Deutsches Theater Almaty

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Das Deutsche Theater Almaty geht zurück auf das 1980 in Temirtau gegründete deutsche Nationaltheater in der Sowjetunion.

Geschichte

In der frühen Sowjetunion bestanden in Engels, Odessa und Dnepropetrowsk deutsche Bühnen. Im Zuge der Deportationen wurden diese Theater geschlossen.

In den 1970er Jahren beschloss das sowjetische Kulturministerium, für jede nationale Minderheit in der Sowjetunion ein eigenes muttersprachliches Theater einzurichten, was auch den Russlanddeutschen nicht verwehrt wurde. Die Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik, damals Heimat von fast einer Million Russlanddeutscher, wurde als Standort des deutschen Theaters gewählt. Die erste Spielzeit begann am 6. Dezember 1975. Das Repertoire der ersten Spieljahre beinhaltete Stücke von Schukschin, Lessing, Goldoni, Ostrowski, und Dürrenmatt. Auf Tournee durch die Unionsrepubliken der Sowjetunion gastierte die Bühne in Dörfern, in denen Deutschsprachige lebten. Für dieses Publikum, das lediglich Mundart spach und keine deutschsprachige Schulbildung hatten, waren die klassischen Stücke jedoch schwer verständlich.

Daraufhin wurden auch Stücke einheimischer russlanddeutscher Autoren aufgeführt. So wurde unter Regisseur Veniamin Kim das Stück „Der lustige Tag“ von Alexander Pokrowski in die Mundart der Wolgadeutschen übersetzt und war damit das erste Stück seit 1941 in dieser Mundart. Auch wurden Stücke erarbeitet, in denen das Volkstum der Russlanddeutschen dargestellt wurde. Solche Theaterstücke waren „Das Volksfest“ von Peter Warkentin und „Hab oft im Kreise der Lieben“ von Irene Langemann. Weitere Theaterautoren waren Emil Katzenstein, Woldemar Ekkert, Friedrich Bolger und Peter Klasse. Außerdem wurden die Stücke „Die Ersten“ von Alexander Reimgen, „Das Echo jener Jahre“ von Konstantin Ehrlich, „Wir sind nicht Staub im Wind“ von Hermann Arnhold, und „Menschen und Schicksale“ von Viktor Heinz aufgeführt.

Nach 1989 spielte das Theater in Almaty. Der Umzug fiel in eine Zeit, die wegen der politischer Veränderungen, die sich durch den Zerfall der Sowjetunion ergaben, ungünstig war, und es kam zur Umverteilung der Zuständigkeiten. Erst nach einigen Jahren erhielt die Truppe ein kleines ehemaliges Kino als Spielstätte. Gleichzeitig setzte die große Auswanderungswelle der Russlanddeutschen nach Deutschland ein. Nahezu alle Schauspieler und das Publikum zogen nach Deutschland. 1994 gründeten einige Schauspieler aus Almaty das Russland-Deutsche Theater in Niederstetten[1].

In Almaty gründete sich 1994 das Deutsche Theater Almaty neu, das als ein einzigartiges deutsches Experimentaltheater Kasachstans bekannt wurde. Jedoch wanderten die meisten Kräfte dieser Truppe ebenfalls nach Deutschland ab. Die Lage des Theaters ist heute prekär. Tourneen zu den noch etwa 170.000 Deutschen im Norden Kasachstans kann sich das Ensemble kaum leisten.[2]

Literatur

  • Heimatbuch 2006, Landsmannschaft der Russlanddeutschen.

Weblinks

Einzelnachweise