Der Emes (Verlag)
Der Emes (jiddisch עסר עמעס, russ. Prawda / „Die Wahrheit“) war ein sowjetischer Verlag, der von den frühen 1920er Jahren bis zum November 1948 tätig war.[1] Er befand sich in Moskau. In den Kriegsjahren (von 1941 bis 1944) wurde er nach Kuibyschew evakuiert. Ab 1941 gehörte er dem Verband der staatlichen Buch- und Zeitschriftenverlage (OGIZ)[2] an.
Von 1921 bis 1930 publizierte der Verlag die gleichnamige Zeitung Der Emes, das offizielle Organ der Jewsekzija (Jüdische Abteilung) des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und die beliebteste jüdische Publikation ihrer Zeit im Land. Im Januar 1939 begann im ganzen Staat eine Kampagne gegen die jiddische Kultur, und die Zeitung wurde für immer geschlossen.
Der Verlag konzentrierte sich hauptsächlich auf die Publikation von Fiktion in der jiddischen Sprache sowie auf Übersetzungen aus dem Jiddischen ins Russische. Die Nachfolge des hingerichteten Mosche Litwakow (1875–1939) in der Leitung des Verlages hatte Lejb Strongin (1896–1968) übernommen.
Kurz nach der Schließung des Verlags wurden Direktor L. I. Strongin, der Chefredakteur Moissei Solomonowitsch Belenki[3] und ein Teil der Belegschaft festgenommen.
Der gesamte Redaktions- und Verlagskomplex Der Emes (Verlag, Redaktion und eigene Druckerei) befand sich im ehemaligen Haupthaus des Stadthauses von T. N. Schtscherbakow—Arbatski in Moskau, Ul. Pokrowka[4], 9.[5]
Druckerei „Der Emes“
In den 1920er und 1930er Jahren wurden auf vorrevolutionären Matrizen in der Druckerei Der Emes mehreren Bände des Enzyklopädisches Wörterbuch der Brüder Granat[7] nachgedruckt, einschließlich des 3. und 5. Teils des 36. Bandes.
Die Druckerei führte auch regelmäßig Aufträge zum Druck von Büchern anderer Moskauer Verlage durch.
Für das Verlagshaus „Junge Garde“[8] wurde 1931 ein Buch Sewernaja ochota (russisch Северная охота, wiss. Transliteration
„Nördliche Jagd“), eine Zusammenstellung von Geschichten für Kinder des Autors W. G. Tan (1865–1936), in einer Auflage von 25.155 Exemplaren gedruckt.[9] Für denselben Verlag im Dezember 1934, unmittelbar nach der Ermordung[10] des Politikers Sergei Mironowitsch Kirow (geb. 1886; ermordet am 1. Dezember 1934) (Leningrader Parteisekretär), führte die Druckerei Der Emes eine Notverfügung aus: das Buch „S. M. Kirow. Zum Gedenken an der Führer, Kameraden, Freund“ erschien mit den folgenden Ausgabedaten:
Издательство «Молодая гвардия», 1934 г.
Выпущена в связи с убийством Кирова 1 декабря 1934 года в 16 часов 30 минут в Ленинграде. Подписано к печати 4 декабря в типографии «Дер Эмес», Москва, Покровка, 9. Тираж 50.000[11]
Herausgeber „Junge Garde“, 1934
Im Zusammenhang mit dem Mord an Kirow am 1. Dezember 1934 um 16.30 Uhr in Leningrad veröffentlicht. Unterzeichnet zur Veröffentlichung am 4. Dezember in der Druckerei Der Emes, Moskau, Pokrowka, 9. Auflage 50.000.
Ein weiterer Notfallauftrag über 125.000 Exemplare wurde 1933 für Partisdat[12] ausgeführt. Fritz Heckerts Broschüre Was geht in Deutschland vor?,[13] die sich mit der Analyse der Situation nach der Machtergreifung Hitlers befasste, wurde am 13. April um 16.00 Uhr zum Satz angenommen und am 14. April um 03.00 Uhr zur Veröffentlichung unterzeichnet.
Siehe auch
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ Эмес — статья из Электронной еврейской энциклопедии / Emes - Artikel aus der elektronischen jüdischen Enzyklopädie
- ↑ ОГИЗ (Объединение государственных книжно-журнальных издательств) (ОГИЗ) / Verband der staatlichen Buch- und Zeitschriftenverlage. - Zu dieser Dachvereinigung Staatlicher Buch- und Zeitschriftenverlage siehe auch Deutschland, Russland, Komintern - Überblicke, Analysen, Diskussionen, herausgegeben von Hermann Weber, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein, Aleksandr Galkin
- ↑ russisch Моисей Соломонович Беленький, wiss. Transliteration Moisej Solomonovič Belen'kij
- ↑ russisch Улица Покровка
- ↑ Район Покровки и Покровских ворот. Покровка, 9 / Bezirk Pokrovka und Pokrovsky Gate. Pokrovka, 9
- ↑ russisch Моисей Исаакович Иткин, wiss. Transliteration Moisej Isaakovič Itkin
- ↑ russisch Энциклопедический словарь Гранат (Granat Encyclopedic Dictionary; vgl. «Enzyklopädisches Wörterbuch der Brüder Granat»)
- ↑ russisch Молодая гвардия (издательство); englisch Molodaya Gvardiya (publisher)
- ↑ Тан В. Г.: Северная охота. — М., Молодая гвардия, 1931 / Tan W. G., Nördliche Jagd. - M., Junge Garde, 1931.
- ↑ russisch Убийство Кирова (Der Mord an Kirow)
- ↑ С. М. Киров. Памяти руководителя, товарища, друга. — М.: Молодая гвардия, 1934 / S.M. Kirov. Zum Andenken an den Anführer, Kamerad, Freund. - M.: Young Guard, 1934 («С. М. Киров. Памяти руководителя, товарища, друга»)
- ↑ russisch Партиздат, wiss. Transliteration Partizdat(dem Verlag für Parteiliteratur); russisch unter Politisdat / Политиздат / Politizdat
- ↑ Siehe auch die Bibliography of the Communist International: 1919–1979. Vol. 1, herausgegeben von Vilém Kahan (1991).
Literatur
- Benjamin Pinkus: The Soviet Government and the Jews 1948–1967 (Online-Teilansicht)