Daphne (Strauss)
Werkdaten | |
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Titel: | Daphne |
Richard-Strauss-Brunnen, Garmisch-Partenkirchen | |
Originalsprache: | Deutsch |
Musik: | Richard Strauss |
Libretto: | Joseph Gregor |
Uraufführung: | 15. Oktober 1938 |
Ort der Uraufführung: | Dresden |
Spieldauer: | ca. 1 ¾ Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Griechenland, mythische Zeit |
Personen | |
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Daphne – Bukolische Tragödie in einem Aufzug (Opus 82, TrV 272) ist die 13. Oper des Komponisten Richard Strauss. Das Textbuch verfasste Joseph Gregor. Die Uraufführung fand am 15. Oktober 1938 in der Dresdner Semperoper unter der Oberspielleitung von Max Hofmüller (1881–1981) statt.[1]
Handlung
Ort und Zeit: Griechenland, am Ufer des Flusses Peneios, in mythischer Vorzeit
Bühne: Steiniges Flussufer, dichte Ölbaumgruppen, rechts das Haus des Fischers Peneios, im Hintergrund das Massiv des Olymp
Abenddämmerung. Die Schäfer kehren mit ihren Herden zum Fluss zurück. Sie rüsten sich für ein Fruchtbarkeitsfest zu Ehren des Gottes Dionysos. Daphne, die fast noch kindliche Tochter des Fischers Peneios, beklagt die heraufdämmernde Nacht (Oh bleib, geliebter Tag…). Leukippos, ein junger Hirte, bedrängt Daphne und gesteht ihr ungestüm seine Liebe. Sie weist ihn verwirrt zurück. Gaea holt ihre Tochter ins Haus. Trotz der Bitten ihrer Mutter weigert sich Daphne, am Fest teilzunehmen. Leukippos bittet die Mägde des Hauses um ein Frauengewand, um verkleidet bei den Frauen in der Nähe Daphnes sein zu können.
Peneios versammelt die Hirten zum Fest um sich. Immer noch erstrahlt der Olymp im Abendlicht. Gott Apollo hat seinen Sonnenwagen angehalten, als er Daphne auf der Erde erblickte, und erscheint in Gestalt eines Rinderhirten. Peneios bittet den Fremden zum Fest und trägt Daphne auf, für den Gast zu sorgen. Daphne ist vom geheimnisvollen Fremden fasziniert (Wie viel doch weißt du von meiner Seele.). Sie lässt sich zu einem Kuss verführen, flieht dann aber aus den Armen des immer drängender werdenden Gottes zum Fest (Du schlichst dich in meinen Traum!).
Auf dem Fest reicht Leukippos der arglosen Daphne einen Becher Wein und fordert sie zum Tanz auf. Eifersüchtig lässt Apollo ein Unwetter aufziehen, die Schäfer eilen ängstlich zu ihren Herden. Daphne, Leukippos und Apollo bleiben zurück. Leukippos gibt sich zu erkennen, bittet im Namen des Gottes Dionysos um Daphnes Liebe, den eifersüchtigen Gott fordert er zum Zweikampf um Daphne. Apollo tötet Leukippos. Als Apollo Daphnes kindliche Trauer um den Freund und zurückgewiesenen Liebhaber sieht, erkennt er seine eigene Schuld. Er bittet die anderen Götter um die Aufnahme des Leukippos in den Olymp. Daphne selbst wird in einen immergrünen Baum verwandelt (Lass sie blühen im Kreis ihrer Freunde…), damit das unschuldige Kind der Natur für immer eins mit ihr werden kann.
Werkgeschichte
Quellen des Stoffs
Die Handlung der Oper basiert auf einem der ältesten und am häufigsten vertonten Stoffe der Musikgeschichte. Bereits die Libretti der ersten überhaupt nachweisbaren Oper (Komponist Jacopo Peri) und der ersten deutschen Oper (Heinrich Schütz) verwenden die Sage von der Nymphe Daphne, die zum Schutz vor den Nachstellungen des Gottes Apollon in einen Lorbeerbaum verwandelt wird. Der Sagenstoff aus der griechischen Mythologie wurde u. a. von den Dichtern Ovid und Plutarch überliefert.
Entstehung
Bereits während der gemeinsamen Arbeit (1934) an der Oper Die schweigsame Frau bat Strauss seinen Librettisten Stefan Zweig um ein neues Opernbuch. Die politischen Umstände im Deutschland der Rassengesetze machten eine weitere Zusammenarbeit mit dem inzwischen emigrierten Dichter jedoch unmöglich. Zweig selbst schlug Strauss den Wiener Theaterhistoriker Joseph Gregor als Textdichter vor. Nach einem verworfenen Semiramis-Buch entschied sich Strauss 1935 für die Entwürfe Friedenstag (nach einer Idee Zweigs) und Daphne, zu diesem Stoff soll Strauss durch Gian Lorenzo Berninis Skulptur Apollo und Daphne angeregt worden sein. Gregor verfasste drei vollständige Daphne-Texte, Strauss entschied sich nach einer nie wirklich harmonischen Zusammenarbeit für die dritte, von ihm selbst in der letzten Szene entscheidend abgeänderte Version (andere Quellen nennen den Dirigenten Clemens Krauss als Ideengeber). Die ursprüngliche Sage wurde in Teilen verändert, Daphne ist nicht mehr Nymphe, sondern Tochter von Fischersleuten, die Figur des Gottes Apoll wird moralisch etwas aufgewertet. Der Komponist widmete die Oper dem Dresdner Operndirektor Karl Böhm, der bereits die Uraufführung der Schweigsamen Frau dirigiert hatte und am 15. Oktober 1938 auch die erste Aufführung der Daphne leitete.
Rezeption
Die Dresdner Uraufführung (nach einer Idee des Komponisten kombiniert mit der Oper Friedenstag, diese Praxis wurde nicht fortgesetzt) fand europaweit große Anerkennung, ohne aber je die Wirkung der früheren Werke Strauss’ zu erzielen. Bis zur kriegsbedingten Unterbrechung des Theaterbetriebs folgten u. a. Aufführungen in Berlin, München, Wien und Mailand. Daphne wurde allerdings auch nach dem Krieg nie zu einem wirklichen Repertoirestück, trotz einiger bemerkenswerter Aufführungen in oft großartiger Besetzung. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, gelegentlich wird das dramaturgisch schwache Textbuch als Ursache genannt, ein Mangel, der durch Strauss’ Musik aber mehr als wettgemacht werden sollte.
Gestaltung
Orchester
3 große Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, 2 A-Klarinetten, C-Klarinette, Bassethorn, Bassklarinette (A), 3 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Große Trommel, Becken, Triangel, Tamburin, 2 Harfen, 16 Erste Violinen, 16 Zweite Violinen, 12 Bratschen, 10 Celli, 8 Kontrabässe. Auf der Bühne: Orgel, Alphorn
Musik
Trotz des großen Orchesters ist die Daphne über weite Strecken sparsam instrumentiert. Die typische Tonsprache des Komponisten erklingt meist ruhig, ohne die expressionistischen Ausbrüche früherer Werke. Vergleicht man Daphne mit der vom Sujet her ähnlichen Elektra, fehlt in den Dialogszenen ein wenig die Inspiration und Tiefe, bei Einzelszenen die Schärfe, die Chöre wirken aufgesetzt. Neben diesen Mängeln entzündet sich an der Titelfigur aber noch einmal das ganze Feuer des Komponisten, er stattet die Figur mit einer wunderbaren Fülle melodischer und instrumentaler Einfälle aus. Die drei Soloszenen der Daphne, die (wortlose) Liebesszene mit dem Gott, die Verwandlungsmusik und der lyrische Ausklang der Oper gehören zum Schönsten, was der Komponist geschaffen hat. Daphnes Verwandlung symbolisiert wohl auch Strauss’ eigenen Wunsch, sich „in einer mythisierten Idylle vor (der) Realität abzuschotten“ (Schreiber).
Diskographie (Auswahl)
- GA 1944: Böhm; Reining (Daph.), Alsen (Pen.), Friedrich (Apo.), Dermota (Leuk.); Wiener Philharmoniker (Walhall)
- GA 1949: Grüber; Cunitz, Anders, Fehenberger, Fischer, Greindl; Orchester des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) Hamburg (Line Music)
- GA 1950: Jochum; Kupper, Fehenberger, Hopf, Fischer, Hann; Orchester der Bayerischen Staatsoper München (Line Music)
- GA 1964: Böhm; Güden, Schöffler, King, Wunderlich; Wiener Symphoniker live (Deutsche Grammophon)
- GA 1972: Stein, Coertse, Grobe, Cox, Lilowa, Wiener Staatsopernorchester live, CD: MC017
- GA 1982: Haitink; Popp, Moll, Goldberg, Schreier; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks(EMI)
- GA 2005: Bychkov; Fleming, Botha, Wittmoser, Kleiter, Youn, Ifrim, Schade, Larsson, Robinson, Reinhart, Schulte; WDR Sinfonieorchester Köln (Decca)
- GA 2005: (DVD) Reck; Anderson, Ferrari, Eberle, Mac Allister; Teatro La Fenice Orchestra (Dynamic)
Literatur
- Ulrich Schreiber: Opernführer für Fortgeschrittene – Band 3. Bärenreiter, Kassel 2000, ISBN 3-7618-1436-4.
- Kurt Wilhelm: Richard Strauss persönlich. Henschel, Berlin 1999, ISBN 3-89487-326-4.
Weblinks
- Daphne: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Handlung und Libretto von Daphne in deutscher Sprache bei Opera-Guide
- Diskografie zu Daphne bei Operadis
- Detaillierte Informationen beim Richard Strauss Verlag, Wien
- Besetzungszettel der Uraufführung in der Deutschen Fotothek
Einzelnachweise
- ↑ Frank Andert: Goldene Theatersouvenirs. (PDF; 233 kB) Teil 53. In: Kötzschenbrodaer Geschichten. Januar 2012, abgerufen am 10. Januar 2012.