Spiritaner

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Die Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens (kurz Spiritaner, lat.: Congregatio Sancti Spiritus, Ordenskürzel: CSSp) ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft.

Geschichte

Der Männerorden besteht seit dem 27. Mai 1703. Das Seminar vom Heiligen Geist wurde 1703 von Claude Poullart des Places gegründet und widmete sich in der Folgezeit der Seelsorge unter den Pflanzern und Sklaven der französischen Kolonien. Daneben sollten sie sich vor allem im Mutterland für die Erziehung junger Menschen einsetzen und sich der Armen annehmen. Der vom jüdischen Glauben zum Katholizismus konvertierte François Libermann aus Saverne im Elsass gründete 1841 die Kongregation vom Unbefleckten Herzen Mariens. Beide Vereinigungen sind seit 1848 auf Anordnung Roms als Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist weltweit tätig.

Die Spiritaner missionierten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter anderem in Angola. Wie auch in anderen Missionsorten sammelten die Spiritaner vor Ort ethnografische Objekte, die sie nach Europa schickten. Die Missionssammlung der Spiritaner ist seit 2018 im Musée spiritain des arts africains im südfranzösischen Allex zu besichtigen.[1]

Die Spiritaner spielten in Deutsch-Ostafrika während der deutschen Kolonialherrschaft eine nennenswerte Rolle.

Orden

2012 hatte die Kongregation 2.993 Mitglieder (29 Bischöfe, 2.192 Priester, 209 Laienbrüder und 563 Professen mit zeitlichen Gelübden). Von den Ordensmitgliedern stammen 1.666 aus Europa, 1.058 aus Afrika oder der Region des Indischen Ozeans, 160 aus Nordamerika, 113 aus Lateinamerika, 7 aus Asien und 3 aus Ozeanien. Außerdem gehören der Kongregation 75 assoziierte Laien aus verschiedenen Ländern an. Von den 565 Auszubildenden stammen über 500 aus Ländern der südlichen Halbkugel.

Derzeit sind die Spiritaner in 61 Ländern auf allen fünf Kontinenten tätig. Zukünftig will man verschiedene Prioritäten umsetzen: Erstevangelisierung und Entwicklung in Ländern, in denen Bürgerkriege herrschen; pastorale und humanitäre Unterstützung von Flüchtlingen, Fremdarbeitern und ausgegrenzten Jugendlichen; Dialog mit dem Islam und den anderen Religionen; eine den heutigen Erfordernissen der Mission entsprechende Ausbildung; pastorale Tätigkeit und Förderung der assoziierten Laien.

Der Sitz des Generalrates befindet sich in der Clivo di Cinna 195 in Rom. Der deutsche Hauptsitz befindet sich im Kloster Knechtsteden westlich von Dormagen. Spiritaner-Gemeinschaften gibt es in Würselen-Broich, Rostock, Speyer und Stuttgart sowie in Podvinje/Kroatien.

Generalsuperiore

  • Claude-François Poullart des Places (1703 – 2. Oktober 1709)
  • Jacques Garnier (1709–1710)
  • Louis Bouic (1710–1763)
  • Julien-François Becquet (1763–1788)
  • Jean-Marie Duflos (28. Oktober 1788 – 28. Februar 1805)
  • Jacques Bertout (1805–1832)
  • Amable Fourdinier (25. Dezember 1832 – 1845)
  • Nicolas Warnet (1845–1845)
  • Alexandre Leguay (1845 – 29. Februar 1848)
  • Alexandre-Hippolyte-Xavier Monnet (1848–1848)
  • François-Marie-Paul Libermann (3. November 1848 – 2. Februar 1852)
  • Ignace Schwindenhammer (2. Februar 1853 – 1881)
  • Frédéric Le Vavasseur (27. August 1881 – 1882)
  • Ambroise Emonet (26. August 1882 – 17. Oktober 1895)
  • Alexandre-Louis-Victor-Aimé Le Roy (1896–1926)
  • Louis Le Hunsec (1926–1950)
  • Francis Griffin (1950–1962)
  • Marcel-François Lefebvre (1962–1968)
  • Joseph Lécuyer (9. September 1968 – 1972)
  • Frans Timmermans (1972–1986)
  • Pierre Haas (1986–1992)
  • Pierre Schouver (8. September 1992 – 2004)
  • Jean-Paul Hoch (2004–2012)
  • John Fogarty (2012–2021)
  • Alain Mayama (seit 2021)

Bekannte Ordensmitglieder

Bekannte Spiritaner sind bzw. waren Pater Maria Joseph Weber (1887–1949), der Initiator der Sternsinger-Aktion Paul Koppelberg (1912–1981), Erzbischof Marcel Lefebvre (1905–1991), der irische Bischof John O’Riordan (1924–2016) und die Kardinäle Maurice Piat (* 1941) und Dieudonné Nzapalainga (* 1967) sowie der nigerianische Bischof Godfrey Mary Paul Okoye (1913–1977).

Daniel Brottier (1876–1936), Generalvikar im damaligen Bistum Dakar, später Leiter des Waisenhauses Apprentis d’Auteuil in Paris, seliggesprochen 1984 (Gedenktag 28. Februar).

Der Spiritanerpater Ernst Lohner (1893–1944) wurde als Blutzeuge aus der Zeit des Nationalsozialismus in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Böhles: Hingabe an Gott – Claude François Poullart des Places. Adlerstein Verlag BoD, Wiesmoor 2014, ISBN 978-3-7357-2019-1.
  • Michael Böhles: Niederlage als Sieg – Charisma und Sendung des Juden und Christen Jakob Franz Maria Paul Libermann. Adlerstein Verlag BoD, Wiesmoor 2014, ISBN 978-3-7352-7139-6.
  • Horst Gründer: Christliche Mission und deutscher Imperialismus 1884–1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1982, ISBN 3-506-77464-6.
  • Johannes Henschel: Alles begann in Bagamoyo. 100 Jahre Kirche in Ostafrika. missio aktuell Verlag, Aachen 1983, ISBN 3-921626-33-1.
  • Bernhard Mirtschink: Zur Rolle der Christlichen Missionen in kolonialen Gesellschaften. Katholische Missionserziehung in „Deutsch-Ostafrika“. Haag + Herchen Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-88129-344-2, Abschnitt 3: Erziehungsarbeit der Spiritaner in Ostafrika zwischen missionarischem Ziel und kolonialpolitischen Zwecken, S. 44–82.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Luca Frepoli: Sammeln, um zu bekehren (um 1900). In: Merten Lagatz, Bénédicte Savoy, Philippa Sissis (Hrsg.): Beute. Ein Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe. Matthes & Seitz, Berlin 2021, ISBN 978-3-7518-0311-3, S. 18–21.