Wehrmachtslokomotive D 311

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Wehrmacht D 311
DB-Baureihe V 188
DB-Baureihe 288
V 188 001a im AW Nürnberg
V 188 001a im AW Nürnberg
Nummerierung: D 311 01a/b–D 311 04a/b
DB: V 188 001–002
ab 1968 288 001–002
Anzahl: 4
(2 von der DB übernommen)
Hersteller: Krupp/SSW
Baujahr(e): 1941
Ausmusterung: 1969/1972
Achsformel: Do+Do
Länge über Puffer: 22.510 mm
Dienstmasse: 147,0 t
Radsatzfahrmasse: 18,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 75 km/h
Installierte Leistung: 2× 691 kW = 1.382 kW
2× 808 kW = 1.616 kW (nach Umbau)
Treibraddurchmesser: 1.250 mm
Motorbauart: 2× 6 Zylinder
Leistungsübertragung: elektrisch
Anzahl der Fahrmotoren: 8
Antrieb: Tatzlager

Die Wehrmachtslokomotive D 311 war eine Diesellokomotive der deutschen Wehrmacht für den Einsatz mit den schweren Geschützen vom Typ Gustav bzw. Dora. Von dieser Baureihe wurden 1939 von dem Konsortium F. Krupp/Siemens-Schuckert (SSW) insgesamt acht Fahrzeughälften für die Wehrmacht beschafft.

Obwohl sie Eigentum der Wehrmacht waren, war dies nicht direkt an den Lokomotiven vermerkt, vielmehr war die dort aufgebrachte Kennzeichnung Deutsche Reichsbahn, eine Zeile darunter Essen, gefolgt von Fried. Krupp A.G. In der vierten Zeile befand sich das Loknummernschild, darunter die Angabe Heimatbahnhof Essen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die verbliebenen Exemplare bei der Deutschen Bundesbahn als Baureihe V 188, ab 1968 als Baureihe 288 geführt.

Konstruktion

Die Wehrmachtslokomotiven D 311 waren als dieselelektrische Doppellokomotiven mit jeweils den Halbeinheiten a und b ausgeführt.

Die Kraftübertragung vom Motor erfolgte über einen zwischengeschalteten Generator mit Kabelverbindungen zu den elektrischen Fahrmotoren an jeden der je vier Radsätze pro Halbeinheit. Die Achsfolgebezeichnung war dementsprechend „Do+Do“. Die Maschinen verfügten ursprünglich über 940 PS (entspricht 691 Kilowatt) Motorleistung je Fahrzeughälfte und waren für Geschwindigkeiten bis 75 Kilometer pro Stunde zugelassen. Die Steuerungen beider Loks waren elektrisch gekoppelt und wurden von dem jeweils vorausfahrenden Führerstand aus bedient. Die Gesamtmasse beider Fahrzeughälften zusammen betrug 147 Tonnen.

Die beiden Einheiten waren mit einer Kurzkupplung verbunden. Die beiden mittleren Achsen waren seitenverschiebbar gelagert.

Die Lokomotiven waren mit einer besonderen Spitzen- und Schlusslicht-Signalanlage ausgestattet, die es erlaubte, in jedem Einsatzland die dort üblichen Lichtsignale zu schalten (z. B. vorne zwei oder drei Lichter). Während des Verschubes der auf den zwei parallelen Gleisen der Schießkurve rollenden 80-cm-Geschütze konnte an den jeweils hinteren Lokomotiven auf je nur ein rotes Schlusslicht umgeschaltet werden, womit ein Schienenfahrzeug auf nur einem Gleis mit zwei roten Schlusslichtern angezeigt wurde.

Die D311 waren bei der Ablieferung in Wehrmachts-üblichem Schwarzgrau /Ral 7021 gehalten, das später auch für alle weiteren Neulieferungen (Kriegsloks) und Haupt-Ausbesserungen bei Lokomotiven der Reichsbahn zur Anwendung kam. Es wurden im Einsatz auch Tarnanstriche auf den grauen Grundlack aufgebracht. So ist ein etwas seltsam wirkender Wintertarnanstrich ("Walli") durch Bilder aus dem DORA-Einsatz in Sewastopol verbürgt. Sommertarnanstriche sind entsprechend dem Standard der entsprechenden Tarn- und Lackiervorschrift denkbar, aber bislang sind hierzu keine Bilddokumente bekannt.

Nach der Aufarbeitung bei der DB trugen die im Betrieb verbliebenen 2 Loks (eine weitere war als Ersatzteilspender erhalten, die letzte war im Krieg verschollen, vmtl zerstört) den bei der DB dann üblichen Anstrich in Flaschengrün (Ral 6007). Später erhielten die Loks je eine Anstricherneuerung im Rahmen einer weiteren HU den dann bei Dieselloks üblichen Anstrich in Purpurrot Ral 3004.

Verwendung

Die „D 311“ waren dafür vorgesehen, die ihnen zugeordneten Eisenbahngeschütze in die speziell für diese angelegten Stellungen zu bringen sowie sie zum Richten der Waffe auf der sogenannten Schießkurve zu positionieren und daneben mit elektrischer Energie zu versorgen. Der tatsächliche Einsatz hierfür war sehr begrenzt, da nur das sogenannte Dora-Geschütz, eines von zwei 80-cm-Geschützen, zu einem einzigen Kampfeinsatz bei der Beschießung der Festung Sewastopol auf der Krim kam. Weiter wurden nur noch Demonstrationsschießen durchgeführt, ein weiterer Einsatz der von Hitler geliebten aber militärisch wenig sinnvollen Riesengeschütze wurde durch die Verantwortlichen der Wehrmacht nicht zur Anwendung gebracht.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die D 311 03 und 04 als Baureihe V 188 bzw. ab 1968 als Baureihe 288 sowie die D 311 02 als Ersatzteilspender in den Bestand der Deutschen Bundesbahn übernommen. Bei den von Krauss-Maffei nunmehr für den Güterverkehr hergerichteten Fahrzeugen wurden die beiden 940-PS-Motoren durch 1100-PS-Motoren (entsprechend je 808 Kilowatt) ersetzt, die von Maybach für die Baureihe V 200.0 entwickelt worden waren.

Die für den militärischen Einsatz konzipierten Lichtanlagen wurden bei den beiden Maschinen auf die Standard-Lichtsignale zurückgebaut. Der Anstrich wurde dem weinroten Farbschema der Neubauloks angepasst, ferner erfolgten während der restlichen Betriebszeit noch mehrfache Anpassungen, beispielsweise an der Druckluftbremse und der Heizeinrichtung. Die beiden Exemplare der Baureihe 288 wurden bis zu ihrer Ausmusterung 1971 von den Bahnbetriebswerken Gemünden und Bamberg eingesetzt. 1973 wurden beide Lokomotiven bei der Firma Layritz in Penzberg verschrottet.

Literatur

  • Stefan Lauscher: Die Diesellokomotiven der Wehrmacht: die Geschichte der Baureihen V 20, V 36 und V 188. EK Verlag, Freiburg 1999, ISBN 3-88255-236-0.

Weblinks