Christuskirche (Brühl)

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Die Christuskirche in Brühl ist eine 1888 eingeweihte evangelische Kirche. Sie gilt als älteste evangelische Kirche zwischen Köln und Bonn. Die Diaspora-Gemeinde gründete auf dem Zuzug preußischer, meist evangelischer Soldaten, Beamten und Unternehmer nach den Befreiungskriegen.

Gemeindegeschichte

Nach der Reformation fasste auch in Brühl der Protestantismus Fuß. Der Stadtherr Hermann von Wied war am Anfang seiner Herrschaft noch streng katholisch. So wurde 1535 Johann Klopreis, den man in Münster gefangen hatte, an der Westseite des Brühler Schlosses als protestantischer Märtyrer verbrannt. 1543 hatte sich die Einstellung des Erzbischofs so geändert, dass er das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen ließ. Er konnte sich aber nicht gegen Kaiser und Papst durchsetzen, und der evangelische Schmalkaldische Bund versagte ihm die Unterstützung. So war die Reformation im Rheinland nach der Exkommunikation des Erzbischofs im April 1545 und endgültig 1547 nach dem Schmalkaldischen Krieg gescheitert. In der Folgezeit mussten alle Protestanten und auch die Zuwanderer zum katholischen Glauben konvertieren.

1812, noch in der Franzosenzeit, gab es nach den Pfarrakten nur sechs Evangelische, 1834, in der Zeit Preußens, 61. Der erste evangelische Gottesdienst wurde 1834 vom Divisionspfarrer als Militärgottesdienst für das in Koblenz und teilweise in Brühl stationierte Infanterie-Regiment „von Goeben“ (2. Rheinisches) Nr. 28 abgehalten. Ab 1836 stand für den evangelischen Gottesdienst aufgrund einer Kabinettsorder im Schloss ein Raum zur Verfügung, der alle vier Wochen von Divisions- oder Kölner Pfarrern versehen wurde. Im Herbst 1842 hatte sogar Friedrich Wilhelm IV. an einem Gottesdienst im Schloss teilgenommen. Ähnlich wurden auch in Bornheim, im dortigen Schloss Gottesdienste abgehalten und eine Gemeindegründung ins Auge gefasst. Nachdem sich in der Zwischenzeit Initiativen zur Bildung einer eigenen Pfarrei und auch ein Presbyterium gebildet hatten, wurde mit Genehmigung des Konsistoriums am 14. August 1851 zuerst noch zusammen mit Bornheim der erste Pfarrer und Schlossprediger, Erwin Scheden, gewählt. Dies gilt als das Gründungsdatum der Gemeinde. Zuvor war im Kirchenkreis Mülheim am Rhein das zukünftige Gemeindegebiet abgegrenzt worden. Die Gemeinde umfasste die Bürgermeistereien Brühl, Rondorf (ohne Rodenkirchen), Gymnich, Liblar, Lechenich, Erp, Friesheim, Weilerswist, Hürth (ohne die BM Efferen und ohne Gleuel und Berrenrath) sowie die Rheinschiene von Wesseling bis Hersel, insgesamt 108 Evangelische (die Bornheimer brachten 75 zusammen). Erwähnenswert sind die besonders aktiven ersten Gemeindemitglieder: der königliche Oberberggeschworene Bergmann war der erste von 21 Stimmberechtigten 1837 gewählte Kirchmeister, Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Bendleb vom Weilerhof in Fischenich war Gemeindeältester und Kaufmann Lenz wurde zum Diakon für die Armenfürsorge bestimmt. Weitere „Prominente“ waren der Hofgärtner Claußen, der Oberförster Schirmer, der Major Berthold und der Gutsbesitzer Friedrich Giesler, der 1833 Schloss und Gut Falkenlust gekauft hatte und nachmals zum reichsten Bürger Brühls wurde, alles Zugereiste. Offiziell staatlich genehmigt wurden die beiden (bis 31. Dezember 1894) pfarramtlich verbundenen Gemeinden am 20. November 1855, seitdem gab es auch den Zuschuss zum Pfarrgehalt als Staatsleistung, das im Übrigen von freiwillig zugesagten jährlichen Spenden von Gemeindeangehörigen getragen wurde. 100 Taler gab der Kölner Zweigverein des Gustav-Adolf-Werks dazu. Der Pfarrer war außer Schlossprediger noch Militärgeistlicher für die im Schloss stationierten Soldaten und musste auch viermal Gottesdienste in polnischer Sprache in den verschiedensten Garnisonen abhalten. Er wohnte im Schloss.

Durch das Anwachsen der Bevölkerung in Brühl und im Umland durch die Industrialisierung insbesondere durch die Braunkohleindustrie und nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuwachs von Aussiedlern aus den meist evangelischen Ostgebieten wurden zunehmend zuerst Gemeindebezirke mit alle 14 Tage abgehaltenen Gottesdiensten in zuvor gebauten Schulen oder in Privathäusern gegründet, dann Kirchen gebaut und schließlich eigene Gemeinden begründet. Diese Entwicklung war 1957 mit der Gründung der Evangelischen Gemeinde Hürth abgeschlossen. Zuvor wurde für Brühl 1954 nach der Pensionierung von Pfarrer Georg Grosser, Ehrenbürger seit 1963, der hier 34 Jahre bis zu seinem 70. Geburtstag und mit 42 Dienstjahren gesamt gewirkt hatte, eine zweite Pfarrstelle bewilligt. Als die Gemeinde auf 12.000 Mitglieder angewachsen war, gab es sogar vier Pfarrstellen. Heute versorgen drei Geistliche in sechs Kirchen etwa 9.300 Gemeindemitglieder.

Kirchenbau

Christuskirche mit Schlosspark

Für die kleine Gemeinde reichte der Raum im Schloss. Auch wollte man zuerst eine Schule bauen (1852 26 Kinder) und als nach der Renovierung des Schlosses[1] die Kündigung der Pfarrwohnung erfolgte (1862), baute man 1863 auf einem Grundstück, das von der Schlossverwaltung erworben wurde, ein Schul- und ein Pfarrhaus. Zu den Kosten von 6000 Talern gab der König 1000 als Gnadengeschenk dazu.

Für den Kirchbau hatte bereits Friedrich Giesler testamentarisch 2000 Taler bestimmt. Richard Frickenhaus (1876–1920 Pfarrer in Brühl) nahm die Gelegenheit war, ein weiteres Grundstück von der Domänenverwaltung zu erwerben, das 1879 pachtfrei geworden war, unter der Bedingung, die Baupläne dem Schlossherren vorzulegen. Der Baurat Karl Freyse aus Köln-Lindenthal veranschlagte die Baukosten (vorerst ohne Turm) auf 45.000 Goldmark, zu denen wieder ein Gnadengeschenk von 8550 Mark und viele andere Vermächtnisse kamen. Die Gemeindeangehörigen zeichneten gerne ihre Beiträge zu den Baukosten, sodass man am 2. September 1886 den Grundstein legen konnte und man dann doch den Mut aufbrachte, zusätzliche Darlehen für den Turm aufzunehmen und diesen gleich mitzubauen. Am 21. September 1888 wurde die Kirche unter Beteiligung von der Koblenzer Kirchenleitung und 22 Pfarrern aus den Nachbargemeinden unter Superintendent Bartelheim aus Köln eingeweiht. Die Kirche hatte auch sofort ein Bronzegeläut mit drei Glocken der Glocken- und Kunstgießerei Rincker, deren größte Witwe Giesler gestiftet hatte (die kleinste überlebte den Ersten Weltkrieg und tat dann in der Friedenskirche (Liblar) ihren Dienst), und eine kleine Orgel von der Firma Walcker mit 9 Registern. Die Kirchenfenster wurden von der Köln-Lindenthaler Glasmalerei Schneiders und Schmolz angefertigt.[2]

Die Kirche fiel am 4. März 1945 um 1.30 Uhr dem letzten der Bomberangriffe zum Opfer, nur der Turm blieb schwer aufgerissen stehen. Vom Pfarrgarten und Kirche bis zum Schlosspark zählte man etwa 60 Bombentrichter. Am 7. März rückten die Amerikaner in Brühl ein. Auch Pfarr- und Gemeindehaus waren getroffen, konnten aber bis Ende 1946 wieder aufgebaut werden, das Gemeindehaus bis Januar 1950. Gottesdienst wurde wieder im Schloss gehalten, und zwar in der Orangerie.

Nach Trümmerbeseitigung wurde am 10. September 1950 der Grundstein für den Wiederaufbau unter den Altar gelegt. Der Bau kostete, auch wenn einige Ziegel wiederverwendet wurden, nahezu 230.000 DM. Die Industrie steuerte 35.000 DM bei, ebenso spendeten viele Brühler – auch katholische – Geschäfte und der Stadtrat und der seit 1949 bestehende Kirchbauverein, der monatlich fast 300 DM sammelte. Der Bau steht auf den alten Fundamenten in Kreuzform aber mit schlichterer Form und weniger dicken Wänden mit einfacher Balkendecke und schlichten hohen Rundbogenfenstern, nicht zuletzt auf Drängen des Landeskonservators Franz Graf Wolff Metternich. Letztlich stimmte das Presbyterium auch zu, dass die Reste der neugotischen Sandsteinfiguren des Turmes abgeschlagen wurden.

Nach einer Peter-Orgel erhielt die Kirche 1980 eine Orgel der Firma Weimbs Orgelbau mit 26 Registern.

Literatur

  • Georg Grosser: Evangelisches Gemeindeleben im Kölner Land. Verlag der Löwe, Köln 1958, S. 9 ff.
  • Helmut Fußbroich u. a.: Evangelische Kirchen in Köln und Umgebung. J.P. Bachem, Köln 2007, ISBN 3-7616-1944-8.

Weblinks

Commons: Christuskirche (Brühl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtgeschichte 1844 (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)
  2. Kunst-Glasmalerei Schneiders & Schmolz G.m.b.H. Koeln-Lindenthal: Verzeichnis einer Anzahl bereits ausgeführter Glasmalereien nebst einigen Abbildungen. Köln 1902, S. 9.

Koordinaten: 50° 49′ 47,4″ N, 6° 54′ 26,9″ O