Carl Sagan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Voyager Golden Record – Cover mit interstellarer Gebrauchsanleitung
Voyager Golden Record – Datenplatte mit Bild- und Toninformationen
Das auf Vorschlag Sagans gefertigte „Familienporträt“ bzw. „Porträt der Planeten“ (Collage von 60 Einzelbildern, aufgenommen von der Raumsonde Voyager 1 am 14. Februar 1990 aus einer Entfernung von etwa 40,5 AE (ca. 6 Mrd. km))

Carl Edward Sagan (* 9. November 1934 in Brooklyn, New York City; † 20. Dezember 1996 in Seattle, Washington) war ein US-amerikanischer Astronom, Astrophysiker, Exobiologe, Fernsehmoderator, Sachbuchautor und Schriftsteller.

Leben

Sagans Vorfahren waren ursprünglich polnische Juden. Sein Vater, Samuel Sagan, war Garnnäher und aus dem ehemals polnischen Podolien im Westen der heutigen Ukraine in die USA eingewandert. Seine Mutter, Rachel Sagan, geborene Gruber, war Hausfrau und in den USA als Tochter von galizischen Einwanderern zur Welt gekommen. Sagan selbst wuchs in einem jüdisch geprägten Umfeld in Bensonhurst auf, einem Viertel im Südwesten von Brooklyn. Nach dem Besuch der High School in Rahway studierte er an der University of Chicago und wurde 1960 bei Gerard Peter Kuiper promoviert.[1][2]

Sagan heiratete dreimal: 1957 die durch die Endosymbiontentheorie berühmt gewordene Biologin Lynn Margulis (1938–2011, Mutter von Jeremy und Dorion Sagan), 1968 die Künstlerin Linda Salzman (* 1940, Mutter von Nick Sagan), 1981 Ann Druyan (* 1949, Co-Autorin einiger seiner Bücher, der Fernsehserie Cosmos und des nach einer Vorlage von Sagan entstandenen Kinofilms Contact). Mit Letzterer blieb er bis zu seinem Tod verheiratet. Nach langer Erkrankung an einer Myelodysplasie verstarb Sagan im Alter von 62 Jahren. Das posthum veröffentlichte Buch Gott und der tropfende Wasserhahn (US-amerikanischer Titel: Billions and Billions) enthält einige seiner letzten Texte und endet mit einem Text seiner Ehefrau, in dem sie den Menschen Sagan und seine letzten Tage auf sehr persönliche Weise schildert.

Werk

Carl Sagan bereitete den Weg für die Exobiologie sowie für die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI). Er war Professor und Labordirektor an der Cornell University und hat zu den meisten unbemannten Weltraummissionen beigetragen, die unser Sonnensystem erforscht haben.[3] Seine Idee war, an einem Raumschiff eine friedliche Botschaft der Menschheit anzubringen, die von einer außerirdischen Intelligenz verstanden werden könnte. Diese Botschaft realisierte er mit der Pioneer-Plakette an den beiden interstellaren Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 und der vergoldeten Datenplatte Voyager Golden Record an den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2.

Er schrieb und moderierte die – mit Peabody Award und Emmy ausgezeichnete – dreizehnteilige Fernsehserie Unser Kosmos (Cosmos: A Personal Voyage, deutsche Erstausstrahlung am 14. Juni 1983), zu der es mehrere Neubearbeitungen mit verbesserten Computeranimationen gab, zuletzt 2005. Aus der Fernsehserie entstand das gleichnamige Buch, das sich über 70 Wochen lang in der Bestsellerliste der New York Times hielt und damit das meistverkaufte englischsprachige (Wissenschafts-)Buch wurde. Tonausschnitte aus der Serie wurden für das Sampling A Glorious Dawn verwendet, das als Single 2009 im Rahmen des Musikprojektes Symphony of Science von John D. Boswell anlässlich des 75. Geburtstages von Sagan erschien. Im Rahmen einer Feier des Plattenlabels Third Man Records wurde diese Single sieben Jahre später mit einer speziellen Konstruktion namens Icarus Craft in der Stratosphäre abgespielt.[4]

Darüber hinaus schrieb Sagan populärwissenschaftliche Bücher wie Die Drachen von Eden, für das er 1978 mit dem Pulitzer-Preis für Sachbücher ausgezeichnet wurde, und den Roman Contact, der 1997 mit Jodie Foster im Film Contact adaptiert wurde. Der Film endet mit dem eingeblendeten Schriftzug For Carl („Für Carl“). Für die Encyclopædia Britannica schrieb er die beiden Artikel „Leben“ und „Extraterrestrisches Leben“.[5][6]

Sagan war Gründungsmitglied des Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP), Mitglied bei der Skeptics Society, Mitbegründer und erster Präsident der Planetary Society, Vorsitzender der „Division of Planetary Sciences“ der American Astronomical Society, Präsident der Abteilung für Planetologie der American Geophysical Union, Vorsitzender der Abteilung für Astronomie bei der American Association for the Advancement of Science und zwölf Jahre lang Herausgeber der Zeitschrift Icarus, eines Magazins für planetare Forschung. In den 1960ern war Carl Sagan Mitglied in einem Beratungsgremium der United States Air Force, das das Project Blue Book evaluierte.[7][8]

Auf Sagan geht das „Paradoxon der schwachen jungen Sonne“ und eine erste Deutung desselben zurück. Er wies dabei auf wesentliche Fragen des Klimas und Besonderheiten der Entstehung des Lebens auf der Erde hin. Sagan engagierte sich auch politisch, insbesondere zur Zeit des Vietnamkrieges wie später gegen die Strategic Defense Initiative Präsident Ronald Reagans. Sagan hielt mit Hinweis auf die Drake-Gleichung Leben außerhalb der Erde für durchaus möglich und erklärte das Fermi-Paradoxon mit einer Tendenz zur Selbstzerstörung technischer Zivilisationen. 1985 bezeugte er in einer Anhörung gegenüber dem US-Kongress, dass die Verbrennung fossiler Energieträger zu einem Treibhauseffekt bzw. zu einer Klimaerwärmung führen wird, und daraus das Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds und ein Meeresspiegelanstieg resultiert, insofern keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden.[9]

Auf einen Vorschlag Sagans hin wurde die Raumsonde Voyager 1 nach dem Abschluss ihrer primären Missionsziele um 180 Grad gedreht und nahm im Februar 1990 aus einer Entfernung von etwa 6 bis 7 Milliarden Kilometer von der Sonne mit einem Blickwinkel von oben auf unser Sonnensystem eine Serie von Bildern auf: Auf der daraus entstandenen Collage sind von links nach rechts zu erkennen: Jupiter, die Erde, Venus, die Sonne, Saturn, Uranus und Neptun.[10] Auf dem hier mit der bisher größten Entfernung von der Erde gemachten Bild erscheint der Planet als „Pale Blue Dot“ (PBD, englisch für „blassblauer Punkt“), was zur entsprechenden Betitelung der Aufnahme führte.[11]

1979 führte er die Bezeichnung Tholine ein für die orangefarbenen organischen Substanzen, die sich in der Atmosphäre von Titan bilden, auf dessen Oberfläche sind und deren Bildung er in chemischen Experimenten mit Bedingungen wie auf Titan simulierte.

Sagan war auch an der am 16. November 1974 gesendeten Arecibo-Botschaft an den rund 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernten Kugelsternhaufen M13 beteiligt.

Würdigungen

Pale Blue Dot“: Die Erde als „blassblauer Punkt“
Einzelbild des „Familienportraits“ von Voyager 1, zum Erkennen auf das Bild klicken

Der russisch-amerikanische Biochemiker, Sachbuchautor und Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov sagte, dass er nur zwei Menschen getroffen habe, die er für klüger hielt als sich selbst. Carl Sagan sei einer dieser Menschen gewesen (der andere Marvin Minsky).

Die Landeeinheit der Mars-Pathfinder-Mission wurde 1997 zu Ehren von Carl Sagan in Carl Sagan Memorial Station umbenannt.[12]

Nach Sagan ist der am 21. März 1982 von Edward L. G. Bowell entdeckte Asteroid (2709) Sagan benannt.

Sagan zu Ehren wird der Carl Sagan Memorial Award vergeben.

Eine Stiftung des Schauspielers Seth MacFarlane ermöglichte der Library of Congress Archivmaterial, Photos, Briefe und Dokumente von Carl Sagan zu digitalisieren und zu veröffentlichen.[13][14]

2015 wurde an der amerikanischen Privatuniversität Cornell University das Carl-Sagan-Institute: Pale Blue Dot and Beyond gegründet, die österreichische Astronomin und Astrophysikerin Lisa Kaltenegger ist seine Leiterin.[15]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Direct Contact Among Galactic Civilizations by Relativistic Interstellar Spaceflight. In: Planet. Space Science (Journal). Band 11, 1963, S. 485–489.
  • mit I. S. Shklovskij: Intelligent life in the universe. Holden-Day, San Francisco 1966.
  • mit Jonathan Norton Leonard: Die Planeten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1970, ISBN 3-499-18011-1.
  • mit Jerome Agel: Nachbarn im Kosmos: Leben und Lebensmöglichkeiten im Universum. Kindler, München 1975, ISBN 3-463-00623-5.
  • … und werdet sein wie Götter – Das Wunder der menschlichen Intelligenz. Droemer Knaur, München 1980, ISBN 3-426-03646-0.
  • Atomkrieg und Klimakatastrophe. Droemer Knaur, München 1984, ISBN 3-426-03764-5.
  • Contact. Droemer Knaur, München 1986, ISBN 3-426-60765-4.
  • Unser Kosmos – Eine Reise durch das Weltall. Neuauflage. Droemer Knaur, München 1991, ISBN 3-426-04053-0.
  • mit Ann Druyan: Schöpfung auf Raten: Neue Erkenntnisse zur Entwicklungsgeschichte des Menschen. Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-77171-3.
  • The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark. Random House, 1996. ISBN 039453512X.
    • Deutsche Ausgabe: Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven. Droemer Knaur, München 2000, ISBN 3-426-26912-0.
  • Blauer Punkt im All. Unsere Heimat Universum. Bechtermünz, Eltville 2000, ISBN 3-8289-3401-3.
  • Gott und der tropfende Wasserhahn: Gedanken über Mensch und Kosmos. Droemer Knaur, München 2001 ISBN 3-426-27102-8.

Literatur

  • Rainer Eisfeld: Carl Sagan. 1934–1996. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1998. Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-13313-7, S. 533–540.
  • Ray Spangenburg u. a.: Carl Sagan – a biography. Prometheus Books, Amherst 2008, ISBN 978-1-591-02658-7.
  • Linus Hauser: Kritik der neomythischen Vernunft Bd. 3. Die Fiktionen der science auf dem Weg in das 21. Jahrhundert. Paderborn 2016. S. 384–395.

Weblinks

Commons: Carl Sagan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. David W. Swift: SETI pioneers – scientists talk about their search for extraterrestrial intelligence. University of Arizona Press, Tucson 1990, ISBN 0-8165-1119-5. S. 213.
  2. David Brand: Carl Sagan, Cornell astronomer, dies today (Dec. 20) in Seattle. Bei: news.cornell.edu. 20. Dezember 1996, abgerufen am 12. Mai 2010.
  3. Obituary. Carl Sagan … Bei: nytimes.com. 21. Dezember 1996, abgerufen am 12. Mai 2010.
  4. THIRD MAN RECORDS ATTEMPTS TO PLAY FIRST PHONOGRAPHIC RECORD IN SPACE IN CELEBRATION OF 7th ANNIVERSARY. Bei: ThirdManRecords.com. 25. Juli 2016, abgerufen am 9. August 2016.
  5. Carl Sagan. Bei: Britannica.com.
  6. Manon Steiner: Musik aus dem All. Jack White spielt die erste Platte im Weltraum ab. Bei: MusikExpress.de. 1. August 2016, abgerufen am 9. August 2016.
  7. David W. Swift: SETI Pioneers. Scientists talk about their search for extraterrestrial intelligence. University of Arizona Press, Tucson 1990, ISBN 0-8165-1119-5. „I was on the air force scientific adv.board committee that looked into the project blue book, the air force project that handled ufo reports.“ S. 218.
    Special report of the USAF scientific advisory board ad hoc committee to review project „Blue Book“. March 1966. Bei: files.ncas.org. Abgerufen am 12. Mai 2010.
  8. Solar System Portrait – 60 Frame Mosaic. (Memento vom 28. Oktober 2016 im Internet Archive). Bei: visibleearth.nasa.gov.
  9. Carl Sagan testifying to Congress, December 10 1985, C-Pan, https://www.c-span.org/video/?125856-1/greenhouse-effect
  10. Emily Lakdawalla, Charlene Anderson: Twenty years since Voyager’s last view. 12. Februar 2010, abgerufen am 9. August 2014 (englisch).
  11. Experts Pick: Top 10 Space Science Photos. (Memento vom 6. Juli 2008 im Internet Archive). Bei: space.com. 25. September 2001.
  12. In Depth. Mars Pathfinder. In: NASA Solar System Exploration. 2. April 2018, abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  13. Umfangreiches Archiv über Carl Sagan online. Bei: derStandard.at. 5. Februar 2014, abgerufen am 2. Januar 2018.
  14. The Seth MacFarlane Collection of the Carl Sagan and Ann Druyan Archive. (PDF; 713 kB). Bei: rs5.loc.gov. Abgerufen am 6. Februar 2014.
  15. Linda Glaser: Introducing: Carl Sagan Institute: Pale Blue Dot and Beyond. Bei: CarlSaganInstitute.org: 14. Mai 2015, abgerufen am 28. Oktober 2016.
  16. Member History: Carl Sagan. American Philosophical Society, abgerufen am 6. Februar 2019.