Clarait

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Clarait
Claraite-95017.jpg
Clarait vom Weißen Schrofen, Ringenwechsel, Schwaz, Tirol, Österreich (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
  • IMA 1981-023
  • Kupferkarbonat
Chemische Formel
  • (Cu,Zn)15(CO3)4(AsO4)2(SO4)(OH)14·7H2O[1]
  • (Cu,Zn)3[(OH)4|CO3]·4H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
5.DA.30 (8. Auflage: V/E.07)
16b.04.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pedial; 1 oder triklin-pinakoidal; 1[3]
Gitterparameter a = 14,28 Å; b = 8,03 Å; c = 7,27 Å
α = 79,16°; β = 107,90°; γ = 99,68°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,35; berechnet: 3,34[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {1010}[5]
Farbe blaugrün
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,751
nε = 1,645[5]
Doppelbrechung δ = 0,106[6]
Optischer Charakter schwach zweiachsig negativ[5]

Clarait ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung (Cu,Zn)15(CO3)4(AsO4)2(SO4)(OH)14·7H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Zink-Carbonat mit zusätzlichen Arsenat-, Sulfat- und Hydroxidionen. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Kupfer und Zink können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Clarait ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt nur kleine, pseudohexagonale bzw. pseudorhomboedrische Kristalle bis etwa 0,5 Millimeter Größe und glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich in Form sphärolithischer Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge von blaugrüner Farbe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Clarait in der Grube Clara bei Oberwolfach im Schwarzwald (Baden-Württemberg) und 1981 durch die International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt (IMA-Eingangs-Nr. 1981-023). Beschrieben wurde das Mineral durch Kurt Walenta und Pete J. Dunn, die es nach seiner Typlokalität benannten. Sie publizierten ihre Analyseergebnisse und Mineralbeschreibung 1981 im Wissenschaftsmagazin „Chemie der Erde / Geochemistry“.

Ursprünglich hatten Walenta und Dunn die chemische Formel mit (Cu,Zn)3[(OH)4|CO3]·4H2O[2] ermittelt. Die chemische Zusammensetzung wurde allerdings 2016 neu definiert und von der IMA anerkannt (siehe IMA-Newsletter 34, 2017[1]).

Typmaterial des Minerals wird in der Universität Stuttgart (Deutschland) und im Smithsonian Institution (USA) aufbewahrt.

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Clarait zur gemeinsamen Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Callaghanit und Decrespignyit-(Y) die unbenannte Gruppe V/E.07 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Clarait in die verkleinerte Klasse der „Carbonate und Nitrate“, dort aber ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5.DA.30 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Clarait wie die veraltete Strunz'sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate - Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 16b.04.03 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate - Hydroxyl oder Halogen mit (A)m(B)n(XO3)pZq • x(H2O), mit (m+n):p=8:1“ zu finden.

Kristallstruktur

Clarait kristallisiert möglicherweise triklin, wobei die Raumgruppe bisher nicht näher bestimmt wurde, mit den Gitterparametern a = 14,28 Å; b = 8,03 Å; c = 7,27 Å; α = 79,16°; β = 107,90° und γ = 99,68°° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Die hexagonale Pseudozelle hat die Gitterparameter a = 26,22 Å und c = 21,56 Å.[5]

Bildung und Fundorte

Clarait aus Sommerau, Brixlegg-Rattenberg, Nordtirol, Österreich (Sichtfeld 3 mm)

Clarait bildet sich sekundär in oxidierten Kupfer-Zink-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Azurit, Baryt, Devillin, Fluorit, Gips, Malachit, Olivenit und Quarz auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Clarait nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität Grube Clara in Baden-Württemberg trat das Mineral in Deutschland bisher noch in der Grube „Sulzbach II“ im Donaustaufer Revier in Bayern, in den Gruben „Charlotte Magdalena“ und „Floßberg“ bei Bad Lauterberg im Harz in Niedersachsen, auf den Schlackenhalden der Zinkhütte „Friedrich-Wilhelm“ bei Birkengang und der Kupferhütte bei Kall in Nordrhein-Westfalen auf.

In Österreich fand man Clarait unter anderem auf der Feistritz Alp nahe Feistritz an der Gail, auf der Unterbuchach Alp bei Kirchbach und in der Grube „Judengras“ bei Podlanig (Lesachtal) in Kärnten; bei Schwarzleo in der Gemeinde Leogang in Salzburg sowie an mehreren Orten im Bezirk BrixleggRattenberg (Hof, Silberberg, Sommerau), am Weißen Schrofen bei Ringenwechsel nahe Schwaz und bei Pengelstein nahe Kitzbühel in Tirol.

In der Schweiz wurde das Mineral bisher in den Gruben „Gosan“ und „Termino“ bei Saint-Luc VS, am Six-Blanc bei Bagnes, am Mont Chemin bei Martigny und in der Vaashöhle bei Granges in der Gemeinde Sitten (französisch Sion) im Kanton Wallis gefunden.

Daneben kennt man Clarait bisher nur noch aus der Grube „Salsigne“ im französischen Département Aude, der Grube „Andrássy I.“ in der ungarischen Gemeinde Rudabánya, Carrara in der italienischen Toskana und der Grube „La Amorosa“ bei Villahermosa del Rio in der spanischen Provinz Castellón.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Walenta, Pete J. Dunn: Clarait, ein neues Karbonatmineral aus der Grube Clara (mittlerer Schwarzwald). In: Chemie der Erde. Band 41 (1982), S. 97–102
  • Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Roger G. Burns, Adolf Pabst: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 68 (1983), S. 471–475 (PDF 948,5 kB; Clarait S. 1)
  • John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 88 (2003), S. 251–255 (PDF 82,4 kB; Clarait S. 4)

Weblinks

Commons: Claraite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c U. Hålenius, F. Hatert, M. Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC). Newsletter 34 (PDF; 97 kB)
  2. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 312.
  3. Claraite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF; 66 kB)
  4. a b Kurt Walenta: On the lattice constants of claraite. In: Der Erzgräber. Band 13 (1999), S. 20–22 (Kurzfassung: John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 88 (2003), S. 254 (PDF 82,4 kB; S. 4)
  5. a b c d e f Kurt Walenta, Pete J. Dunn: Claraite, a new carbonate mineral from the Clara Mine, (Central Black Forest). In: Chemie der Erde. Band 4 (1982), S 97–102 (Kurzfassung: Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Roger G. Burns, Adolf Pabst: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 68 (1983), S. 471 (PDF 948,5 kB; S. 1)
  6. Mindat - Claraite
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Clarait
  8. Fundortliste für Clarait beim Mineralienatlas und bei Mindat