Carl Friedrich von Marcus

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Carl Friedrich Marcus, auch Karl Friedrich Markus und ab 1834 Carl Friedrich Ritter von Marcus (* 2. September 1802 in Bamberg; † 23. August 1862 in Würzburg) war ein deutscher Arzt, Gerichtsarzt und Hochschullehrer für Innere Medizin, Pathologie und Psychiatrie sowie Geschichte der Medizin.

Leben

Marcus war das Adoptivkind des Bamberger Klinik- und fürstbischöflichen Leibarztes Adalbert Friedrich Marcus. Er bekam zunächst Privatunterricht und besuchte dann bis 1817 das Bamberger Gymnasium, bevor er 1817 an die Universität Würzburg ging und Medizin studierte. Während seines Studiums wurde er 1818 Mitglied der Alten Würzburger Burschenschaft Germania. Im Jahr 1822 wurde er in Würzburg bei Johann Lukas Schönlein, als dessen Assistent er im Juliusspital tätig war, mit der Dissertation De morbis columnae vertebralis zum Dr. med. promoviert. Seine Approbation erfolgte 1823 wieder in Bamberg. Als Mitglied der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft wurde er 1824/1825 in eine strafrechtliche Untersuchung wegen Teilnahme an Hochverrat verwickelt, wobei er 13 Monate in Untersuchungshaft in München saß. Die Untersuchung konnte den Verdacht allerdings nicht erhärten.

Marcus wurde 1825 in München Assistenzarzt am Allgemeinen Krankenhaus, lernte dort Professor Johann Nepomuk von Ringseis kennen und wurde 1827 Gerichtsarzt, zunächst in Leutershausen und später in Aichach.

1832 wurde Marcus Ordinarius für Medizinische Klinik, Spezielle Pathologie und Therapie an der Würzburger Universität als Nachfolger Schönleins, dessen Lehre und Schule er weiterführte. 1833 erfolgte die Ernennung zum Oberarzt am Würzburger Juliusspital und 1836 die Ernennung zum ordentlichen Professor für das Nominalfach Geschichte der Medizin. Zu Marcus’ Schülern am Juliusspital gehörte unter anderem Franz von Rinecker, unter dem die von Marcus und Ignaz Döllinger entstandene erste Blüte der physiologisch-anatomischen Schule in Würzburg eine Wiederbelebung erfuhr.[1] 1838 und 1839 hatte Marcus das Amt des Rektors der Universität inne, 1843 lehnte er einen Ruf an die Universität Tübingen ab. Ab 1848 hatte er zu seinem vielseitigen Lehrumfang einen Lehrauftrag für Psychiatrie inne.

Die Sehkraft von Marcus[2] ließ immer weiter so nach, dass er sich 1854 als Ordinarius der Medizinischen Klinik emeritieren ließ, er war jedoch weiterhin als Hausarzt am Juliusspital tätig und hielt darüber hinaus bis zu seinem Tod Vorlesungen über Spezielle Pathologie und Therapie sowie Geschichte der Medizin. Die Totenrede an seinem Grab hielt der Würzburger Priester, Oberbibliothekar und bayerische Landtagsabgeordnete Anton Ruland. Sein Nachfolger am Juliusspital wurde Heinrich von Bamberger.[3]

Ehrungen

Marcus, der erstmals heilbare von unheilbaren Geisteskranken trennte, Gründer der ersten ständigen psychiatrischen Klinik in Deutschland war und daher als einer der Väter der Psychiatrie in Deutschland gilt, wurde zum Hofrat ernannt. 1834 erhielt er den Verdienstorden der Bayerischen Krone. Mit der Ordensverleihung ging die Erhebung in den persönlichen Adelsstand einher. In der Würzburger Altstadt ist die Marcusstraße nach ihm benannt.

Publikationen (Auswahl)

  • Dissertatio de morbis columnae vertebralis, Würzburg 1822.
  • Einige Worte über Medicin als Wissenschaft und Kunst, 1829.
  • Über die Entwicklung und den gegenwärtigen Standpunct der Medicin, Würzburg 1838.

Literatur

  • Melchior Josef BandorfMarcus, Karl Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 307 f.
  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten, 1921, S. 256.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 4: M–Q. Winter, Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-1118-X, S. 26–27.
  • Erhart Kahle: Marcus, Carl Friedrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 135 (Digitalisat).
  • Erhart Kahle: Marcus, Carl Friedrich von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 892.
  • Thomas Sauer, Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 9, 1991, S. 135–206; hier: S. 161–163.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Schwab: Über die Bedeutung des Juliusspitals für die Entwicklung der Inneren Medizin. In: Das Juliusspital Würzburg in Vergangenheit und Gegenwart: Festschrift aus Anlaß der Einweihung der wiederaufgebauten Pfarrkirche des Juliusspitals am 16. Juli 1953. Hrsg. vom Oberpflegeamt des Juliusspitals. Würzburg 1953, S. 14–24, hier: S. 21–23.
  2. Andreas Mettenleiter: „so kurzsichtig, daß er die Kranken im Bett nicht sieht“. Zur Augenerkrankung des Würzburger Professors und Juliusspital-Arztes Carl Friedrich von Marcus (1802-1862). In: Frank Krogmann (Hrsg.): Mitteilungen der Julius Hirschberg Gesellschaft. Band 4. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 9783826035166, S. 317–329.
  3. Robert Schwab: Über die Bedeutung des Juliusspitals für die Entwicklung der Inneren Medizin. 1953, S. 22.