Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von DNEbM)
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin
(DNEbM)
Logo
Gründung 1998
Sitz Berlin
Zweck Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Evidenzbasierte Medizin
Vorsitz Tanja Krones
Website www.ebm-netzwerk.de

Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (DNEbM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich mit Theorie und Praxis der Evidenzbasierten Medizin (EbM) beschäftigt. Das Netzwerk ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Wirken

Das DNEbM wurde 1998 gegründet und 2000 als gemeinnütziger Verein eingetragen.[1] Das Netzwerk hat etwa 1000 Mitglieder aus allen Bereichen des Gesundheitswesens, darunter mehr als 50 institutionelle Mitglieder, z. B. AkdÄ, ÄZQ, Bundespsychotherapeutenkammer, DEGAM, Deutscher Verband der Ergotherapeuten, Deutscher Verband für Physiotherapie, G-BA, IQWiG, Österreichische Ärztekammer, Zentrum für Qualität in der Pflege, Zentrum Zahnärztliche Qualität (Stand 3. September 2019).

Das Netzwerk dient dem fachlichen Austausch der an EbM Interessierten durch Unterhaltung einer webbasierten Informations- und Kommunikationsplattform und der Fachzeitschrift Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ). Daneben betätigt es sich an der Entwicklung und Vermittlung von Aus-, Weiter- und Fortbildungscurricula und -modellen. Neben der Durchführung von Evaluations- und Forschungsprojekten arbeitet es an der Weiterentwicklung von Theorie, Methoden und Ethik der EbM. Evidence-based Nursing (EbN) ist im DNEbM seit 2002 durch den Fachbereich Pflege und Gesundheitsförderung vertreten.

Das DNEbM verleiht seit 2008 jährlich einen nach dem kanadischen Mediziner David Sackett benannten Wissenschaftspreis, den David-Sackett-Preis. Seit 2009 schreibt das DNEbM zusätzlich den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ aus.[2] Dieser ist mit 1500 Euro dotiert.

Die österreichische Sektion hat 2010 unter einer eigenen Web-Adresse ein spezielles Informationsangebot für Österreich eingerichtet.[3]

Die Geschäftsstelle der DNEbM war von 2002 bis 2013 beim Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin angesiedelt. Von 2014 bis 2013 hatte die Geschäftsstelle des DNEbM im Haus der Deutschen Krebsgesellschaft in Berlin ihren Sitz. Seit Frühjahr 2020 besteht mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin sowie der Stiftung Praxissiegel eine Bürogemeinschaft in Berlin-Mitte.

Fachbereiche

Die inhaltliche Arbeit des DNEbM erfolgt primär innerhalb der themenspezifischen Fachbereiche (Stand: März 2017):

Entwicklung

Entwicklungen des DNEbM 1997 bis 2017
Jahr
1997
  • Erster EbM-Workshop in Lübeck, 17.–21. August 1997. Veranstalter: Institut für Sozialmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
1998
  • Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin“ in Berlin, 14. März 1998. Ort: Kaiserin-Friedrich-Haus
2000
  • Einführung des Begriffs „evidenzbasierte Leitlinien“ in das Sozialgesetzbuch (§§ 137f, 137g, 266 SGB V)
  • ZEFQ wird offizielles Publikationsorgan des DNEbM
  • Lehrbuch Evidenzbasierte Medizin in Klinik und Praxis, 1. Auflage
  • Gründung des DNEbM als gemeinnütziger Verein in Berlin, 6.10.2000
2002
  • Curriculum Evidenzbasierte Medizin, 1. Auflage: Mehrteiliger Fortbildungskurs für Ärzte. Herausgeber: DNEbM und ÄZQ
2004
  • DNEbM wird Mitglied der AWMF
2008
2009
2010
  • Gründung des österreichischen EbM-Netzwerks ebm-netzwerk.at als Teil des DNEbM
2015
  • Gute Praxis Gesundheitsinformation, 2. Auflage[5]
2017
  • Veröffentlichung der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation

Gründungsmitglieder und Vorsitzende

Das Netzwerk wurde im Jahr 1998 durch einen Koordinierungsausschuss gegründet, dem Fachleute aus Wissenschaft und Patientenversorgung angehörten. Beteiligt waren: Gerd Antes (Vorsitzender 2001–2003, Ehrenmitglied seit 2019), Ferdinand M. Gerlach, Günther Jonitz, Johannes Köbberling, Regina Kunz,[6] Karl Lauterbach, Günter Ollenschläger (Schriftführer 2001–2013, Ehrenmitglied seit 2016), Matthias Perleth,[7] Ludger Pientka,[8] Franz Porzsolt,[9] Heiner Raspe (Vorsitzender 1998–2001), Hans Konrad Selbmann, Christoph Straub.

Vorsitzende des DNEbM
Jahr
1998–2001 Heiner Raspe
2001–2003 Gerd Antes
2003–2005 Johannes Forster[10]
2005–2007 Jürgen Windeler
2007–2009 Edmund Neugebauer
2009–2011 David Klemperer
2011–2013 Monika Lelgemann
2013–2015 Gabriele Meyer
2015–2017 Ingrid Mühlhauser
2017–2019 Dagmar Lühmann[11]
2019–2021 Andreas Sönnichsen
2021– Tanja Krones

Kritik

In der Corona-Pandemie kritisierte das EBM-Netzwerk den aus ihrer Sicht zu weitgehenden, strengen Umgang mit der Pandemie. Die Stellungnahme wurde unterschiedlich bewertet. Während Jonas Schmidt-Chanasit sie begrüßte, kritisierte sie Christian Drosten als polemisch und emotional, aber ganz sicher nicht evidenzbasiert.[12]

Literatur

  • G. Guyatt, J. Cairns, D. Churchill, u. a. („Evidence-Based Medicine Working Group“): Evidence-based Medicine. A New Approach to Teaching the Practice of Medicine. In: JAMA. 268, 1992, S. 2420–2425. PMID 1404801
  • G. H. Guyatt, D. Rennie: User’s Guides to the Medical Literature. In: JAMA. 270, 1993, S. 2096–2097.
  • R. Kunz, G. Ollenschläger, H. Raspe, G. Jonitz, N. Donner-Banzhoff (Hrsg.): Lehrbuch Evidenzbasierte Medizin in Klinik und Praxis. 2. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7691-0538-4 (Die Grundlagen der „EbM“ – erstmals Schritt für Schritt an Fallbeispielen aus der Versorgungspraxis im deutschsprachigen Raum).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chronik des DNEbM. DNEbM, 2019; abgerufen am 3. September 2019 2012.
  2. Informationen zum Journalistenpreis Evidenzbasierte Medizin in den Medien. DNEbM, 2019; abgerufen am 3. September 2019.
  3. Sektion Österreich — Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Abgerufen am 3. Mai 2021.
  4. David Klemperer, Britta Lang, Klaus Koch, Hilda Bastian, Frank Brunsmann, Monica Burkhardt, Marie-Luise Dierks, Udo Ehrmann, Judith Günther, Martin Härter, Ingrid Mühlhauser, Sylvia Sänger, Daniela Simon, Anke Steckelberg: Die ,Gute Praxis Gesundheitsinformation‘, 1. Auflage. In: Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 104 (2010) 66–68. Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin, 2009, abgerufen am 2. Februar 2012.
  5. Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin: Gute Praxis Gesundheitsinformation 2.0. In: dnebm.de. 21. Juli 2016, abgerufen am 2. Februar 2021.
  6. Regina Kunz. Universitätsspital Basel; abgerufen am 16. März 2017.
  7. Profil Matthias Perleth. ResearchGate, 2020, abgerufen am 24. Januar 2021.
  8. Pientka L - Search Results - PubMed. Abgerufen am 24. Januar 2021 (englisch).
  9. Lebenslauf Porzsolt. (Memento des Originals vom 17. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ice-ev.de Institute of Clinical Economics, Neu-Ulm; abgerufen am 16. März 2017.
  10. Johannes Forster: Neuer Vorsitzender des DNEbM idw - Informationsdienst Wissenschaft, 2003; abgerufen am 24. Januar 2021.
  11. Wissenschaftlerprofil Dagmar Lühmann. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 2017; abgerufen am 16. März 2017.
  12. medscape-Artikel