Kryptosporidien

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Kryptosporidien

Oocysten von C. parvum

Systematik
ohne Rang: Diaphoretickes
ohne Rang: Sar
ohne Rang: Alveolata
ohne Rang: Apicomplexa
ohne Rang: Conoidasida
Gattung: Kryptosporidien
Wissenschaftlicher Name
Cryptosporidium
Tyzzer, 1907

Kryptosporidien (Cryptosporidium) sind eine Gattung einzelliger Parasiten, die häufig Kälber und gelegentlich Menschen, darüber hinaus aber bis zu 40 weitere Wirbeltiere infizieren. Sie gehören zur Untergruppe der Kokzidien der Apicomplexa und sind nahe verwandt mit Plasmodium, dem Erreger der Malaria, und mit Toxoplasma gondii, dem Erreger der Toxoplasmose. Humanpathogene Kryptosporidien unterliegen in Deutschland der Meldepflicht.

Verbreitung

Kryptosporidien kommen weltweit vor und werden vor allem über verunreinigtes Trinkwasser übertragen. In Milwaukee (USA) wurden 1993 bei einer der größten von Kryptosporidien verursachten Epidemien über 300.000 Erkrankte beobachtet. Obwohl genaue Angaben fehlen, schätzt man, dass 3,5 % der Bevölkerung Europas Ausscheider der Sporen sind, meist ohne selbst zu erkranken.

Merkmale

C. muris Oozysten (schwarze Vergleichsbalken = 5 µm)

Die Oozysten sind rund und mit knapp 5 Mikrometer sehr klein (die kleinsten Oozysten unter den Apicomplexa). Die Sporozoiten messen nur bis 4 Mikrometer.

Lebenszyklus

Infektionsweg und Lebenszyklus von Cryptosporidium spp.

Im Darm des Wirtes werden aus den Oozysten die Sporozoiten frei, die in den Bürstensaum der Darmzellen eindringen, sich dort in einer parasitophoren Vakuole einnisten und sich weiter zu Trophozoiten und Meronten entwickeln. Die Meronten teilen sich ungeschlechtlich in 8 Merozoiten I, die neue Wirtszellen befallen, wo sich aus jedem Merozoit eine zweite Merontengeneration bildet. Aus der daraus hervorgehenden zweiten Merozoitengeneration entwickeln sich die Geschlechtszellen (Gamonten). Aus der Befruchtung der weiblichen Makrogameten durch männliche Mikrogameten entsteht eine Zygote und schließlich eine Oozyste. Es werden zwei Typen von Oozysten gebildet: Rund 80 % sind dickwandig und werden mit dem Kot ausgeschieden, die restlichen 20 % sind dünnwandig und verbleiben im Wirt, wo sie eine erneute Infektion des Wirtes auslösen. Die Oozysten sind sehr widerstandsfähig und können unter günstigen Bedingungen (Feuchtigkeit und Temperatur) mehrere Monate infektiös bleiben. Sie sind unempfindlich gegenüber vielen Desinfektionsmitteln.

Schadwirkung

Die Infektion (Kryptosporidiose) heilt nach einigen Wochen meist von selbst aus. Als Symptome werden leichtes Fieber, Schwindel, Bauchkrämpfe und Gewichtsverlust beobachtet. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. AIDS) kann sie jedoch zu chronischem Durchfall führen. Man geht davon aus, dass in schätzungsweise 3 % aller mit Aids in Zusammenhang stehenden Todesfälle Kryptosporidien als unmittelbare Todesursache infrage kommen.

Es wird vermutet, dass eine Immunisierung über die Aufnahme von wenigen Zysten über Rohkost oder Haustiere in Verbreitungsgebieten erfolgen kann, daher können dann Ausbrüche in leichterer Form erfolgen oder ganz ausbleiben.

Kryptosporidien stellen auch für Reptilien (etwa in der Terraristik) ein Infektionsrisiko dar (C. saurophilum/varanii, C. serpentis).[1]

Diagnostik

Cryptosporidium-Oozysten können mit Hilfe von diversen Färbeverfahren (z. B. modifizierte Ziehl-Neelsen-Färbung) in Stuhlausstrichen nachgewiesen werden. Außerdem ist ein Nachweis durch Immunfluoreszenz, oder Kopro-Antigen-Nachweis via ELISA möglich.

Arten

Therapie in der Humanmedizin

Die symptomatische Therapie bei einer Infektion mit Cryptosporidium-Arten erfolgt mit intravenöser Flüssigkeitszufuhr sowie bei Durchfall der Gabe von Loperamid bzw. Opiumtinktur und Octreotid. Die antiparasitäre Therapie erfolgt mit Paromomycin oder Albendazol, alternativ mit Azithromycin oder dem in Deutschland nicht zugelassenen Nitazoxanid.[2]

Meldepflicht

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis für humanpathogene Cryptosporidium sp. namentlich meldepflichtig nach § 7 Absatz 1 Nummer 11 des Infektionsschutzgesetzes, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion beim Menschen hinweist.
In Österreich besteht keine Meldepflicht.[3]

Weblinks

Commons: Cryptosporidium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Dönges J (1988): Parasitologie. Mit besonderer Berücksichtigung humanpathogener Formen; Thieme Stuttgart
  • H. Mehlhorn und G. Piekarski: Grundriss der Parasitenkunde. Heidelberg, 6. Aufl. 2002.
  • Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie, 12. Aufl. 2010., Thieme Verlag

Einzelnachweise

  1. cryptosporidien.de - Kryptosporidien bei Reptilien
  2. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 291.
  3. Kryptosporidiose Informationen des zuständigen Ministeriums