De Plantis Libri XVI

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De Plantis Libri XVI ist der Titel eines Werkes von Andrea Cesalpino, in dem zum ersten Mal ein Klassifizierungssystem der Pflanzen aufgestellt wurde.

Werk

Die erste und einzige Auflage erschien 1583 unter dem vollständigen Titel De plantis libri XVI. Andreae Caesalpini Aretini, medici clarissimi, doctissimiq[ue] atque philosophi celeberrimi, ac subtilissimi Ad serenissimum Franciscum Medicem, Magnum Aetruriae Ducem in Florenz bei Giorgio Marescotti.[1]

Die Ausgabe ist Francesco de Medici gewidmet und enthält im Gegensatz zu den damals üblichen Kräuterbüchern keinerlei Abbildungen.

Das Werk wurde durch einen Anhang unter dem Titel Appendix ad libros de plantis et quaestiones peripateticas ergänzt, der 1603 in Rom veröffentlicht wurde.

Einführung

Klassenschlüssel der Systematik von Cesalpino in Linnés Classes Plantarum.

Cesalpino begründete seine Systematik mit den philosophischen Prinzipien von Aristoteles. Er ging davon aus, dass zur Einteilung der Pflanzen nicht zufällige Eigenschaften[2], wie beispielsweise die Heilwirkung, verwendet werden dürften, sondern solche die sich aus dem Wesen[3] der Pflanzen ergäben. In der Formenvielfalt der Pflanzen erkannte er dieses Wesen und gründete seine Unterteilung des Pflanzenreiches auf der Gestalt wesentlicher Teile der Pflanzen.

Die oberste Unterteilung (seine „Klassen“) beruhten auf der Wurzel bzw. dem Keim, durch deren verschiedene Entwicklungen die Gattungen entstünden. Die Gattungen selbst gliederte er nach dem Bau und der Anzahl der Samen und Früchte.

Seine Gattungen besaßen noch keine eigenständigen Namen.

Carl von Linné bezeichnete ihn als den „ersten wahren Systematiker“[4] und schrieb: „Er gefällt mir ganz besonders, ebenso seine kurzen Beschreibungen, durch die er sich von allen anderen unterscheidet, doch hat er immer etwas Eigenes“.[5] Die Analyse der Systematik von Andrea Cesalpino in Classis Plantarum führte Linné zu 821 Arten.[6] Viele der von Cesalpino aufgeführten Pflanzennamen hat Linné später als Gattungsnamen übernommen.

Systematik

Cesalpino behielt die schon von Aristoteles verwendete grundlegende Unterteilung der Pflanzen in „Holzgewächse“ und „Kräuter“ bei. Diese beiden Gruppen unterteilte er wiederum anhand des inneren Aufbaues der Früchte und der in ihnen einhaltenen Samen. Für eine feinere Unterteilung nutzte er schließlich auch andere morphologische Merkmale wie die Gestalt der Blüte oder die Art der Wurzeln.

Die nachfolgende Tabelle bietet ein Überblick über die von Cesalpino angewandte Systematik. Die als Beispiele angegebenen Gattungsnamen hat Linné ohne jede Korrektur[7] von Cesalpino übernommen. Gibt es keine entsprechende Gattung, so ist eine andere (mit runden Klammern versehene) Gattung angegeben. Die römischen Zahlen verweisen auf die Nummer des jeweiligen Buches von De plantis.

Bäume und Sträucher
II. Meist einsamige Früchte
    Quercus
    Fagus
    Carpinus, Alnus, Ulmus, Tilia, Platanus, Acer, Fraxinus
    Amygdalus, Prunus, Persea, Cerasus, Laurus, Piper, Styrax, Olea, Rhamnus
    Rhus, Musa
III. Mehrsamige Früchte
    Ficus
    Morus, Sambucus, Hedera, Viscum, Ligustrum, Rosa, Rubus, Mespilus
    Vitis, Arbutus, Guajacum, Cornus
    Cassia, Tamarindus, Anagyris
    Zweiteilige Früchte
      Periploca, Populus, Salix
    Dreiteilige Früchte
      Buxus, Myrtus
    Vierteilige Früchte
      Vitex
    Vielteilige Früchte
      Taxus, Cupressus, Thuja
Kräuter und Stauden
IV. Einsamige Früchte
    Valeriana
    (Thymelaea)
    Bupleuron
    Urtica, Cannabis, Ambrosia, Beta, Atriplex, Spinacia, Bistorta, Persicaria, Polygonum, Persicaria, Salsola
    Triticum, Avena, Lolium, Oryza, Panicum, Juncus, Cyperus, Sparganium, Typha
  Mehrsamige Früchte
V.   entsteht unterhalb der Blüte: Cucurbita, Bryonia
    entsteht oberhalb der Blüte: Smilax, Solanum, Mandragora, Asparagus, Ruscus
VI.   Hülsenfrüchte: Faba, Vicia, Cicer, Phaseolus, Trifolium, Ononis, Lupinus
    Kapselfrüchte: Saponaria, Lysimachia, Anagallis, Portulaca, Asclepias
    Schotenfrüchte: Chelidonium, Gentiana
  Zweiteilige Früchte
VII.   Ferula, Thapsia, Peucedanum, Anethum, Ammi, Scandix, Apium, Pastinaca, Coriandrum
VIII.   Mercurialis, Agrimonia, Poterium, Rubia, Aparine
    Plantago, Coronopus, Potamogeton, Acanthus, Orobanche, Arachidna, Cuscuta, Hyoscyamus, Verbascum, Scrophularia
    Brassica, Lepidium, Hesperis, Lunaria
  Dreiteilige Früchte
IX.   ohne Bulben
      (Thalictrum)
      Ricinus
      Convolvulus, Asarum, Viola, Hypericum
X.   mit Bulben (Bulbaceae)
      Allium, Narcissus, Asphodelus, Aloe, Lilium, Canna, Iris, Ophrys
XI. Viersamige Früchte
    Bor(r)ago
    Salvia, Melissa, Verbena, Teucrium, Satureja, Origanum
  Vielsamige Früchte
XII.   Blumenartige
      Artemisia, Tanacetum, Achillea, Eupatorium, Arctium, Tussilago, Matricaria
      Calendula
XIII.   Zungenblütige und Stachlige
      Sonchus, Lactuca, Tragopogon, Scorzonera
      Eryngium; Carduus, Carlina, Senecio, Centaurea
      Scabiosa
XIV.   Gewöhnliche Blüten
      Clematis, Ranunculus, Pulsatilla, Anemone, Filipendula, Butomus, Fragaria, Potentilla
      Linum
XV.   Kapselfrüchte
      Gossypium, Capparis, Nymphaea, Papaver, Ruta, Cistus, Sempervivum, Dentaria, Aquilegia
Pflanzen ohne Blüten und Früchte
XVI. (Filices, Musci, Fungi)

Gliederung

De Plantis besteht aus 16 Büchern. Nach der Widmung und dem Index der Arten, werden im ersten Buch (Liber I) die Grundlagen seiner Systematik beschrieben. Die Bücher II und III beschreiben die Arten die zu den „Holzgewächsen“ gerechnet werden, die Bücher IV bis XV sind den „Kräutern“ gewidmet. Das letzte Buch (Liber XVI) beschäftigt sich mit den samenlosen Pflanzen.

Die Bücher sind wiederum in Kapitel unterteilt, in denen die einzelnen Arten beschrieben werden. Das erste Kapitel enthält jeweils eine Einleitung zu den behandelten Pflanzen.

Widmung
Index Locupletissimus Plantarum Nominum
Liber I
De Arboribus

  • Liber Secundus (52 Kapitel, I–LII, S. 31–86)
  • Liber Tertius (64 Kapitel, I–LXIIII, S. 87–146)

De Suffruticibus et Herbis

  • Liber Quartus (70 Kapitel, I–LXX, S. 147–195)
  • Liber Quintus (40 Kapitel, I–XXXIX, S. 196–229)
  • Liber Sextus (80 Kapitel, I–LXXX, S. 230–274)
  • Liber Septimtus (60 Kapitel, I–LX, S. 275–317)
  • Liber Octavus (84 Kapitel, I–LXXXIIII, S. 318–370)
  • Liber Nonus (46 Kapitel, I–XLVI, S. 371–397)
  • Liber Decimus (49 Kapitel, I–XLIX, S. 398–431)
  • Liber Undecimus (64 Kapitel, I–LXIIII, S. 432–475)
  • Liber Duodecimus (43 Kapitel, I–XLIII, S. 476–505)
  • Liber Tertiusdecimus (60 Kapitel, I–LX, S. 506–542)
  • Liber Quartusdecimus (36 Kapitel, I–XXXVI, S. 543–563)
  • Liber Quintusdecimus (38 Kapitel, I–XXXVIII, S. 564–590)
  • Liber Sextusdecimus (54 Kapitel, I–LIV, S. 591–621)

Index Secundum Paginas

Auflagen

  • 1. Auflage, Florenz, 1583

Quellen

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Die Druckerlaubnis für das Werk ist auf den 27. September 1581 datiert
  2. Accidentia
  3. Substancia
  4. „primus verus systematicus“ In: Carl von Linné: Fundamenta Botanica, 1. Auflage, Amsterdam, 1736, S. 10, §33
  5. „Ille mihi maxime placet, eiusque breves descriptiones quibus discedit ab omnibus aliis, tamen semper habet qliquid singulare.“ Dt. nach Mägdefrau S. 44
  6. Carl von Linné: Classis Plantarum. Leiden, 1738, Spalten 1–32
  7. Es sind nur Gattungen aufgeführt, an denen Linné keine Korrekturen an der Schreibweise, zum Beispiel Crocum heute Crocus, vorgenommen hat.

Weblinks