Diskussion:Ehrenmord/Archiv/2016

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Unbelegte, nicht rechtschreib-korrigierte Satzfitzel, fehlende Zusammenhänge, unausgeführte Sprachkritik -- Amtiss, SNAFU ? 20:50, 1. Feb. 2016 (CET)

Familiendrama / Familientragödie vs. Ehrenmord

Eine Suche bei Google fördert viele Betrachtungen zutage, die die vermeintliche Sonderstellung "Ehrenmord" anzweifeln besprechen. Das reicht zwar nicht für folgende Formulierung in der Einleitung, sollte aber dennoch neben dem letzten Satz in der Einleitung ("Der Begriff Ehrenmord selbst ist umstritten.") eingearbeitet werden: "Ehrenmord ist eine andere Formulierung für Familiendrama."-- Amtiss, SNAFU ? 20:44, 1. Feb. 2016 (CET)

Wenn ich dich recht verstehe, meinst du, Ehrenmorde sind in eine Reihe mit "erweiterten Suiziden" oder Familiendramen, wo ein Mitglied der Familie (ein) andere verletzt oder tötet, einzureihen. - Dem möchte ich widersprechen. Der oder die Täter bei Ehrenmoden planen nicht den eigenen Suizid. Die Täter bei gewaltsamen Familiendramen sind in der Regel Einzeltäter, die vor dem Scherbenhaufen ihrer (vermeintlich) gescheiterten Existenz stehen und den Familienmitgliedern, die sie töten, die "Schande" ersparen wollen --- oder auch sich selbst. Oder die Partnerin/den Partner bestrafen (wenn Kinder getötet werden). Die Motivlage sieht bei "Ehrenmorden" anders aus. Bei sonstigen Familiendramen werden nicht gezielt Mädchen getötet; diese ist bei Ehrenmorden sehr häufig der Fall.--BlaueWunder (Diskussion) 01:51, 2. Feb. 2016 (CET)

--BlaueWunder

was ich meine spielt zwar keine Rolle, aber dennoch eine Antwort: die Motivlage bei Familiendramen ist welche?--Amtiss, SNAFU ? 13:52, 2. Feb. 2016 (CET)
es wäre schon für die Allgemeinverständlichkeit förderlich, wenn man verstehen könnte, was genau du meinst. Könntest du vielleicht eine Antwort geben anstatt eine Frage zu formulieren zu Familiendramen, die mit diesem Lemma nichts zu tun haben? - Nach meinem Kenntnisstand ist der Begriff "Ehrenmord" umstritten, weil das Tötungsdelikt nicht mit dem hehren Wort "Ehre" sozusagen "geadelt" werden soll. Andere Kritikpunkte am Begriff sind mir nicht geläufig. Falls du diesbezüglich Literatur kennst, füg sie doch ein. Danke. --BlaueWunder (Diskussion) 14:20, 2. Feb. 2016 (CET)
Meine Meinung tut deshalb nichts zur Sache, weil ich auf Sekundärquellen und nicht auf meine Meinung verweise, um den Artikel zu ergänzen.
Nach lesen dieser Quelle (Psychologie-Professor über Ehrenmorde - "Er muss zeigen, dass er Kontrolle hat") und dieser Quelle (Kapitel in "Eure Ehre - unser Leid" von Serap Çileli) komme ich auch zu einer anderen Ergänzung-Variante. Zum einen der Vergleich und zum anderen die Abgrenzung gegenüber anderen Tötungsdelikten mit ähnlicher (z.B. sexueller oder Eifersucht-bezogener) Thematik. Für die Relevanz dieser Betrachtung z.B. auch das hier vom DLF. Amtiss, SNAFU ? 18:24, 2. Feb. 2016 (CET)
Interessant, deine Links, und deine "Kurskorrektur" freut mich, sie ist wohl gut überlegt. Kommt selten genug vor, dass auf den DS Leute ernsthaft nachdenken. - Zu den ersten zwei, drei Links: Finde ich nicht seriös genug. Mag sein, dass ich ein Sprachsnob bin, aber wenn ein Text Rechtschreib- und Kommafehler zeigt, verliert er für mich die Seriösität, bevor ich sehe, welchen Blogs oder merkwürdigen Internetseiten er entspringt. Der Fehler im ersten Artikel (Florian B.) besteht u.A. darin, dass die Morde für "Rassenschande" der Nazis als Beispiel für "christliches Abendland" genommen werden. Das wäre so, als wenn die blutrünstigsten Hinrichtungsvideos des IS als typisch moslemisch betrachtet werden. Blöde Pauschalisierungen, auch in manchen Kommentaren. - Die Täter von Familiendramen sind in der Regel psychisch krank, depressiv, in Verarmungs- oder Versündigungsgedanken gefangen, möchten ihre Familie "schützen" oder retten, andere sind schizophren oder haben eine Persönlichkeitsstörung. Deswegen völlig anders als Ehrenmorde. Es sei denn, man betrachtet die Denkweise, die ganze Familien oder das Milieu dieses archaischen Sittengebäudes lenkt, als Ausdruck einer psychischen Erkrankung. "Ehre", die sich auf Gehorsam der Frauen und Töchter (und Söhne)und ihre Jungfräulichkeit und Folgsamkeit bezieht, als Zeichen für seelische Auffälligkeit. Eine komplette "Schicht" auf die Couch? Aberglaube, Tradition, Feigheit, Menschenverachtung, Anti-Individualismus, Bildungsferne und Rückständigkeit wegtherapieren? Illusorisch. Das Buch §Eure Ehre - unser Leid§ habe ich selbst zu Hause, ebenso den Klassiker §Die Gewalt der Ehre§ von Schiffauer, und ein weiteres der Autorin, in dem sie junge muslimische (oder kurdische, yesidische Straftäter (Männlich) interviewt, mal gelesen. Das erklärt einiges. --BlaueWunder (Diskussion) 00:03, 4. Feb. 2016 (CET)

AI schreibt:

Welches Verhalten "die Ehre verletzt", ist in jeder betroffenen Gesellschaft etwas anders definiert. Die Gründe für Ehrenmorde sind vielfältig.

Eine Frau kann die Ehre der Familie verletzen,

   indem sie sich weigert, den von der Familie ausgesuchten Mann zu heiraten,
   wenn sie sich von ihrem Mann, der sie vielleicht misshandelt, scheiden lassen will,
   wenn sie eine außereheliche Beziehung zu einem Mann führt,
   wenn sie außerehelich schwanger wird,
   wenn sie vergewaltigt wird,
   wenn sie Opfer von Inzest wird
   etc.

Manchmal reichen Nichtigkeiten wie ein Blickaustausch mit einem Mann, eine als unanständig geltende Kleidung oder bloße Gerüchte, um Opfer eines Ehrverbrechens zu werden. Außerdem werden Verbrechen aus anderen Motiven in einigen Staaten gern als Ehrenmorde ausgegeben, wenn die Bestrafung im Falle eines Ehrenmordes weitaus milder ausfällt. Ein Ehrenmord wird in vielen Fällen auch vorgetäuscht, um Inzest oder Vergewaltigung innerhalb der Familie zu vertuschen. In manchen Fällen können auch Erbschaftsstreitigkeiten oder andere finanzielle Probleme innerhalb der Familie oder des Clans Motiv für einen Ehrenmord sein. Wo geschehen Ehrenmorde?

In nahezu allen Teilen der Welt und in allen soziokulturellen Milieus wird Mädchen und Frauen jeden Alters im Namen der "Ehre" Gewalt angetan. Jährlich werden nach einer Studie des UN-Weltbevölkerungsberichts rund 5000 Mädchen und Frauen in mindestens 14 Ländern im Namen der "Ehre" ermordet. Die Dunkelziffer ist allerdings sehr viel höher, weil die wenigsten Fälle vor Gericht gebracht werden. Häufig wird der Mord als Unfall oder Selbstmord getarnt oder die Frauen werden gezwungen Selbstmord zu begehen.

Verbrechen im Namen der "Ehre" werden, obwohl sie kein religiöses Phänomen sind, zwar vor allem in islamischen Ländern begangen, sie sind allerdings nicht auf diese beschränkt. Verbrechen im Namen der Ehre finden auch in Brasilien, Ecuador, Italien etc. statt.

Auch in Deutschland geschehen Verbrechen im Namen der Ehre.

Der Staat und die Ehrenmorde

Frauen und Mädchen, die Bestrafungen bis hin zum Mord im Namen der Ehre befürchten müssen, haben wenig Möglichkeiten zu entfliehen und sich zu verstecken. In den meisten Ländern stehen, wenn überhaupt, nur wenige Frauenhäuser zur Verfügung. Diese sind in der Regel in der Hauptstadt. Außerhalb ihres Dorfes kennen sich die Frauen oft kaum aus. Sie besitzen kein Geld und sind als allein reisende Frauen besonders gefährdet. [1]

Abgrenzung von Beziehungstaten, Tötungsdelikten aus Eifersucht und im Affekt;

Laut ZEIT gibt es für Westeuropäer massive Schwierigkeiten, "Ehrenmorde" von anderen Gewaltdelikten (primär gegen Frauen und Mädchen) abzugrenzen. Möglicherweise käme es deswegen zu überhöhten Zahlen. Es wird eine Untersuchung zitiert, die auf BKA- Zahlen beruht. Dazu heißt es: 70 Opfer sind somit registriert, davon 48 weiblich. Bei den männlichen Opfern handelt es sich um "für die Entehrung der Frau Mitverantwortliche", heißt es beim BKA, also etwa um den Geliebten einer muslimischen Frau. "Die offiziellen Zahlen sind zu hoch gegriffen", sagt nun Anna Caroline Cöster, Expertin für Geschlechterverhältnisse, die zum Ehrbegriff unter Türken forscht. Für ihre Studie "Ehrenmord in Deutschland" hat sie 25 abgeschlossene Gerichtsverfahren analysiert, die zwischen 1997 bis 2005 in den Medien als Ehrenmorde bezeichnet wurden. Nur in zehn Fällen habe es sich tatsächlich um einen geplanten Mord im Namen der Ehre gehandelt. "Die anderen Taten waren meist Affekthandlungen, zum Beispiel aus Eifersucht."

Der Unterschied? Ehrbezogene Gewalt ist nach Cösters Auffassung eine sehr spezifische Form von häuslicher Gewalt, die gesondert betrachtet werden muss. Anders als bei der "normalen" Beziehungstat stehe beim Ehrenmord in der Regel eine ganze Familie dahinter. Der Mord habe eine lange Vorgeschichte mit psychischem Druck, Sanktionen und Gewalt. In dieser Zeit versuche die Familie, eine junge Frau von ihrem Verhalten abzubringen, weil es als ehrlos betrachtet wird. Der Mord werde als letzter Ausweg gesehen, von der Verwandschaft (sic!) gemeinsam geplant und häufig von jüngeren Familienmitgliedern in die Tat umgesetzt, weil sie vom Jugendstrafrecht geschützt werden und manipulierbar sind. "Das hat völlig andere Ursachen, als wenn ein Mann seine Frau im Affekt verprügelt oder umbringt." Grundsätzlich sei es für Außenstehende extrem schwer, den Begriff der Ehre unter Migranten nachzuvollziehen, stellt Cöster fest. [2]--BlaueWunder (Diskussion) 14:53, 2. Feb. 2016 (CET)