Danmarks Kommunistiske Parti

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Danmarks Kommunistiske Parti Kommunistischen Partei Dänemarks
Hammer und Sichel
Partei­vor­sit­zender Henrik Stamer Hedin
Gründung 9. November 1919
Aus­richtung Kommunismus
Marxismus-Leninismus
Haupt­sitz Kopenhagen
Mitglie­derzahl 160[1]
Jugendverband DKU (1906–1990)
Ungkommunisterne (2009-2021)
DKU (seit 2021)[2]
Inter­nationale
Ver­bindung­en
Komintern (1920–1943) Internationales Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien (2002-)
www.dkp.dk

Die Danmarks Kommunistiske Parti (deutsch Kommunistische Partei Dänemarks; kurz DKP) ist eine 1919 entstandene kommunistische Partei in Dänemark. Sie vertritt einen marxistisch-leninistischen Standpunkt.

1919 als Danmarks Venstresocialistiske Parti (deutsch Linkssozialistische Partei Dänemarks) gegründet, nahm sie 1920 ihren noch bis heute gültigen Namen an.

Geschichte

1919 bis 1945

Die DKP ist die älteste kommunistische Partei in Dänemark.[3] Sie wurde am 9. November 1919 unter Beteiligung von Mitgliedern des Socialdemokratisk Ungdomsforbund (SUF), der Socialistisk Arbejderparti und der Uafhængige Socialdemokrati gegründet.

Die junge Partei war in den ersten Jahren ihrer Existenz von einer ausgeprägten Heterogenität geprägt. 1922 spaltete sich unter der Führung des ehemaligen SUF-Mitglieds Sigvald Hellberg aufgrund der Kritik an der Rolle der Komintern für die Politik der DKP ein Teil der Partei ab und gründete eine eigene kommunistische Organisation. Diese vereinigte sich 1923 wieder mit der DKP.[4]

Die DKP saß vor dem Krieg von 1932 bis 1941 im Folketing. 1941 wurden die Kommunisten von der deutschen Besatzungsmacht verboten. Die meisten Kommunisten wurden verhaftet und in deutsche Konzentrationslager geschickt.

1945 bis 1989

Nach dem Krieg war die DKP von 1945 bis 1960 und von 1973 bis 1979 im Parlament vertreten. Die Zahl der Mitglieder sank von etwa 60.000 in den ersten Nachkriegsjahren auf unter 300 heute.

Die DKP war in vielen der neuen sozialen Bewegungen, die in den 1960er Jahren wuchsen und die Grundlage der sogenannten "neuen Linken" bildeten, relativ schwach, behielt aber einen gewissen Einfluss in der Gewerkschaftsbewegung. Erst nach dem Referendum über die dänische EG-Mitgliedschaft 1972 konnte sie wieder an Boden gewinnen und sich in den 1970er Jahren, teilweise auch in den frühen 1980er Jahren, wieder als Anziehungspunkt für jüngere linke Kräfte etablieren.[5]

Seit 1989

Die DKP bildete 1989 mit den Linkssozialisten (Venstresocialisterne) und der trotzkistischen Sozialistischen Arbeiterpartei (Socialistisk Arbejderparti) die sozialistisch-grüne Einheitsliste, die seit 1994 im Folketing sitzt. Auf den Parteitagen im Januar und April 1990 sprach sich eine Mehrheit der DKP für eine programmatische Erneuerung aus und wollte die Partei als Ganzes in den Aufbau einer neuen linksgerichteten Partei links der Sozialistischen Volkspartei (Socialistisk Folkeparti) einbeziehen. Eine Minderheit drängte hingegen darauf, die politische Linie und Identität zu bewahren, welche die DKP in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hatte. Diese Minderheit spaltete sich von der DKP ab und gründete 1990 das Kommunistische Forum (Kommunistisk Forum), das 1993 seinen Namen in Kommunistische Partei in Dänemark (Kommunistisk Parti i Danmark, KPiD) änderte.[6]

Vor dem 31. Parteitag 1991 traten etwa die Hälfte aller bis dahin registrierten Mitglieder aus der Partei aus (was die Mitgliedschaft auf 2.600 Personen schrumpfen ließ), der Parteivorsitzende Ole Sohn trat zurück und ihm folgte eine kollektive Führung, eine Initiative von Teilen der Mitgliedschaft zur Auflösung der DKP war jedoch erfolglos.[7][8][9] Auf dem 32. Parteitag 1992 wurde beschlossen, die 1989 gebildete Einheitsliste zu einer vollständigen Partei auszubauen, wofür die DKP als unabhängige politische und organisatorische Kraft die Grundlage bilden sollte. Gleichzeitig wurden grundlegende Änderungen an Programm und Statut der DKP vorgenommen. Als 1994 die Einheitsliste in das Parlament gewählt wurde ließ dies Diskussionen über eine mögliche Auflösung der Partei aufkommen, die jedoch keine Mehrheit fanden. Aufgrund schwerwiegender finanzieller Probleme trat die für ein Aufgehen in der Einheitsliste stehende Parteiführung 1995 geschlossen zurück. Die folgenden Jahre waren geprägt durch innerparteiliche Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern einer größeren Anbindung der Partei an die Einheitsliste und Befürwortern einer größeren inhaltlichen und organisatorischen Unabhängigkeit von dieser. Erst 2001 konnten diese zugunsten letzterer beendet werden. Die neue Führung richtete die Partei wieder stärker marxistisch-leninistisch aus, suchte Kontakt zu anderen kommunistischen Gruppen in Dänemark sowie international und nahm 2002 erstmals am Internationalen Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien teil. Die innerdänischen Kooperationsbemühungen führten bis heute nicht zu einer Vereinigung der verschiedenen kommunistischen Gruppen und Parteien.[10]

Gegenwärtig existieren in Dänemark 4 kommunistische Parteien. Neben der DKP sind dies die 1993 gegründete Kommunistisk Parti i Danmark (deutsch: Kommunistische Partei in Dänemark), Mitglied der Initiative kommunistischer und Arbeiterparteien Europas und ebenfalls des Internationalen Treffens Kommunistischer und Arbeiterparteien, sowie die 2006 entstandene Kommunistisk Parti (deutsch: Kommunistische Partei) und die 2000 entstandene antirevisionistische Arbejderpartiet Kommunisterne (deutsch: Kommunistische Arbeiterpartei). Letztere lehnt jedwede Fusionsgedanken mit den anderen 3 Kommunistischen Parteien generell ab.

Wahlergebnisse

Folketingswahlen

Quelle: Folketingets Oplysning

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Parteitage

Bezeichnung Datum Ort
I. (Gründungs-) Parteitag 9. November 1919 Frederica
II. Parteitag 29. Februar – 1. März 1920 Odense
III. (Außerordentlicher) Parteitag 7. November 1920 Frederica
IV. Parteitag 23. – 25. April 1921 Velje
V. Parteitag 12. Februar 1922 Kopenhagen[11]
VI. Parteitag 23. Juli 1922
27. August 1922 (Hellberg-Gruppe)
Kopenhagen
Odense
VII. Parteitag 17. September 1922
28./29. April 1923 (Hellberg-Gruppe)
Kopenhagen
Odense
VIII. (Vereinigungs-) Parteitag 28. September 1923 Kopenhagen
IX. Parteitag 2. März 1924 Kopenhagen
X. Parteitag 10. Januar 1926 Nyborg
XI. Parteitag 27. August 1927 Kopenhagen
XII. Parteitag 26. Juli 1930 Kopenhagen
XIII. Parteitag 29. – 31. Dezember 1932 Kopenhagen
XIV. Parteitag 10. April 1936 Kopenhagen
XV. Parteitag 24. – 26. Januar 1946 Kopenhagen
XVI. Parteitag 5. – 8. Mai 1949 Kopenhagen
XVII. Parteitag 22. – 25. Mai 1952[12] Kopenhagen
XVIII. Parteitag 21. – 23. Oktober 1955 Kopenhagen
XIX. (außerordentlicher) Parteitag 18. – 20. Januar 1957 Kopenhagen
XX. Parteitag 31. Oktober – 2. November 1958 Kopenhagen
XXI. Parteitag 31. Mai – 3. Juni 1962 Kopenhagen
XXII. Parteitag 5. – 7. November 1965 Kopenhagen
XXIII. Parteitag 14. – 16. Februar 1969 Kopenhagen
XXIV. Parteitag 12. – 14. Januar 1973 Kopenhagen
XXV. Parteitag 23. – 26. September 1976 Kopenhagen
XXVI. Parteitag 3. – 6. April 1980 Kopenhagen
XXVII. Parteitag 12. – 15. Mai 1983[13] Brøndby
XXVIII. Parteitag April 1987
XXIX. Parteitag Januar 1990
XXX. Parteitag 12. – 15. April 1990[14]
XXXI. Parteitag 1991[15] Odense
XXXII. Parteitag 1992[16]
XXXIII. Parteitag 16. – 17. Juni 2012 Kopenhagen-Valby
XXXIV. Parteitag 20. September 2015
XXXV. Parteitag 2018
XXXVI. Parteitag 25. – 26. September 2021[17] Køge

Studentenorganisation

Im September 1968 wurde in Århus die erste Studentenorganisation im Umfeld der DKP gegründet, Danmarks Kommunistiske Studenter (kurz Komm.S.). 1974 wurde ein landesweiter Dachverband geschaffen, die Zahl der angeschlossenen Orts- und Hochschulgruppen wuchs schnell auf 28. Zwischen 1977 und 1982 war Frank Aaen ihr Vorsitzender, später Folketingsabgeordneter für Enhedslisten.[18] Mit dem Zerfall des Ostblocks löste sich 1989 auch die Studentenorganisation auf.

Medien

Von 1945 bis 1990 gab die Partei die Tageszeitung Land og Folk (dt. Land und Volk) heraus.

Vor 1945 war die Arbejderbladet (dt. Arbeiterzeitung) das Zentralorgan der Partei.

Seit 2001 gibt die Partei vierteljährlich die Zeitschrift Skub (dt. Druck) heraus.

Parteivorsitzende

Zeitraum Name
1919 – 1926 Ernst Valdemar Christiansen
1926 – 1927 Sigvald Hellberg
1927 – 1932 Thøger Thøgersen
1932 – 1941 Aksel Larsen
1941 – 1945 Ib Nørlund (interimsmäßiger Vorsitzender)
1945 – 1958 Aksel Larsen
1958 – 1977 Knud Jespersen
1977 – 1987 Jørgen Jensen
1987 – 1991 Ole Sohn
1991 – 2003 kollektive Führung
seit 2003 Henrik Stamer Hedin

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Maria Eysell: Geschichte, Programmatik und Politik der Dänischen Linken. In: Hans Rühle, Hans-Joachim Veen (Hrsg.): Sozialistische und kommunistische Parteien in Westeuropa. Veröffentlichung des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Konrad-Adenauer-Stiftung. Band 2: Nordländer (= Uni-Taschenbücher. Bd. 762). Leske + Budrich (UTB), Opladen 1979, ISBN 3-8100-0241-0. S. 201–292.
  • Bergholt Holmgaard: Die Kommunistische Partei Dänemarks. In: Ake Sparring: Kommunisten im Norden. Verlag Wissenschaft un Politik, Köln 1966. S. 51–74.

Weblinks

Einzelnachweise