Dünner-Lehmbrote-Verfahren

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Im Dünner-Lehmbrote-Verfahren errichtetes Haus in der auf von Bodelschwingh zurückgehenden Heimstätte Dünne

Das Dünner-Lehmbrote-Verfahren ist eine Lehmbautechnik, mit der kapital- und materialsparend, jedoch mit erheblichem Personalaufwand, Häuser errichtet werden können. Dieses Verfahren wird auch „Kraftsches Verfahren“, genannt nach dem Missionar Kraft, der das Verfahren nach einer Einladung von Gustav von Bodelschwingh in Dünne vorführte.

Entstehung

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab es weder Kapital noch Material zum Wiederaufbau der Häuser der ärmeren Bevölkerung. Lehm jedoch war in ausreichendem Umfang vorhanden und konnte als Baustoff genutzt werden. Die Technik ist leicht zu erlernen, und es gab viele Arbeiter, die anpacken konnten.

Im Jahre 1923 errichtete Pastor Gustav von Bodelschwingh in seiner Heimatgemeinde Dünne (Kreis Herford) zunächst sein eigenes Haus mit Wänden aus „Lehmbroten“, eine Technik, die er als Missionar in Ostafrika kennengelernt hatte. Bis 1949 wurden dann mehr als 300 Siedlungshäuser in dieser Bauweise fertiggestellt, schwerpunktmäßig in Bünde-Dünne und Ennigloh. Zahlreiche der Häuser sind auch heute noch bewohnt.

Technik

Die Technik stammt ursprünglich aus der Slowakei und dem Jemen. Ihr Vorteil gegenüber der Stampflehm- und der Lehmwellerbau-Technik ist, dass Letztere wesentlich mehr Kraftaufwand und Fachkenntnisse erfordern.

In der Lehmbrot-Technik erfolgt die Errichtung und Deckung des Daches zunächst auf Rundholzstützen, dann werden darunter die Außen- und Innenwände aus Lehmbroten aufgeschichtet. Die Lehmbrote (etwa Ziegelstein-Größe) werden auf Tischen mit Händen oder mittels einer Strangpresse geformt und feucht im Mauerverband ohne Mörtel verlegt. Zur besseren Putzhaftung werden mit Fingern oder Stöcken kleine Löcher gebohrt und auch kleine Steine eingebracht.

Als Wetterschutz dienen zwei Lagen Kalkputz auf den Außenwänden. Wenn die Lehmbrote manuell ohne Strangpresse hergestellt werden, benötigt man keinerlei technische Hilfen, was besonders in ärmeren Regionen ein Vorteil ist.

Literatur

  • Wolfgang Belitz: Gustav von Bodelschwingh – Der „Lehmbaupastor“ von Dünne. Lit-Verlag, Münster 2007, ISBN 3-8258-0469-0, S. 219 Seiten.
  • Güntzel, Jochen Georg: Zur Geschichte des Lehmbaus in Deutschland (Dissertation), 1986

Weblinks

Koordinaten: 52° 14′ 40,9″ N, 8° 35′ 29,8″ O