Deutsche Olympiaqualifikation 1960/Sommerspiele/Leichtathletik

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Dieser Artikel beschreibt die Ergebnisse der Ausscheidungswettkämpfe in der Leichtathletik zur Bildung der gesamtdeutschen Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom.

Die Leichtathletik-Ausscheidungen wurden nach dem Vorbild der US-amerikanischen Trials durchgeführt. Sie fanden an zwei Wochenenden im Juli und August statt. Am 16. Juli wurde auf der Straße von Dresden über Meißen nach Zehren und zurück der Wettbewerb im 50-km-Gehen durchgeführt. Tags darauf wurde von Dresden nach Meißen und zurück Marathon gelaufen. Am selben Wochenende fanden im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt die Wettkämpfe im 10.000-Meter-Lauf und im Zehnkampf statt. Die übrigen Wettbewerbe wurden am 7. August im Niedersachsenstadion in Hannover und am 8. August im Georgij-Dimitroff-Stadion in Erfurt abgehalten. Dabei reisten die beiden Delegationen in "getrennten Triebwagen" von Hannover nach Erfurt.[1]

Ergebnisse

Männer

100 Meter

Ort: Hannover

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Armin Hary 10,4 w Gold
2 Walter Mahlendorf 10,5 w Vorlauf
3 Manfred Germar 10,5 w Vorlauf

200 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Armin Hary 20,6 w nicht angetreten
2 Marcel Wendelin 20,8 w Zwischenlauf
3 Manfred Germar 20,9 w Vorlauf

400 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Carl Kaufmann 46,7 w Silber
2 Manfred Kinder 46,9 w 5. Platz
3 Hans-Joachim Reske 47,0 w Zwischenlauf

4 × 100 Meter

Ort: Hannover

* Name Zeit (s) in Rom
1 Westdeutschland
(Bernd Cullmann, Armin Hary, Walter Mahlendorf, Manfred Germar)
40,5 Ersatzläufer waren Martin Lauer und Manfred Steinbach. In Rom lief Lauer für Germar. Die Staffel gewann Gold.
2 Ostdeutschland
(Peter Wallach, Karl-Heinz Flamm, Helmuth Opitz, Klaus Grogorenz)
41,4

4 × 400 Meter

Die ersten vier Läufer der 400-Meter-Ausscheidung von Erfurt, die alle aus dem Westen kamen, wurden für die Staffel nominiert. Als Vierter war dies noch Johannes Kaiser (47,3 s). Die beiden Ersatzläufer waren die Ostdeutschen Gottfried Kliembt und Karl Sturm. Die Staffel gewann in Rom Silber.

800 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Paul Schmidt 1:46,6 w 4. Platz
2 Manfred Matuschewski 1:46,9 o 6. Platz
3 Jörg Balke 1:47,1 w Halbfinale

1500 Meter

Ort: Hannover

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Siegfried Valentin 3:44,0 o Vorlauf
2 Arthur Hannemann 3:45,5 o Vorlauf
3 Adolf Schwarte 3:45,9 w Vorlauf

5000 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Hans Grodotzki 14:05,6 o Silber
2 Horst Flosbach 14:11,6 w 8. Platz
3 Friedrich Janke 14:26,0 o 4. Platz

10.000 Meter

Ort: Schweinfurt

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Hans Grodotzki 28:57,8 DR o Silber
2 Gerhard Hönicke 29:08,6 o 12. Platz
3 Xaver Höger 29:39,8 w 17. Platz

Marathonlauf

Ort: Dresden

* Name Zeit (h) * in Rom
1 Bruno Bartholome 2:24:33,0 o 28. Platz
2 Günter Havenstein 2:26:50,2 o 57. Platz
3 Lothar Beckert 2:28:40,8 o 56. Platz

110 Meter Hürden

Ort: Erfurt

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Martin Lauer 13,6 w 4. Platz
2 Karl-Ernst Schottes 14,4 w Zwischenlauf
3 Herbert Wiedera 14,6 o In Rom lief statt Wiedera der Westdeutsche Klaus Gerbig, der den Zwischenlauf erreichte.

400 Meter Hürden

Ort: Hannover

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Helmut Janz 52,3 w 4. Platz
2 Willi Matthias 52,7 w Zwischenlauf
3 Wolfgang Fischer 52,8 w Vorlauf

3000 Meter Hindernis

Ort: Hannover

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Hermann Buhl 8:46,4 o Vorlauf
2 Ludwig Müller 8:47,0 w 6. Platz
3 Hans Hüneke 8:49,0 w im Finale aufgegeben

20 km Gehen

Ort: Hannover

* Name Zeit (h) * in Rom
1 Hannes Koch 1:31:39,2 o 16. Platz
2 Dieter Lindner 1:33:40,0 o 4. Platz
3 Siegfried Lefanczik 1:33:42,2 o disqualifiziert oder aufgegeben

50 km Gehen

Ort: Dresden

* Name Zeit (h) * in Rom
1 Kurt Sakowski 4:25:18,0 o disqualifiziert
2 Horst Astroth 4:26:02,6 o 16. Platz
3 Max Weber 4:26:31,0 o 13. Platz

Hochsprung

Ort: Erfurt

* Name Höhe (m) * in Rom
1 Theo Püll 2,06 w 7. Platz
2 Werner Pfeil 2,00 o Qualifikation
3 Peter Riebensahm 1,95 w Qualifikation

Stabhochsprung

Ort: Hannover

* Name Höhe (m) * in Rom
1 Manfred Preußger 4,50 o Qualifikation
2 Peter Laufer 4,40 o Qualifikation
3 Günter Malcher 4,40 o 5. Platz

Weitsprung

Ort: Hannover

* Name Weite (m) * in Rom
1 Manfred Steinbach 7,85 w 4. Platz
2 Manfred Molzberger 7,54 w 9. Platz
3 Fritz Köppen 7,50 o Qualifikation

Dreisprung

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Karl Thierfelder 15,77 o Qualifikation
2 Manfred Hinze 15,56 o 7. Platz
3 Jörg Wischmeier 15,53 w Qualifikation

Kugelstoßen

Ort: Hannover

* Name Weite (m) * in Rom
1 Hermann Lingnau 17,32 w 12. Platz
2 Dieter Urbach 17,22 w 7. Platz
3 Fritz Kühl 16,97 o Qualifikation

Diskuswurf

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Lothar Milde 52,63 o 12. Platz
2 Fritz Kühl 52,40 o Qualifikation
3 Manfred Grieser 51,64 o 16. Platz

Hammerwurf

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Klaus Peter 60,64 o Qualifikation
2 Manfred Losch 59,96 o Qualifikation
3 Klaus Teubert 59,25 o In Rom warf statt Teubert der Westdeutsche Siegfried Lorenz, der in der Qualifikation hängen blieb.

Speerwurf

Ort: Hannover

* Name Weite (m) * in Rom
1 Hermann Salomon 75,40 w 12. Platz
2 Walter Krüger 73,45 o Silber
3 Erich Ahrendt 73,43 o Qualifikation

Zehnkampf

Ort: Schweinfurt

* Name Punkte * in Rom
1 Walter Meier 7165 o 16. Platz
2 Manfred Bock 7144 w 10. Platz
3 Werner von Moltke 7127 w Anstelle von Moltkes wurde der ostdeutsche Klaus Grogorenz nominiert. Er hatte in der Zehnkampf-Wertung in Führung gelegen, wurde im abschließenden 1500-Meter-Lauf aber wegen Unsportlichkeit disqualifiziert. In Rom wurde er Achter.

Zur zwischenzeitlichen Disqualifikation von Grogorenz ist in einer Quelle folgende Erläuterung zu finden: "Das Kampfgericht disqualifizierte den Ost-Berliner Grogorenz wegen mehrfachen Behinderns des jungen Bock über 1500 m, so daß Grogorenz in dieser Konkurrenz ohne Punkte blieb. Das ND schilderte den Sachverhalt so: „Grogorenz, seiner Nominierung bereits sicher, setzte sich einige Male vor den an dritter Stelle liegenden Bock, der immer wieder antreten mußte. Grogorenz tat das für den an der Spitze laufenden Walter Meier. Daß einige Zuschauer pfiffen, hätte man menschlich verstehen können. Daß westdeutsche Kampfrichter Grogorenz disqualifizierten, war schon nicht mehr verständlich und auch nicht zu akzeptieren, zumal die dem Kampfgericht angehörenden DDR-Vertreter gar nicht um ihre Meinung gefragt worden waren.“ Das bald darauf im ND veröffentlichte Wettkampfprotokoll wies Grogorenz mit seiner Laufzeit von 4:38,2 min zwar als Vierten aus, gab auch die nach der Zehnkampftabelle dafür zu vergebenden 430 Punkte an, enthielt aber in einer nachträglich eingefügten Bemerkung die Disqualifikation von Grogorenz. Die Beratung der beiden Verbände, in der der Streitfall geklärt werden sollte, fand in Gegenwart der beiden internationalen Schiedsrichter Paulen (Niederlande) und Knenecky (CSR) statt, dauerte fünf Stunden und zum Programm gehörte auch die Vorführung des Films von Schweinfurt. Beide Schiedsrichter „bestätigten, daß - nach diesem Dokument zu urteilen - Grogorenz in keiner Phase unfair gehandelt hatte. Nach den Bestimmungen der internationalen Leichtathletik-Föderation dürfen jedoch Fotos und Filmaufnahmen, die nicht vom Zielgericht stammen, als Beweise nicht anerkannt werden. So blieb schließlich allein der Vorschlag des Holländers Paulen, den Bundeswehroffizier und Klaus Grogorenz am kommenden Wochenende einen neuen Zehnkampf bestreiten zu lassen. Die Fachleute waren sich einig, daß dies nichts als eine Prestigeprobe ohne sportlichen Sinn geblieben wäre. So stimmte der Westverband schließlich doch zu, Grogorenz zu nominieren.“ Das war 21 Tage nach dem Wettkampf."[2]

Frauen

100 Meter

Ort: Hannover

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Hannelore Raepke 11,7 o Vorlauf
2 Brunhilde Hendrix 11,7 w Halbfinale
3 Gisela Birkemeyer 11,8 o Zwischenlauf

200 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Gisela Birkemeyer 23,4 DR o Zwischenlauf
2 Jutta Heine 23,7 w Silber
3 Hannelore Raepke 23,9 o Vorlauf

4 × 100 Meter

Ort: Hannover

* Name Zeit (s) in Rom
1 Westdeutschland
(Martha Langbein, Anni Biechl, Brunhilde Hendrix, Jutta Heine)
45,1 Silber
2 Ostdeutschland
(Hannelore Raepke, Barbara Mayer, Gisela Birkemeyer, Gudrun Züchner)
45,2 Hannelore Raepke und Barbara Mayer waren Ersatzläuferinnen

800 Meter

Ort: Erfurt

* Name Zeit (min) * in Rom
1 Ursula Donath 2:06,3 o Bronze
2 Veronika Kummerfeld 2:06,7 w 4. Platz
3 Antje Gleichfeld 2:07,1 w 5. Platz

80 Meter Hürden

Ort: Erfurt

* Name Zeit (s) * in Rom
1 Gisela Birkemeyer 10,7 o Bronze
Zenta Kopp 10,7 w Halbfinale
3 Karin Richert 10,8 o Halbfinale

Hochsprung

Ort: Hannover

* Name Höhe (m) * in Rom
1 Karin Lenzke 1,67 o Qualifikation
2 Ingrid Becker 1,64 w 9. Platz
3 Marlene Schmitz-Portz 1,64 w 9. Platz

Weitsprung

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Hildrun Claus 6,40 WR o Bronze
2 Renate Junker 6,23 w 4. Platz
3 Helga Hoffmann 6,20 w 6. Platz

Kugelstoßen

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Wilfriede Hoffmann 16,32 o 8. Platz
2 Johanna Lüttge 16,22 o Silber
3 Renate Garisch-Culmberger 15,95 o 6. Platz

Diskuswurf

Ort: Hannover

* Name Weite (m) * in Rom
1 Doris Müller 52,71 o Qualifikation
2 Irene Schuch 51,73 o 9. Platz
3 Kriemhild Hausmann 51,02 w 4. Platz

Speerwurf

Ort: Erfurt

* Name Weite (m) * in Rom
1 Erika Strößenreuther 50,65 w Qualifikation
2 Anneliese Gerhards 49,24 w 11. Platz
3 Almut Brömmel 47,54 w Qualifikation

Quellen

Ausgaben des Hamburger Abendblatts und des Neuen Deutschlands von 1960.

Einzelnachweise

  1. Hamburger Abendblatt vom 9. August 1960.
  2. Klaus Huhn, in Beiträge zur Sportgeschichte, Heft 14/2001