonnenuhr

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • Burkhard Leemann. In: Rudolf Wolf: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz, Band 2. Zürich 1859. S. 27 f.
  • Burkhard Leemann. In: Georg Rudolf Zimmermann: Die Zürcher Kirche von der Reformation bis zum dritten Reformationsjubiläum. Zürich 1878. S. 125 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Rudolf Leemann. In: Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 6. März 2020.
  2. Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 4. (PDF) Abgerufen am 6. März 2020.
  3. Deutsche Biographie: Leemann, Hans Rudolf. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 6. März 2020.
  4. Friedrich Vogel: Die alten Chroniken oder Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich: von den ältesten Zeiten bis 1820. Schulthess, 1845 (google.de [abgerufen am 6. März 2020]).
  5. Ulrich Ernst: Geschichte des Zürcherischen Schulwesens bis gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Bleuler-Hausheer, 1879 (google.de [abgerufen am 6. März 2020]).
  6. Emidio Campi, Amy Nelson Burnett, Martin Ernst Hirzel, Frank Mathwig: Die schweizerische Reformation: Ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich, 2017, ISBN 978-3-290-17887-1 (google.de [abgerufen am 6. März 2020]).
  7. Die Pfarrer und Pfarrerinnen von 1520 bis heute. Abgerufen am 6. März 2020.
  8. E II 458 Schulprotokoll, 1560-1592 (Dossier). Abgerufen am 6. März 2020.
  9. Johannes Schulthess: Beiträge zur Kenntniß und Beförderung des Kirchen- und Schulwesens der Schweiz. Hrsg. von Johannes Schultheß. Joh. Casp. Näf, 1810 (google.de [abgerufen am 6. März 2020]).
  10. Karin Marti-Weissenbach: Abraham Maurer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. Oktober 2009, abgerufen am 6. März 2020.
  11. Reinhart Meyer: Schriften zur Theater- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Hollitzer Wissenschaftsverlag, 2012, ISBN 978-3-99012-020-0 (google.de [abgerufen am 6. März 2020]).