Der Unsichtbare (1933)

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Film
Deutscher Titel Der Unsichtbare
Originaltitel The Invisible Man
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1933
Länge 70 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie James Whale
Drehbuch Philip Wylie, R. C. Sherriff
Produktion Carl Laemmle, Jr.
Musik Heinz Roemheld
Kamera Arthur Edeson
Schnitt Ted J. Kent
Besetzung
Synchronisation

Der Unsichtbare (Originaltitel: The Invisible Man) ist ein US-amerikanischer Horrorfilm des Regisseurs James Whale aus dem Jahr 1933 nach dem gleichnamigen Roman von H. G. Wells. Der Film machte den Schauspieler Claude Rains aufgrund seiner markanten Stimme bekannt.

Handlung

In das Landgasthaus eines verschneiten Dorfs kehrt ein seltsamer Mann ein. Er ist ganz vermummt, komplett mit Bandagen und dunkler Brille. Es handelt sich um den jungen Wissenschaftler Dr. Jack Griffin, der ein Unsichtbarkeitsserum erfunden und an sich selber ausprobiert hat. Das Problem ist allerdings, dass Griffin noch kein Mittel gefunden hat, die Wirkung wieder aufzuheben, also wieder sichtbar zu werden. Um in Ruhe forschen zu können, steigt er in dem Gasthaus ab. Niemand seiner Bekannten und Freunde weiß, wo er ist – auch nicht seine Verlobte Flora.

Von Ruhe kann Griffin nicht sprechen. Seine ausgefallene Erscheinung erregt Aufsehen, zudem wird das Wirtspaar Hall misstrauisch und er kommt mit der Zimmermiete in Verzug. Schließlich eskaliert die Situation, es gibt Verletzte, die Polizei wird eingeschaltet. Griffin gibt sein Geheimnis preis, um fliehen zu können, und tötet auf der Flucht einen Polizisten.

Das Serum hat eine unangenehme Nebenwirkung, die Griffin aber unbekannt ist: Es verändert den Charakter des Betreffenden zum Bösen hin. Griffin fühlt sich überlegen, terrorisiert das Dorf und entzieht sich immer wieder der Verhaftung. Er wird immer gewissenloser und begeht weitere Morde. Er lässt sogar einen Zug entgleisen, was hunderte Todesopfer zur Folge hat. Die Polizei kann Griffin trotz eines engagierten Hauptkommissars selbst mit raffinierter Ermittlungstechnik zunächst nicht stoppen. Als ein alter Bauer Griffins lautes Schnarchen in einer Scheune hört und die Polizei alarmiert, umstellt sie diese und zündet die Scheune an. Der darauf flüchtende Griffin kann aufgrund seiner Fußabdrücke im Schnee nicht ungehindert entkommen und wird mit mehreren Schüssen niedergestreckt. In der Klinik stirbt er unter den Augen seiner Verlobten und wird schließlich tot wieder sichtbar.

Hintergrund

Die erste Wahl des Studios für die Titelrolle war Boris Karloff. Whale wollte aber jemanden mit einer besonderen Stimme. So konnte er den britischen Theaterschauspieler Claude Rains engagieren, den er von vornherein für die Rolle wollte. Claude Rains, der zuvor bis auf einen 1920 erschienenen Stummfilm nie vor der Kamera gestanden hatte, wurde durch diesen Film bekannt, obwohl sein Gesicht nur wenige Sekunden auf der Leinwand zu sehen ist. Seine Stimme war markant genug, um einen Eindruck zu hinterlassen. Außer in der Szene in der Bar, die von einem Double gespielt wurde, verkörperte Rains in allen anderen Szenen Dr. Griffin. Gerüchte kamen auf, dass Rains nur in der Schlussszene zugegen war. Seine Textstellen wurden vor und nach den Dreharbeiten aufgenommen.

Die von John P. Fulton umgesetzten und auch aus heutiger Sicht noch beeindruckenden Spezialeffekte waren zu jener Zeit teilweise revolutionär. So ist hier beispielsweise ein Vorläufer des Verfahrens zu sehen, das heute noch in einer Blue Box zur Anwendung kommt. Dabei wurden die „unsichtbaren“ Bildkomponenten mit schwarzem Samt überdeckt. Fulton bezeichnete später die Szene, in der sich Griffin vor einem Spiegel die Bandagen abnimmt, als die schwierigste. Hierfür wurden vier Einzelsequenzen übereinandergelegt.

Synchronisation

Der Film wurde 1950 synchronisiert und lief auch in deutschen Kinos. Eine zweite Synchronfassung entstand 1984 für eine Fernsehausstrahlung des WDR beim Bavaria Atelier in München, das Dialogbuch stammt von Marcel Valmy, die Dialogregie übernahm Günther Sauer.[1] Im Rahmen der Monster Collection erschien der Film 2004 mit der 1984er-Synchronfassung bei Universal auch für den deutschen Markt auf DVD.

Rolle Darsteller Synchronsprecher (1984)
Dr. Jack Griffin, der Unsichtbare Claude Rains Rolf Becker
Flora Cranley Gloria Stuart Viktoria Brams
Dr. Arthur Kemp William Harrigan Horst Naumann
Dr. Cranley Henry Travers Holger Hagen
Chefkommissar Dudley Digges Klaus Höhne
Constable Jaffers E. E. Clive Fred Klaus
Polizeichef Holmes Herbert Jochen Striebeck
Dorfbewohner ??? Gernot Duda

Rezeption

In den Vereinigten Staaten erfuhr der Film seine Uraufführung am 13. November 1933, in Österreich[2] kam er am 6. April 1934[3] im Original mit deutschen Untertiteln[4] in die Kinos. In Deutschland erschien er dagegen erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 23. Juni 1950, in den Kinos.[5] Der Film gilt heute als Klassiker des Horrorgenres, der auch in anderen Werken rezipiert wurde: In Science Fiction/Double Feature, dem Eröffnungssong des Musicals The Rocky Horror Show und des Films The Rocky Horror Picture Show, wird dem Film und dessen Hauptdarsteller Tribut gezollt.

Für den film-dienst ist der Film „ein nicht ohne Geschick gefertigter fantastischer Horrorfilm, dessen Witz sich aus heutiger Sicht eher aus dem völlig naiv zur Schau gestellten tricktechnischen Aufwand ergibt. In erster Linie filmhistorisch interessant, zumal dieser ‚Klassiker‘ des Genres zu einem Vorbild für zahlreiche weitere ‚Mad Scientist‘-Stoffe wurde“.[6] Das rororo Filmlexikon schrieb 1978: „Die besonderen Merkmale von James Whales Horrorfilm-Klassiker sind die außerordentliche Trickarbeit und der zuweilen an der Grenze zum Slapstick angesiedelte, superbe Humor.“[7] Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz werteten den Film im Lexikon „Filme im Fernsehen“ als „gelungen“ (Wertung: 2½ Sterne = überdurchschnittlich).[8] Negativ gab sich hingegen die Katholische Filmkritik im Jahr 1963, der Unsichtbare sei eine „sehr veraltete und bedeutungslose Kolportage.“[9]

Frederik Pohl schrieb 1981 in Science Fiction Studies in Film: „Der Unsichtbare kommt der Perfektion so nahe… wie ein Film ihr nahe kommen kann. Von den drei wirklich großen SF-Filmen, die die dreißiger Jahre hervorgebracht haben, ist er möglicherweise der beste. Aber auch der stets an letzter Stelle genannte: Obwohl er sehr erfolgreich war – bei der Kritik und an der Kinokasse –, hat er sich nie der endlosen Anzahl von Remakes und Variationen erfreut wie Frankenstein oder King Kong […] und hat auch nie eine Kultbewegung ins Leben gerufen.“[10]

Am 6. Mai 2004 erschien der Film auf DVD.[11]

Auszeichnungen

Fortsetzungen und Neuverfilmungen

Es wurden insgesamt fünf Fortsetzungen des Unsichtbaren gedreht, in denen wieder John P. Fulton für die Spezialeffekte verantwortlich war. Einzige Ausnahme war Auf Sherlock Holmes’ Spuren, als Fultons langjähriger Mitarbeiter David S. Horsley diese Tätigkeit übernahm.

Eine gleichnamige Neuverfilmung, inszeniert von dem Regisseur Leigh Whannell, wurde im Februar des Jahres 2020 veröffentlicht.

Literatur

  • H. G. Wells: Der Unsichtbare. Roman, (Originaltitel: The Invisible Man). Deutsch von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 2004, 224 S., ISBN 3-423-13175-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Unsichtbare. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 11. Mai 2017.
  2. ANNO, Österreichische Film-Zeitung, 1934-04-07, Seite 2. Abgerufen am 15. März 2022.
  3. ANNO, Die Stunde, 1934-04-05, Seite 4. Abgerufen am 15. März 2022.
  4. ÖNB-ANNO - Der gute Film. Abgerufen am 15. März 2022.
  5. Uraufführungen lt. IMDb
  6. Der Unsichtbare. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 11. Mai 2017.
  7. Wolfram Tichy, Liz-Anne Bawden, et al.: rororo Filmlexikon. Band 1: Filme A – J (OT: The Oxford Companion to Film). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-16228-8, S. 307.
  8. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 858.
  9. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 450.
  10. Frederik Pohl, Frederik Pohl IV: Science Fiction Studies in Film. New York 1981; zitiert nach Ronald M. Hahn, Volker Jansen, Norbert Stresau: Lexikon des Fantasy-Films. 650 Filme von 1900 bis 1986. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-02273-4, S. 871.
  11. Der Unsichtbare. In: prisma. Abgerufen am 27. März 2021.