Christian Gottlob Höpner

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Christian Gottlob Höpner (* 7. November 1799 in Frankenberg; † 26. Oktober 1859 in Dresden; auch Hoepner) war ein deutscher Komponist, Organist und Musikpädagoge.

Leben und Wirken

Christian Gottlob Höpner wuchs in der Familie eines Webers in Frankenberg bei Chemnitz auf und er eignete sich auf autodidaktischem Wege erste musikalische Kenntnisse an.[1] Im Alter von 14 Jahren konnte er bereits Klavier spielen dadurch, dass er dem Pianoforte-Unterricht zugehört hatte, den sein älterer Bruder erhielt. Als 17-Jähriger wollte Höpner zudem das Orgelspiel erlernen. Gelegenheit dazu fand er nach dem sonntäglichen Gottesdienstbesuch durch Nutzung der Orgel der Frankenberger Kirche. Von dem Lohn, den er nach seiner Ausbildung zum Webergesellen bekam, kaufte Höpner sich musikalische Lehrbücher, übte selbständig an einer Kleinorgel und unternahm Kompositionsversuche. Er legte diese Kompositionen 1824 dem Kantor August Ferdinand Anacker (1790–1854) in Freiberg zur Begutachtung vor. Das Urteil war so aufmunternd, dass Höpner sich 1827 beim Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) in Weimar vorstellte, der ihm den Rat gab, sich ganz der Musik zu widmen. Höpner verzog nach Dresden, wo er sich ab 1827 professionell von Johann Gottlob Schneider junior (1789–1864) vier Jahre lang ausbilden ließ,[2] als dieser Organist an der Dresdner Hofkirche war. Es selber war Organist an der Kreuzkirche in Dresden von 1837 bis 1859.

Das Innere der Kreuzkirche Dresden 1839 (Lithographie von Heinrich Wilhelm Teichgräber)

Höpner arbeitete in seinen Mußestunden an der Zeitschrift Neues vollständiges Museum für die Orgel[3] mit. Diese war zur Nutzung für die Aus- und Weiterbildung von Organisten gedacht und wurde von einem „Verein vorzüglicher Orgelkomponisten“ herausgegeben. Die Zeitschrift erschien im Verlag von Friedrich Wilhelm Goedsche in Meißen. Mit Orgelkompositionen, zum Beispiel mit seiner Komposition „Praeludium et Fuga“, beteiligte sich Höpner um 1847 an einem „Hand- und Musterbuch“, das sowohl für das Studium der Orgelmusik als auch für den kirchlichen Dienstgebrauch gedacht war. Darüber hinaus war die kirchenmusikalische Sammlung für alle Orgelfreunde bestimmt.[4]

Auffassung des Kreuzorganisten zur „Biegsamkeit des Orgeltones“

Nachdem Höpners Werk „Zehn Adagio im freien Stil für die Orgel komponiert“[5] im Dresdner Verlag Arnold erschienen und in der Neuen Zeitschrift für Musik vom Rezensenten Oswald Lorenz (1806–1889) unter seinem Pseudonym „Hans Grobgedakt“ besprochen war, entwickelte sich zwischen beiden Komponisten ein öffentlicher Meinungsstreit.[6] Im Mittelpunkt stand die Frage nach der „Biegsamkeit des Orgel-Tons durch den Orgelbauer bzw. Orgelspieler“. Sie wurde vor dem Hintergrund diskutiert, dass das „Crescendo und Decrescendo“ musikalische Mittel seien, „die Andacht zu befördern“. Unter Bezugnahme auf den Organisten und Musikdirektor Christian Friedrich Gottlieb Wilke (1769–1848) bejahte Höpner die Frage und zitierte diesen in seiner „Gegenrede“ mit der Feststellung: „… der Orgelbau ist jetzt so gestiegen, dass kaum noch mehr als der eine Wunsch übrig ist, dem Orgeltone Biegung geben zu können.“[7]

In der Hauptfrage „Biegsamkeit des Orgeltones“ beim Thema „Orgelton und Orgelspiel“ ergriff der Musikwissenschaftler Eduard Krüger (1807–1885) von Emden aus Partei für Lorenz alias Grobgedakt.[8]

Beerdigung auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof

In der Zeitung Dresdner Nachrichten wurde 1859 zeitnah bekannt gegeben, dass der Organist Höpner in Dresden gestorben war,[9] und in einer weiteren Meldung das Sterbealter sowie die erfolgte Beerdigung auf dem Trinitatisfriedhof[10] mitgeteilt. Als Organist an der Kreuzkirche ist C. G. Höpner letztmals im Dresdner Adressbuch für 1859 eingetragen.[11] Sein Sohn Emil Höpner (1846–1903) wurde ebenfalls Organist und wirkte von 1885 bis 1902 an der Dresdner Kreuzkirche.

Als C. G. Höpners unmittelbarer Nachfolger an der Kreuzkirche wurde der Organist und Komponist Gustav Merkel (1827–1885) ernannt.[12]

Widmungen

Seinem Lehrer, dem Königlich Sächsischen Hoforganisten Johann Schneider (1789–1864), widmete Höpner die von ihm komponierten Acht Vorspiele mit eingewebten Choralmelodien und zwei Fugen für die Orgel, die 1830 durch den Dresdner Verlag der Meser’schen Kunst- und Musikalien-Handlung veröffentlicht wurden.[13]

Ihm wurde die gleiche Ehre zuteil, als einer seiner Freunde, der Organist Carl Geissler (1802–1869) ihm acht Orgel-Vorspiele verschiedenen Charakters zur Fortbildung für Organisten und zum Gebrauch beim öffentlichen Gottesdienst widmete. Sie erschienen 1838 im Musikverlag Fr. Hofmeister in Leipzig.[14]

Der Musikhistoriker Gotthold Frotscher (1897–1968) würdigte die Choralarbeiten des „Dresdner Kreuzkirchenorganisten Christian Gottlob Hoepner“ und hob bei dessen „freien Stücken“ den „Sinn für getragene Melodik“ hervor.[15]

Werke (Auswahl)

  • Op. 2 Acht Vorspiele und zwei Fugen
  • Op. 5 Phantasie Es-Dur
  • Op. 9 Einleitung und Fuge für Orgel zu 4 Händen[16]
  • Op. 10 Neun ausgeführte Choräle
  • Op. 11 Zehn Adagios im freieren Stil
  • Op. 12 Sechs Orgelstücke
  • Op. 14 34 Orgelstücke
  • Op. 19 Vier variierte Choräle zu vier Händen; Op. 19 I „Nun ruhen alle Wälder“
  • Op. 20 Adagio A-Dur
  • Op. 21 Drei variierte Choräle und zwei Fugen
  • Präludium und Fuge A-Moll

Literatur

Noten
Biografisches
  • Andreas Sieling: Kurzbiographien u. a. von Christian Gottlob Höpner (1799–1859) im Blick auf dessen “Adagio”; „Vorwort“, Verlag Breitkopf & Härtel, 2002
  • Biographie von Christian Gottlob Höpner in: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst. Bearbeiter u. a. Gustav Schilling. Neue Ausgabe, Dritter Band. Verlag von Franz Heinrich Köhler, Stuttgart 1840, S. 624–625; Google Books

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hermann Mendel, August Reissmann: Musikalisches Konversations-Lexikon. [Eine Enzyklopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften in 12 Bänden.] Nachdruck von 1875. Hildesheim/Zürich/New York, ISBN 3-487-10896-8, Bd. 5, S. 256, Stichwort: Höpner, Christian Gottlob.
  2. Salomon Kümmerle: Encyklopädie [Enzyklopädie] der evangelischen Kirchenmusik. Nachdruck der Ausgabe Gütersloh 1888, Hildesheim/New York, ISBN 3-487-05179-6, Bd. I A–K, S. 613, Stichwort: Höpner, Christian Gottlob.
  3. Kompositionen von "Hoepner" in der Fachzeitschrift seit 1833 ff.; Titelblatt, Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin
  4. Christian Gottlob Höpner: „Praeludium et Fuga“. In: Körner, Wilhelm Gotthilf: Der vollkommene Organist oder Mustersammlung der verschiedenartigsten Orgelcompositionen älterer und neuerer Zeit. Zweiter Band, 1. Heft S. 7–12 Erfurt/Langensalza [1847]; Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin
  5. Höppner, C. G.: Zehn Adagio in freiern Styl für die Orgel – Op. 11 -, Verlag Arnold, Dresden 1841
  6. Neue Zeitschrift für Musik, 18. Band Nr. 33 vom 24. April 1843, S. 133 f; „Acta in Sachen Orgelton, A) Replik des p. t. (pleno titulo/lat.=mit vollem Titel) Höpner“ und „B) Duplik des H. Grobgedakt“
  7. Schilling, Gustav (Hrsg.): Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst. Stuttgart 1838-41, Band 5, S. 280 Stichwort "Orgel"
  8. Neue Zeitschrift für Musik Nr. 4 und Nr. 50 vom 19. und 22. Juni 1843; Volltext zugänglich in Google Books (degitalisiert)
  9. Dresdner Nachrichten vom 27. Oktober 1859; Rubrik Familien-Nachrichten
  10. Dresdner Nachrichten vom 3. November 1859; Bekanntgabe der erfolgten Beerdigungen vom 23. bis 29. Oktober 1859
  11. Adressbuch Dresden, Band 5, S. 79 Sp. 1; Digitalisat SLUB Dresden
  12. Neue Zeitschrift für Musik, 51. Band, Nr. 2 vom 6. Dezember 1859, S. 220 „Auszeichnungen und Beförderungen“; Digitalisat: Books Google
  13. Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek; Abbildung der gedruckten Widmung von „C. G. Hoepner“; Titelblatt des Werkes
  14. Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek; Abb. der gedruckten Widmung auf dem Titelblatt des Komponisten Carl Geissler
  15. Gotthold Frotscher: Geschichte des Orgelspiels und der Orgelkomposition. 2. Band. Verlag Merseburger, ISBN 978-3-87537-015-7, S. 1170.
  16. Verlag F. E. C. Leuckart Leipzig [1894]