Das Minsk

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Kunsthaus Das Minsk in Potsdam (2022)

Das Kunsthaus Das Minsk ist ein Museum für zeitgenössische Kunst in Potsdam, das im September 2022 eröffnet wurde. Das Gebäude der früheren Gaststätte Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg war durch den Industriellen und Kunstmäzen Hasso Plattner und seine gemeinnützige Stiftung saniert worden.[1] Vor der Eröffnung wurde auch die Bezeichnung Minsk Kunsthaus verwendet.

Das Museum mit seiner Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst hat seinen Ausstellungsschwerpunkt bei Werken der DDR-Kunst und Künstlern der Gegenwart.[2] Direktorin ist Paola Malavassi.

Geschichte

Errichtung des Brauhausberg Ensembles und der Gaststätte Minsk

Gebäude der ehemaligen Gaststätte Minsk, Westansicht (2010)
Abbildung des Eingangs zum „Restaurant Potsdam“ in Minsk, Aufnahme von 1981
Eingang zum
Рэстаран Патсдам
(
Restaran Patsdam
, „Restaurant Potsdam“) in Minsk (1981)

Im Jahr 1962 wurde die Bebauung des Areals am Brauhausberg geplant. Es sollte mit dem Brauhausberg Ensemble eine Schwimmhalle und eine Gaststätte entstehen, die über eine Terrassenanlage mit Brunnen verbunden werden sollten. Die Pläne konnten aber erst mit mehreren Jahren Verzögerung umgesetzt werden. Gründe dafür waren die Enttrümmerung des Gebiets und finanzielle Engpässe im Volkswirtschaftsplan der Stadt Potsdam sowie Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. So soll der für den Bau vorgesehene Stahl laut dem Architekten Karl-Heinz Birkholz für die Fertigstellung des Palasts der Republik in Ost-Berlin genutzt worden sein.[3] Birkholz hatte das Gebäude im Stil der „Ostmoderne“ entworfen.[4]

Das Gebäude wurde von 1971 bis 1977 errichtet und als folkloristisches Nationalitätenrestaurant der belarussischen Küche bewirtschaftet. Der Name Minsk geht auf eine Partnerschaft zwischen dem Bezirk Potsdam und dem sowjetischen Rajon Minsk der damaligen Zeit zurück. In dessen Hauptstadt Minsk wurde im Gegenzug ein Café Potsdam eröffnet (heute Grand Café).[5][6] An der Raumausstattung und der künstlerischen Gestaltung des Restaurants Minsk waren auch Experten aus Minsk beteiligt. Die Gaststätte hatte 190 Innen- und 120 Terrassenplätze und war vor allem in den 1980er-Jahren ein beliebter Ausflugstreffpunkt. Der Eingangsbereich mit Garderobe im Erdgeschoss war mit geflammtem Marmor verziert, während das Restaurant mit Lampen aus Kupfer und Schnitzereien aus wertvoller belorussischer Mooreiche geschmückt war.[7] Das Gebäude gilt als wichtiges Zeugnis der DDR-Architektur, die Architekten waren Karl-Heinz Birkholz und Wolfgang Müller.[8]

Ende des Café Minsk und Errichtung des Kunsthauses Minsk

Die Gaststätte wurde als Café Minsk bis zum Jahr 2000 bewirtschaftet.[8] In der Folgezeit wurde das Gebäude dann nicht mehr genutzt und verfiel zunehmend. Mitte der 2010er-Jahre entging es nur knapp seinem Abriss,[8] der erst endgültig abgewendet wurde, als es ab 2019 saniert wurde und seine neue Nutzung als Museum erhielt.[9] In der politischen Debatte wurde das Gebäude als „Betonklotz“ geschmäht.[4]

In Erinnerung an das Café wurden die große Wendeltreppe und der abgerundete Bartresen nach der zweijährigen Sanierung am Originalort behalten, aber neu gestaltet. Für die Realisierung der Innengestaltung des Foyers und der Bar war das italienische Architekturbüro Linearama gemeinsam mit den HB-Werkstätten für Keramik im brandenburgischen Marwitz verantwortlich, die die Fliesen lieferten.[3] Einzig das Dach und die Säulen verblieben als Originalgebäudeteile. Die Innenräume präsentieren sich nun „weiß, modern und verspiegelt“.[4] Entfernt wurde auch ein filigranes Glasmosaikband, das einst die Außenwand des Gebäudes schmückte und an belorussische Folklorestickerei erinnern sollte.[7]

Am 24. September 2022 wurde das Kunsthaus Minsk mit zwei Ausstellungen – Wolfgang Mattheuer: Der Nachbar, der will fliegen und Stan Douglas: Potsdamer Schrebergärten – für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[10] Gründungsdirektorin ist die Kunsthistorikerin Paola Malavassi, die zuvor den Berliner Ableger der Julia Stoschek Collection leitete.[11] Malavassi plant, DDR-Kunst in einen internationalen Kontext zu stellen. Das Museum verfügt über zwei größere Ausstellungsräume sowie ein kleines Kabinett für direkte Bildvergleiche. Im oberen Geschoss befindet sich ein Café mit Panoramafenstern, das auch ohne Museumseintritt besucht werden kann.[7]

Literatur

  • Architekturführer DDR – Bezirk Potsdam. Verlag für Bauwesen, 1981, S. 59.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausstellungshaus Minsk soll im Fruehjahr 2022 eröffnen. In: welt.de. 6. Mai 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
  2. Neues Museum für zeitgenössische Kunst ab 2021. In: deutschlandfunk.de. 2. Januar 2020, abgerufen am 3. Januar 2020.
  3. a b Das ehemalige Terrassenrestaurant »Minsk«. In: dasminsk.de, abgerufen am 24. September 2022.
  4. a b c Marie Kaiser: Vom "Betonklotz" zum "architektonischen Schmuckstück". In: rbb24.de, 23. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  5. Holger Catenhusen: Letzter Aufruf für das Minsk. In: pnn.de. 18. Dezember 2017, abgerufen am 18. Dezember 2017.
  6. Das ehemalige Terrassenrestaurant “Minsk” in Potsdam. In: berlinstaiga.de. 2. April 2018, abgerufen am 7. Juni 2020.
  7. a b c Stefan Dege/dpa: Hasso Plattner eröffnet Kunsthaus Minsk in Potsdam. In: dw.com, 24. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  8. a b c Mit dem "Minsk" verschwindet die DDR aus Potsdam. In: tagesspiegel.de. 19. April 2018, abgerufen am 9. November 2019.
  9. Das Minsk soll „Symbol der Ostmoderne“ werden. In: pnn.de. 28. März 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  10. Pressemitteilung. In: dasminsk.de, abgerufen am 24. September 2022.
  11. Paola Malavassi wird Gründungsdirektorin des Museums Minsk. In: kunstmarkt.com, abgerufen am 24. September 2022.

Koordinaten: 52° 23′ 19,1″ N, 13° 3′ 51″ O