Christian Vogg

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Christian Vogg (2015)
Christian Vogg (2015)

Christian Vogg (* 13. Januar 1965 in Augsburg) ist ein deutscher Journalist und Medienmanager. Er arbeitete von 1991 bis 2012 in verschiedenen Positionen im In- und Ausland für den Westdeutschen Rundfunk, war von 2012 bis 2015 Radio- und Musikchef bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU), verantwortete von 2016 bis 2021 beim Schweizer Radio und Fernsehen als Bereichsleiter Dokumentation und Archive auch das Metadaten-Management des Senders und ist seit 1. Dezember 2021 als Chief Data Officer bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR tätig.

Herkunft und Ausbildung

Christian Vogg wuchs in Neusäß und Aichach auf, wo er 1984 sein Abitur am Deutschherren-Gymnasium ablegte. Anschließend absolvierte er beim katholischen Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) sowie beim Kirchenboten, der Kirchenzeitung des Bistums Osnabrück, bis Herbst 1986 ein Volontariat. Von April 1987 bis Juli 1988 leistete Vogg in der Pressestelle des Generalstabs des I. Korps in Münster seinen Grundwehrdienst ab. Von 1988 bis 1993 studierte er Politikwissenschaften, Islamwissenschaft und Ethnologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, inklusive eines Auslandsjahres (1989 bis 1990) zum Arabisch-Studium an der Universität Alexandria in Ägypten. Vogg schloss sein Studium 1993 mit einer Promotion über die „Grünen in Ägypten[1]“ ab. Während seines Studiums arbeitete er als freier Journalist für radio ffn, den Norddeutschen Rundfunk und den Bayerischen Rundfunk, außerdem schrieb er für Zeitschriften (Globo[2], Geo) und andere Zeitungen.

Berufliche Laufbahn

Kirchenpresse

Nach seinem Volontariat war Christian Vogg vom Oktober 1986 bis März 1987 Redakteur bei der Kirchenzeitung des Bistums Hildesheim und baute dort eine neue Regionalausgabe auf. Anschließend leistete er seinen Grundwehrdienst ab.

Westdeutscher Rundfunk

Noch während seines Studiums arbeitete Vogg als fester freier Mitarbeiter für Radio und Fernsehen im WDR-Landesstudio Münster. 1994 wechselte er nach Köln und wurde Redakteur, Reporter und Moderator politischer Sendungen bei WDR 5. Er berichtete regelmäßig für den WDR von Parteitagen und Veranstaltungen der CSU (Klausur der Landesgruppe in Wildbad Kreuth, Politischer Aschermittwoch) und war als Reporter von 1995 bis 2005 bei etlichen Landtags- und Bundestagswahlen dabei. Als Auslandskorrespondent berichtete er in zahlreichen Einsätzen zwischen 1996 und 2005 vom Nahost-Studio der ARD in Amman (Jordanien) aus über Politik und Gesellschaft der Arabischen Welt; er berichtete aus Syrien, Libanon, Irak, Kuwait, Dubai und Palästina; daneben unternahm er Recherchereisen in den Iran, nach Saudi-Arabien und in den Jemen. 2005 wurde Christian Vogg von WDR-Intendant Fritz Pleitgen als Referent in dessen Team berufen und war bis 2007 u. a. für den Programmausschuss des Rundfunkrats sowie für die WDR-Beteiligungen zuständig, war Redenschreiber des Intendanten und arbeitete mit an der Digitalstrategie des Senders. Im April 2007 übernahm Vogg die Redaktionsleitung der WDR Mediathek[3] und baute mit seinem Team das zu dieser Zeit erste Audio- und Videoportal innerhalb der ARD auf. Ab Juni 2011 entwickelte er als Metadaten-Koordinator ein unternehmensweites Datenkonzept, das Redaktion, Technik und Verwaltung vernetzte, und initiierte die Einführung einer eindeutigen ID für alle Publikationsvektoren.

Europäische Rundfunkunion (EBU)

Im September 2012 wechselte Christian Vogg als Head of Radio and Music[4] zur Europäischen Rundfunkunion (EBU) nach Genf. Er verantwortete mit seinem Team die weltweit größte Musikbörse[5], in deren Rahmen jährlich bis zu 3.500 Konzerte aus Klassik, Jazz, Rock/Pop und Folk zwischen den EBU-Mitgliedern ausgetauscht werden. Vogg baute eine neue Video-Austauschplattform auf (euroradio2see[6]), projektierte den Neubau der Musik-Datenbank[7] und modernisierte Workflows. Den Kontakt zu den EBU-Mitgliedern (69 Sender in 56 Ländern[8]), steuerte er mit seinem Team über 19 Fachgruppen[9] und er organisierte die jährliche Vollversammlung der Radiodirektoren, die EBU Radio Assembly[10]. Im regelmäßigen Dialog mit den EBU-Mitgliedern in Europa, sowie mit Industrievertretern und Fachexperten setzte er sich für die strategische Weiterentwicklung des Radios auf Basis multimedialer Lösungen ein[11]. Ein Schwerpunkt war dabei die europaweite Einführung von DABplus und hybriden Radio-Anwendungen in Smartphones[12] und Autos (Connected Car). Vogg war auch in diplomatischer Mission bei EBU-Mitgliedern, um die Expertise der EBU bei strategischen Fragen anzubieten[13]. Zusammen mit der Technik-Direktion der EBU und der EBU-Academy erarbeitete er die Integrated Media Production Strategy (IMPS[14]) für trimediale Newsrooms. Er erfand den „New Radio Day“[15] als jährliches Austausch-Meeting für europaweite Audio-Trends öffentlich-rechtlicher Sender und war als Keynote-Speaker zu konvergenter Medienstrategie regelmäßig Gast auf nationalen und internationalen Medienkonferenzen[16].

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Von Oktober 2015 bis Oktober 2016 kehrte Christian Vogg zum Westdeutschen Rundfunk zurück, wo er u. a. als Chef vom Dienst Online im trimedialen Newsroom im Funkhaus Düsseldorf arbeitete.

Seit November 2016 war er als Bereichsleiter Dokumentation und Archive beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in Zürich beschäftigt.[17] Neben der Optimierung der traditionellen Archiv-Services (Archivierung/Erschließung, Recherche, Digitalisierung[18]) war er für das Datenmanagement des Senders zuständig. In seinem Bereich baute er seit 2018 das erste Expertenteam für künstliche Intelligenz auf. Erste Projekte widmeten sich der Implementierung von Speech-to-Text-Services in die Workflows von Radio, Fernsehen und Archive. Mit einem externen Partner entwickelte er auch einen Algorithmus für die Transkription Schweizerdeutscher Dialekte, der im Sommer 2021 produktiv gesetzt wurde[19]. Weitere Projekte zielten ab auf die effizientere Verknüpfung von Metadaten über den ganzen Produktionsworkflow hinweg, darunter insbesondere auch Rechtedaten. Vogg hat die Entwicklung der SRF Metadatenroadmap geleitet, ist Autor der SRF Data Governance und engagierte sich für die stringente strategische Umsetzung sämtlicher Daten-getriebener Prozesse in Redaktionen, Technik und Verwaltung.

Aufgrund der vom Schweizer Gesetzgeber vorgeschriebenen Archivöffnung[20] konnte Vogg mit seinem Team auch große Mengen an Archivmaterial der Schweizer Öffentlichkeit auf PLAY SRF[21] zur Verfügung stellen. Das im September 2020 vorgestellte Biografie-Tool "SRF Timelines" unterstützt diese Strategie auf spielerische Art und Weise[22]. Es liegt mittlerweile auch auf Rätoromanisch vor, eine französische Version ist in Vorbereitung. Zudem betreibt das SRF Archiv eigene Kanäle auf Facebook[23] und YouTube[24]. In Zusammenarbeit mit Kulturerbe-Institutionen und Museen setzte Vogg sich für die Förderung und den Erhalt des audiovisuellen Gedächtnisses der Schweiz ein.[25] Zusätzlich stellt SRF (wie auch die anderen Sender der SRG) seit 2019 den Verlegern in der Deutschschweiz kostenlos Archiv-Videos zur Online-Nutzung zur Verfügung[26], eine Dienstleistung, die das Team von Vogg verantwortete.

Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR)

Seit Dezember 2021 ist Vogg als Chief Data Officer der SRG auf nationaler Ebene verantwortlich für die strategische Data Governance des gesamten öffentlich-rechtlichen Senderverbunds. Zu seinen Aufgaben gehören Themen wie Datenschutz, Data Policy und Datensicherheit, Identifizierung und Priorisierung der Herausforderungen sowie Koordination daten-getriebener Prozesse. In seiner Position stellt er die Verbindung her zwischen den technischen, rechtlichen und inhaltlichen Fragen eines nachhaltigen, vernetzten Datenmanagements. Mithilfe einer entsprechenden Fachgruppe unterstützt er auch die einzelnen Unternehmenseinheiten bei der Transformation zu einer Data Driven Company.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Archivöffnung beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF – Hintergründe, Metadaten, Strategie, 2020[31]
  • Smarte neue Medienwelt. Eine Branche im Umbruch. Rotary-Magazin, 2015[32]
  • Schönes neues Digitalistan – und wo bleibt das Radio? vfm-Jahrestagung 2014. Vortragsmanuskript. in: Sammelband "Fokus Medienarchiv II", LIT-Verlag. 2020[33]
  • Digital Radio Toolkit. EBU, 2014[34]
  • Wie man ein Königsgrab findet. Archäologie für Einsteiger, 2013[35]
  • Geburtstag von Jesus von Nazareth. Zeitzeichen (Radio-Feature). 24. Dezember 2010. WDR und NDR[36]
  • Die Grünen in Ägypten. Die erste Umweltpartei der Arabischen Welt, 1995[1]

Privates

Christian Vogg ist geschieden und hat zwei erwachsene Töchter.

Einzelnachweise

  1. a b Christian Vogg: Die ägyptischen Grünen - die erste Umweltpartei der Arabischen Welt. 500. Auflage. agenda-Verlag, Münster 1995, ISBN 3-929440-25-3, S. 207.
  2. Ringier nimmt Globo vom Markt. Horizont.net, 15. November 2001, abgerufen am 19. Mai 2020.
  3. WDR Mediathek. Abgerufen am 19. Februar 2018.
  4. EBU APPOINTS HEADS OF TV, RADIO AND STRATEGY. EBU, 13. Juli 2012, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  5. EBU Music Exchange. EBU, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  6. Euroradio2See - Vision for Radio. EBU/Euroradio, 5. Juli 2013, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  7. MUS Platform - Music Exchange (EBU members only). EBU/Euroradio, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  8. EBU Members. EBU, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  9. Radio Committee and Groups. EBU/Euroradio, abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch).
  10. 20th Euroradio Assembly. EBU/Euroradio, Mai 2014, abgerufen am 30. Dezember 2018 (englisch).
  11. Interview with Christian Vogg about about the challenges facing public broadcasting. In: YouTube. EBU Knowledge Exchange, 30. September 2012, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  12. Warum kann mein Handy nicht fernsehen? In: YouTube. Hanns-Seidel-Stiftung, 8. Oktober 2013, abgerufen am 19. Mai 2020.
  13. Head of Radio at EBU, Dr. Christian Vogg visiting Israel. In: YouTube. Israelische Rundfunkgesellschaft, 3. Dezember 2013, abgerufen am 19. Mai 2020 (hebräisch, englisch).
  14. IMPS - Integrated Media Production Strategies. EBU.tech, 9. Dezember 2012, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  15. New Radio Day. EBU/Euroradio, Oktober 2013, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  16. Broadcast und New-TV - Wie Cognitive Services & Co. die Nutzung von Produktions- und Nutzungs-Konzepten von Sendern verändern. Medientage München, 25. Oktober 2017, abgerufen am 19. Mai 2020.
  17. Organigramm SRF. Schweizer Radio und Fernsehen, 1. November 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  18. SRF digitalisiert Fernseharchiv seit 1953. Schweizer Radio und Fernsehen, 1. Februar 2018, abgerufen am 19. Mai 2020.
  19. Nicole Krättli: Maschinen verstehen nun auch Mundart. In: Informationen der SRG Deutschschweiz. SRG Deutschschweiz, 26. Dezember 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  20. Radio- und Fernsehverordnung (Schweiz). In: Art. 33, Abs. 2. Schweizerische Eidgenossenschaft, 16. Mai 2016, abgerufen am 19. Mai 2020.
  21. PLAY SRF (Mediathek). Schweizer Radio und Fernsehen, abgerufen am 19. Mai 2020.
  22. SRF Timelines – Nächster Schritt der Archivöffnung. Schweizer Radio und Fernsehen, 12. September 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  23. SRF Archiv. In: Facebook. Schweizer Radio und Fernsehen, abgerufen am 19. Mai 2020.
  24. SRF Archiv. In: YouTube. Schweizer Radio und Fernsehen, abgerufen am 19. Mai 2020.
  25. Replay: TV- und Radiodokumente nach der Ausstrahlung. In: Memoriav-Kolloquium 2018. Memoriav, 24. Oktober 2018, abgerufen am 19. Mai 2020.
  26. Öffnung der Archive der SRG SSR für Schweizer Medienhäuser über die Shared Content Plattform. In: SRGSSR.ch. Schweizerischer Radio- und Fernsehgesellschaft, 13. Juni 2019, abgerufen am 19. Mai 2020.
  27. Pressestelle SRF: «SRF Timelines» gewinnt Silver Award an den Best of Swiss Web Awards. In: Medienportal SRF. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 7. September 2021, abgerufen am 24. Dezember 2021.
  28. Grimme Online Award 2008 - Preisträger. Grimme Institut, 2008, abgerufen am 19. Mai 2020.
  29. Preisträger. Ernst-Schneider-Preis, abgerufen am 19. Mai 2020.
  30. Bisherige Preisträger / Medienpreis. Deutscher Bundestag, abgerufen am 19. Mai 2020.
  31. Christian Vogg: Die Archivöffnung beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF – Hintergründe, Metadaten, Strategie. In: BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis. 1. Auflage. Band 44, Nr. 3. De Gruyter, Dezember 2020, ISSN 0341-4183, S. 430–435.
  32. Smarte neue Medienwelt. Rotary Deutschland, 1. September 2015, abgerufen am 19. Mai 2020.
  33. Christian Vogg, u. a.: Schönes neues Digitalistan - und wo bleibt das Radio? In: Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (Hrsg.): Fokus Medienarchiv II. 1. Auflage. Band 9. LIT, Münster 2020, ISBN 978-3-643-14665-6, S. 264 (lit-verlag.de).
  34. Media Intelligence EBU, Radio Unit EBU: Digital Radio Toolkit. European Broadcasting Union, Dezember 2014, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  35. Christian Vogg, Dieter Vieweger: Wie man ein Königsgrab findet - Archäologie für Einsteiger. 1. Auflage. Herder, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-30308-1, S. 160 (bai-wuppertal.de).
  36. Geburtstag von Jesus von Nazareth. In: Radio-Feature. Norddeutscher Rundfunk, 24. Dezember 2010, abgerufen am 19. Mai 2020.