Deutschhof (Schweinfurt)

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Deutschhof
Koordinaten: 50° 4′ 3″ N, 10° 15′ 11″ O
Höhe: 250–311 m ü. NN
Fläche: 1,27 km²[1]
Einwohner: 6018 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte: 4.739 Einwohner/km²
Postleitzahl: 97422
Vorwahl: 09721
Stadtteil Deutschhof (Bezirke 43–47)
Deutschhof
mit Schweinfurter Rhön

Der Deutschhof (Ortsangabe: am Deutschhof) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 43 bis 47 geführt.[3] Der Deutschhof ist der höchstgelegene Stadtteil Schweinfurts, er entstand ab 1970 auf Ländereien der Hospitalstiftung Schweinfurt.

Geographie

Lage

Der Deutschhof liegt im Nordosten des Stadtgebiets und grenzt im Süden an den Nordöstlichen Stadtteil (Bezirk 42), im Südwesten an den Stadtteil Hochfeld/Steinberg (Bezirk 41), im Westen an die Staatsstraße St 2280 nach Bad Königshofen (stadteinwärts Deutschöfer Straße) und den Sportpark Hundertäcker (zum Bezirk 41), im Norden an den Stadtwald (Schindelholz und Sattlerau) und im Osten ans Höllental.

Topografie

Der Deutschhof liegt in der Schweinfurter Rhön auf einer Anhöhe über dem Höllenbach. An der Nußbergstraße, am nördlichen Rand des Stadtteils, liegt das höchste bebaute Gebiet der Stadt, auf 311 m ü. NN.[4]

Statistische Bezirke

Der Stadtteil wurde von der Stadt Schweinfurt für statistische Zwecke in fünf Bezirke unterteilt:

  • 43 Deutschhof-Süd
  • 44 Deutschhof-Mitte
  • 45 Deutschhof-Ost, mit dem historischen Gut Deutschhof
  • 46 Deutschhof-Nord
  • 47 Deutschhof-Zeilbaum

Stadtklima

Das östlich vom Deutschhof verlaufende Höllental ist eine Kaltluftzufuhrgasse zur Stadt.

Durch das Stadtgebiet läuft eine Klimascheide, da hier die sommerheißen Mainfränkischen Platten in die Schweinfurter Rhön übergehen. So kam es in früheren Jahrzehnten vor, dass am Nordrand des Deutschhofes eine etwa 20 bis 30 cm hohe Schneedecke lag, während im 100 m tiefer gelegenen Hafen kaum Schnee lag.

Geschichte

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Straßenkarte Nordbayerns um 800

Etwa entlang oder direkt auf der Deutschhöfer Straße bzw. der Staatsstraße 2280 (siehe: Lage) führte schon im 8. Jahrhundert eine überregionale Verbindung von Schweinfurt nach Erfurt.

Gut Deutschhof

Vor Entstehung des Stadtteils Deutschhof befand sich an dieser Stelle das Gut Deutschhof, ein Landgut dessen Vorläufer erstmals 1497 urkundlich erwähnt wurde. 1437 erwarb der Rat der Stadt Schweinfurt für insgesamt 18.000 Gulden das Landgut mit dem Flurnamen Deutschfeld zusammen mit benachbarten Ländereien und Dörfern vom Deutschen Orden. 1519 kaufte dann die Hospitalstiftung Schweinfurt das Gebiet samt Gutshof. Am Tor des Gutshofs sieht man heute noch das Siegel der Stiftung – ein Doppelkreuz mit der Heilig-Geist-Taube.[5] Zum Deutschfeld gehörte das Land links und rechts der heutigen Deutschfeldstraße im Nordöstlichen Stadtteil. Die mehrfach durch Krieg und Brände zerstörten Gutsgebäude, die einsam vor der Stadt lagen, wurden im 16. Jahrhundert erstmals von einer Mauer geschützt. Die Gebäude des Gutes existieren noch heute.[6]

… und zentraler Platz im Gut 2015
Einfahrt zum Gut Deutschhof …
… und zentraler Platz im Gut 2015

Ab 1970 wurde auf den Ländereien des Guts der neue Stadtteil Deutschhof errichtet. Für die Hospitalstiftung wurden als Ersatz Ländereien in Grettstadt für einen neuen Gutshof erworben. Die landwirtschaftliche Nutzung der verbliebenen noch unbebauten Wiesen und Äcker um den Deutschhof gab das Gut 1977 auf. Die Gutsgebäude blieben bis 1982 verlassen. Neuer Eigentümer der Gebäude war nun die evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde, die 1984 hier einen neuen Kindergarten einweihte. In der ehemaligen Scheune öffnete 1986 der Gemeindesaal und im ehemaligen Pferdestall entstanden bis zum Jahr 1996 Wohnungen. 2008 konnte der Kirchensaal im ehemaligen Getreidespeicher eingeweiht werden.[6]

Stadtteil

In einem städtebaulichen Wettbewerb setzte sich eine Aachener Planungsgruppe mit dem Architekten Erich Kühn durch.[5] Auf den höchsten Punkt kamen die höchsten Häuser, so wie bei den anderen neuen Stadtteilen im Nordosten Schweinfurts, außen herum zu den Hängen gruppieren sich Einfamilienhäuser.

Der neue Stadtteil Deutschhof war für 14.000 Einwohner geplant.[5] Durch den neuen Trend weg von der Etagenwohnung hin zum Einfamilienhaus wurde entsprechend umgeplant und die Einwohnerzahl auf 8.000 reduziert. Der Stadtteil wurde in den frühen 1990er Jahre fertiggestellt. Durch die veränderten sozialen Verhältnisse mit mehr Single-Haushalten und höherem Bedarf an Wohnflächen pro Person hat der Stadtteil heute nur noch 6.000 Einwohner. Um die Jahrtausendwende kam noch am Südrand des Stadtteils das neue Viertel Zeilbaum hinzu (siehe: Zeilbaum).

Spätaussiedler

Viele Spätaussiedler zogen in den 1980er Jahren in die Wohnblocks im Kern des Deutschhofs, der zum sozialen Brennpunkt wurde. Der Marktplatz wurde als Roter Platz bezeichnet. Als Anfang der 1990er Jahre die Jugendkriminalität zunehmend stieg, wurde die Aktion Gern daheim in Schweinfurt ins Leben gerufen. Im Keller des Gemeindezentrums St. Maximilian Kolbe wurde ein Jugendtreff eingerichtet.[6]

Die damaligen Jugendlichen sind mittlerweile gut integriert. Von den einstigen Unruhen ist heute nichts mehr zu spüren, Stadtteilgangs oder Banden gibt es nicht mehr. Nach Polizeiangaben ist die Kriminalitätsrate heute gleich zu den in anderen Stadtteilen.

Wahlergebnis

Bei der Bundestagswahl 2017 erreichte die AfD mit 22,8 % am Deutschhof das beste Ergebnis aller Schweinfurter Stadtteile.[7]

Ortsteile und Sozialstruktur

Einfache Wohnlagen finden sich in einem kleineren Kernbereich des Stadtteils mit Wohnblocks, in den Straßen Am Schöttlein und Am Haag. Der weitaus größte Teil des Deutschhofs besitzt mittlere und der Zeilbaum gute Wohnlagen.[8] Wobei in dieser Bewertung die exklusiven Hanglagen für Einfamilienhäuser über dem Höllental, mit Blick auf die Wälder der Schweinfurter Rhön, nicht berücksichtigt sind.

Deutschhof-Süd/Mitte/Ost

(Bezirke 43 – 45)

In der Mitte der drei Bezirke liegt das Zentrum des Deutschhofs, der Marktplatz.

Kreuzbergstraße. Wohnanlage aus den 1970er Jahren, bis 2014 von US-Amerikanern bewohnt
Marktplatz Deutschhof
mit St. Maximilian Kolbe
Kreuzbergstraße. Wohnanlage aus den 1970er Jahren, bis 2014 von US-Amerikanern bewohnt
Status
31. Dez. 2015[9]
Deutschhof-Süd/Mitte/Ost
(Bezirke 43 – 45)
Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 65,9 % 70,7 %
Doppelstaatler 26,5 % 16,1 %
Ausländer 7,6 % 13,2 %

Der mittlere Bereich des Deutschhofs, der seit 1970 mit bis zu achtgeschossigen Wohnhäusern errichtet wurde, besitzt am Ostrand oberhalb des Höllentals bevorzugt gelegene Einfamilienhausgebiete mit Blick in die Schweinfurter Rhön. Es überwiegen aber zahlenmäßig bei weitem die Bewohner der Geschosswohnungen, die ursprünglich für das deutsche Bürgertum als gut ausgestattete Wohnungen errichtet wurden.

Durch den demografisch bedingten Einwohnerrückgang und die große Zahl ankommender Spätaussiedler in den 1980er Jahren erlebte das Wohngebiet außerhalb der im Eigenbesitz befindlichen Einfamilienhäuser einen sozialen Wandel und wurde zum Schweinfurter Schwerpunktviertel der Russlanddeutschen. Dies lässt sich auch deutlich in der Bevölkerungsstatistik ablesen, durch die hohe Zahl von Doppelstaatlern.

Deutschhof-Nord

(Bezirk 46)

Status
31. Dez. 2015[9]
Deutschhof-Nord
(Bezirk 46)
Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 79,4 % 70,7 %
Doppelstaatler 14,6 % 16,1 %
Ausländer 6,0 % 13,2 %

Das Stadtviertel um die ringförmige Nußbergstraße liegt vollends in der Schweinfurter Rhön und ist auf drei Seiten von Wald umgeben. Mit im nördlichen Bereich über 300 m ü.NN ist es das höchstgelegene Quartier der Stadt. Es gehört zu den neueren Bereichen des Deutschhofs, mit höherem Standard. Trotz der Randlage wird es durch den Stadtbus gut erschlossen und häufig angefahren.

Im nördlichen Wald befinden sich die Überreste eines Truppenübungsplatzes, der nie benutzt wurde, da bei Fertigstellung der Erste Weltkrieg ausbrach. In den Schützengräben stehen heute hohe Bäume.

Das Quartier grenzt an den Stadtwald: im Osten ans Schindelholz am steilen Abhang zum Höllental und im Norden an die Sattlerau. Das Viertel ist dadurch direkt an das dichte Wanderwegenetz der Schweinfurter Rhön angeschlossen.

Zeilbaum

(Bezirk 47)

Datei:Zeilbaum.jpg
Der Zeilbaum (rote Dächer), vorne das Höllental
Status
31. Dez. 2015[9]
Deutschhof-Zeilbaum
(Bezirk 47)
Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 86,7 % 70,7 %
Doppelstaatler 11,4 % 16,1 %
Ausländer 1,9 % 13,2 %

Neben dem Stadtteil Deutschhof im engeren Sinn wurde unweit des Hochfelds das bisher letzte größere Wohngebiet der Stadt neu erschlossen, der Zeilbaum mit den Bebauungsplänen Ost (1999), Nord (2000) und Süd (2001).[10] Er besitzt ein kleines Einkaufszentrum und eine ähnliche bürgerliche Sozialstruktur wie das Hochfeld.

Der Zeilbaum liegt an Seinäjoki-Park und Deutschfeldfriedhof, zudem naturnah oberhalb des Naherholungsgebiets Höllental, bis wohin sich das Landschaftsschutzgebiet Mainleite erstreckt.[11] Vom Zeilbaum kann man über das Schweinfurter Becken bis zum Steigerwald blicken.

Das Quartier besteht aus sechs Mehrfamilienhäusern entlang der Elsa-Brändström-Straße, 100 Einfamilienhäusern und 30 Reihenhäusern. Der Zeilbaum war das erste Schweinfurter Baugebiet, für das es erhöhte ökologische Vorschriften gab, mit Erhalt von Hecken und Bäumen, Pflanzgeboten, Anlage von Ökoflächen und Flachdachbegrünung. Zudem musste als Ausgleich im Höllental eine 4000 Quadratmeter große Streuobstwiese auf Kosten der Bauherrn angelegt werden.[10]

Der Name Zeilbaum kommt vermutlich vom Althochdeutschen Zila oder Mittelhochdeutschen Zile, für Zeile oder Reihe, weshalb der Flurname wohl eine Reihe von Bäumen bezeichnete.[10]

Bürgerverein und Kirchweih

1979 wurde der Bürgerverein Deutschhof gegründet. Er richtet die Deutschhof-Kirchweih aus, die Anfang Juli im benachbarten Wildpark an den Eichen stattfindet.[12]

Siehe auch: Schweinfurt, Bürgervereine

Infrastruktur

Im Zentrum des Stadtteils liegt der autofreie Marktplatz, ein kleines, teilweise verwaistes Geschäftszentrum. Im Stadtteil befinden sich die katholische Kirche St. Maximilian Kolbe mit einem Jugendtreff und zwei Kindergärten. Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Lukas am benachbarten Hochfeld eröffnete im ehemaligen Gut Deutschhof 1982 ein Gemeindezentrum.

Der Deutschhof ist an das Stadtbusnetz der Stadtwerke Schweinfurt durch die Linie 52 angeschlossen.

Die Staatsstraße St 2280 führt nach Bad Königshofen.

Parks

Im Südosten des Stadtteils befindet sich der Deutschfeldfriedhof. Er wurde als Parkfriedhof angelegt und dient in seiner bevorzugten Lage, oberhalb des Höllentals, mit Blick auf die Wälder der Schweinfurter Rhön, auch als Erholungsraum. Nördlich schließt sich an den Friedhof der Seinäjoki-Park an. Der Wildpark an den Eichen und der Sportpark Hundertäcker grenzen im Südwesten unmittelbar an den Stadtteil.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemessen mittels BayernAtlas
  2. Melderegisterbasierte Einwohnerzahl
  3. Übersichtskarte der Stadtteile. Abgerufen am 19. Dezember 2017.
  4. Topografische Karte 1:50.000, Blatt L 5926 Schweinfurt, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern, 8. Aflg. 2006
  5. a b c mainpost.de: Deutschhof: „Vielfalt in der Einheit“, 24. Januar 2018. Abgerufen am 24. April 2020.
  6. a b c Main-Post: "Wohnen im Herrenhaus und im Rinderstall auf Gut Deutschhof", 11. Februar 2019. Abgerufen am 11. Februar 2019.
  7. focus.de: Wahl Facts: 22,8 % im Stadtteil Deutschhof wählen AfD, 25. September 2017
  8. SW1.news: „Wohnimmobilien-Marktbericht für Mainfranken der HypoVereinsbank“, 8. Juni 2018. Abgerufen am 13. Februar 2019.
  9. a b c Melderegisterbasierte Bevölkerung
  10. a b c mainpost.de: Stadtteile im Porträt: Zeilbaum oder Häuslebauer zahlten für Streuobstwiese, 29. August 2017. Abgerufen am 29. April 2020.
  11. Plan des Landschaftsschutzgebiets Mainleite. Abgerufen am 29. April 2020.
  12. Deutschhof-Kirchweih: Auf ein Bier bei Lasse und dem Einhorn, 7. Juli 2019. Abgerufen am 20. April 2020.