De temporum fine comoedia – Das Spiel vom Ende der Zeiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Werkdaten
Titel: De temporum fine comoedia – Das Spiel vom Ende der Zeiten
Form: Oratorienoper
Originalsprache: altgriechisch, lateinisch, deutsch
Musik: Carl Orff
Libretto: Carl Orff
Literarische Vorlage: Sibyllinische Weissagungen, Orphische Hymnen
Uraufführung: 20. August 1973
Ort der Uraufführung: Salzburg
Spieldauer: ca. 1 Stunde 15 Minuten
Personen
  • 9 Sibyllen (3 dramatische Soprane, 4 Mezzosoprane, 1 Alt, 1 tiefer Alt)
  • 9 Anachoreten (Tenor, 5 Baritone, 2 Bässe, 1 tiefer Bass)
  • Die letzten Menschen (drei große gemischte Chöre, kleiner Chor im Orchester [Soprane/Mezzosoprane])
  • Chorführer (Sprecher)
  • Lucifer (Sprecher)
  • Alt solo, Tenor solo, Knabenstimmen

De temporum fine comoedia – Das Spiel vom Ende der Zeiten (auch: De temporum fine comœdia) ist eine Oratorienoper von Carl Orff.

Werkbeschreibung

De temporum fine comoedia ist Orffs letztes großes Werk, in dem er sich mit mythologischen Vorstellungen der Endzeit auseinandersetzt. Das von Orff selbst verfasste Libretto in altgriechischer, lateinischer und deutscher Sprache beruht in Teilen auf Vorlagen aus den Sibyllinischen Weissagungen und orphischen Hymnen. Am Ende klingt das Werk mit einem Kanon für vier Violen aus, den Orff bereits 1921 komponiert hatte, und in dem verschlüsselt Johann Sebastian Bachs Choral Vor deinen Thron tret ich hiermit herauszuhören ist.

Gestaltung

Aufbau

Das Werk ist in drei Bilder gegliedert:

  1. Die Sibyllen
    Die Sibyllen rühmen Gott als den Schöpfer der Welt und des Kosmos, drohen aber prophetisch mit dem kommenden Weltgericht: nur die Gerechten werden gerettet, die Gottlosen aber auf ewig zugrunde gehen.
  2. Die Anachoreten
    Die Anachoreten setzen den Prophezeiungen ein trotziges „Nein“ entgegen: der Schöpfer werde keines seiner Geschöpfe dem Untergang und ewiger Verdammnis preisgeben, selbst der Teufel habe seinen Platz in Gottes Plan. Wann aber das Ende der Zeit sein werde, weiß nur Gott.
  3. Dies illa
    Die letzten Menschen beklagen das Ende der Welt und stimmen in Kyrie-Rufe ein, die sich zu einem Dämonenbann kulminieren. Luzifer erscheint und wird stufenweise zu dem „Lichtträger“ zurückverwandelt, der er ursprünglich war. Von ferne erklingen die Stimmen der Welt und des Himmels.

Instrumentation

Geschichte

Entstehung

Carl Orff arbeitete rund ein Jahrzehnt, von 1960 bis 1970, an dem Textbuch. Die Komposition entstand ab 1969 und wurde am 20. Februar 1971 beendet.

Aufführungsgeschichte

Das Werk wurde 1973 bei den Salzburger Festspielen von Herbert von Karajan, musikalisch einstudiert von Gerhard Lenssen, mit einer Gruppe renommierter Solisten in der Regie von August Everding uraufgeführt.

1977 wurde das Werk in Stuttgart unter Ferdinand Leitner konzertant aufgeführt. 1979 überarbeitete der Komponist sein Werk. Diese neue Version wurde 1980 in München unter Rafael Kubelík ebenfalls konzertant aufgeführt. Für die Drucklegung der Partitur 1981 überarbeitete Orff das Werk erneut. Diese letzte Fassung wurde am 15. Mai 1994 im Theater Ulm szenisch uraufgeführt. Konzertante Aufführungen fanden 1994 und 1995 in München statt.[1] 1999 wurde das Werk im Rahmen der DomStufen-Festspiele in Erfurt gespielt,[2] 2010 im Staatstheater Darmstadt.[1] Die bislang einzige Aufführung außerhalb des deutschsprachigen Raums gab es 2007 in Moskau.[1]

In der Endfassung von 1981 steht das Werk 2022 in einer Inszenierung von Romeo Castellucci und unter der musikalischen Leitung von Teodor Currentzis erneut auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele, gekoppelt mit Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg.[3]

Aufnahmen / Diskographie

Literatur

  • Renate Koch-Bause: De temporum fine comoedia. Das Spiel vom Ende der Zeiten. Die Geburt einer Uraufführung. In: Horst Leuchtmann (Hrsg.): Carl Orff. Ein Gedenkbuch. Hans Schneider, Tutzing 1985, ISBN 3-7952-0451-8, S. 73–84.
  • Andreas Liess: Carl Orff. Idee und Werk. Goldmann, München 1980, ISBN 3-442-33038-6, S. 164–175.
  • Andreas Liess: Zwei Essays zu Carl Orff: De Temporum Fine Comoedia. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1981.
  • Carl Orff und sein Werk. Dokumentation. Band VIII: Theatrum Mundi. Hans Schneider, Tutzing 1983, ISBN 3-7952-0373-2.
  • Reinhard Raffalt: Das Spiel vom Ende der Zeiten. In: ders.: Abendländische Kultur und Christentum. Essays. Piper, München 1981, ISBN 3-492-02470-X, S. 229–240.
  • Thomas Rösch (Hrsg.): Text, Musik, Szene – Das Musiktheater von Carl Orff. Symposium Orff-Zentrum München 2007. Schott, Mainz 2015, ISBN 978-3-7957-0672-2.
  • Thomas Rösch: Zur Bedeutung der »hypokryphen Zitate« im letzten Teil »Dies illae« von Carl Orffs »De temporum fine comoedia«. In: ders. (Hrsg.): Text, Musik, Szene – Das Musiktheater von Carl Orff. Symposium Orff-Zentrum München 2007. Schott, Mainz 2015, ISBN 978-3-7957-0672-2, S. 247–299.
  • Werner Thomas: Carl Orff, De temporum fine comoedia. Das Spiel vom Ende der Zeiten – Vigilia. Eine Interpretation. Hans Schneider, Tutzing 1973, ISBN 3-7952-0132-2.
  • Werner Thomas: De temporum fine comoedia. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 4. Piper, München 1991, ISBN 3-492-02414-9, S. 603–605.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c De temporum fine comoedia, Werkinformationen bei Schott Music, abgerufen am 24. Juli 2022
  2. Rückblick 1999: Das Spiel vom Ende der Zeiten, domstufen-festspiele.de, abgerufen am 24. Juli 2022
  3. Herzog Blaubarts Burg / De temporum fine comoedia, salzburgerfestspiele.at, abgerufen am 24. Juli 2022