Carl Friedrich Ferdinand Buckow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Carl Friedrich Ferdinand Buckow, Radierung von Franz Wolf (1858)

Carl Friedrich Ferdinand Buckow (* 1801 in Danzig; † 16. Mai 1864 in Komorn) war ein deutsch-österreichischer Orgelbauer.

Leben

Der Sohn des Gastwirts Martin Buckow und seiner Frau Katharina wurde bei dem Destillateur und Orgelbauer Heinrich Wegener in Danzig ausgebildet und arbeitete bis 1825 als Geselle in der Werkstatt von Georg Friedrich und (ab 1824) August Wilhelm Grüneberg in Stettin, wo er 1824 an der Orgel der Nikolaikirche in Pasewalk mitarbeitete.[1]

Nach einer weiteren Ausbildung in Deutschland, Frankreich und England arbeitete er in Hirschberg bei Joseph Schinke († 31. Oktober 1828) und übernahm 1828 gemeinsam mit Schinkes Sohn Adolph dessen Werkstatt. Die 1828 noch unter Leitung Schinkes durchgeführte Umgestaltung der Casparini-Orgel in St. Peter und Paul in Görlitz betrachtete Buckow schon als seine erste selbständige Arbeit, die er als sein Opus 1 bezeichnete. Buckow ließ sich in Hirschberg nieder und führte seit dem 29. November 1829 die Werkstatt allein weiter.

Seine erste Orgel mit 16-Fuß-Prinzipalchor entstand 1830 in der Stadtkirche (auch Hauptkirche) von Triebel, sie wurde 1945 zusammen mit der Kirche zerstört. In der Folgezeit baute er mehrere Orgeln im lokalen Bereich. Als königlich preußischer und k. u. k. Hoforgelbauer war er 1852 in Prag und 1856 bis 1858 sowie 1861/62 in Wien, danach auch in Ungarn und Weißrussland tätig. Seine als 50. Werk 1856 bis 1858 in der Wiener Piaristenkirche Maria Treu erbaute Orgel hat heute 36 (ursprünglich 34) klingende Stimmen auf drei Manualen und einem Pedal. Diese von Anton Bruckner, Franz Liszt, Ignaz Aßmayer und Simon Sechter hochgeschätzte Orgel betrachtete Buckow selbst als den Höhepunkt seines Schaffens.

Buckow war ein typischer Vertreter des Baus romantischer Orgeln. Seine Instrumente waren im Stande, mehrere Stimmen in hohem Maß zu vermischen, um so ein Orchester zu imitieren. Das spiegelt sich auch in den Dispositionen vieler Buckow-Orgeln mit zahlreichen nach Saiten- oder anderen Orchesterinstrumenten bezeichneten Registern wider. Die letzte von ihm vollendete Orgel ist das 1862 für die kaiserliche Hofburgkapelle erbaute Instrument, das Anton Bruckner von 1869 bis 1892 als k. u. k. Hoforganist gespielt hat. Sie ist eine der wichtigsten Orgeln im Wien des 19. Jahrhunderts und befindet sich – nachdem nicht mehr vorhandene Prospektpfeifen und Brustwerk nach einem historischen Foto und einer Originalzeichnung Buckows rekonstruiert wurden – heute im Technischen Museum Wien.[2]

Seit 1860 arbeitete Buckow an der Orgel in Komorn. Dort starb er 1864 während der Aufstellung der Orgel und wurde in einem anonymen Grab bestattet, da er in seinen letzten Lebensjahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Werk

Orgel der Wiener Hofburgkapelle (1862)
Orgel der Andreaskirche in Komorn (1864)
Orgel in der Piaristenkirche Maria Treu (1858)

nach Buckows eigenen Angaben[3][4]

  • 1828: Görlitz, St. Peter und Paul (op. 1)
  • 1829: Hirschberg, Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz (op. 2), Schmottseiffen (op. 3)
  • 1830: Liebenthal, Klosterkirche (op. 4), Triebel, Stadtkirche (op. 5)
  • 1831: Liebenthal, Annakirche (op. 6), Krumöls (op. 7)
  • 1832: Lauterbach (op. 8), Sorau (op. 9)
  • 1833: Forst (op. 10), Droskau (op. 11), Kohlo (op. 12)
  • 1834: Pitschkau (op. 13), Logau (op. 14), Rampitz (op. 15)
  • 1835: Lauban, Waisenhaus (op. 16), Finsterwalde, Trinitatiskirche (op. 17), Prittag (op. 18)
  • 1836: Herrmansdorf (op. 19), Krumöls, Hauptorgel (op. 20)
  • 1837: Görlitz, Frauenkirche (op. 21), Liegnitz, St. Peter und Paul (op. 22)
  • 1838: Zillerthal-Erdmannsdorf, Peterskirche (op. 23), Sohra (op. 24), Kunerwitz (op. 25)
  • 1840: Zillerthal-Erdmannsdorf, Kirche der preußischen Könige (op. 26)
  • 1841: Hennersdorf (op. 27), Nieder Seifersdorf, Wehrkirche St. Gallus und St. Ursula (op. 28), Arnsdorf (op. 29)
  • 1842: Alt-Kemnitz (op. 30)
  • 1844: Glogau, Domkirche (op. 31) und Bethaus (op. 32)
  • 1845: Sohland (op. 33), Hainau, Evangelische Kirche (op. 34)
  • 1846: Löwenberg (op. 35), Posen, deutsche katholische Kirche (op. 36)
  • 1847: Seebnitz (op. 37)
  • 1848: Liegnitz, Liebfrauenkirche (op. 38)
  • 1850: Parchwitz (op. 39)
  • 1851: Falkenheim (op. 40), Kotzenau (op. 41), Kunnersdorf (op. 42)
  • 1852: Prag, protestantische Kirche St. Michael (op. 43)
  • 1853: Schwerin (op. 44)
  • 1854: Naumburg (op. 45)
  • 1855: Lübben (op. 46), Pombsen (op. 47)
  • 1856: Haselbach (op. 48), Rothbrünnig (op. 49)
  • 1858: Wien, Piaristenkirche (op. 50)
  • 1861: Bialynitsche (op. 51), Hoyerswerda, Evangelische Kirche (op. 52)
  • 1862: Wien, Hofburgkapelle (op. 53)
  • 1864: Komorn, Andreaskirche (op. 54)

Literatur

  • Otto Biba: Buckow, Carl Friedrich Ferdinand. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1989, Band 15 (Supplement 1, Aachen–Dyson), S. 1163 f., ISBN 3-7618-5913-9
  • Otmar Gergelyi; Karol Wurm: Historické organy na Slovensku. / Historische Orgeln in der Slowakei. (Text slowakisch u. deutsch), Bratislava, Opus 1989, ISBN 80-7093-005-5
  • Otto Biba: Die Buckow-Orgel der Wiener Piaristenkirche. In: Das Musikinstrument. Band 18, 1969, Heft 4, S. 620–623
  • Riemann-Musik-Lexikon. Band 1, Personenteil A–K, B. Schott’s Söhne, Mainz 1959, S. 245
  • Christian Krollmann (Hrsg.): Altpreußische Biographie. Band 1, Abegg–Malten, Elwert, Marburg/Lahn 1941

Weblinks

Commons: Carl Friedrich Ferdinand Buckow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carl Friedrich Ferdinand Buckow: Das Doubletten-System ist keine neue Erfindung. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. Nr. 42 vom 18. Oktober 1843, Sp. 745–747 (Google Books).
  2. Musical Instruments. (Memento vom 20. Februar 2011 im Internet Archive) Saalblätter des Technischen Museums Wien, S. 2 (in englischer Sprache, PDF, 108 kB)
  3. Angaben nach Buckows Bewerbung um den Orgelbau in der Wiener Piaristenkirche; nach den damaligen Gepflogenheiten hatte er weitgehende Umgestaltungen auch als selbständige Werke gezählt.
  4. Vgl. Werkverzeichnis in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. S. 1164