Diskussion:Ethnologie/Archiv/1

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Erweiterung

Ich habe soeben einige vorläufige Änderungen an dem Artikel vorgenommen, der in der alten Fassung m. E. viel zu grob war, in der überarbeiteten aber noch immer. Besonders an der Geschichte habe ich Erweiterungen vorgenommen. Doch reichen diese bei weitem noch nicht. Es muß auf die Rolle von Kolumbus (um nur den zu nennen) eingegangen werden, auf das 19. Jahrhundert, wobei ich an das Buch von Johannes Fabian, "Tropenfieber", denke, auf die unterschiedlichen Schulen, die sich im 20. Jahrhundert abgewechselt oder überlagert haben, z.B. Ethnopsychoanalyse, Ethnomethodologie, Literaturwissenschaft (Geertz) oder der recht neue Ansatz von Greenblatt. Jetzt habe ich nur einen Titel in die Literaturliste neu aufgenommen, diese muß erheblich erweitert werden. Übrigens stimmt es nicht, daß die deutsche Ethnologie mit der (philosophischen) Anthropologie irgend zusammenhängt; Plessner, Scheler, Gehlen haben mit dieser Entwicklung reichlich wenig zu tun. Die deutschen Ethnologen gingen früh nach Amerika und kamen nicht zurück (Boas z.B.). Vielleicht hilft jemand mit. Ein Gruß, Hyperion 23:22, 11. Apr 2005 (CEST)


schön. besser. zur geschichte der ethnologie gibt es übrigens eine arbeit von 2003, in der systematisch aufgegliedert wird, was bei einer fachhistorische aufarbeitung sinnvollerweise zu tun wäre. die arbeit ist in weiten teilen eine kommentierte bibliographie und damit eine verdienstvolle vorarbeit für all jene, die sich in die bitter notwendige grundlagenforschung stürzen wollen. bibl. angabe:

hans-jürgen hildebrandt, bausteine zu einer wissenschaftlichen erforschung der geschichte der ethnologie. zugleich eine exemplarische anleitung für die historiographie wissenschaftlicher disziplinen, 2003, münchen.

neben allerlei dingen, die in der offiziellen, kaum vorhanden fachgeschichtsschreibung fehlen würd ich z. b. hippokrates noch aufnehmen. in seiner abhandlung "über winde, wasser und gegenden" sind die späteren modelle angelegt, die "kultur"/"rasse" mit klimatologischen verhältnissen zusammenbringen. desweiteren gab es natürlich jede menge aussereuropäischer zeugnisse von "völker"-beschreibungen. die wenigsten sind bisher ausgewertet. für den arabischen raum sind ibn khaldun und ibn batuta zumindest bekannt.--BeWRONG! 19:30, 17. Apr 2005 (CEST)

Negroide, HILFERUF zum Nachsehen

Hallo an alle Ethnologen,

können sich kundige Ethnologen mal den Artikel Negroide und die Disku hierzu ansehen? Da editiert Rafl stet Links zu Rassismus herein und begründet es nicht, sondern behauptet nur, das sei das gleiche wie unter Negride, was m.E. einfach nicht stimmt, und mit dem (dem Geschriebenen zu Negride) ich nichts zu tun haben möchte. Die Rassismus-Links stets in "Negroide" wieder hereinzuhängen, ein m.E. schlicht beschreibendes Lemma, das hat mir ansätzlich etwas Provokantes: Rafl behauptet ja nicht "direkt" oder platt, ich sei ein Rassist, aber link bzw. ansätzlich denuziativ finde ich das dennoch, dass er einen beschreibenden Text aus meiner Hand mit diesen Links "verziert". Daher mal ein Hilferuf an Ethno-Kundige. Wenn es diese Begrifflichkeiten nicht gibt - oder kein allgemeiner Konsens hierzu herrscht, dann sollte man beides dementsprechend korrigieren - oder löschen.

Freundlichen Gruß BerndB 00:24, 13. Jun 2005 (CEST)

Es gibt keine "schlicht beschreibenden Lemmas", jedes Kriterium zur Einordnung von Menschen in Kategorien auf der Grundlage ihrer äußeren Erscheinung ist willkürlich gewählt. Einige (z.B. "Hautfarbe" worauf die Begriffe "Negrid"/"Negroid" [von lat. "schwarz"] abheben) haben in der Kulturgeschichte, nicht nur europäischen, tiefere Wurzeln als andere. Dennoch bleibt die Auswahl anfechtbar und muss stetig hinterfragt werden, da mit einer solchen Kategoriebildung (z.B. anhand von Hautfarben) immer auch Werturteile verschiedenster Art verbunden sind. Die Vorstellung die Begriffe ausschließlich in einem neutralen wissenschaftlichen Kontext benutzen zu können ist naiv. Begriffe haben Konnotationen, v.a. durch ihre Ideengeschichte, von denen man sie nicht lösen kann. Sprache funktioniert nicht nach dem guten Willen eines Einzelnen, sondern folgt überindividuellen Bedeutungsmustern. Diese enthalten im Fall des "Negroiden"/"Negriden" immer eine Abwertung.

So weit zum Thema. Der jetzige Stand des Artikels "Negroide" wird dieser Position im übrigen gerecht. Hans.Hommens 21:21, 23.07.2006 (CET)

Geschichte

Ich habe die wesentlichen Teile des Artikels Kultur- und Sozialanthropologie, für den ein Löschantrag läuft, hier eingefügt. Eine Straffung des nun recht umfangreichen geschichtlichen Teiles, wäre wünschenswert. Was auch auffällt, dass hier noch keine Namen bekannter Ethnologen drinstehen.--Parvati 00:17, 19. Aug 2005 (CEST)

Antike bis Frühe Neuzeit - Aegidius Humanus

Ich habe im Internet keinen Hinweis darauf gefunden, wer oder was "Aegidius Humanus" sein soll. Hier wäre eine Erklärung angebracht. Außerdem finde ich die Formulierung ungünstig. "Aegidius Humanus denkt, ...". Da wir keine Gedanken lesen können ;-), würde ich für behauptet, propagiert, weist darauf hin o.ä. plädieren. Gruß, -- Laudrin 00:00, 31. Jan 2006 (CET)

Volkskunde

"In Europa wird zusätzlich die Europäische Ethnologie betrieben (der klassische Name lautet Volkskunde), die als Selbstreflexion der europäischen Kultur das Andere in der eigenen Gesellschaft untersucht." Das klingt ja sehr gelehrt, scheint mir aber weder besonders verständlich ("Das Andere in der eigenen Gesellschaft") noch besonders neutral (damit meine ich: es klingt sehr nach irgendwoher abgeschrieben, in diesem Fall sollte aber dabeistehen, woher). --AndreasPraefcke ¿! 13:17, 13. Mär 2006 (CET)

Definitionen

Die Definitionen definieren (laut Wortlaut) Anthropologie, nicht Ethnologie. Nicht nur dieses "Detail" im Artikel macht ihn recht unbrauchbar. --AndreasPraefcke ¿! 13:20, 13. Mär 2006 (CET)

(Früh-)Geschichte der Ethnologie

Die geschichtliche Darstellung der Ethnologie ist wirklich überraschend! Da nimmt diese Wissenschaft also ihren Ursprung im antiken Griechenland und verebbt schließlich Ende des 19. Jahrhunderts...??? Eigentlich dachte ich eher, es sei umgekehrt. Muß man hier wirklich einfach irgendwelche Gelehrten des Mittelalters aufzählen, die irgendwann einmal etwas über ein fremdes Volk gesagt haben (was ganz nebenbei eher unter Ethnographie stehen sollte). Und was haben die Theologen damit zu tun??? Oder Hobbes?

Verschieben, löschen oder kürzen? Was hilft hier am besten?--Nirusu 23:10, 29. Mai 2006 (CEST)

Literatur (und ein prinzipieller Einwand)

Wenn der dtv-Atlas Ethnologie das Fach einigermaßen adäquat darstellt, muss Ethnologie wohl eine der dümmsten und zugleich arrogantesten Wissenschaften sein. Nur ein Beispiel: In dem Buch werden immer wieder andere Disziplinen, z. B. die Biologie oder die Ökonomik durch den Hinweis kritisiert, sie seien unter bestimmten soziokulturellen Bedingungen entstanden. Solche Hinweise sind grundsätzlich legitim, freilich tragen sie zu der Beurteilung der Güte einer Wissenschaft oder einer Theorie überhaupt nichts bei. Hier werden context of discovery und context of justification (Hans Reichenbach) systematisch konfundiert, außerdem werden konstant negative genetische Fehlschlüsse produziert. Auch die Ethnologie - im Sinne des dtv-Atlas Ethnologie - ist unter bestimmten soziokulturellen Bedingungen entstanden. Wenn dies ein Grund wäre, sie als "ideologisch" zu entlarven, wäre sie nach ihrer eigenen Voraussetzung eine Ideologie.--hwb 14:57, 2. Okt 2006 (CEST)

Weiträumige Überarbeitung nötig

Der Artikel ist in seinem momentanen Zustand nicht gerade einer der besten auf der Wikipedia.

Unter Begriff ist die Auszählung der Anthropology kritisch. Anthropology meint im dt. Raum idR physische Anthropology, die dieser Tage isoliert von der Ethnologie arbeitet.

Da sich die dt. Ethnologie durchaus von der fr., brit. und US-amer. Ethnologie unterscheidet, wären Definitionen von dt. Ethnologen (z.B. Kohl, Streck) nötig.

Die Geschichte der Ethno ist nicht richtig dargestellt. Die Vorgeschichte der Ethnologie nimmt meines Erachtens zu viel Raum ein. Unter dem Unterpunkt Phasen der deutschsprachigen Ethnologie wird ironischerweise kein einziger dt. Ethnologe angebracht. Die moderne Entwicklungen der Ethnologie erschöpft außerdem sich nicht mit Malinowski. Da fehlen nicht nur die Ethnologen, die bereits unter Gegenstand genannt wurden. Die Ethnologie als Rassenkunde wird überhaupt nicht erwähnt. Die Entstehung der Stadtethnologie und die Kritische Selbstreflektion der Disziplin in den 70ern werden ebenfalls nicht thematisiert. Sven Lotz 10:05, 21. Apr. 2007 (CEST)

kleine Anmerkung zu dem Teil: Forschungsrichtungen Die Frieden- und Konfliktforschung ist kein Teilbereich der Ethnologie. Sie gehört zu Soziologie und Politik.

Friedens- und Konfliktforschung kann sicherlich nicht als "Teilbereich" der Ethnologie definiert werden, ist aber sehr wohl ein Forschungsbereich der Ethnologie, wie etwa die Arbeiten von Georg Elwert (1947-2005), oder die momentane Ausrichtung des Departments I am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung zeigen. Zephyrin xirdal 15:36, 6. Nov. 2008 (CET)

Vollständige Überarbeitung

Das Hauptseminar Ethnologie enzyklopädisch, welches gerade im laufenden Wintersemester 2008/09 am Institut für Ethnologie und Afrikanistik der Ludwig-Maximilians-Universität München stattfindet, ist ein Projektseminar, das mit der kompletten Überarbeitung des Eintrags „Ethnologie“ im deutschsprachigen Teil der Wikipedia befasst ist. Nach den ersten beiden Arbeitssitzungen wurden die Vorschläge für die Überschriften der Ebene 1 formuliert, eine didaktisch sinnvolle Reihenfolge festgelegt, und entsprechende Aufgaben verteilt. Die vorläufige Gliederung umfasst, nach Begriffsdefinition und Einleitung, der Reihe nach: Methoden, Anwendungen, Teilbereiche, Neue Teilbereiche, Theoriegeschichte, und schließlich Fachgeschichte. Ich werde heute noch mit einer Begriffsdefinition und Einleitung „vorlegen.“

Die Überlegungen hinter unseren jeweiligen Entscheidungen und Vorschlägen werden hier auf der Diskussionsseite veröffentlicht und stehen naturgemäß einer Diskussion offen. Tatsächlich hoffen wir, dass sich Ethnologen und Studierende der Ethnologie aus dem deutschsprachigen Raum beteiligen werden. Zephyrin xirdal 13:33, 6. Nov. 2008 (CET)

Im Zuge des o.g. Hauptseminars Ethnologie enzyklopädischzur Überarbeitung des Artikels zur Ethnologie der deutschsprachigen Wikipedia-Seite, haben sich die zur Veränderung des Bereiches Theoriegeschichte "berufen gefühlten" auf eine Gliederung geeinigt. Zudem wurde auch der neu zu gestaltende Bereich der Fachgeschichte in den Großbereich "Geschichte" eingegliedert.
Auch hier ist eine Diskussion durchaus erwünscht. Klan-destino 13:24, 14. Nov. 2008 (CET)

Nachfolgend die Arbeitsgliederung, die gleichzeitig als Entwurfsversion inklusive Diskussion dient. (Naturgemäß sind hier alle Punkte eine Gliederungsebene "zu tief," gegenüber dem, wie sie dann auf der Hauptseite des Artikels erscheinen sollen, d.h. vor dem Übertragen muss jeweils ein Ist-gleich-Zeichen vor und hinter den Kapitelüberschriften entfernt werden.) Ich schlage vor, dass wir in untenstehendem Entwurf den jeweils tatsächlichen Entwurfstext nicht einrücken, Kommentare und Vorschläge für Einzelnachweise aber jeweils einrücken—sich etwaige entwickelnde Diskussionen entsprechend. Zephyrin xirdal 12:12, 25. Nov. 2008 (CET)

Deutschsprachige Länder
Martin Rössler: Die deutschsprachige Ethnologie bis ca. 1960: Ein historischer Abriss, Kölner Arbeitspapiere zur Ethnologie 1, 2007, Köln: Institut für Völkerkunde. Zephyrin xirdal 10:34, 25. Nov. 2008 (CET)
(Andre Gingrich und Hermann Mückler: Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie, UTB, 2006.) nicht mehr gültig, Buch wurde aus dem Programm vom UTB-Verlag genommen UnderDestruction 22:36, 6. Dez. 2008 (CET)
Großbritannien
Jonathan Spencer: British social anthropology: A retrospective, in Annual Review of Anthropology 29, 2000, S. 1-24. Zephyrin xirdal 17:17, 16. Nov. 2008 (CET)
Weitere Länder
Frederic Barth; Andre Gingrich; Robert Parkin; Sydel Silverman: One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American Anthropology, University of Chicago Press, 2005. UnderDestruction 18:00, 22. Nov. 2008 (CET)
Anfänge der Ethnologie
Klaus E. Müller: Geschichte der antiken Ethnologie, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997 (Rowohlts Enzyklopädie) ISBN 3-499-55589-1 (Lizenzausgabe), erstveröffentlicht als Geschichte der antiken Ethnographie und ethnologischen Theoriebildung, Steiner, Wiesbaden 1968. Zephyrin xirdal 10:44, 25. Nov. 2008 (CET)
Faubion, James, D: History in Anthropology, In: Annual Review of Anthropology (22), 1993, S.35-44 Klan-destino 13:10, 14. Jan. 2009 (CET)


Die Auseinandersetzung der Völker mit dem Unbekannten war von jeher von Faszination und Neugierde geprägt. Während heute das Reisen schnell und (relativ) bequem möglich ist, war es damals Kaufleuten, Seefahrern oder Soldaten möglich. Alsbald sie zuhause waren, mußten sie vom Fremden erzählen. Romane über ferne Länder, Inseln, deren Auseinandersetzung mit der unbekannten Natur wurden regelrecht verschlungen. Meist dienten den Erzählungen ethnographische Beobachtungen (vgl. Petermann 23-24), die bereits in der Antike begannen. Fremde Küsten und Gebiete sollten vermessen und ausgekundschaftet werden, um Informationen über Land und Volk zu erhalten. Folgt man Petermann waren grundsätzlich drei Problembereiche von Relevanz: 1) Welche äußeren und charakterlichen Eigenschaften Nicht-Griechen von Griechen unterscheidet. 2) Welche Gründe dafür ausschlaggebend sind und 3) welche Bedeutung das für die eigene Kultur hat. ...To be continued...

Evolutionismus

Hauptartikel: Evolutionismus

Der kulturelle Evolutionismus beschäftigt sich mit der Frage nach der Entwicklung des Menschen und der Kultur, hat jedoch mit Darwins Theorie der natürlichen Auslese nicht viel gemein. Vielmehr findet der Evolutionismus seine Vorläufer in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Der schottische Aufklärer Adam Ferguson nahm eine dreiteilige Periodisierung der kulturellen Entwicklung in Wildheit, Barbarei und Zivilisation vor.(Raum: 284)

Mitte des 19.Jahrhunderts eröffneten schließlich archäologische Funde und Untersuchungsergebnisse eine zeitliche Tiefe der kulturellen Entwicklungsgeschichte der Menschheit, die weiter zurückreichte als bisher angenommen.(Barnard, Spencer: 213) Die Theorie des Evolutionismus lieferte erstmals eine vollständige Klassifizierung der kulturellen Entwicklungen.

Wurden bis dahin Menschen in Vernunftbegabte(Christen) und nicht vernunftbegabte unterschieden und die Existenz „primitiver“ Gesellschaften mit der Entartung der Menschen erklärt, so ging der Evolutionismus von einer seelisch-geistigen Einheit des Menschen aus, die eine unilineare Entwicklung aller Kulturen vom Einfach zum Komplexen nach sich zieht, so dass die Vergleichbarkeit verschiedener Kulturen grundsätzlich gegeben ist.(Raum:283)

Lewis Henry Morgan, einer der wichtigsten Vertreter des Evolutionismus, übernahm das Drei-Stufenmodell von Ferguson, welches er mit Hilfe seiner Forschung bei den Irokesen (insbesondere Verwandtschaftsforschung) empirisch zu untermauern suchte, indem er den Übergang der einzelnen Stufen und jeweiligen Zwischenstufen an bestimmten technischen Errungenschaften und revolutionären Neuerungen (Töpferkunst, Erfindung der Schrift) sowie sozialer Komplexität festmachte. So unterschied er beispielsweise zwei Gesellschaftsformen: „Societas“, in welchen der Zusammenhalt auf persönlichen Beziehungen gründet und die zeitlich folgenden „Civitas“, die als politischer Staat definiert sind. Als Beginn der Zivilisation nennt Morgan den Zeitpunkt, zu dem das Übergewicht der Begierde nach Eigentum größer ist als alle anderen Begierden. Erst Eigentum und Landbesitz ermöglichen eine politische Gesellschaft.(Morgan: 6) Die unterschiedliche Geschwindigkeit der Entwicklung von Gesellschaften ergibt sich für Morgan aus der Beeinflussung durch äußere Gegebenheiten, so kann die Entwicklung durch Diffusionsprozesse beschleunigt werden. Bei isolierten Gesellschaften, die diesen nicht ausgesetzt waren, lässt sich daher die „reine“ Entwicklung beobachten und diese bieten einen historischen Rückblick in die Vergangenheit unserer eigenen Kultur.(Petermann: 466)

Die bestehenden Widersprüche der Evolutionstheorie zu den Tatsachen und die stark eurozentristische Hierarchie der Stufen, welche die europäische Kultur als höchste Stufe der Zivilisation betrachtete, erregten insbesondere von Seiten der Kulturrelativisten zunehmend Kritik, während Vertreter der diffusionistischen Strömung die spekulative Geschichtsschreibung der Evolutionisten kritisierten.(Raum: 286) Klan-destino 22:51, 24. Nov. 2008 (CET)


Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology.London

Morgan, Lewis-Henry: Die Urgesellschaft, Stuttgart 1987

Raum, Johannes W.: Evolutionismus, in: Fischer, Hans (Hg): Ethnologie.Einführung und Überblick, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, S.283-335.

Petermann, Werner: Die Geschichte der Ethnologie, Edition Trickster im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004.

Hinzufügung von Einzelnachweisen, Quellenangaben und geringfügige Änderungen im Text. Artene 16:08, 14. Dez. 2008 (CET)

Diffusionismus und Kulturkreislehre
(L. Frobenius, A.E. Jensen)

Die Lehre des Diffusionismus hat die Ethnologie, vor allem im Raum Deutschland – Österreich etwa von 1910 bis 1925 beherrscht. Diese starke Prägung durch deutsche und österreichische Museumsethnologen brachte ihr später auch den Beinamen „German School“ ein.

Die Grundannahmen der diffusionistischen Lehre können wie folgt zusammengefasst werden: Die Diffusionisten gingen davon aus, dass die Grundzüge einer Kultur in deren materieller Kultur eingeschrieben sind. Diese materielle Kultur weist eine hohe Konstanz auf, Innovationen erfolgen eher selten. Den Einfluss der natürlichen Umwelt auf die Kultur betrachteten Anhänger der diffusionistischen Lehre als gering. In diesem Zusammenhang ist auch der von Diffusionisten geprägte Begriff des „Mechanizismus“ zu erwähnen; dieser beschreibt, dass Kulturen aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt sind, die sich kontextunabhängig voneinander trennen und neu kombinieren lassen. Die von den Diffusionisten angenommene hohe Konstanz kultureller Phänomene, die sich durch Migration, Missionierung, Handel und Krieg über den Erdball verbreiten, verleitete sie auch zu der Annahme, dass man aus der räumlichen Verteilung von Kulturparallelen, die somit einen gemeinsamen Ursprung haben, zeitliche Abläufe ablesen könne. Mit Hilfe dieser Grundannahmen wollte man kulturelle Phänomene in Zeit und Raum erklären. Auf ihrer Suche nach kulturellen Zentren oder Herkunftsregionen („Diffusionszentren“) strebten die Diffusionisten stets nach der Entdeckung einer menschlichen Universalgeschichte. Sie wollten einen Nachweis über die Einheit der menschlichen Kultur erbringen.

Bedeutende Vertreter der Lehre des Diffusionismus waren Leo Frobenius(1873-1938), Fritz Graebner(1877-1934), Bernhard Ackermann (1859-1943) und Pater Wilhelm Schmidt(1868-1954), der Begründer der „Wiener Schule“. Sie alle waren Anhänger der wohl einflussreichsten Strömung innerhalb des Diffusionismus, der Kulturkreislehre.

Der Begriff Kulturkreis wurde 1889 von Leo Frobenius in das Fach eingeführt. Ihre Grundzüge legten Graebner und Ackermann 1911 in der Zeitschrift Methode der Ethnologie dar. Das Konzept erhielt darauf hin von Pater Wilhelm Schmidt seine endgültige Gestaltung. Ein Kulturkreis ist demnach ein Hilfsmittel zur Erforschung der Geschichte schriftloser Völker, in Form eines räumlich-zeitlichen Konstrukts, dass die bereits weiter oben erwähnten Übereinstimmungen zwischen verschiedenen Kulturelementen zu erkennen meint, die auf einen angeblich gemeinsamen Ursprung schließen lassen. Schmidt weitete Greabners Kulturkreislehre noch um ein Vielfaches aus und rekonstruktruierte drei Haupt und etliche Sekundärkulturkreise, von denen aus er seinen Urmonotheismus ableitete. Die Ausführungen Schmidts in all ihrer Detailliertheit erweckten immer mehr den Eindruck, dass Kultur etwas völlig lebloses und technisches sei, und führten letzlich auch dazu, dass die Lehre des Diffusionismus immer mehr in Kritik geriet.[Verkürzung des Artikels. Ich hoffe, dass ist nun nicht zu knapp]MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET)

Denn auch wenn man den Diffusionisten zugute halten muss, dass sie durch ihre Lehre versucht haben zu zeigen, dass menschliche Bevölkerungen auf der Welt schon immer in Austausch standen, und die Diffusionisten weitgehend den Mythos von der Geschichtslosigkeit schriftloser Kulturen gebrochen haben, weist die Theorie doch erhebliche Mängel auf.MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET) So haben menschliche Innovationen beispielsweise nicht immer, wie von den Diffusionisten vorausgesetzt, ein Zentrum. Außerdem müssen kulturelle Phänomene innerhalb einer Gesellschaft geklärt werden, denn nur dort entfalten sie ihre volle Bedeutung. Dies schießt auch mit ein, dass man den Einfluss der Umwelt nicht einfach komplett ignorieren kann. All diese Punkte führten schließlich - in Großbritannien und den USA allerdings wesentlich schneller als im Raum Deutschland-Österreich - dazu, dass der diffusionistischen Lehre immer weniger Beachtung geschenkt wurde und anstatt dessen die Lehre des Funktionalismus begann, die ethnologische Forschung zu bestimmen.Klan-destino 22:51, 24. Nov. 2008 (CET)

Funktionalismus/Strukturfunktionalismus

MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET):Theorienabfolge geändert.


Funktionalismus und Strukturfunktionalismus entstanden aus der Kritik an den bis dahin vorherrschenden Theorien des Evolutionismus und Diffusionismus und haben die ethnologische Theorie besonders in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen dominiert (Müller:138). Allgemein ist festzuhalten, dass die Grenzen zwischen den beiden Strömungen fließend sind, dies begründet sich schon in den Ursprüngen der Theorien. Sowohl im Funktionalismus als auch im Strukturfunktionalismus wurden die Ideen des französischen Soziologen Emile Durkheims aufgegriffen (Barnard: 61). Durkheim legte in seinen die Ethnologie stark beeinflussenden Werken „Primitive Classifikation“ (1903) und „Elementary Forms of Religious Life“ (1912) (Barnard: 64ff) den Grundstein für die Theorie der psychischen Einheit der Menschheit. Als bedeutendste Vertreter gelten heute Bronislav Malinovski (1884-1942) für den Funktionalismus und Alfred Radcliffe-Brown (1881-1955) für den Strukturfunktionalismus. Als bedeutendster deutscher Vertreter sei Richard Thurnwald (1869-1956), der Begründer der deutschen Ethnosoziologie und des Institutes für Ethnologie an der FU Berlin zu erwähnen (Barnard 2002: 591) Malinowski verfolgte mit seiner funktionalistischen Theorie einen finalen Funktionsbegriff, für ihn war die jeweilige Funktion der Endzweck aller kulturellen Institutionen (Kohl: 144), Malinowski sah die Kultur letztlich als „Mittel zum Zweck“ (ebd.: 139), als eine sekundäre Umwelt, die es ermöglicht, die primären (Grund)Bedürfnisse des Menschen zu stillen (ebd.). Aus der Notwendigkeit heraus, dieses System zu erhalten erwachsen wiederum neue, sekundäre, Bedürfnisse (ebd.: 140). So erwachsen beispielsweise aus dem Bedürfnis der Fortpflanzung und Aufzucht verwandtschaftliche Verhältnisse, das Grundbedürfniss der Gesundheit hat die Entwicklung von hygienischen Maßnahmen zur kulturellen Antwort (Barnard 2000: 69). Für Malinowski und dessen Anhänger, wie beispielsweise Raymond Firth (ebd.: 61), haben kulturelle Institutionen daher stets eine Doppelfunktion. Zum einen die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse, zum anderen den sich daraus ergebenden Erhalt dieses Systems an sich. Im Gegensatz zu Malinowski war Radcliffe-Browns Funktionsbegriff nicht ganz so fundamentalistisch, ihm ging es weniger um individuelle Bedürfnisse als vielmehr darum, den Platz der einzelnen Dinge in der gesamtsozialen Ordnung zu bestimmen. Er bezeichnete sich gerne selbst auch lieber als „Komperativen Soziologen“ denn als Funktionalisten (ebd.: 62). Radcliffe-Brown stellte sich die Frage nach der Funktion struktureller Elemente. Ein Systeme stellte für Radcliffe-Brown eine Einheit interdependenter Teile dar und alle Teile und Aktivitäten dieses Systems haben die Funktion der Aufrechterhaltung des sozialen Ganzen, die Funktion ist also der integrative Beitrag, den jedes einzelne Element zur Aufrechterhaltung dieses Ganzen beiträgt (Kohl: 141). So läuft der Strukturfunktionalismus mitunter Gefahr, Kultur als nur eine Gesellschaftsfunktion unter vielen zu betrachten. Des Weiteren mussten sich die (Struktur)Funktionalisten immer wieder den Vorwurf der Ahistorizität gefallen lassen. Die komplette Vernachlässigung der materiellen und symbolischen Sphäre zugunsten der sozialen Sphäre führte zu statischen Gleichgewichtsmodellen (Kohl: 138) und mitunter stark abstrakten funktionalistischen Analysen (Müller: 138).Dennoch gilt die theoretische Richtung des (Struktur)Funktionalismus, die der Ethnologie eine den Naturwissenschaften vergleichbare exakte Methode zur Verfügung stellte (Kohl: 138) als die vielleicht erfolgreichste theoretische Strömung der gesamten Ethnologie und bestimmt nach der Revision einiger wichtiger Grundannahmen in modifizierter Form auch heute noch zahlreiche ethnologische Forschungsprojekte (ebd.)

Kohl, Karl-Heinz 2000: Ethnologie. Die Wissenschaft vom kulturell Fremden. München

Müller, Wolfgang (Hg.) 1999: Wörterbuch der Völkerkunde. Begründet von Walter Hirschberg. Berlin

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology. London

Barnard, Alan 2000: History and Theory in Anthropology. Cambridge

[OK oder zu lang??? Verlinkungen folgen, bin damit nicht klargekommen und muss jetzt leider los...]MelanieGabler 15:26, 6. Dez. 2008 (CET)

Historischer Partikularismus / Kulturrelativismus
(F. Boas, R. Benedict, M. Mead)

Im Gegensatz zum Evolutionismus war für den Kulturrelativismus die Vielfalt der Kulturen und deren Verständnis als Einheit zentral. Jede Kultur wird als eigenes System angenommen, in dem jedes einzelne Element nur in Verbindung mit dem Ganzen an sich verstanden werden kann. Der Zweck jeder Kultur liegt in sich selbst. Gedanklicher Gründervater des Kulturelativismus genannten Paradigmas war Franz Boas (1858-1942), der nach seiner Ausbildung in Deutschland für die amerikanische Anthropologie den Grundstein legte. Seinem vom deutschen Historismus geprägtes Wissenschaftsverständnis nach, sind einzelne geschichtliche Epochen nicht miteinander zu verlgeichen (vgl. Kohl:147). Den Four-Field-Approach bis dato in den Vereinigten Staaten praktizierend, mehren sich allerdings die kritischen Stimmen [1] : Die Verbindung von physischer Anthropologie, kultureller Anthropologie, den Sprachwissenschaften und der Archäologie, die meist in einem Department vereint sind. Der Historische Partikularismus, nachträglich besonders von Franz Boas' Schülern (u.a. Ruth Benedict, Alfred L. Kroeber, Margaret Mead) geprägt, geht davon aus, dass kulturelle Entwicklungen nicht mittels evolutionärer Einheitsschemata erklärt werden können. Vielmehr sind es eigene Entwicklungen, eigene Züge, die somit auch jede Kultur einzigartig macht. Daher historisch und partikular.

Nach Boas' Schülerin, Ruth Benedict (1887-1948), stehen allen Gesellschaften sui generis eine große Menge an möglichen Denkformen, Verhaltensweisen, Wahrnehmungsformen zur Auswahl. Einmal entschieden, ist jede Kultur als ein bestimmtes System zu verstehen, das sich in der Realität manifestiert. Welche Kriterien für welche Auswahl aus dem „großen Bogen“ (Kohl:150) stehen, beantworten die Kulturrelativisten nicht. Auch werden biologische und psychische Begründungen nicht weiter beachtet. Jeder der hineingeboren wird, wird von Geburt an mit diesem System vertraut, nimmt es auf und eignet es sich an. Werte und Sozialverhalten werden zu einem Teil eines jeden innerhalb des Systems.

Margaret Mead (1901-1978), befasste sich in ihrer ethnologischen Forschung mit den psychischen Anpassungsprozessen, die in jedem Einzelnen vor sich gehen. Besonders aber durch ihre Erforschung der neuguineanischen Gesellschaftsstrukturen erlangte sie große Aufmerksamkeit, denn ihr zufolge sind Rollen der Geschlechter kulturell bedingt. Margaret Mead gründete 1944 das Institute for Intercultural Studies [2], deren Mitglieder u.a. namhafte Wissenschaftler waren, wie etwa Gregory Bateson, Ruth Benedict, Alfred J. Kroeber, Clyde Kluckholn oder Roy A. Rappaport. Wie oben erwähnt, besitzt jedes kulturelle System eigene Werte und Normen. Darauf folgt zugleich, dass es keine universellen Normen und Werte geben kann, woraus sich auch eine ethnozentrische Grundhaltung der Kulturen ergibt. Klan-destino 08:50, 23. Dez. 2008 (CET)

Neo-Evolutionismus
(Leslie A. White, Julian H. Steward)

Gleichwohl der Evolutionismus u.a. durch die Boas'sche cultural anthropology und den britischen Funktionalismus, aber auch die deutsche Kulturgeschichte starke Gegner erfuhr (vgl. Petermann:734 und Kohl: 157), konnte er zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Auferstehung feiern.

Besonders die amerikanische Anthropologie war für die Begründung und Prägung des im Nachhinein Neo-Evolutionismus genannten Theoriestranges verantwortlich. Soziokulturelle Entwicklungen unter dem Aspekt der Gesetzmäßigkeit als Forschungsinteresse zugrunde liegend, sind besonders Leslie Alvin White und Julian Haynes Steward hervorzuheben.

Es gilt zu betonen, dass es keine einheitliche neo-evolutionistische Schule gibt, wie auch kein einheitlicher Evolutionsbegriff vorhanden ist (White 1949: „The Science of Culture“). Aber es gab eine Wiederkehr evolutionistischer Denkansätze durch White und Steward, nach ihnen Roy Rappaport oder auch Marshall Sahlins und Robert Carneiro.

In tiefer Prägung durch die Lektüre Lewis Henry Morgans, als sein wissenschaftliches Vorbild identifizierend, aber auch durch Ideen Sir Edward Tylors und Herbert Spencers, glaubte Leslie A. White, nicht nur eine Gesetzesmäßigkeit im Kulturprozess, sondern auch ein unilineares Schema – also vom Einfachen zum Komplexen, vom schwach strukturierten zum stark strukturierten - hinter der Entwicklung der Kultur zu entdecken. Kultur einzig und allein im Singular. Eine klare Trennung zur Boas-Schule, deren wissenschaftliche Richtung White stets ablehnte und heftig anfocht. Leslie A. White war der Überzeugung, dass es objektive Kriterien für den Kulturvergleich gäbe. Der Energieverbrauch pro Kopf sei ein solcher Maßstab. Je höher der Konsum an Energie, desto höher der Grad der kulturellen Entwicklung (vg. Petermann:751; Kohl:158). Es sollte eine Wissenschaft von der Kultur, die sogenannte Kulturologie (science of culture) entwickelt werden. Kultur wurde als extrasomatische Ordnung verstanden, die bestimmten Gesetzen unterliegt und mittels der Menschen selbst entwickelt wird.

Julian Haynes Steward, als weiterer Begründer des evolutionistischen „Revivals“ interessierte sich Zeit seines Lebens für die Kausalitäten der Kulturentwicklung und nicht nur für universelle Gesetzmäßigkeiten. Die Frage der kulturübergreifend gültigen Gesetzmäßigkeiten in Verbindung mit der Auswirkung der Umwelt auf die Gesellschaft lässt Julian Steward zu einem Bindeglied zwischen Evolutionismus und Kulturrelativismus werden (vgl.Kohl:163).

Die Fokussierung auf Kausalität zwischen Umwelt und Sozialverhalten lässt sich durch seine Feldforschungen bei den Indiandervölkern im Great Basin begründen. In dieser Zeit wurde ihm die Auswirkung der unmittelbaren Umwelt auf das Sozialverhalten und dessen Veränderung bewusst vor Augen geführt. Daten aus ähnlich ariden Gebieten zeigten eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit mit den Daten seiner Shoshoni-Feldforschungen. Ähnliche Umweltverhältnisse führten zu nahezu gleichen Auswirkungen auf Ackerbau und Bewässerungsbau. Demnach sind in historisch getrennten Einzelkulturen „parallel verlaufende(...) Entwicklungssequenzen“ (Kohl:159) zu erkennen. Diesen Ansatz wollte Steward klar sowohl vom Evolutionismus des 19. Jahrhunderts, als auch von White's unilinearem Evolutionismus getrennt wissen. Um einen systematisch vergleichenden Ansatz zu kreieren, definierte Julian Steward „den Begriff des „Kulturkerns“..., worunter er jenes Gefüge von technischen, sozialen, politischen und auch religiösen Elementen verstand, die in jeder Kultur aufs engste mit den Formen des Lebensunterhalts verbunden sind und die Umweltbeziehungen regulieren.“ (Kohl:159. Petermann:743). Der Kulturkern beinhaltet grundlegende Merkmale, die durch abhängige Variablen ergänzt werden, wie politische oder religiöse Merkmale. (Petermann evtl. besser!). Transkulturell und historisch voneinander abhängige Kulturtypen, die durch einen spezifischen Kulturkern definiert werden, können verglichen und einander zugeordnet werden. Dazu definierte er vier Entwicklungsstadien: Jagdschar, Stamm, Häuptlingstum und Staat (vgl. Petermann:744). Problem: Sich von einer unilinearen Evolutionismustheorie trennen wollend, befindet sich Steward genau mit dieser Definition deutlich in diesem Theoriegebäude.

Dennoch ist sein Ansatz als Ganzes multilinear zu sehen. Die zentrale Theorie Stewards, die Kulturökologie, 1955 in seinem Werk „Theory of Cultural Change“ (1955, Urbana, University of Illinois Press) veröffentlicht, definiert sich wie folgt: „Kulturökologie ist die Erforschung der Prozesse, durch die eine Gesellschaft sich ihrer Umwelt anpasst“ (Petermann:743). In Kombination mit seinem multilinearen Ansatz ist sich Steward im Klaren, dass es grundlegende Kulturtypen gibt, die sich unter gleichen Bedingungen in gleicher Weise entwickeln, aber dass es dennoch keine Regelmäßigkeiten im Kulturaspekt aller Gruppen geben kann (vgl. Steward ToCC:4).Klan-destino 22:50, 24. Nov. 2008 (CET)

Fehl-Verlinkung auf Anthropology beseitigt --Gerhardvalentin 10:26, 25. Nov. 2008 (CET)
Fehl-Verlinkung auf Kulturanthropologie ersetzt durch link auf den Unterpunkt cultural anthropology im englischsprachigen Eintrag Franz Boas. Begründung: Der deutsche Begriff "Kulturanthropologie"—wissenschaftshistorisch gesehen eine philosophische Disziplin—wird heute von Teilen des eigenständigen Faches Volkskunde für sich reklamiert. Da der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag "Kulturanthropologie" momentan in diese volkskundliche Richtung zielt, ist eine Velinkung dort hin an dieser Stelle irreführend bis falsch. Zephyrin xirdal 11:50, 25. Nov. 2008 (CET)
Strukturalismus

Der Strukturalismus geht davon aus, dass kulturelle Wirklichkeit erst durch den menschlichen Geist geschaffen wird und macht sich zur Aufgabe die allen sichtbaren Phänomenen zugrundeliegenden universalen Strukturen der menschlichen Logik aufzudecken. Für den Strukturfunktionalisten Radcliffe-Brown ließen sich die Ordnungssysteme einer Gesellschaft direkt aus der Empirie ableiten. Im Strukturalismus geht es nicht um diese faktische Ordnung, sondern die eine Abstraktionsstufe höher gelegenen unbewussten Strukturen, die für den Menschen nicht direkt erfahrbar sind.(Amborn: 337ff)

Der Strukturalismus in der Ethnologie wurde stark beeinflusst von der strukturalen Linguistik nach Jacobson und Tubetzkoj, deren Ideen und Methoden der französische Ethnologe und Hauptvertreter des Strukturalismus, Claude Lévi-Strauss, auf die Sozialwissenschaft übertrug. Grundannahme der strukturalen Linguistik ist es, dass ein unbewusstes Regelwerk dem Sprechen des Einzelnen vorausgeht. Sprache wird als System verstanden, in welchem die kleinsten unterscheidenden Merkmale der Sprache (Phoneme) durch Zusammenhang und gegenseitige Abhängigkeit definiert sind. Ausgehend von dem linguistischen Ansatz suchte Lévi-Strauss universale Konstanten und Regelmäßigkeiten im ethnographischen Quellenmaterial, wobei er einzelne Phänomenkomplexe (wie Verwandtschaftsformen oder Mythen) isoliert betrachtete. Da sowohl die Sprache wie auch alle übrigen Äußerungen der Kultur auf logischen Gegensatzpaaren (binären Oppositionen, wie zb heiß/kalt) (Oppitz: 24) aufbauen, erstellte er anhand dieser Modelle. Diese setzen sich aus kleinsten invarianten Einheiten zusammen, welche in logischer Beziehung zueinander stehen. Ziel der Modelle ist es sichtbar zu machen, welchen übergeordneten Strukturen ein Phänomen folgt. (Kowarzik: 280)

Die erste Verbindung zu den linguistischen Erkenntnissen stellte Lévi Strauss im Bereich der Verwandtschaftssysteme her. So wie die Anzahl der Laute die der Mensch zu bilden fähig ist unbegrenzt ist, so ist auch die Verschiedenheit der möglichen Haltungen in verwandtschaftlichen Beziehungen unbegrenzt. Aber jede Sprache behält nur eine bestimmte Anzahl der erzeugbaren Laute und ebenso verhält es sich auch mit den verwandtschaftlichen Beziehungen. Es gilt daher aufzudecken welches System dahinter liegt. Die Verwandtschaftsbezeichnungen haben jedoch keinen erklärenden Wert.: „Auf der Stufe des Vokabulars gibt es keine notwendigen Beziehungen“.(Lévi-Strauss: 49) Eine Struktur, um deren Aufdeckung es Lévi-Strauss geht, liegt jedoch nur dann vor, wenn zwischen kleinsten invarianten Elementen notwendige Beziehungen herrschen. Lévi-Strauss’ Interesse gilt deshalb dem was er als Haltungssystem bezeichnet (im Gegensatz zum rein sprachlichen Benennungssystem), um psychologisch-soziale Beziehungen. Er entwickelte das Verwandtschaftsatom, die kleinste gesellschaftliche Einheit, in welchem die Kernfamilie um den Bruder der Mutter erweitert ist. Dies ist die Konsequenz aus dem universalen Inzesttabu, das als positive Regel die Verbindung von Familien herstellt. (Kowarzik:283) Denn das wichtigste Merkmal der Verwandtschaft ist nach Lévi-Strauss der Versuch zwischen den elementaren Familien Beziehungen herzustellen. „Was Verwandtschaft ihren Charakter als soziale Tatsache verleiht ist nicht was sie von der Natur beibehalten muss, sondern der wesentliche Schritt durch den sie sich von ihr trennt“. (Lévi-Strauss: 66). Mit dem Verwandtschaftsatom gelang es Lévi-Strauss die Herkunft und Sinnhaftigkeit scheinbar willkürlicher Heiratsregeln (wie die Kreuzcousinenheirat) zu erklären, die weltweit signifikant häufig zu beobachten sind. Neben seiner bedeutenden Forschung auf dem Gebiet der Verwandtschaft konnte er auch im Bereich der Mythen zeigen, dass trotz der Freiheit die der Geist in der Gestaltung hat, Mythen starke Ähnlichkeiten auf der Ebene der Strukturen aufweisen (Amborn: 351), indem er analog zu den Phonemen der Linguistik Mytheme benannte. Mit der Einführung des Begriffs des „wilden Denkens“, das sich in den Mythen zeigt und welches als Denken im ursprünglichen Zustand direkt auf das assoziative Verstehen des Universums abzielt, rehabilitierte er außerdem das „primitive“ Denken (Lévy-Bruhl 1966 [1927]) und lieferte einen Beweis für die Allgemeingültigkeit mentaler Strukturen.


Amborn, Hermann: Strukturalismus. Theorie und Methode, in: Fischer, Hans (Hg): Ethnologie.Einführung und Überblick, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, S.337-367.
Kronenfeld, David; Decker, Henry, W.: Structuralism, In: Annual Review of Anthropology (8), 1979, S. 503-541
Lévi-Strauss, Claude: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft,1993, Frankfurt/M(stw),[Les structures élémentaires de la parenté. Paris, 1949]
Lévi-Strauss, Claude: Die Strukturanalyse in der Sprachwissenschaft und der Anthropologie, in:Strukturale Anthropologie, Frankfurt/M (stw) 1977, S. 43-67.
LÉVY-BRUHL, LUCIEN. 1927. Die geistige Welt der Primitiven. München 1927, Darmstadt 1966. [frz. La mentalité primitive, Paris 1959]
Oppitz, Michael: Notwendige Beziehungen. Abriss der strukturalen Anthropologie,Frankfurt/M (stw)1993.
Petermann, Werner: Die Geschichte der Ethnologie, Edition Trickster im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004.
Schmied-Kowarzik, W.: Strukturale Ethnologie und geschichtsmaterialistische Kulturtheorie, in: Schmied-Kowarzik und Stagl (Hg.),1993, S. 275-307.

Artene 18:44, 18. Dez. 2008 (CET)

Action Anthropology

Die Frage wie verantwortbare und Stellung beziehende Ethnologie in der Praxis aussehen kann, führte zum Ansatz der Action Anthropology, der Feldforschung mit politischem Engagement und unterstützendem Eingreifen verbindet. Die wesentlichen Prinzipien wurden bereits in den 50er Jahren von Sol Tax aufgrund einer Feldforschung bei den Fox-Indianern formuliert. Karl Schlesier baut auf diese in den 70/80er Jahren auf und entwickelte sie weiter. Action Anthropology macht sich zur Aufgabe, bei der Lösung von Problemen, die durch die Konfrontation mit einer dominanten Gesellschaft entstanden sind, Hilfe zu leisten und strebt gleichzeitig durch diesen Prozess wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn an. Gesellschaftliche, ökonomische oder politische Probleme werden im Feld aufgegriffen, um gemeinsam mit einem begrenzten Personenkreis Betroffener nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei sollen zielgerichtete Interaktion und der Dialog mit der jeweiligen Gesellschaft im Vordergrund stehen und der Forscher als nicht-richtungsgebender Berater fungieren, ohne Entscheidungsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung einzuschränken. Geplanter und vorbestimmter Einsatz von ausgewählten Mitteln zur Erreichung eines Zieles werden abgelehnt. Problematisch ist die Umsetzung des Ansatzes in Bezug auf die Heterogenität der beforschten Gemeinschaft, innerhalb derer meist verschiedene Interessensgruppen vertreten sind. Ein herrschaftsfreier Diskurs, wie die Action Anthropology ihn verlangt ist außerdem nicht möglich.

Klan-destino 15:56, 14. Nov. 2008 (CET)


Was gehört eigentlich hierher?

Nun bin ich kein ausgebildeter Ethnologe und fühle mich daher nicht berufen, den Artikel selbst zu ändern. Dass in der Definition des Begriffes der Ethnologie tatsächlich auf Anthropologie Bezug genommen wird, ist auch für einen Laien als unstimmig erkennbar. Gerade diese Abgrenzung hatte mich übrigens zum Artikel geführt. Es wird ja wohl im deutschen Sprachraum wenigstens éinen Ethnologen geben, der fünfzehn Minuten seiner kostbaren Zeit darauf verwenden kann, dies zu korrigieren, oder?

Was ich gar nicht verstehe, ist, dass in diesem Diskussionsteil lange inhaltliche Darlegungen auftauchen, die eigentlich in den Artikel gehören. Falls sie nicht in den Artikel gehören (weil belanglos oder unrichtig etc.), dann haben sie auch hier auf der Diskussionsseite nichts verloren.

Das Prinzip der Wikipedia ist ja nicht so schwer zu verstehen: Wenn man im Artikel etwas geändert haben möchte, dann ändert man das eben - fertig. Vicki Reitta 21:39, 10. Mär. 2009 (CET)

Wie Dir vielleicht bereits aufgefallen ist, wird der untere Teil der Diskussionsseite von mehreren Menschen, die zusammen in einem Seminar arbeiten genutzt, weshalb dieser Bereich auch mit "Arbeitsfassung" überschrieben ist. Wir sammeln hier unsere Vorschläge und besprechen diese. Ich halte die Benutzung der Diskussionseite deshalb für genau den richtigen Ort. Aber keine Sorge, in den nächsten Wochen sollte die Überarbeitung abgeschlossen sein. XPrometheus 19:15, 11. Mär. 2009 (CET)

Alte, verschiedene und z. T. erledigte Diskussionsbeiträge

Wer Zeit und Lust hat, kann ja hier mal aufräumen. Vicki Reitta 21:39, 10. Mär. 2009 (CET)

--- Eine dünne Definition ist weniger als gar keine. Für das wichtige Thema und für wiki. Beantrage Löschung. --- dass sehe ich in weiten teilen genauso. --BeWRONG! 17:55, 7. Apr 2005 (CEST)

ich finde bei dem link zum englischen wikipedia (Cultural anthropology) den komentarlosen sprung von ethnologie zu anthropologie verwirrend. zudem scheint es da evtl. differenzen zwischen amerikanischen und europäischen schulen zu geben:

Der amerikanische Versuch, kulturelle Anthropologie als Dachbegriff von Kulturtheorien zu verstehen, hat sich nicht bewährt. Dort wo die Geschichte als Methode dominiert, hat die 'Kulturanthropologie' nicht viel zu suchen.
http://home.worldcom.ch/~negenter/236c_Bertels_1e22_D1x.html

--Sebastian 04:25, 6. Dez 2002 (CET)

Es wäre in Abstimmung mit dem Artikel Anthoropologie wichtig, hier eine Engführung der Begriffe und ihr unsachgemäßes Verschwimmen zu vermeiden. Kulturanthropologie ist nicht cultural anthropology und Anthropologie geht nicht in nur einem Wissenschafts-Segment auf. Es ist doch eigentlich mehr ein Arbeitsfeld zu dem Geistes und Naturwissenschaften das unterschiedlichste beisteuern. ---



der verweis auf herodot hat mit der geschichte der völkerkunde/ethnologie als moderne wissenschaft gar nichts zu tun. eher schon mit der fachmythe, an der die moderne ethnologie schreibt. ich halte es für empfehlenswert, mit der geschichte der ethnologie in der 2. hälfte des 19. jahrhunderts einzusetzen, mit den ersten lehrstühlen für tylor und boas und mit den zu dieser zeit gegründeten völkerkundlichen museen.

das die ethnologie völker und kulturen der welt erforscht ist eine, speziell dem kulturrelativismus geschuldete perspektive. sie ist bis heute sehr verbreitet. die evolutionisten betrieben dagegen durchaus eine vergleichende sozial- und kulturwissenschaft, bei aller kritikwürdigkeit einzelner ansätze.

kulturen und ethnien als gegenstand sind schwer aufrecht zu erhalten. (wie es unter dem unterpunkt "begriff" dargestellt wird) verschiedene fachinterne diskurse sind dafür verantwortlich, zu nennen ist da frederick barths ethnic groups an boundaries von 1969, die von ranger und hobsbawm angestossene invention of tradition-debatte, aber auch die aussage innerhalb der interpretativen anthropologie, kultur könne nur als text resp. interpretation repräsentiert werden.

unter dem unterpunkt "gegenstand" wird dagegen angeführt, dass die ethnologie struktur und funktion von gesellschaftssystemen untersucht. sie untersucht auch deren wandel, möglicherweise auch gesellschaftsentwürfe, deren legitimation, deren politische instrumentalisierung (ethnizität). es ließe sich daraus auch den entwurf einer vergleichenden sozial- und/oder kulturwissenschaft herausarbeiten. interessant ist in diesem zusammenhang georg elwerts aufsatz (“Nationalismus und Ethnizität. Über die Bildung von Wir-Gruppen”, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 3: 440-464), in dem er formuliert, dass eben nicht ethnien, sondern wir-gruppen-prozesse gegenstand der untersuchung sein sollten.

es wäre schön, wenn diese unterschiede in der begrifflichkeit/der fachkonzeption dargestellt würden. ich werde mich dabei beteiligen, bin aber gerade dabei, meinen magister zu bauen und habe dazu in den nächsten monaten wenig zeit.--BeWRONG! 17:55, 7. Apr 2005 (CEST)

Arbeitsfassung?

Wenn jemand noch nicht klar darüber ist, was sie/er schreiben will, dann ist die Diskussionseite jedenfalls nicht der richtige Ort dafür, diesen Arbeitszustand zu dokumentieren. Wenn du aber meinst, dass du zum Artikel beitragen kannst, dann ändere ihn doch einfach. Wenn du morgen (oder eine halbe Stunde später) neue Einsichten erlangt hast, kannst du ihn ja wieder ändern. Vicki Reitta 21:44, 10. Mär. 2009 (CET)

Wie Dir vielleicht bereits aufgefallen ist, wird dieser Teil der Diskussionsseite von mehreren Menschen, die zusammen in einem Seminar arbeiten, genutzt. Wir sammeln hier unsere Vorschläge und besprechen diese. Ich halte die Benutzung der Diskussionseite deshalb für genau den richtigen Ort. Aber keine Sorge, in den nächsten Wochen sollte die Überarbeitung abgeschlossen sein. XPrometheus 19:12, 11. Mär. 2009 (CET)

(Definition und Einleitung)

Ethnologie (aus griech.: ethnos (ἔθνος): Volk, Stamm, und logos (λόγος): Wort, Sinn), ältere Bezeichnung Völkerkunde, ist eine stark gegenwartsbezogene Kultur- und Sozialwissenschaft, die seit Ende des 19. Jahrhunderts (zunächst in Deutschland, dann in Großbritannien, und schließlich in den USA) als eigenständiges Fach an Universitäten gelehrt wird.

Der erste Satz, beginnend mit dem Lemma, definiert Ethnologie als das, was sie gegenwärtig ist. Die Bezeichnung "Völkerkunde" muss auftauchen—nach einer Diskussion mit Fachkollegen habe ich heute "ältere Bezeichnung Völkerkunde" eingetragen. Begründung: Stück für Stück haben alle Institute im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung "Ethnologie" übernommen. Ethnologen identifizieren sich schlichtweg nicht mehr mit "Völkerkunde". Der Umstand, dass das Freiburger Institut noch "für Völkerkunde" heißt hat keinen Fachidentitätshintergrund. Das gleiche gilt für den Berufsverband "Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde" (DGV)—Satzungsänderungen, und eine solche würde die Umbenennung notwendig machen, sind in der DGV sehr schwierig umzusetzen, da dass Procedere, welches die Satzung selbst vorschreibt, dies nahezu unmöglich macht, wie in den vergangenen fünf Jahren sehr deutlich wurde. Zephyrin xirdal 12:44, 10. Dez. 2008 (CET)

Lange Zeit standen hauptsächlich außereuropäische, als schriftlos und nicht-staatenbildend angesehene Gesellschaften und ethnische Gruppen in ihrem Fokus – dieses traditionelle Feld wurde aber längst bedeutend ausgedehnt. Heute können alle Formen kollektiver menschlicher Lebensbewältigung, -führung und -gestaltung Gegenstand ethnologischer Forschung und Lehre sein. Der Blick des Faches ist mittlerweile weder auf bestimmte Regionen der Welt beschränkt – auch die stark industrialisierten Länder, sowie urbane Räume, sind dezidiert Teile des Feldes geworden – noch auf Gegenwart oder Vergangenheit. Allerdings werden historische Studien kaum mehr als Zweck in sich betrieben, sondern dienen meist als Vehikel des Verstehens zeitgenössischer Phänomene.

Der Absatz beschreibt sowohl die Entwicklung von der "klassischen Ethnologie" zur heutigen Ethnologie, als auch die konkreten Gegenstände letzterer. Die abstrakten Gegenstände Kultur und Sozialstruktur sind bereits via "Kultur- und Sozialwissenschaft" im allerersten Satz der Definition dargestellt. Der Absatz ist so umfassend, knapp und neutral wie möglich gehalten—daraus erklärt sich auch die, stilistisch vielleicht unschöne Aufzählung "Lebensbewältigung, -führung und -gestaltung." Hierin sind die negativen, neutralen und positiven Aspekte des Umgangs mit dem "in-die-Welt-geworfen-sein" des Menschen enthalten. Die Erwähnung von "stark industrialisierten Ländern" und "urbanen Räumen" ist wesentlich, da "anthropology at home," "studying up," Organisationsethnologie, Stadtethnologie, die Betrachtung von "Subkulturen," etc. integraler Bestandteil des Faches geworden sind. Schließlich wird die im allerersten Satz erwähnte Gegenwartsbezogenheit, ein weiteres konstituierendes Merkmal des Faches, erläutert. Zephyrin xirdal 13:09, 10. Dez. 2008 (CET)

So umfasst das Spektrum heutiger ethnologischer Projekte nach wie vor z. B. die Ethnografie nordamerikanischer Indianer, aber eben auch die Finnlands, dazu kommen relativ junge Bereiche wie etwa die Erforschung transnational zusammengesetzter Online-Gemeinschaften, und Themen wie die technische Erweiterung des menschlichen Körpers.

Mit diesem, sehr langen, abschließenden Satz bin ich in didaktischer Hinsicht zufrieden, in stilistischer nicht. Die Idee hinter dem Satz ist, Einleitung und Definition mit repräsentativen, rezenten Beispielen abzuschliessen, welche das Spektrum heutigen ethnologischen Tuns konkret illustrieren, damit der Leser bereits hier eine plastische, fassbare Vorstellung des Faches hat ... und eventuell zum Weiterlesen angeregt wird. Als Belegstellen für die Beispiele habe ich neueste Artikel (alle nach 2000 erschienen) ausgewählt, die ausnahmslos aus der Annual Review of Anthropology stammen. Die Annual Review ist eine der angesehensten Zeitschriften der Profession, welche state-of-the-art Überblicksartikel zu klar definierten Themen oder Bereichen liefert. So weit, so gut—allerdings bin ich mit den Beispielen nicht ganz zufrieden. "Ethnografie nordamerikanischer Indianer" ist prima, denke ich. Mit der Ethnografie Finnlands wollte ich einen Kontrapunkt setzen, um zu zeigen, dass Ethnologen Europa in "ihr Feld" mitaufgenomen haben. Dummerweise sind die zirkumpolaren Populationen auch Teil des "klassischen Feldes." Kennt jemand vielleicht einen Aufsatz, der sich mit Mitteleuropa (vielleicht Dieter Hallers Mittelmeer?) beschäftigt, der das gleiche Niveau eines Annual Review Artikels aufweist? Mit "Online-Gemeinschaften" und der "technischen Erweiterung des menschlichen Körpers" wollte ich endgültig die jetztzeitige und "brennende Relevanz" der Ethnologie darstellen, aber die beiden Beispiele gehen vielleicht etwas zu sehr in Richtung meiner persönlichen Interessenslagen. "Online-Gemeinschaften" würde ich gerne stehen lassen, aber eine Alternative für die "technische Erweiterung" finden. Stilistisch stört mich zum einen die Länge des Satzes, sowie die Wiederholungen (z. B.—wie etwa—wie die).
So umfasst das Spektrum heutiger ethnologischer Projekte sowohl z. B. die Ethnografie nordamerikanischer Indianer, als auch die Finnlands. Gerade aufgrund der ethnologischen Methode haben sich die Erforschungen transnational zusammengesetzter Online-Gemeinschaften als relativ junger Bereich, aber auch die technische Erweiterung des menschlichen Körpers als neues Themengebiet, eröffnet.
Der Satz ist zwar länger als von Dir angestrebt, aber er verbindet gerade im zweiten Teil die neuen Bereiche und Gebiete mit der einzigartig ethnologischen Zugangsweise zu den durchaus gegenwärtigen und zukünftigen relevanten Themengebieten (an sich. Nicht nur mit Blick auf die Ethnologie) Klan-destino 13:27, 24. Dez. 2008 (CET)
Alles in allem halte ich Einleitung und Definition so weit für gut gelungen, und hier ist's auch genug, der nötige Umfang ist absolut erreicht. Zephyrin xirdal 13:37, 10. Dez. 2008 (CET)
Obwohl die Gegenstandsbeschreibung des Faches sehr gelungen ist kommt jedoch das Ziel der Ethnologie m.E. bisher noch zu kurz. Ein (Neben)Satz bezüglich des Bemühens um Verständnis kultureller Prozesse in der Ethnologie sollte Verwechslungen mit interkultureller Kommunikation oder die Vorstellungen Ethnologen erstellen verallgemeinernde Typisierungen, beseitigen. Artene 18:36, 13. Dez. 2008 (CET)
Danke für Lob und Kritik; die Bemerkung ist absolut zutreffend, ich werde mich bemühen, das sinngemäß einzubauen. Zephyrin xirdal 09:48, 16. Dez. 2008 (CET)

Methoden

Teilnehmende Beobachtung (Feldforschung)

Obwohl die Ethnologie Berührungspunkte und Überschneidungen mit eng benachbarten Wissenschaften, wie etwa der Soziologie, der Politik- oder Religionswissenschaft, besitzt, kann sie klar von diesen unterschieden werden. Wesentliche Merkmale der Abgrenzung sind der kulturvergleichende Ansatz, und der methodische Zugang zum Feld. Ethnologie ist keine Labor- oder Archivwissenschaft sondern eine Feldwissenschaft, die ihr empirisches Wissen über gesellschaftliche Welten durch die Teilnehmenede Beobachtung (häufig wird auch von Feldforschung gesprochen) aus erster Hand generiert. Es handelt sich um ein Forschungsverfahren, in dem der Forscher durch das Erlernen der lokalen Sprache, einem längern stationären Aufenthalt und der aktiven Teilnahme am Alltag der Menschen, Aspekte ihres Handelns und Denkens beobachten und nachzuvollziehen kann. Man geht davon aus, dass Bronislaw Malinowski (ca.1922) wenn auch nicht einstimmig der Begründer, so doch zumindest einer der ersten war, für den die Teilnehmende Beobachtung grundlegend bei seinen Forschungen war. (Spittler 2001: 2)

Wissenschaftliche Kritik an der Teilnehmenden Beobachtung

Als Methode der Ethnologie war und ist die Teilnehmende Beobachtung jedoch umstritten. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kritik sogar noch verstärkt. Die Kritikpunkte an der Teilnehmenden Beobachtung sind unter anderem die fehlende Überprüfbarkeit, die mangelnde Repräsentativität und der Hohe Zeitaufwand. Zum anderen gibt es das Problem des „going native“, d.h. der Ethnologe findet sich so tief in eine Kultur hinein, dass er den wissenschaftlichen Blick verliert, bzw. nicht mehr aus der Kultur zurückkehrt. (Spittler: 14) (Ein Besipiel dafür ist der amerikanische Ethnologe Frank Hamilton Cushing) Da die Teilnehmende Beobachtung auf einen kleinen Raum beschränkt ist, lassen sich mit ihr größere ökonomische und politische Zusammenhänge schwer erfassen. (Spittler 2001: 3) Heute wird es deshalb für wichtig erachtet, eben diese Zusammenhänge sowie geschichtliche Prozesse mit einzubeziehen. Die Teilnehmende Beobachtung soll dort einsetzen, wo systematische Forschung, also sprachliche Erfassung, systematische Beobachtung und Theorie an ihre Grenzen stoßen.

Feldforschung als „Dichte Teilnahme"

Trotz aller Kritik verliert die Teilnehmende Beobachtung in der Ethnologie nicht an Bedeutung. Es findet vielmehr eine Radikalisierung von ihr statt. (Spittler 2001: 7) Als Wissenschaft muss die Ethnologie gewissen universitäre Standards der Datenerhebung gerecht werden, denn: „Das Kennzeichen der Wissenschaft ist die Methode. Wissenschaft lässt sich nicht über Inhalte definieren, sondern nur über die Vorgehensweise. Von der Vorgehensweise hängt die Gültigkeit der Schlussfolgerungen ab.“ (Schnell/Hill/Esser 2005: S. 6). Die volle Bandbreite an zur Verfügung stehenden Methoden soll zum Einsatz kommen. Es kommt darauf an die jeweilige Kultur sowohl durch Gespräche und Interviews, auf sprachlicher Ebene, durch Beobachtungen, auf visueller Ebene, als auch durch Teilnahme und Erleben, auf sinnlicher Ebene zu erforschen. Beobachtung, Gespräch und Erfahrung müssen sich bei der Untersuchung ergänzen. Diese Umfassende Teilnehmende Beobachtung wird als Dichte Teilnahme bezeichnet. (Spittler 2001: 19) Joji 22:30, 19. Jan. 2009 (CET)

Kombination Quantitativer und Qualitativer Methoden ethnologischer Feldforschung

Je nach theoretischer und forschungspraktischer Ausrichtung werden eher quantitative oder qualitative Daten erhoben und bei der Interpretation gewichtet. In der quantitativ Forschung liegt das Augenmerk auf exakte Mengenangaben durch Messen relevanter, zuvor bestimmter Einheiten, bei größtmöglichem Strukturierungs- und Standardisierungsgrad sowie damit einhergehend den Forderungen nach Objektivität, Validität und Reliabilität gerecht zu werden und schließlich, dass durch dieses Vorgehensweise eine statistische Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse erreicht werden kann. Unter quantitativen Daten, welche die ethnologische Forschung hervorbringt, fallen Angaben zur Demographie und Siedlungsweisen, d.h. also zur Größe, Anzahl und Verteilung von Wohnstätten, Jagd- und Weidegebiete. Quantifizierbare Auskünfte erhält der Feldforscher aber auch durch genealogische Daten und Zensen, also Informationen zu Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen und Heiratsverhältnisse. Dem gegenübersteht die qualitative Forschung, deren Forschungsziel die Erkundung und das Verstehen der Sinnsetzungs- und Sinndeutungsvorgänge der Akteure und den zugrunde liegenden Wissensbeständen ist. Mit anderen Worten ist das Handeln und somit auch die kulturellen Praktiken von Menschen und die hinter diesen stehenden Regeln von Interesse. Durch den Verzicht auf eine ex ante Strukturierung zugunsten einer Betonung der Offenheit und Beweglichkeit des Forschens eignen sich die qualitativen Verfahren besonders für die Entdeckung und Erklärung sinnbasierter und fremdkultureller Phänomene. Eine wissenschaftliche Feldforschung sollte indes auf beide Datentypen zurückgreifen, um die jeweiligen Stärken und Schwächen zu ergänzen und so die Aussagekraft der Ergebnisse insgesamt zu erhöhen. Damit umfassende Aussagen treffen zu können wird die ethnologische Feldforschung „daher nie ohne eine Kombination verschiedener Erhebungsmethoden auskommen.“ (Sökefeld 2003: S. 117). Neben der Ergänzungsmöglichkeit bzgl. der Forschungsergebnisse sieht Kelle als weiteren funktionalen Vorteil „die Möglichkeit zu einer wechselseitigen Methodenkritik“ (Kelle 2007: S. 54). Darüber hinaus bietet Kelle eine hervorragende Übersicht zum den lang anhaltenden Diskurs über die jeweiligen Methoden(Traditionen), sowie über den aktuellen Stand der Methodenintegrationsdiskussion („Mix Methods“, „Triangulation“). Tobolowsky 20:26, 21. Jan. 2009 (CET). Ein weiterführende Anleitung zu quantitativen Forschungsmethoden findet sich auf folgender Seite: http://www.methoden-der-ethnographie.de/index.html

Interview- und Befragungsmethoden

Wie bereits angedeutet können im Prozess der Datengewinnung sozial- und kulturwissenschaftliche Verfahren, wie verschiedene Formen der Befragung (Interviews), der Beobachtung, der Inhaltsanalyse und statistische Erhebungen zum Einsatz kommen. Entscheidend ist der Grad der Strukturierung und Standardisierung des Erhebungsinstrument. So lassen sich Befragungen in un-, halb und vollstrukturierte Interviews unterscheiden. Unter die erste Gruppe fallen narrative und Problem- bzw. themenzentrierte Interviews, bei welchen den Interviewten viel Raum für Erzählungen gewährt wird, d.h. Ausgestaltung und Strukturierung obliegt hauptsächlich dem Erzählenden, bei gleichzeitiger Passivität des Interviewer, der lediglich einen Stimulus zu setzten hat. Halbstrukturierte Interviews, wie Leitfaden-, Experten oder biographisches Interview, zeichnen sich dadurch aus, dass unterschiedliche Personen befragt und somit ein gewisse Vergleichbarkeit der Ergebnisse erzielt werden soll. Der Interviewer tritt hier aktiver hervor, in dem er vorbereitete Fragen stellt, aber auch situativ durch ad hoc und/oder Nachfragen eingreift. Wie der Name umschreibt, werden bei vollstrukturierten Interviews nicht nur der gesamte Fragenkatalog bereits vorab geklärt und verschriftlicht, sondern auch mögliche Antwortkategorien vorgegeben. Zumeist handelt es sich hier nicht mehr um ein Interview im herkömmlichen und interaktiven Sinne, sondern vielmehr um eine schriftliche Befragung in Form eines Fragebogens. Da diese Form der Befragung in großer Anzahl möglich ist und darüber hinaus weder von Personen, Zeit und Raum abhängig ist, lassen sich daraus gewonnene Ergebnisse übersichtlich darstellen und zweckdienlich vergleichen.

Beobachtung in den Sozialwissenschaften

Davon grenzt sich die sozialwissenschaftliche Beobachtung in zwei Punkten entscheidend ab. Erstens soll das sinnlich wahrnehmbare Handeln erfasst werden und zweitens tritt die Person des Beobachters selbst als Messinstrument in Erscheinung. Wie bei der Befragung ist auch bei Beobachtungsverfahren eine nicht unerheblich Differenzierung zu berücksichtigen. Die verschiedenen Arten der Beobachtung der empirischen Sozialforschung unterscheiden sich nun hauptsächlich nach dem Ausmaß der Kontrolle und den Beziehungen des Beobachters zum Subjekt der Beobachtung. In der empirischen Sozialforschung wird in aller Regel folgende Unterscheidung getroffen: Je nach dem, ob ein Beobachter sich als solcher zu erkennen gibt, oder ob die Personen über das Verfahren im Unklaren gelassen werden, unterscheidet man eine offene und verdeckte Beobachtung. Einer strukturierten, bei dem ein systematisches Beobachterschema entworfen wird, steht einer unsystematischen, d.h. den situativen Interessen des Beobachters gegenüber. Ein weiterer Gegensatz betrifft die Konstellation während der Beobachtung. Findet sie im Feld statt, so spricht man von einer natürlichen Beobachtungssituation, während sie im Labor als künstlich bezeichnet wird. Werden die Handlungen der Beobachteten vom beobachteten Forscher lediglich protokolliert nennt man sie nicht-teilnehmende Beobachtung. Wird der Beobachter zum Interaktionspartner seines Beobachtungsgegenstandes spricht man von teilnehmender Beobachtung. Durch den lange Zeit überwiegenden Einsatz dieser Methode hat sich die ethnologische Feldforschung lange Zeit von benachbarten Disziplinen abgrenzen können, wird sie hier doch als „Königsmethode“ (Girtler 2001: S. 11) bezeichnet und gilt deshalb „vielen als die ethnologische Methode“ (Spittler 2000: S. 2) schlechthin. Abschließend soll noch auf die Unterscheidung zwischen Fremd- und Selbstbeobachtung hingewiesen werden, wobei letzteres für die Ethnologie nicht forschungsrelevant ist, sondern verstärkt in der Psychoanalyse zum Einsatz kommt. Tobolowsky 16:18, 22. Jan. 2009 (CET)

Vom Führen eines Tagebuchs zur Ethnographie

„Gute Ethnographie bedarf offensichtlich nicht nur der dichten Teilnahme, sondern auch eines wissenschaftlichen Habitus, der sie nicht nur ergänzt, sondern zu ihr sogar in einem gewissen Widerspruch steht. (…) Man muss seine Beobachtungen und Gespräche schriftlich festhalten und auch schon unterwegs ausarbeiten.“ (Spittler 2008: S. 48) Damit gibt Spittler keineswegs das methodische Programm der dichten Teilnahme auf, sondern fordert vielmehr während des gesamten Forschungsprozess eine Wissenschaftlichkeit aufrecht zu erhalten: „Ein Feldaufenthalt sollte nicht nur mit dem Materialsammeln, sondern auch der Auswertung, der Reflexion und sogar dem Schreiben von publikationsreifen Texten dienen. Dichte Teilnahme ist auch für diesen Teil der wissenschaftlichen Arbeit wichtig, nicht nur für die Datenerhebung.“ (Spittler 2008: S. 64) Der teilnehmenden Beobachtung in der ethnologischen Tradition ist häufig ihre Theorielosigkeit vorgeworfen worden. Dies gilt vor allem auch für die enzyklopädischen Ethnographien des 19. Jahrhunderts. Heute lassen sich drei Varianten der Ethnographie unterscheiden: 1. sammelzentriert, 2. theoriezentriert, 3. problemzentriert. Eine enzyklopädische Ethnographie, die von einer vollständigen Erfassung von Kultur ausgeht, gibt es nicht mehr. Die sammelzentrierte Ethnographie hat den Anspruch alle über ein Gebiet vorhandenen Daten sammeln zu können. Sie übersieht jedoch, dass es keine unstrukturierten Beobachtungen gibt und immer automatisch Theorien mit implizieren werden. Genau das Gegenteil ist die theoriezentrierte Ethnographie. Sie stellt einen theoretischen Rahmen vor und versucht die erhobenen Daten der Forschung in diesen einzuordnen, wie das vor allem zum Beispiel in der Soziologie der Fall ist. Eine dritte Variante ist die problemzentrierte Ethnographie. Sie versucht nicht alle Daten zu einem Thema zu sammeln, sondern beschäftigt sich konkret mit einer Problemstellung. Sie ist nicht Theorie ungebunden, aber akzeptiert auch die Möglichkeit und Existenz anderer Erklärungen. (Spittler 2001: 11) Joji 12:22, 26. Jan. 2009 (CET)


Anmerkung zur Gleiderung: So jetzt gibt es eine Gliederung. Text der sich überschnitten hat ist rausgeflogen bzw. ist zusammengeschmolzen noch vorhanden. Über die genaue Bezeichnung und Relevanz der Punkte sollten wir nochmal sprechen. Joji 11:46, 2. Feb. 2009 (CET)

Literatur:

Beer, Bettina (Hg.) : Methoden und Techniken der Feldforschung. Reimer. Berlin 2003.
Diekamnn, Andreas: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Rowohlt, Reinbek 1995
Fischer, Hans: Feldforschungen. Berichte zur Einführung in Probleme und Methoden
Fischer, Hans: Feldforschung. Ders. In: Ethnologie. Einführung und Überblick, herausgegeben von Hans Fischer, S. 3-22. Reimer. Berlin.
Girtler, Roland: Methoden der Feldforschung. 4. völlig neu bearbeitete Auflage. UTB, Böhlau Verlag, Wien 2001.
Göttsch, Silke; Lehmann, Albrecht (Hg.): Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der europäischen Ethnologie. Reimer. Berlin 2007.
Kelle, Udo: Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. Theoretische Grundlagen und methodologische Konzepte. VS Verlag, Wiesbaden 2007.
Schnell/Hill/Esser: Methoden der empirischen Sozialforschung, 7. völlig überarb. und erweiterte Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2005.
Sökefeld, Martin: Strukturierte Interviews und Fragebögen. In: Beer, Bettina (Hg.) : Methoden und Techniken der Feldforschung. Reimer. Berlin 2003.
Spittler, Gerd. 2001: Teilnehmende Beobachtung als Dichte Teilnahme. in: Zeitschrift für Ethnologie, 126, 1-25.
Spittler, Gerd. 2008. "Wissenschaft auf Reisen: Dichte Teilnahme und wissenschaftlicher Habitus bei Heinrich Barths Feldforschung in Afrika," in Forschung unter Bedingungen kultureller Fremdheit herausgegeben von Gabriele Cappai, S. 41-67. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Joji 12:50, 26. Jan. 2009 (CET)

Anwendungen

Im Zuge der Globalisierung und dem zunehmenden Kulturaustausch gewann die Ethnologie und ihre Methoden in den letzten zwei Jahrzehnten in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens deutlich an Bedeutung. Die Zahl der Studierenden der Ethnologie ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen (vgl. z.B. Statistik des Institutes für Ethnologie an der Universtät München), doch in den klassischen Arbeitsfeldern (Museen, Universitäten u. Forschungseinrichtungen) steht nur eine sehr begrenzte Zahl an Arbeitsplätzen zur Verfügung. Dieser Umstand wird häufig fehlinterpretiert; Absolventen der Ethnologie sind nicht schwer vermittelbar, sondern auch in vielen anderen Bereichen tätig, z.B.:

  • In Kulturbüros, Organisationen und Verbänden für Kulturaustausch
  • Im Journalismus, bei Rundfunkanstalten oder in Print- und Webmedien
  • Bei Reiseveranstaltern
  • In Verlagen
  • In Museen und Archiven

(Quelle: Agentur für Arbeit: http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=profession&prof-id=58589)

Aber auch im Bereich der Unternehmensberatung, der Marktforschung und anderen wirtschaftlichen Bereichen werden immer mehr Ethnologinnen und Ethnologen beschäftigt. (vgl. z.B. WISCHMANN: 1999.)

(Erste grobe Gliederung) Einleitungssatz: Klassisches Bild der Arbeit d. Ethnologen (+ Zitat von Agentur für Arbeit) kurze Erklärung, dass es inzwischen viele Betätigungsfelder gibt. Verweis auf Studien über AbsolventInnen der Ethnologie XPrometheus 19:41, 9. Mär. 2009 (CET)

Klassische Bereiche

Forschung

Zu den klassischen Berufsbildern eines Ethnologen zählt man vor allem die Arbeit im wissenschaftlichen Bereich, z.B. als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder allgemein als Dozent im Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften an Hochschulen sowie die Tätigkeit in Forschungseinrichtungen wie dem Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung. XPrometheus 19:49, 11. Mär. 2009 (CET)

FEHLENDE ÜBERSCHRIFT... Öffentliche Ämter und Betratungsstellen?

Neben dem universitären Umfeld sind auch Berufe im Bereich der Migrantion, derEntwicklungszusammenarbeit, der interkultureller Kommunikation und dem Kulturaustausch typische für Absolventen der Ethnologie. Als Beispiele können hier Völkerkunde-Museen, Staatssammlungen, Kulturbüros, Migrationsberatungsstellen und anderen Einrichtungen der öffentlichen Verwaltungen angeführt werden. (Agentur für Arbeit: http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest=profession&prof-id=58589)

Medien

Ein weiteres klassisches Berufsfeld ist der Bereich Medien. Hier sind Ethnologen vor allem in Redaktionen, Verlagen und der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Einige Ethnologen arbeiten aber auch als Dokumentarfilmer oder Autoren.

Bin mit diesem Teil "klassische Bereiche" noch nicht ganz zufrieden... bin mir nicht sicher, ob die aktuelle Aufteilung Sinn macht und das Ganze nicht leicht unter die Relevanzgrenze rutscht. XPrometheus 03:13, 16. Mär. 2009 (CET)

Neue Berufsfelder

Unternehmen

Neben den bereits erwähnten Arbeitsfeldern für Ethnologinnen und Ethnologen greifen auch immer mehr Wirtschaftsunternehmen auf die Methoden der Ethnologie zurück. Ob in der Marktforschung, der Entwicklung neuer Produkte, dem Marketing oder der Unternehmensberatung, die möglichen Einsatzgebiete für Absolventen der Ethnologie sind seit Mitte der 1990er Jahren deutlich gewachsen.

Entwicklung, Zukunftstrends und Marktforschung

Bei der Entwicklung neuer Produkte und der Erforschung möglicher Zukunftstrends werden heute viele Ethnologen beschäftigt. Intel hat 2006 beispielsweise über 100 Stellen weltweit für Ethnologen ausgeschrieben, um von diesen Methoden der Trendsvorhersage und strategischen Produktplatzierung auf neuen Märkten Gebrauch zu machen (Quelle: FITZGERLAD: 2006). Durch das ständige Untersuchen der Lebensumstände möglicher Kundinnen und Kunden in den verschiedensten Regionen der Welt, werden Menschen und deren Kultur in den Mittelpunkt gestellt, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte und Marktstrategien geht. (Quelle: XAVIER: 2007) Der Inhalt einer Handtasche, der Aufbau und die Inneneinrichtung von Häusern oder die Gesprächsthemen im Friseursalon oder Kaufhaus - all diese Bereiche des normalen Lebens können Zentrum ethnologischer Beobachtungen werden. Die daraus entstehenden Ethnographien helfen den Design- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, sich auf zukünftige, häufig unabsehbare oder leicht übersehbare Entwicklungen vorzubereiten (Quelle: CORBETT: 2008). Auch im Bereich der Marktforschung, also bei der Optimierung existierender und bei der Einführung neuer Produkte wird neben den klassischen Methoden der Marktforschung (Zielgruppen-Analysen, Befragungen u.ä.), seit Ende der 1990er Jahre verstärkt auf Methoden der Ethnologie zurückgegriffen. Durch langfristige Begleitung ausgewählter Konsumenten, bsw. beim Einkauf oder der anschließenden Nutzung des jeweiligen Produktes zu Hause, können detaillierte [Ethnographie]n über das Nutzverhalten, den Einfluss und die Auswirkungen des jeweiligen Produktes auf die Konsumenten in ihrem Umfeld erstellt werden. Diese Methode der qualitativen Marktforschung ermöglicht eine andere, sehr zukunftsgerichtete Perspektive, die den Unternehmen helfen kann, ihre Produkte noch besser an die jeweilige Zielgruppe anzupassen und Erkenntnisse über die Einbettung ihrer Produkte in den Alltag der Konsumenten zu gewinnen. (Quelle: MCFARLAND: 2001.) Auch bei Untersuchungen zur Nutzung von Internetangeboten und modernen Kommunikationsmedien spielt die ethnologische Perspektive eine immer größere Rolle (Quelle: MASTEN, PLOWMAN: 2003.). Die aus Ethnographien gewonnen Erkenntnisse können auch beim Marketing von Produkten eine wichtige Rolle spielen, gerade wenn es um die Platzierung eines Produktes auf bisher nicht genutzten Märkten geht. Für Intel wurde der Verkauf von Notebookhardware in China erst interessant, als klar wurde, dass man den Kauf von Notebooks als Investition in die Zukunftschancen der Kinder bewerben konnte, da man davor von zu hohen Anschaffungskosten für chinesische Familien ausging (Quelle: FITZGERLAD: 2006).

Unternehmensberatung und Organisationsethnologie

Die Organisationsethnologie, auch als angewandte Ethnologie in Unternehmen bezeichnet, nutzt die Methoden der Ethnologie, um spezifische Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens zu untersuchen. „Der Betrieb bildet einen komplexen Arbeits-, Lebens- und Erfahrungsraum. Er ist ein Ort der Kommunikation und Interaktion, des sozialen Zusammentreffens, welches gewissen Regelmäßigkeiten unterliegt.“ (Quelle: WISCHMANN: 1999. S. 04) Das Unternehmen wird bei dieser Betrachtung als eigene Kultur, als eigenständiges Forschungsfeld begriffen und ermöglicht so eine andere Perspektive für Unternehmensberatungen. Organisationsethnologen lokalisieren effizienzmindernde Faktoren innerhalb dieser Unternehmenskultur, untersuchen unterschwellige Konflikte, z.B. zwischen Hierarchieebenen oder bei der Einführung neuer Prozesse und beraten bei der Organisationsentwicklung und Implementierung neuer Technologien.

Quellen:

FITZGERLAD, MICHAEL. 2006. Intel's hiring spree: The world's largest chip manufacturer is hiring, but the resumes it wants might surprise you. Technology Review, 14. Februar 2006. Online verfügbar: http://www.technologyreview.com/business/16340/page1

CORBETT, SARA. 2008. Can the cellphone end global poverty? The New York Times Magazine, 13 April 2008. Online verfügbar: http://www.nytimes.com/2008/04/13/magazine/13anthropology-t.html

MASTEN, DAVIS L. UND TIM L. P. PLOWMAN. 2003. Digital ethnography: The next wave in understanding the consumer experience. Design Management Journal, Spring 2003. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://findarticles.com/p/articles/mi_qa4001/is_200304/ai_n9199413

MCFARLAND, JENNIFER. 2001. Margaret Mead meets consumer fieldwork: The consumer anthropologist. Working Knowledge for Business Leaders, 24 September 2001. Harvard: Harvard Business School. Online verfügbar: http://hbswk.hbs.edu/archive/2514.html

WISCHMANN, MAIKE. 1999. Angewandte Ethnologie und Unternehmen. Hamburg. LIT. (In: Interethnische Beziehungen und Kulturwandel ; Bnd. 36)

XAVIER, JULIANA. 2007. Timo Veikkola (Nokia)—A vision of the future. Mind the Gap, 11 Juni 2007. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://julianax.blogspot.com/2007/06/timo-veikkola-nokia-vision-of-future.html

XPrometheus 15:30, 12. Mär. 2009 (CET)

Counterinsurgency & Nachrichtendienste

Ein weiteres Berufsfeld für Absolventen der Ethnologie (sowie für andere Kultur- und Sozialwissenschaften) liegt im Bereich der Nachrichtendienste, militärischer Forschung und moderner Kriegsführung.

Speziell in den USA werden seit einigen Jahren bei Militäroperationen sog. "embedded scientists" eingesetzt, die in Krisengebieten ihre Kenntnisse in HTT (Human Terrain Teams) und militärischen Nachrichtendiensten dazu nutzen, die dort lebenden Menschen, deren Bedürfnisse und Ängste zu analysieren und zu verstehen, sowie strategische Maßnahmen zur Bekämpfung aufständischer Kräfte zu entwickeln. Der Etat für dieses Projekt wurde 2007 von der amerik. Regierung verdreifacht (heute liegt er bei ca. 60 Mio. Dollar im Jahr) und seitdem in der amerik. Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.

Auch in Deutschland gibt es Forschungszentren, die sich mit Problemen der asymmetrischen Kriegsführung und "Herrschaft, Sicherheit und Wohlfahrt in Räumen begrenzter Staatlichkeit" beschäftigen (s. z.B. Sonderforschungsbereich 700 der FU Berlin).

XPrometheus 15:24, 12. Mär. 2009 (CET) (Quellen werden noch eingefügt)

HARTMANN, DETLEF. 2008. "Die Knarre in der einen Hand, den Bleistift in der anderen:" Forschen für die neuen Kriege im SFB 700 der FU Berlin. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://www.materialien.org/texte/hartmann/700-2-2.html

PETERSON, SCOTT. 2007. US Army's strategy in Afghanistan: Better anthropology. The Christian Science Monitor, 07. September 2007. Online verfügbar: http://www.csmonitor.com/2007/0907/p01s08-wosc.html

Links: http://www.sfb-governance.de/

XPrometheus 19:24, 19. Jan. 2009 (CET)

=====Medien=====

Sollte man den Punkt Medien nicht streichen und unter "klassische Berufsfelder" zählen? Gerade auch die Arbeit in Kulturbüros und im Staatsdienst (Migrantenbetreuung, Auswertiges Amt etc.) sind doch schon seit längerem Berufsfelder für Ethnologen...

XPrometheus 15:35, 13. Mär. 2009 (CET)

(grobe Überarbeitung... XPrometheus 03:13, 16. Mär. 2009 (CET))

Teilbereiche

Sozialethnologie

Der Teilbereich Sozialethnologie wird auch als Ethnosoziologie oder Sozialanthropologie bezeichnet. Der Fokus der Sozialethnologie liegt bei der Betrachtung von sozialen Zusammenhängen bei Gruppen, Verwandschaftssystemen, Gemeinschaften oder Gesellschaften. Dementsprechend ist der Teilbereich eng mit der Soziologie und anderen Teildisziplinen der Ethnologie verknüpft und kann sich damit auch auf politische, wirtschaftliche und religiöse Zusammenhänge beziehen, solange das Augenmerk auf den sozialen Aspekten dieser Bereiche liegt. XPrometheus 17:16, 12. Mär. 2009 (CET)

Es existiert bereits ein eigener Artikel zu Ethnosoziologie, wobei ich mit dem ersten Absatz dieses Artikels nicht ganz glücklich bin, der rest aber soweit i.O. wäre bzw. höchstens um ein paar Punkte ergänzt werden könnte... hier nochmal darstellen oder nur verweisen? Gerade der Bereich Verwandschaft ist im anderen Artikel gut dargestellt. Hat da jemand ne Idee? XPrometheus 19:30, 11. Mär. 2009 (CET)

Erste Stichpunktsammlung:

  • Enge Verbindung mit den anderen Teilbereichen der Ethnologie
  • Verwandschaft(-ssystem)
  • Gruppenbildung
  • Status in Gesellschaften
  • Bünde/Geheimgesellschaften
  • Deutliche Berührungspunkte mit Soziologie

Literatur: (Müller, E.: Sozialethnologie in: Wörterbuch der Volkskunde ; Müller, E.: Sozialethnologie in: Ethnologie, Einführung und Überblick)

XPrometheus 23:24, 3. Mär. 2009 (CET)

Politikethnologie

Erste Punktesammlung (hauptsächlich aus Heidemanns Beitrag in "Ethnologie: Einführung und Überblick" 6. Auflage)

  • Beginn der Politikethnologie 1940 mit dem Werk „African Political Systems“ von Fortes und Evans-Pritchard (erstmals Fokus auf Politik, nicht auf das Exotische oder Fremde) (Heidemann, S. 158
  • „Politikethnologie geht zunächst von der Existenz politischer Prozesse und Machtausübung in allen Gesellschaften aus, auch wenn diese keine losgelösten oder klar demarkierten Institutionen bilden und untersucht diese.“ (Heidemann, S. 158)
  • Problem der Begrifflichkeit Politik
  • Verschiedene Analyseebenen (Sichtbare Handlungen, Normen/Institutionen, Wertideen hinter den Regeln)(Heidemann, S. 160)
  • Kein festgelegtes Verfahren oder Vorgehen, aber Versammlungen, Rituale, Gerichtsverhandlungen, Wahlkampfveranstaltungen und andere öffentliche Ereignisse „dankbare Ausganslage“ (Heidemann, S. 162)
  • Öffnung der Politikethnologie nach 1970 (öffentliche Debatten wg. Vietnamkrieg, Politisierung der Kultur- und Sozialwissenschaften) (Heidemann, S. 167)
    • Postkoloniale Situation in den jungen Nationalstaaten
    • Entwicklungshilfe
    • Globalisierung
    • Identität
    • Ethnizität
    • Ethnische Konflikte

(Heidemann 2002)

  • Ableger Action Anthropology,
  • Gegenseitiger Einfluss des Feldes und des Forschers aufeinander(Heidemann, S. 172-173)
  • Writing Culture-Debatte
  • Politics of Representation
  • Weites Feld, viele Berührungspunkte mit anderen Teilbereichen und Disziplinen

Wirtschaftsethnologie

Religionsethnologie

Die Religionsethnologie beschäfftigt sich mit der Beziehung Mensch und Religion in verschiedenen Kulturen, nicht nur die Religion selbst wird studiert, sondern die Religion wird als Ausgangsbasis für das Erleben der Umwelt betrachtet. Inwieweit bestimmt Religion den Alltag, die Gedanken und Handlungen innerhalb einer Gesellschaft. So unterscheidet sie sich auch von der Vergleichenden Religionswissenschaft, die sich nur mit dem Gegenstand Religion beschäftigt, weniger mit den Menschen die sie leben. Dabei wird starker Wert darauf gelegt, nicht nur Rituale zu beobachten und zu beschreiben, sondern auch die Symbolsysteme einer Religion verstehen und deuten zu können. Als einer der Begründer der Modernen Religionsethnologie gilt weithin Émile Durkheim, der, noch basierend auf evolutionistischen Theorien, versuchte den Ursprung von Religion zu erforschen.

Quelle: http://www.ethnologie.lmu.de/downloads/HM/EinfuehrungInDieEthnologie2007_11.pdf



Frage, soll ich jetzt da noch gesellschaftstheoretische Erkenntnise reinbringen a la in Religion feiert sich eine Gesellschaft selber, Rituale schaffen durch ihre ungenaue Verbindlichkeit Einigkeit wo eigentlich keine herrscht, stärkung des zusammenhangs etc???

"Neue" Teilbereiche

Ethnologie des Körpers

In der Ethnologie des Körpers wird der Standpunkt vertreten, dass Kultur und Körper untrennbar miteinander verbunden sind. Das sich Kultur zuerst über Körperliche Erfahrungen vermittelt und versteh bar machen lässt und das der Körper wiederum Ausdruck der Kultur ist. Von diesem Standpunkt aus, beschäftigen sich Studien dieser Richtung mit Phänomenen der Körperlichkeit verschiedener Kulturen, unter anderem mit dem rituellem und symbolischem Umgang mit dem Körper. Über Geschlechterrollen und Sexualität bis zu Initiationsriten, Schminke, Mode und Körpermodifikationen.Prägend für die heutige Perspektive der Ethnologie des Körpers ist unter anderem das „Methodologische Paradigma „ des“ embodiement „ von Thomas Csordas, der davon ausgeht, dass der Körper eben nicht nur Ausdruck der Kultur ist, sondern auch Grundlage um diese ,und sich selbst in ihrem Zusammenhang, zu begreifen. (Quellen: Jonas 2000; Csordas 1990, Heidemann 2007) (nicht signierter Beitrag von Cairath (Diskussion | Beiträge) 09:06, 20. Mär. 2009 (CET))

Musikethnologie

Die Musikethnologie hat sich aus der Vergleichenden Musikwissenschaft entwickelt, da für viele Forscher die stark eurozentristisch geprägte Arbeitsweise nicht genug war um Musik fremder Kulturen zu verstehen. Musikethnologen studieren, Katalogisieren und Vergleichen nicht nur kulturell fremde Musik, ihre Regeln, Kompositionen und Instrumente sondern beschäftigen sich gleichzeitig mit den Produzenten und Rezipienten, um so Musik auch auf Ihrer soziokulturellen Ebene verstehen zu können. Bei diesen Untersuchungen wird starker Wert auf Verhaltensweisen, Emotionen und Symbolischen Verständnis gelegt. Ziel ist es letztendlich die gesamte musikalische Kommunikation einer Kultur in Ihrem soziokulturellem Hintergrund beschreiben und erklären zu können. (Quelle: Bauman 1998) (nicht signierter Beitrag von 188.98.216.162 (Diskussion | Beiträge) 07:59, 20. Mär. 2009 (CET))

Stadtethnologie

Die Stadtethnologie,entstand aus der soziologischen Stadforschung der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und beschäftigt sich heute mit dem Thema Stadt aus zwei Perspektiven heraus, einmal als „Ethnologie über die Stadt“ und dann als „Ethnologie in der Stadt“. Die Ethnologie über die Stadt beschäftigt sich mit „der Stadt“ und Ihrer Symbolisch Kulturellen Ordnung. Die Stadt als Einheit aus allem Erlebbaren und Erlebten (Strukturen, Geschichtliche Prozesse, aber auch Gerüche und Image) Um die soziokulturelle „Essenz „ einer Stadt verstehen zu können und die Wechselwirkung die sie auf Ihre Bewohner und Besucher hat. Die zweite Perspektive, die Ethnologie in der Stadt, beschäftigt sich mit den Bewohnern einer Stadt, ihren Lebenswelten wie diese funktionieren und zustande kommen und wie sie mit dem Rest der Stadt vernetzt sind, davon beeinflusst werden, in welcher weise sie selbst Einfluss nehmen und wie sie diese Welt Verstehen und Ordnen. (Quelle: Kaschuba)

Ethnobotanik

Die Ethnobotanik ist eine Interdisziplinäre Fachrichtung der Ethnologie und der Botanik.Die Ethnobotanik untersucht wie Menschen bestimmter Kulturen mit den Pflanzen in Ihrer Umgebung ( örtlich und kulturell) Umgehen, wie sie Verwendet werden und welchen Symbolischen Stellenwert sie in ihrer Lebenswelt besitzen. Gleichzeitig werden diese Pflanzen bestimmt und Katalogisiert. Aufgrund der oft abgelegenen Forschungsorte hilft die Ethnobotanik bei der Entdeckung unbekannter Pflanzen und oft auch Ihrem Erhalt, zudem finden Ergebnisse ethnobotanischer Studien oft Verwendung in pharmazeutischen und medizinischen Studien und Produkten. (Quelle Veilleux und King)

Ethnologie der Globalisierung

Die Ethnologie der Globalisierung untersucht die Wirkung von Transnationalität, Globalisierung und Lokalisierung auf Mitglieder bestimmter Kulturen. Die Grundidee dieses ethnologischen Teilgebietes ist die, dass es, (gerade in einer Welt in der Mobilität und Kommunikation, auch über Staatsgrenzen hinweg, immer leichter wird,) keine Kultur gibt, die wirklich losgelöst von anderen Kulturen und ihren Einflüssen existieren kann, und, dass letztendlich jede Kultur mit jeder anderen Kultur Berührungspunkte besitzen kann. Untersuchungen dieser Fachrichtung reichen von kultureller Aneignung über Emigration bis hin zu Auswirkungen der Weltwirtschaft auf einzelne Kulturen. (Quelle: Hauser-SChäublin und Braukämper; 2001;9-15) (nicht signierter Beitrag von Cairath (Diskussion | Beiträge) 09:06, 20. Mär. 2009 (CET))


MARCUS, GEORGE E. 1995. Ethnography in/of the world system: The emergence of multi-sited ethnography. Annual Review of Anthropology 24: 95-117. Zephyrin xirdal 09:22, 16. Dez. 2008 (CET)

Kunstethnologie

Kunstethnologie setzt sich mit den soziokulturellen Komponenten bei der Herstellung und Rezeption von Kunst auseinander. Dabei wird vor Allem untersucht welche Bedeutung und Wirkung Kunst und individuelle Kunstwerke auf die Mitglieder der soziokulturellen Gruppe haben, innerhalb der die Kunst geschaffen wurde, aber auch auf Mitglieder anderer Gruppen. Die Kunstethnologie ist auch auf der Suche nach einem Schlüssel zur Bewertung von Kunst auf der „Grundlage eines unvoreingenommenen, nüchternen, materialistischen Verständnis“ für Kunst, weg vom europäisch geprägten Kunstverständis hin zu einem universalem Verständnis für Kunst das auf alle Kulturen anwendbar ist . Unter anderem beschäftigtt sich die K. auch mit kulturell geprägten ästhetischen Normen und versucht über das Verständnis von Kunst Einblick in soziale Strukturen zu erhalten. „Neben den rein wissenschaftlichen Aufgaben widmet sich die Kunstethnologie der Präsentation und Vermittlung der Ethnokunst...“.

Cyberethnologie

Cyberethnologie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien und Biotechnik auf eine Gesellschaft, welche Voraussetzungen es geben muss um solche Technologien zu erzeugen, wie sie im jeweiligen kulturellen Kontext genutzt, verstanden und verändert werden und sie wiederum eine Gesellschaft verändern. Außerdem untersucht die C. die durch diese Technologien neu entstandenen sozialen Räume. Dabei Bezieht sich das Spektrum der Untersuchungen Von der Herstellung von Hard- und Software über Online Gemeinschaften bis hin zur technologisch veränderten Menschen. (Quelle: Budka und Kremser. 2004. )

Medizinethnologie

Medizinethnologie ist eine „biokultureller“ Teildisziplin der Ethnologie, die sich mit den Umgang, verschiedener sozialer Gruppen mit dem Thema Krankheit und Heilung auseinander setzt, wie sie die Ursachen für Krankheiten erklären, welcher Art von Behandlung sie vertrauen und welche sie anwenden, an wen sie sich im Krankheitsfall wenden und wie ihre Weltanschauung und Praktiken auf biologische und psychologische Veränderungen im menschlichen Organismus reagieren. Darunter fallen auch Themen wie z.B. der Status oder die Organisation der „Heiler“ einer Gesellschaft, der Umgang mit Geisteskranken, die makrosozialen Zusammenhänge von Politik, Ökonomie und Gesundheitswesen, der persönliche Umgang mit Krankheit und der damit verbundene Effekt auf die Selbstwahrnehmung.

Ethnologie der Sinne

Die Ethnologie der Sinne geht davon aus, dass alle Sinneseindrücke nicht nur rein physikalische sondern auch kulturelle Prozesse sind, die zwar auch vom jeweiligen Individuum abhängig sind aber vor allem auf kulturellen Erfahrungen und Abmachungen basieren ( z.B. kulturell geprägte Vorlieben oder Abneigungen für bestimmte Gewürze, Farben, Klänge etc.)Die Ethnologie der Sinne betont die Idee, will man eine Kultur vollständig verstehen, so kann dies nur durch vollständiges Begreifen der Sinneseindrücke der „Anderen“ erreicht werden, da Lebenswahrheiten nur über Sinneseindrücke vermittelt werden. Die E. versucht unter anderm einen Paradigmenwechsel zu erreichen, weg von der eurozentristischen Auffassung, der visuelle Sinn sei der Primärsinn, hin zu der Auffassung, dass er bestenfalls primus ante pares ist und in vielen Kulturen andere Sinne wesentlich wichtiger sind als das Sehen. Dabei stößt sie vor allem auf das Problem der fehlenden Vermittelbarkeit individueller bzw kultureller Sinneserfahrung.




Quellen: (unter anderem)

HÄUSER-SCHÄUBLIN,BRITT UND bRÄUKEMPER, ULRICH; "Einleitung. Zu einer Ethnologie der Weltweiten Verflechtung" in: Ethnologie und Globalisierung: Perspektiven kultureller Verflechtungen, 1. Auflage, Berlin, Reimer Verlag Berlin, 2002,

BUDKA, PHILIPP und MANFRED KREMSER. "CyberAnthropology—Anthropology of CyberCulture", in Contemporary issues in socio-cultural anthropology: Perspectives and research activities from Austria; edited by S. Khittel, B. Plankensteiner and M. Six-Hohenbalken, s. 213-226. Loecker Verlag Wien 2004. Online unter: http://www.philbu.net/media-anthropology/Budka_Kremser_Cyberanthro.pdf ; letzter Zugriff 20.3.09

KASCHUBA, WOLFGANG; Perspektiven Ethnologischer Stadtforschung; online: http://www.gsu.tu-darmstadt.de/pdf/POS_Kaschuba.pdf letzter Zugriff 20.3.09

BAUMANN, MAX PETER; ETHNOMUSIKOLOGIE: Forschungsziele, Gegenstand und Methoden; 1998 online: http://www.maxpeterbaumann.com/Ethnomusikologie.htm#Definition letzter Zugriff 20.3.09

JONAS, REINHARD; DER MENSCHLICHE KÖRPER: Anthropologie und Literatur; 2000 online: http://www.uni-konstanz.de/FuF/ueberfak/sfb511/publikationen/menschliche.html#Anthropology%20of%20the letzter Zugriff 20.03.09

CSORDAS, THOMAS J.; Embodiment as a Paradigm for Anthropology; in: Ethos, Vol. 18, No. 1. (März., 1990), s. 5-47. online: http://openwetware.org/images/5/54/Csordas.pdf letzter Zugriff 20.3.09


HEIDEMANN, FRANK, Einführung in die Ethnologie WS 2007/2008; 2007 online: http://www.ethnologie.lmu.de/downloads/HM/EinfuehrungInDieEthnologie2007_00.ppt. letzter Zugriff 20.3.09

VEILLEUX, CONNIE und KING, STEVEN R.; An Introduction to Ethnobotany online: http://www.accessexcellence.org/RC/Ethnobotany/page2.php letzter Zugriff 20.3.09

Banks, Marcus und Morphy, Howard (Hg.) : Rethinking Visual Anthropology. New Haven und London.(1997)

http://uk-online.uni-koeln.de/remarks/d4733/rm2149103.pdf

Hengartner, Thomas; Kokot, Waltraud; Wildner, Kathrin (Hg.): Kulturwissenschaftliche Stadtforschung. Eine Bestandsaufnahme. Reimer. Berlin 2000.

http://www.indiana.edu/~wanthro/URBAN.htm

http://www.ameranthassn.org/sua.htm

(Liste wird erweitert)

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Geschichte

Fachgeschichte

Vor- und Frühgeschichte
Deutschsprachige Länder
Martin Rössler: Die deutschsprachige Ethnologie bis ca. 1960: Ein historischer Abriss, Kölner Arbeitspapiere zur Ethnologie 1, 2007, Köln: Institut für Völkerkunde. Zephyrin xirdal 10:34, 25. Nov. 2008 (CET)
(Andre Gingrich und Hermann Mückler: Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie, UTB, 2006.) nicht mehr gültig, Buch wurde aus dem Programm vom UTB-Verlag genommen UnderDestruction 22:36, 6. Dez. 2008 (CET)
Vereinigte Staaten von Amerika
Großbritannien
Jonathan Spencer: British social anthropology: A retrospective, in Annual Review of Anthropology 29, 2000, S. 1-24. Zephyrin xirdal 17:17, 16. Nov. 2008 (CET)
Frankreich

Kennzeichend für die französischsprachige Ethnologie ist die Kluft zwischen der grande theorie und der ethnographischen Praxis, sowie eine vorwiegend holistische Sichtweise, welche die Ganzheit des Systems über die Funktion seiner einzelnen Teile stellt. Die Kombination von Theorie und Praxis im Sinne Malinowskis, der seine Theorie des Funktionalismus während seiner langjährigen Feldforschung entwickelte, lässt sich bei den großen ethnologischen Theoretikern Frankreichs nicht auffinden. Die französischsprachige Ethnologie war, besonders das was außerhalb der Grenzen Frankreichs gelangte, zumeist sehr theorielastig. Hinzu kommt, dass die französische Ethnologie eng mit anderen Humanwissenschaften, wie der Soziologie, der Philosophie und der Literatur verbunden war, die eine Abgrenzung des Faches an sich erschwerte.

Auch in Frankreich waren nicht die Universitäten die ersten ethnologischen Einrichtungen, sondern dieser Entwicklung gingen spezielle Gelehrtenzirkel, wie unter anderem die 1799 gegründete Société des Observateurs de l'Homme, und 1838 die Société Ethnologique de Paris, sowie die Gründung eines ethnologischen Museums voraus. Das erste ethnologische Museum in Frankreich, das Musée de l'Ethnographie im Trocadero wurde 1878 , mit besonderem Fokus auf die frühamerikanischen Artefakte der Neuen Welt eröffnet, die später von Gegenständen aus dem französischen kolonialen Gesamtreich und französischer Folklore ergänzt wurden. Diese Institutionen widmeten sich vor allem der Sammlung ethnographischen Materials und basierten vordergründig auf einem philosophischen Hintergrund, der sich in der Mitte des 19. Jahrhundert wandelte und sich mehr und mehr auf die kolonialen Aspekte Frankreichs konzentrierte. Dieser Wechsel schloss auch eine Umbennenung des Faches von ethnologie in anthropologie générale mit ein, der sich auch auf die neu entstandenen Lehrstühle des Naturgeschichtlichen Museum der École d'Anthropologie de Paris und des Musée de l'Ethnographie auswirkte.

Die moderne französische Ethnologie entwickelte sich aus der Soziologie, genauer gesagt aus der vergleichenden (komparativen) Soziologie heraus. Als Gründer der modernen französischen Ethnologie gilt deswegen auch Émile Durkheim (1858-1917), der zugleich der Vater der französischen Soziologie ist. Die Entwicklung der Ethnologie wurde durch Durkheim und einen Kreis Gleichgesinnter und engagierter Studenten (u.a. Célestin Bouglé, Marcel Mauss, Henri Hubert, Robert Hertz, Maurice Halbwachs, François Simiand) vorangetrieben. 1898 gründete Durkheim das Journal L'Année Sociologique, in welchem von ihm und seinen Schülern vergleichende Studien über soziale, symbolische und religiöse Institutionen veröffentlicht wurden.

Weitaus mehr am Fachgebiet der Ethnologie orientiert als Durkheim galt sein Neffe und engster Mitarbeiter Marcel Mauss (1872-1950). Mauss Interessen gingen weit über das Soziologische hinaus und waren mehr auf die Ethnographie und Philologie ausgerichtet. Er selbst lehrte an der École Pratique des Hautes Études die Abteilung „Religionen unzivilisierter Völker“ und unterrichtete später Soziologie am College de France. Mit Mauss begann zugleich auch eine intensivere Förderung der Feldarbeit, die bis dahin in Frankreich weitgehend vernachlässigt worden war und die ihren Höhepunkt während der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erreichte. Mauss gründete zusammen mit Lévy-Bruhl und Paul Rivet das Institut d'Ethnologie in der Universität von Paris, in dem er von 1926-1940 Kurse in Feldarbeit, Ethnographie, aber auch in Linguistik, Geographie, Prähistorie und physikalischer Anthropologie gab, um besonders Offiziere auf ihre Aufgaben in den Kolonien vorzubereiten. Mit diesen neuen Aufgabenbereichen wurde ein weiterer Schritt zur Institutionalisierung der Ethnologie in Frankreich unternommen. Nach dem 1. Weltkrieg war es zudem zu einer starken Dezimierung des damaligen Kreises um Durkheim und damit auch allgemein zu einer Schwächung der Ethnologie in Frankreich gekommen. So dass es Mauss - zum Teil fast völlig auf sich allein gestellt - vorbehalten war eine neue Generation von Soziologen, Museologen und Ethnologen heranzubilden, zu denen auch Claude Lévi-Strauss und Luis Dumont zählten.

Claude Lévi-Strauss (geb. 1908), der von 1935-1938 in Sao Paulo Recht und Philosophie lehrte, knüpfte während des zweiten Weltkrieges, als er sich in New York im Exil befand Kontakte zu dem Linguisten Roman Jakobson und dem Begründer der nordamerikanischen Ethnologie Franz Boas. Von diesen beiden Persönlichkeiten beeinflusst, versuchte er das anitevolunistische und antirassistischen Kulturverständnis Boas mit dem systematischen Sprachverständnis Jakobsons, das auf binäre Oppositionen fußt, zu verknüpfen und schuf so den Strukturalismus. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich 1948 wurde er zum maître de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique und zum stellvertretenden Direktor des Musée l'Homme benannt. Als Nachfolger von Marcel Mauss übernahm er die Nachfolge des Lehrstuhl der "Religionen unzivilisierter Völker" (dessen Name mittlerweile politisch korrekt in "Religionen nichtliterarischer Völker" umbenannt worden war) am École Pratique des Hautes Études. 1959 wurde er ans College de France aufgenommen und errichtete dort das Laboratoire d'Anthropologie Sociale. Zudem gründete er 1960 das bis heute etablierte anthropologische Journal L'Homme. Beeinflusst von Ferdinand de Saussure (1960), der das Fach Linguistik maßgeblich prägte, reifte in Lévi-Strauss der Entschluss, die Ethnologie als separates Fach, getrennt von Soziologie und Philosophie zu etablieren. Diese Entscheidung der Dezentralisation der Soziologie aus der anthropologie générale führte zwar zu Konflikten mit bekannten Soziologen und Philosophen, wie Georges Gurvitch und Jean-Paul Sartre , trug aber entscheidend dazu bei, dass sich das Fach Ethnologie eigenständig entwickeln und festigen konnte.

Um 1980 existierten neben den drei Stühlen der Anthropologie in Paris noch weitere Lehrstühle in den Universitäten von Aix-en-Provence, Lille, Lyon, Strasbourg und Toulouse. Insgesamt boten von den 54 Universitäten und Colleges in Frankreich nur elf in den Provinzen und drei in Strassbourg anthropologische Kurse an. Am Ende des 20. Jahrhunderts konnte die Zahl immerhin auf die Hälfte aller mittlerweile 55 Lehreinrichtungen gesteigert werden. Die ersten Abschlüsse, die sich spezifisch auf das Fach Anthropologie bezogen, wurden erst 1968 eingeführt. Nichtsdestotroz ist die wissenschaftliche Infrastruktur in Frankreich mit ihrem Netz von Instituten mit ihrem jeweils eigenem Charakter und ihrer jeweils unterschiedlichen Betonung von Lehre und Forschung (so z.B. Universitäre Abteilungen, Stuhl der Anthropologie am College de France, École Pratique des Hautes Études, École des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Institut Nationale des Languages et Civilisation Orientales, Conseil National de Recherche) einmalig auf der Welt.

Ein weiterer wichtiger Vertreter des Strukturalismus war Louis Dumont (1911-1998), der weit weniger universell wie Lévi-Strauss, sondern eher gezielt spezifisch das Kastensystem in Indien erforschte. Er gründete 1967 das Centre d'Etudes de l'Inde et de l'Asie du Sud und 1976 das Forschungsprojekt ERASME, das sich hauptsächlich dem Austausch- und Leichenritual von einer transkulturellen Sichtweise widmete.

Spätestens ab der Studentenrevolte im Mai 1968 war aber auch der Strukturalismus massiver Kritik ausgesetzt. Neue Herausforderungen waren die Psychoanalyse, Phänomenologie, ethnographischer Essentialismus. Neue Strömungen wie der Dekonstruktivismus und die Postmoderne beeinflussten desweiteren die französische Ethnologie. Mittlerweile wird nicht mehr so sehr das Interesse an den großen Theorien betont, sondern thematische Interessen an einzelnen Themenbereichen (mündliche Texte, medizinische Ethnologie, Ethnopsychiatry, Ethnologie der Moderne u.a.) stehen nun im Vordergrund. --UnderDestruction 06:07, 30. Jan. 2009 (CET)

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology.London
Robert Parkin: "" The French-Speaking Countries" in: Frederic Barth; Andre Gingrich; Robert Parkin; Sydel Silverman: One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American Anthropology, University of Chicago Press, 2005.
Vorläufige Version, ich vermute es ist zu lang, Schluss ist improvisiert, Quellenangaben fehlen noch, kommt aber alles noch --UnderDestruction 06:07, 30. Jan. 2009 (CET)
Weitere Länder
Frederic Barth; Andre Gingrich; Robert Parkin; Sydel Silverman: One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American Anthropology, University of Chicago Press, 2005. UnderDestruction 18:00, 22. Nov. 2008 (CET)

Theoriegeschichte

Anfänge der Ethnologie
Klaus E. Müller: Geschichte der antiken Ethnologie, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997 (Rowohlts Enzyklopädie) ISBN 3-499-55589-1 (Lizenzausgabe), erstveröffentlicht als Geschichte der antiken Ethnographie und ethnologischen Theoriebildung, Steiner, Wiesbaden 1968. Zephyrin xirdal 10:44, 25. Nov. 2008 (CET)
Faubion, James, D: History in Anthropology, In: Annual Review of Anthropology (22), 1993, S.35-44 Klan-destino 13:10, 14. Jan. 2009 (CET)


Die Auseinandersetzung der Völker mit dem Unbekannten war von jeher von Faszination und Neugierde geprägt. Während heute das Reisen schnell und (relativ) bequem möglich ist, war es damals Kaufleuten, Seefahrern oder Soldaten möglich. Alsbald sie zuhause waren, mußten sie vom Fremden erzählen. Romane über ferne Länder, Inseln, deren Auseinandersetzung mit der unbekannten Natur wurden regelrecht verschlungen. Meist dienten den Erzählungen ethnographische Beobachtungen (vgl. Petermann 23-24), die bereits in der Antike begannen. Fremde Küsten und Gebiete sollten vermessen und ausgekundschaftet werden, um Informationen über Land und Volk zu erhalten. Folgt man Petermann waren grundsätzlich drei Problembereiche von Relevanz: 1) Welche äußeren und charakterlichen Eigenschaften Nicht-Griechen von Griechen unterscheidet. 2) Welche Gründe dafür ausschlaggebend sind und 3) welche Bedeutung das für die eigene Kultur hat. ...To be continued...

Evolutionismus

Hauptartikel: Evolutionismus

Der kulturelle Evolutionismus beschäftigt sich mit der Frage nach der Entwicklung des Menschen und der Kultur, hat jedoch mit Darwins Theorie der natürlichen Auslese nicht viel gemein. Vielmehr findet der Evolutionismus seine Vorläufer in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Der schottische Aufklärer Adam Ferguson nahm eine dreiteilige Periodisierung der kulturellen Entwicklung in Wildheit, Barbarei und Zivilisation vor.(Raum: 284)

Mitte des 19.Jahrhunderts eröffneten schließlich archäologische Funde und Untersuchungsergebnisse eine zeitliche Tiefe der kulturellen Entwicklungsgeschichte der Menschheit, die weiter zurückreichte als bisher angenommen.(Barnard, Spencer: 213) Die Theorie des Evolutionismus lieferte erstmals eine vollständige Klassifizierung der kulturellen Entwicklungen.

Wurden bis dahin Menschen in Vernunftbegabte(Christen) und nicht vernunftbegabte unterschieden und die Existenz „primitiver“ Gesellschaften mit der Entartung der Menschen erklärt, so ging der Evolutionismus von einer seelisch-geistigen Einheit des Menschen aus, die eine unilineare Entwicklung aller Kulturen vom Einfach zum Komplexen nach sich zieht, so dass die Vergleichbarkeit verschiedener Kulturen grundsätzlich gegeben ist.(Raum:283)

Lewis Henry Morgan, einer der wichtigsten Vertreter des Evolutionismus, übernahm das Drei-Stufenmodell von Ferguson, welches er mit Hilfe seiner Forschung bei den Irokesen (insbesondere Verwandtschaftsforschung) empirisch zu untermauern suchte, indem er den Übergang der einzelnen Stufen und jeweiligen Zwischenstufen an bestimmten technischen Errungenschaften und revolutionären Neuerungen (Töpferkunst, Erfindung der Schrift) sowie sozialer Komplexität festmachte. So unterschied er beispielsweise zwei Gesellschaftsformen: „Societas“, in welchen der Zusammenhalt auf persönlichen Beziehungen gründet und die zeitlich folgenden „Civitas“, die als politischer Staat definiert sind. Als Beginn der Zivilisation nennt Morgan den Zeitpunkt, zu dem das Übergewicht der Begierde nach Eigentum größer ist als alle anderen Begierden. Erst Eigentum und Landbesitz ermöglichen eine politische Gesellschaft.(Morgan: 6) Die unterschiedliche Geschwindigkeit der Entwicklung von Gesellschaften ergibt sich für Morgan aus der Beeinflussung durch äußere Gegebenheiten, so kann die Entwicklung durch Diffusionsprozesse beschleunigt werden. Bei isolierten Gesellschaften, die diesen nicht ausgesetzt waren, lässt sich daher die „reine“ Entwicklung beobachten und diese bieten einen historischen Rückblick in die Vergangenheit unserer eigenen Kultur.(Petermann: 466)

Die bestehenden Widersprüche der Evolutionstheorie zu den Tatsachen und die stark eurozentristische Hierarchie der Stufen, welche die europäische Kultur als höchste Stufe der Zivilisation betrachtete, erregten insbesondere von Seiten der Kulturrelativisten zunehmend Kritik, während Vertreter der diffusionistischen Strömung die spekulative Geschichtsschreibung der Evolutionisten kritisierten.(Raum: 286) Klan-destino 22:51, 24. Nov. 2008 (CET)


Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology.London

Morgan, Lewis-Henry: Die Urgesellschaft, Stuttgart 1987

Raum, Johannes W.: Evolutionismus, in: Fischer, Hans (Hg): Ethnologie.Einführung und Überblick, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, S.283-335.

Petermann, Werner: Die Geschichte der Ethnologie, Edition Trickster im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004.

Hinzufügung von Einzelnachweisen, Quellenangaben und geringfügige Änderungen im Text. Artene 16:08, 14. Dez. 2008 (CET)

Diffusionismus und Kulturkreislehre
(L. Frobenius, A.E. Jensen)

Die Lehre des Diffusionismus hat die Ethnologie, vor allem im Raum Deutschland – Österreich etwa von 1910 bis 1925 beherrscht. Diese starke Prägung durch deutsche und österreichische Museumsethnologen brachte ihr später auch den Beinamen „German School“ ein.

Die Grundannahmen der diffusionistischen Lehre können wie folgt zusammengefasst werden: Die Diffusionisten gingen davon aus, dass die Grundzüge einer Kultur in deren materieller Kultur eingeschrieben sind. Diese materielle Kultur weist eine hohe Konstanz auf, Innovationen erfolgen eher selten. Den Einfluss der natürlichen Umwelt auf die Kultur betrachteten Anhänger der diffusionistischen Lehre als gering. In diesem Zusammenhang ist auch der von Diffusionisten geprägte Begriff des „Mechanizismus“ zu erwähnen; dieser beschreibt, dass Kulturen aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt sind, die sich kontextunabhängig voneinander trennen und neu kombinieren lassen. Die von den Diffusionisten angenommene hohe Konstanz kultureller Phänomene, die sich durch Migration, Missionierung, Handel und Krieg über den Erdball verbreiten, verleitete sie auch zu der Annahme, dass man aus der räumlichen Verteilung von Kulturparallelen, die somit einen gemeinsamen Ursprung haben, zeitliche Abläufe ablesen könne. Mit Hilfe dieser Grundannahmen wollte man kulturelle Phänomene in Zeit und Raum erklären. Auf ihrer Suche nach kulturellen Zentren oder Herkunftsregionen („Diffusionszentren“) strebten die Diffusionisten stets nach der Entdeckung einer menschlichen Universalgeschichte. Sie wollten einen Nachweis über die Einheit der menschlichen Kultur erbringen.

Bedeutende Vertreter der Lehre des Diffusionismus waren Leo Frobenius(1873-1938), Fritz Graebner(1877-1934), Bernhard Ackermann (1859-1943) und Pater Wilhelm Schmidt(1868-1954), der Begründer der „Wiener Schule“. Sie alle waren Anhänger der wohl einflussreichsten Strömung innerhalb des Diffusionismus, der Kulturkreislehre.

Der Begriff Kulturkreis wurde 1889 von Leo Frobenius in das Fach eingeführt. Ihre Grundzüge legten Graebner und Ackermann 1911 in der Zeitschrift Methode der Ethnologie dar. Das Konzept erhielt darauf hin von Pater Wilhelm Schmidt seine endgültige Gestaltung. Ein Kulturkreis ist demnach ein Hilfsmittel zur Erforschung der Geschichte schriftloser Völker, in Form eines räumlich-zeitlichen Konstrukts, dass die bereits weiter oben erwähnten Übereinstimmungen zwischen verschiedenen Kulturelementen zu erkennen meint, die auf einen angeblich gemeinsamen Ursprung schließen lassen. Schmidt weitete Greabners Kulturkreislehre noch um ein Vielfaches aus und rekonstruktruierte drei Haupt und etliche Sekundärkulturkreise, von denen aus er seinen Urmonotheismus ableitete. Die Ausführungen Schmidts in all ihrer Detailliertheit erweckten immer mehr den Eindruck, dass Kultur etwas völlig lebloses und technisches sei, und führten letzlich auch dazu, dass die Lehre des Diffusionismus immer mehr in Kritik geriet.[Verkürzung des Artikels. Ich hoffe, dass ist nun nicht zu knapp]MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET)

Denn auch wenn man den Diffusionisten zugute halten muss, dass sie durch ihre Lehre versucht haben zu zeigen, dass menschliche Bevölkerungen auf der Welt schon immer in Austausch standen, und die Diffusionisten weitgehend den Mythos von der Geschichtslosigkeit schriftloser Kulturen gebrochen haben, weist die Theorie doch erhebliche Mängel auf.MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET) So haben menschliche Innovationen beispielsweise nicht immer, wie von den Diffusionisten vorausgesetzt, ein Zentrum. Außerdem müssen kulturelle Phänomene innerhalb einer Gesellschaft geklärt werden, denn nur dort entfalten sie ihre volle Bedeutung. Dies schießt auch mit ein, dass man den Einfluss der Umwelt nicht einfach komplett ignorieren kann. All diese Punkte führten schließlich - in Großbritannien und den USA allerdings wesentlich schneller als im Raum Deutschland-Österreich - dazu, dass der diffusionistischen Lehre immer weniger Beachtung geschenkt wurde und anstatt dessen die Lehre des Funktionalismus begann, die ethnologische Forschung zu bestimmen.Klan-destino 22:51, 24. Nov. 2008 (CET)

Funktionalismus/Strukturfunktionalismus

MelanieGabler 12:01, 2. Dez. 2008 (CET):Theorienabfolge geändert.


Funktionalismus und Strukturfunktionalismus entstanden aus der Kritik an den bis dahin vorherrschenden Theorien des Evolutionismus und Diffusionismus und haben die ethnologische Theorie besonders in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen dominiert (Müller:138). Allgemein ist festzuhalten, dass die Grenzen zwischen den beiden Strömungen fließend sind, dies begründet sich schon in den Ursprüngen der Theorien. Sowohl im Funktionalismus als auch im Strukturfunktionalismus wurden die Ideen des französischen Soziologen Emile Durkheims aufgegriffen (Barnard: 61). Durkheim legte in seinen die Ethnologie stark beeinflussenden Werken „Primitive Classifikation“ (1903) und „Elementary Forms of Religious Life“ (1912) (Barnard: 64ff) den Grundstein für die Theorie der psychischen Einheit der Menschheit. Als bedeutendste Vertreter gelten heute Bronislav Malinovski (1884-1942) für den Funktionalismus und Alfred Radcliffe-Brown (1881-1955) für den Strukturfunktionalismus. Als bedeutendster deutscher Vertreter sei Richard Thurnwald (1869-1956), der Begründer der deutschen Ethnosoziologie und des Institutes für Ethnologie an der FU Berlin zu erwähnen (Barnard 2002: 591) Malinowski verfolgte mit seiner funktionalistischen Theorie einen finalen Funktionsbegriff, für ihn war die jeweilige Funktion der Endzweck aller kulturellen Institutionen (Kohl: 144), Malinowski sah die Kultur letztlich als „Mittel zum Zweck“ (ebd.: 139), als eine sekundäre Umwelt, die es ermöglicht, die primären (Grund)Bedürfnisse des Menschen zu stillen (ebd.). Aus der Notwendigkeit heraus, dieses System zu erhalten erwachsen wiederum neue, sekundäre, Bedürfnisse (ebd.: 140). So erwachsen beispielsweise aus dem Bedürfnis der Fortpflanzung und Aufzucht verwandtschaftliche Verhältnisse, das Grundbedürfniss der Gesundheit hat die Entwicklung von hygienischen Maßnahmen zur kulturellen Antwort (Barnard 2000: 69). Für Malinowski und dessen Anhänger, wie beispielsweise Raymond Firth (ebd.: 61), haben kulturelle Institutionen daher stets eine Doppelfunktion. Zum einen die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse, zum anderen den sich daraus ergebenden Erhalt dieses Systems an sich. Im Gegensatz zu Malinowski war Radcliffe-Browns Funktionsbegriff nicht ganz so fundamentalistisch, ihm ging es weniger um individuelle Bedürfnisse als vielmehr darum, den Platz der einzelnen Dinge in der gesamtsozialen Ordnung zu bestimmen. Er bezeichnete sich gerne selbst auch lieber als „Komperativen Soziologen“ denn als Funktionalisten (ebd.: 62). Radcliffe-Brown stellte sich die Frage nach der Funktion struktureller Elemente. Ein Systeme stellte für Radcliffe-Brown eine Einheit interdependenter Teile dar und alle Teile und Aktivitäten dieses Systems haben die Funktion der Aufrechterhaltung des sozialen Ganzen, die Funktion ist also der integrative Beitrag, den jedes einzelne Element zur Aufrechterhaltung dieses Ganzen beiträgt (Kohl: 141). So läuft der Strukturfunktionalismus mitunter Gefahr, Kultur als nur eine Gesellschaftsfunktion unter vielen zu betrachten. Des Weiteren mussten sich die (Struktur)Funktionalisten immer wieder den Vorwurf der Ahistorizität gefallen lassen. Die komplette Vernachlässigung der materiellen und symbolischen Sphäre zugunsten der sozialen Sphäre führte zu statischen Gleichgewichtsmodellen (Kohl: 138) und mitunter stark abstrakten funktionalistischen Analysen (Müller: 138).Dennoch gilt die theoretische Richtung des (Struktur)Funktionalismus, die der Ethnologie eine den Naturwissenschaften vergleichbare exakte Methode zur Verfügung stellte (Kohl: 138) als die vielleicht erfolgreichste theoretische Strömung der gesamten Ethnologie und bestimmt nach der Revision einiger wichtiger Grundannahmen in modifizierter Form auch heute noch zahlreiche ethnologische Forschungsprojekte (ebd.)

Kohl, Karl-Heinz 2000: Ethnologie. Die Wissenschaft vom kulturell Fremden. München

Müller, Wolfgang (Hg.) 1999: Wörterbuch der Völkerkunde. Begründet von Walter Hirschberg. Berlin

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology. London

Barnard, Alan 2000: History and Theory in Anthropology. Cambridge

[OK oder zu lang??? Verlinkungen folgen, bin damit nicht klargekommen und muss jetzt leider los...]MelanieGabler 15:26, 6. Dez. 2008 (CET)

Historischer Partikularismus / Kulturrelativismus
(F. Boas, R. Benedict, M. Mead)

Im Gegensatz zum Evolutionismus war für den Kulturrelativismus die Vielfalt der Kulturen und deren Verständnis als Einheit zentral. Jede Kultur wird als eigenes System angenommen, in dem jedes einzelne Element nur in Verbindung mit dem Ganzen an sich verstanden werden kann. Der Zweck jeder Kultur liegt in sich selbst. Gedanklicher Gründervater des Kulturelativismus genannten Paradigmas war Franz Boas (1858-1942), der nach seiner Ausbildung in Deutschland für die amerikanische Anthropologie den Grundstein legte. Seinem vom deutschen Historismus geprägtes Wissenschaftsverständnis nach, sind einzelne geschichtliche Epochen nicht miteinander zu verlgeichen (vgl. Kohl:147). Den Four-Field-Approach bis dato in den Vereinigten Staaten praktizierend, mehren sich allerdings die kritischen Stimmen [3] : Die Verbindung von physischer Anthropologie, kultureller Anthropologie, den Sprachwissenschaften und der Archäologie, die meist in einem Department vereint sind. Der Historische Partikularismus, nachträglich besonders von Franz Boas' Schülern (u.a. Ruth Benedict, Alfred L. Kroeber, Margaret Mead) geprägt, geht davon aus, dass kulturelle Entwicklungen nicht mittels evolutionärer Einheitsschemata erklärt werden können. Vielmehr sind es eigene Entwicklungen, eigene Züge, die somit auch jede Kultur einzigartig macht. Daher historisch und partikular.

Nach Boas' Schülerin, Ruth Benedict (1887-1948), stehen allen Gesellschaften sui generis eine große Menge an möglichen Denkformen, Verhaltensweisen, Wahrnehmungsformen zur Auswahl. Einmal entschieden, ist jede Kultur als ein bestimmtes System zu verstehen, das sich in der Realität manifestiert. Welche Kriterien für welche Auswahl aus dem „großen Bogen“ (Kohl:150) stehen, beantworten die Kulturrelativisten nicht. Auch werden biologische und psychische Begründungen nicht weiter beachtet. Jeder der hineingeboren wird, wird von Geburt an mit diesem System vertraut, nimmt es auf und eignet es sich an. Werte und Sozialverhalten werden zu einem Teil eines jeden innerhalb des Systems.

Margaret Mead (1901-1978), befasste sich in ihrer ethnologischen Forschung mit den psychischen Anpassungsprozessen, die in jedem Einzelnen vor sich gehen. Besonders aber durch ihre Erforschung der neuguineanischen Gesellschaftsstrukturen erlangte sie große Aufmerksamkeit, denn ihr zufolge sind Rollen der Geschlechter kulturell bedingt. Margaret Mead gründete 1944 das Institute for Intercultural Studies [4], deren Mitglieder u.a. namhafte Wissenschaftler waren, wie etwa Gregory Bateson, Ruth Benedict, Alfred J. Kroeber, Clyde Kluckholn oder Roy A. Rappaport. Wie oben erwähnt, besitzt jedes kulturelle System eigene Werte und Normen. Darauf folgt zugleich, dass es keine universellen Normen und Werte geben kann, woraus sich auch eine ethnozentrische Grundhaltung der Kulturen ergibt. Klan-destino 08:50, 23. Dez. 2008 (CET)

Neo-Evolutionismus
(Leslie A. White, Julian H. Steward)

Gleichwohl der Evolutionismus u.a. durch die Boas'sche cultural anthropology und den britischen Funktionalismus, aber auch die deutsche Kulturgeschichte starke Gegner erfuhr (vgl. Petermann:734 und Kohl: 157), konnte er zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Auferstehung feiern.

Besonders die amerikanische Anthropologie war für die Begründung und Prägung des im Nachhinein Neo-Evolutionismus genannten Theoriestranges verantwortlich. Soziokulturelle Entwicklungen unter dem Aspekt der Gesetzmäßigkeit als Forschungsinteresse zugrunde liegend, sind besonders Leslie Alvin White und Julian Haynes Steward hervorzuheben.

Es gilt zu betonen, dass es keine einheitliche neo-evolutionistische Schule gibt, wie auch kein einheitlicher Evolutionsbegriff vorhanden ist (White 1949: „The Science of Culture“). Aber es gab eine Wiederkehr evolutionistischer Denkansätze durch White und Steward, nach ihnen Roy Rappaport oder auch Marshall Sahlins und Robert Carneiro.

In tiefer Prägung durch die Lektüre Lewis Henry Morgans, als sein wissenschaftliches Vorbild identifizierend, aber auch durch Ideen Sir Edward Tylors und Herbert Spencers, glaubte Leslie A. White, nicht nur eine Gesetzesmäßigkeit im Kulturprozess, sondern auch ein unilineares Schema – also vom Einfachen zum Komplexen, vom schwach strukturierten zum stark strukturierten - hinter der Entwicklung der Kultur zu entdecken. Kultur einzig und allein im Singular. Eine klare Trennung zur Boas-Schule, deren wissenschaftliche Richtung White stets ablehnte und heftig anfocht. Leslie A. White war der Überzeugung, dass es objektive Kriterien für den Kulturvergleich gäbe. Der Energieverbrauch pro Kopf sei ein solcher Maßstab. Je höher der Konsum an Energie, desto höher der Grad der kulturellen Entwicklung (vg. Petermann:751; Kohl:158). Es sollte eine Wissenschaft von der Kultur, die sogenannte Kulturologie (science of culture) entwickelt werden. Kultur wurde als extrasomatische Ordnung verstanden, die bestimmten Gesetzen unterliegt und mittels der Menschen selbst entwickelt wird.

Julian Haynes Steward, als weiterer Begründer des evolutionistischen „Revivals“ interessierte sich Zeit seines Lebens für die Kausalitäten der Kulturentwicklung und nicht nur für universelle Gesetzmäßigkeiten. Die Frage der kulturübergreifend gültigen Gesetzmäßigkeiten in Verbindung mit der Auswirkung der Umwelt auf die Gesellschaft lässt Julian Steward zu einem Bindeglied zwischen Evolutionismus und Kulturrelativismus werden (vgl.Kohl:163).

Die Fokussierung auf Kausalität zwischen Umwelt und Sozialverhalten lässt sich durch seine Feldforschungen bei den Indiandervölkern im Great Basin begründen. In dieser Zeit wurde ihm die Auswirkung der unmittelbaren Umwelt auf das Sozialverhalten und dessen Veränderung bewusst vor Augen geführt. Daten aus ähnlich ariden Gebieten zeigten eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit mit den Daten seiner Shoshoni-Feldforschungen. Ähnliche Umweltverhältnisse führten zu nahezu gleichen Auswirkungen auf Ackerbau und Bewässerungsbau. Demnach sind in historisch getrennten Einzelkulturen „parallel verlaufende(...) Entwicklungssequenzen“ (Kohl:159) zu erkennen. Diesen Ansatz wollte Steward klar sowohl vom Evolutionismus des 19. Jahrhunderts, als auch von White's unilinearem Evolutionismus getrennt wissen. Um einen systematisch vergleichenden Ansatz zu kreieren, definierte Julian Steward „den Begriff des „Kulturkerns“..., worunter er jenes Gefüge von technischen, sozialen, politischen und auch religiösen Elementen verstand, die in jeder Kultur aufs engste mit den Formen des Lebensunterhalts verbunden sind und die Umweltbeziehungen regulieren.“ (Kohl:159. Petermann:743). Der Kulturkern beinhaltet grundlegende Merkmale, die durch abhängige Variablen ergänzt werden, wie politische oder religiöse Merkmale. (Petermann evtl. besser!). Transkulturell und historisch voneinander abhängige Kulturtypen, die durch einen spezifischen Kulturkern definiert werden, können verglichen und einander zugeordnet werden. Dazu definierte er vier Entwicklungsstadien: Jagdschar, Stamm, Häuptlingstum und Staat (vgl. Petermann:744). Problem: Sich von einer unilinearen Evolutionismustheorie trennen wollend, befindet sich Steward genau mit dieser Definition deutlich in diesem Theoriegebäude.

Dennoch ist sein Ansatz als Ganzes multilinear zu sehen. Die zentrale Theorie Stewards, die Kulturökologie, 1955 in seinem Werk „Theory of Cultural Change“ (1955, Urbana, University of Illinois Press) veröffentlicht, definiert sich wie folgt: „Kulturökologie ist die Erforschung der Prozesse, durch die eine Gesellschaft sich ihrer Umwelt anpasst“ (Petermann:743). In Kombination mit seinem multilinearen Ansatz ist sich Steward im Klaren, dass es grundlegende Kulturtypen gibt, die sich unter gleichen Bedingungen in gleicher Weise entwickeln, aber dass es dennoch keine Regelmäßigkeiten im Kulturaspekt aller Gruppen geben kann (vgl. Steward ToCC:4).Klan-destino 22:50, 24. Nov. 2008 (CET)

Fehl-Verlinkung auf Anthropology beseitigt --Gerhardvalentin 10:26, 25. Nov. 2008 (CET)
Fehl-Verlinkung auf Kulturanthropologie ersetzt durch link auf den Unterpunkt cultural anthropology im englischsprachigen Eintrag Franz Boas. Begründung: Der deutsche Begriff "Kulturanthropologie"—wissenschaftshistorisch gesehen eine philosophische Disziplin—wird heute von Teilen des eigenständigen Faches Volkskunde für sich reklamiert. Da der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag "Kulturanthropologie" momentan in diese volkskundliche Richtung zielt, ist eine Velinkung dort hin an dieser Stelle irreführend bis falsch. Zephyrin xirdal 11:50, 25. Nov. 2008 (CET)
Strukturalismus

Der Strukturalismus geht davon aus, dass kulturelle Wirklichkeit erst durch den menschlichen Geist geschaffen wird und macht sich zur Aufgabe die allen sichtbaren Phänomenen zugrundeliegenden universalen Strukturen der menschlichen Logik aufzudecken. Für den Strukturfunktionalisten Radcliffe-Brown ließen sich die Ordnungssysteme einer Gesellschaft direkt aus der Empirie ableiten. Im Strukturalismus geht es nicht um diese faktische Ordnung, sondern die eine Abstraktionsstufe höher gelegenen unbewussten Strukturen, die für den Menschen nicht direkt erfahrbar sind.(Amborn: 337ff)

Der Strukturalismus in der Ethnologie wurde stark beeinflusst von der strukturalen Linguistik nach Jacobson und Tubetzkoj, deren Ideen und Methoden der französische Ethnologe und Hauptvertreter des Strukturalismus, Claude Lévi-Strauss, auf die Sozialwissenschaft übertrug. Grundannahme der strukturalen Linguistik ist es, dass ein unbewusstes Regelwerk dem Sprechen des Einzelnen vorausgeht. Sprache wird als System verstanden, in welchem die kleinsten unterscheidenden Merkmale der Sprache (Phoneme) durch Zusammenhang und gegenseitige Abhängigkeit definiert sind. Ausgehend von dem linguistischen Ansatz suchte Lévi-Strauss universale Konstanten und Regelmäßigkeiten im ethnographischen Quellenmaterial, wobei er einzelne Phänomenkomplexe (wie Verwandtschaftsformen oder Mythen) isoliert betrachtete. Da sowohl die Sprache wie auch alle übrigen Äußerungen der Kultur auf logischen Gegensatzpaaren (binären Oppositionen, wie zb heiß/kalt) (Oppitz: 24) aufbauen, erstellte er anhand dieser Modelle. Diese setzen sich aus kleinsten invarianten Einheiten zusammen, welche in logischer Beziehung zueinander stehen. Ziel der Modelle ist es sichtbar zu machen, welchen übergeordneten Strukturen ein Phänomen folgt. (Kowarzik: 280)

Die erste Verbindung zu den linguistischen Erkenntnissen stellte Lévi Strauss im Bereich der Verwandtschaftssysteme her. So wie die Anzahl der Laute die der Mensch zu bilden fähig ist unbegrenzt ist, so ist auch die Verschiedenheit der möglichen Haltungen in verwandtschaftlichen Beziehungen unbegrenzt. Aber jede Sprache behält nur eine bestimmte Anzahl der erzeugbaren Laute und ebenso verhält es sich auch mit den verwandtschaftlichen Beziehungen. Es gilt daher aufzudecken welches System dahinter liegt. Die Verwandtschaftsbezeichnungen haben jedoch keinen erklärenden Wert.: „Auf der Stufe des Vokabulars gibt es keine notwendigen Beziehungen“.(Lévi-Strauss: 49) Eine Struktur, um deren Aufdeckung es Lévi-Strauss geht, liegt jedoch nur dann vor, wenn zwischen kleinsten invarianten Elementen notwendige Beziehungen herrschen. Lévi-Strauss’ Interesse gilt deshalb dem was er als Haltungssystem bezeichnet (im Gegensatz zum rein sprachlichen Benennungssystem), um psychologisch-soziale Beziehungen. Er entwickelte das Verwandtschaftsatom, die kleinste gesellschaftliche Einheit, in welchem die Kernfamilie um den Bruder der Mutter erweitert ist. Dies ist die Konsequenz aus dem universalen Inzesttabu, das als positive Regel die Verbindung von Familien herstellt. (Kowarzik:283) Denn das wichtigste Merkmal der Verwandtschaft ist nach Lévi-Strauss der Versuch zwischen den elementaren Familien Beziehungen herzustellen. „Was Verwandtschaft ihren Charakter als soziale Tatsache verleiht ist nicht was sie von der Natur beibehalten muss, sondern der wesentliche Schritt durch den sie sich von ihr trennt“. (Lévi-Strauss: 66). Mit dem Verwandtschaftsatom gelang es Lévi-Strauss die Herkunft und Sinnhaftigkeit scheinbar willkürlicher Heiratsregeln (wie die Kreuzcousinenheirat) zu erklären, die weltweit signifikant häufig zu beobachten sind. Neben seiner bedeutenden Forschung auf dem Gebiet der Verwandtschaft konnte er auch im Bereich der Mythen zeigen, dass trotz der Freiheit die der Geist in der Gestaltung hat, Mythen starke Ähnlichkeiten auf der Ebene der Strukturen aufweisen (Amborn: 351), indem er analog zu den Phonemen der Linguistik Mytheme benannte. Mit der Einführung des Begriffs des „wilden Denkens“, das sich in den Mythen zeigt und welches als Denken im ursprünglichen Zustand direkt auf das assoziative Verstehen des Universums abzielt, rehabilitierte er außerdem das „primitive“ Denken (Lévy-Bruhl 1966 [1927]) und lieferte einen Beweis für die Allgemeingültigkeit mentaler Strukturen.


Amborn, Hermann: Strukturalismus. Theorie und Methode, in: Fischer, Hans (Hg): Ethnologie.Einführung und Überblick, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, S.337-367.
Kronenfeld, David; Decker, Henry, W.: Structuralism, In: Annual Review of Anthropology (8), 1979, S. 503-541
Lévi-Strauss, Claude: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft,1993, Frankfurt/M(stw),[Les structures élémentaires de la parenté. Paris, 1949]
Lévi-Strauss, Claude: Die Strukturanalyse in der Sprachwissenschaft und der Anthropologie, in:Strukturale Anthropologie, Frankfurt/M (stw) 1977, S. 43-67.
LÉVY-BRUHL, LUCIEN. 1927. Die geistige Welt der Primitiven. München 1927, Darmstadt 1966. [frz. La mentalité primitive, Paris 1959]
Oppitz, Michael: Notwendige Beziehungen. Abriss der strukturalen Anthropologie,Frankfurt/M (stw)1993.
Petermann, Werner: Die Geschichte der Ethnologie, Edition Trickster im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004.
Schmied-Kowarzik, W.: Strukturale Ethnologie und geschichtsmaterialistische Kulturtheorie, in: Schmied-Kowarzik und Stagl (Hg.),1993, S. 275-307.

Artene 18:44, 18. Dez. 2008 (CET)

Symbolische Ethnologie und interpretative Wende
(C. Geertz, V. Turner, D.Schneider)

Die im vorherigen Punkt beschriebene strukturale Ethnologie stellt das Denken der Anderen als einer logischen Form folgend dar und versucht, Kulturen durch Modelle und analytische Verfahren zu erklären. In den 1960er Jahren jedoch wurde innerhalb der Ethnologie zunehmend die Diskrepanz zwischen diesem naturwissenschaftlichem Anspruch und dessen methodischer Einlösung erkannt [Heidemann 2007:3]. Man kam zu dieser Zeit immer mehr von der Konzentration auf das Symbol an sich („Symbol als Grammatik“) [Heidemann: 7] ab und widmete sich in erhöhtem Maße der Analyse der Bildung von symbolischen Systemen und deren kultureller Einbettung in einen Kontext menschlicher Handlungen [Müller 1999:363].

Als Hauptvertreter der symbolischen Ethnologie gelten Victor Witter Turner (1920-1983) Clifford Geertz (1926-2006) und David Schneider(1918-1995) [Barnard 2002: 535]. Vor Allem Clifford Geertz legte mit seinem Aufsatz „Dichte Beschreibung“ aus dem 1973 veröffentlichten Werk „The Interpretation of cultures“ den Grundstein für die interpretative Wende in der Ethnologie. Für Geertz setzt sich eine Kultur aus ineinandergreifenden symbolischen Systemen zusammen, die es den Menschen möglich machen, ihren Erfahrungen Bedeutung zuzusprechen und ihre bedeutenden Erfahrungen zu kommunizieren. Individuen sind von diesen Symbolsystemen zutiefst geprägt, auf der anderen Seite gestalten sie diese aktiv [Müller 1999: 142](mit?). Um die fremde Kultur zu erfassen, müssen diese Symbolsysteme aus Sicht der Einheimischen verstanden und dicht beschrieben werden [Müller 1999: 79]. Dies bedeutet eine Beschreibung der fremden Kultur aus Sicht ihrer Mitglieder, in der zugleich Bedeutungssysteme offen gelegt werden, die diesen selbst verborgen bleiben [Barnard 2002:538]; Kultur ist also nicht ein in den Köpfen ihrer Mitglieder manifestiertes logisches System, sondern wird als eine symbolische Ordnung betrachtet, die ihre Bedeutung erst in verschiedenen Handlungen entfaltet [Heidemann 2007: 7]. Menschen sind somit verstrickt in nicht enden wollenden sozialen und kulturellen Prozessen und Interpretationen. Gegenstände und Ereignisse erfahren ihre Existenz erst über eine Bedeutungszuschreibung in diesen sozialen Kontexten [Heidemann 2007:16]. Bedeutungen wiederum bilden ihre Realität durch sich selbst und sind nur in einer Gesamtheit sinnvoll. Der Ethnologe versucht diese Realität zu verstehen und ist sich darüber bewusst, dass ihre Sicht der Dinge lediglich eine mögliche Interpretation darstellt [Heidemann:16]. Ethnologie wurde somit zu einer interpretativen Aktivität [Barnard 2002:538].

Eine diesen neuen Prämissen angemessene Methode stellt der hermeneutische Zirkel dar. Hermeneutik bezeichnet die Lehre vom Prozess des Verstehens, der Auslegung und der Deutung. Die Bedeutung von Teilen wird dabei immer im Sinn des Ganzen gesucht und umgekehrt. Innerhalb dieses Verstehensprozesses gelangt der Ethnologe stets zu neuen Ansichten, die wiederum seine Interpretation beeinflussen. Es gibt somit keine Dinge an sich; der Mensch schafft sie durch seine Interpretation. Daraus folgt auch, dass es keine privilegierte Sicht auf die Welt geben kann [Heidemann:17f]. Diese Verfahrensweise führte zu einem Verständnis von „Kultur als Text“, was an eine Anlehnung an die strukturale Ethnologie denken lässt, zugleich jedoch einen entscheidenden Unterschied der symbolisch interpretativen Ethnologie Geertz’ zu Levi-Strauss’ Strukturalismus deutlich macht: Die Abwendung von szientistischer Methodologie [Barnard 2002: 536]. In den 1980-iger Jahren kam es zu immer heftigerer Kritik an Geertz Ansatz. So wurde ihm vorgeworfen, er monologisiere über fremde Kulturen, anstatt einen Dialog aufzuzeigen, er bliebe als Autor unsichtbar und mache überdies seinen Erkenntnisweg nicht deutlich [Heidemann 2007: 23]. Hinzu kam die Veröffentlichung von Malinowskis Tagebüchern (1967: A diary in the strict sense of the term) welche in besonderem Maße deutlich machte, dass Erkenntnis immer an bestimmte Personen gebunden ist [Kohl 123ff] und nochmal in besonderem Maße auf die Schwierigkeit des „unsichtabren Autors“ verwies. Es entbrannte eine heftige Debatte über Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung fremder Kulturen [Heidemann: 4], die sogenannte „Writing Culture Debatte“, die in dem gleichnamigen Sammelband von James Clifford und George Marcus „Writing Culture. The Poetics and Politics of Ethnography“ aus dem Jahr 1986 hervorragend dargestellt wird [Barnard:159]. Die „Krise der Repräsentation“ [Kohl:123] war in vollem Gange und immer lauter werdende Forderungen nach dialogischer Darstellung und Mehrstimmigkeit [Heidemann 2007:14] führten schließlich zu einer ganzen Reihe experimenteller Schreibweisen und postmoderer Ansätze innerhalb der Ethnologie.MelanieGabler 19:22, 15. Jan. 2009 (CET)

Anmerkungen: 1. Schon mit der Überschrift bzw. dem Gliederungspunkt habe ich einige Probleme:"Symbolische Ethnologie und interpretative Wende" oder doch lieber "Krise der Ethnologie/Interpretative Wende". Dies hängt mit einem Verständnissproblem meinerseits zusammen. Mir ist die Trennung zwischen Symbolischer und Interpretativer Ethnologie nicht ganz klar, zumal diese beiden Begriffe in manchen Werken synonym verwendet werden (z.B. Heidemann, Barnard)in anderen Werken, und teilweise sogar in ein und dem selben Text, wird es wiederum so dargestellt, dass erst die Krise der Ethnologie in den 60er Jahren kam (die wiederum zeitlich völlig unzusammenhängend mit der Krise der Repräsentation und der Writing Culture Debatte [1980er Jahre!!] in Zusammenhang gebracht wird), sich daraus die symbolische Ethnologie entwicklete die dann von der interpretativen Ethnologie abgelöst wurde. Daher bin ich mir nicht sicher, ob meine Darstellung an dieser Stelle korrekt und überzeugend ist. 2. Die Länge...Ich habe Turner und Schneider außen vor gelassen, obwohl ich mir dessen nicht sicher bin. aber sonst wird es zu lang. oder ist jemand der Meinung, dass es nicht ausreicht, die namentlich zu erwähnen? MelanieGabler 19:28, 15. Jan. 2009 (CET)

Quellen: Kohl, Karl-Heinz 2000: Ethnologie. Die Wissenschaft vom kulturell Fremden. München

Müller, Wolfgang (Hg.) 1999: Wörterbuch der Völkerkunde. Begründet von Walter Hirschberg. Berlin

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology. London

Heidemann, Frank 2007: Krise der Ethnologie und Interpretative Wende. Vorlesung 7. Theoretische Ansätze II.<electronic document>http://www.ethnologie.lmu.de/downloads/HM/EinfuehrungInDieEthnologie2007.07.pdf [15.01.2009] MelanieGabler 19:22, 15. Jan. 2009 (CET)

Postmoderne und Postkoloniale Diskurse

Postmoderne

Ende der der Fünfziger Jahre etablierte sich in der Kunst, aber auch in der Kulturwissenschaft eine neue reflexive Auseinandersetzung mit traditioneller aber auch mit aktueller Gegebenheiten. Der Szientismus wird hinterfragt, da dieser aufgrund von Interpretationen weiterer Interpretationen Fakten schafft, die sich in der Realität widerspiegeln. Der Ethnologe deutet bei seiner Feldforschung bestimmte Handlungen und Vorgänge, die er niederschreibt und später u.U. Veröffentlicht. Somit konstriuiert der Ethnologe den „Anderen“ oder das „Andere“. Das ist auch exakt der Vorwurf, den Edward Said in seinem bekanntesten Werk „Orientalism“. Dort prangert er an, dass der Westen ein holistisches Bild des Ostens konstruiert hat um einerseits sich selbst von orientalistischen Einflüssen abzugrenzen, aber auch um sich selbst damit eine Identität zu geben.(Quelle). Was mit dieser Ansicht des Westens einhergeht ist das nicht wegzudiskutierende Machtgefälle – durch Michel Foucault's Verständnis von Macht beeinflußt. Die selbstreflexive Stärke der Ethnologie führte nun dazu, dass in den einzelnen Ländern das postmoderne Paradigma in die Debatte ein- und ausgebaut wurde. In den USA wurde der Multikulturalismus debattiert, in England die cultural studies und in Frankreich erhielt das postmoderne Paradigma in den philosophischen- und kulturwissenschaftlichen Wissenschaften Einzug. Auch schlug die Ethnologie zwei neue Wege ein (Petermann:1021): 1) Die Dekonstruktion der Wissenschaft und deren Veröffentlichungen. Frühere ethnographische Arbeiten werden dekonstruiert – bedeutend scheint hier die Veröffentlichung der Tagebücher Bronislaw Malinowskis zu sein, die bedeutend kritische Meinungen hervorriefen. Problematisch erscheint bei der Dekonstruktion und Analyse früherer Ethnographien, dass auch der Analyst seinen eigenen Deutungen und Interpretationen unterliegt, die tief von seiner Umwelt abhängen. 2) der Versuch neue Wege der Ethnographie zu finden und zu erforschen. Nicht mehr die teilnehmende Beobachtung, sondern die aktive Einbindung durch z.B. Dialogen, etc., sollten die durch die Postmoderne aufgeworfenen Schwachpunkte korrigieren.

Weitere Ansätze
Kognitive Ethnologie

Die Kognitive Ethnologie entwickelte sich in den 60er Jahren ausgehend von der Kulturdefinition von W.H. Goodenough, nach der Kultur all das ist, was ein Mitglied einer Gesellschaft wissen oder glauben muss, um sich in einer für diese Gesellschaft annehmbaren Weise zu verhalten. Um kulturspezifisches Verhalten zu verstehen, müssen demnach die kognitiven Grundlagen des Handelns aufgedeckt werden. Deshalb beschränkt sich die kognitive Ethnologie auf die Untersuchung dieser Wissensbestände, die die Voraussetzung weiterer kultureller Erscheinungen wie Institutionen, Sozialorganisation, Objekten und alltägliche Praxis sind. Kultur wird als Symbolsystem verstanden, das der Ordnung der Umwelt und der Orientierung darin dient. Da es als mentales Phänomen jedoch nicht empirisch fassbar ist, ist die Untersuchung von Kultur weitgehend an Sprache gekoppelt. Die kognitiven Ethnologie bedient sich daher linguistischer Erhebungsverfahren, etwa in Form von formalisierten Befragungsverfahren. Narrative Texte, Interviews, Sprichwörter und Autobiographien bilden die Datengrundlage. Die Vorstellung, dass Kultur in einer Gruppe tradiert wird und somit einen gemeinsamen Wissensbestand bildet führte auch zu der Annahme der Existenz eines idealen Kulturteilnehmers, der das gesamte kulturelle Repertoire beherrscht. Die stark linguistische Orientierung führte zu Kritik auch aus den eigenen Reihen, da die semantischen Modelle nicht ausreichen um nicht-sprachliches Verhalten zu erklären.

Action Anthropology

Die Frage wie verantwortbare und Stellung beziehende Ethnologie in der Praxis aussehen kann, führte zum Ansatz der Action Anthropology, der Feldforschung mit politischem Engagement und unterstützendem Eingreifen verbindet. Die wesentlichen Prinzipien wurden bereits in den 50er Jahren von Sol Tax aufgrund einer Feldforschung bei den Fox-Indianern formuliert. Karl Schlesier baut auf diese in den 70/80er Jahren auf und entwickelte sie weiter. Action Anthropology macht sich zur Aufgabe, bei der Lösung von Problemen, die durch die Konfrontation mit einer dominanten Gesellschaft entstanden sind, Hilfe zu leisten und strebt gleichzeitig durch diesen Prozess wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn an. Gesellschaftliche, ökonomische oder politische Probleme werden im Feld aufgegriffen, um gemeinsam mit einem begrenzten Personenkreis Betroffener nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei sollen zielgerichtete Interaktion und der Dialog mit der jeweiligen Gesellschaft im Vordergrund stehen und der Forscher als nicht-richtungsgebender Berater fungieren, ohne Entscheidungsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung einzuschränken. Geplanter und vorbestimmter Einsatz von ausgewählten Mitteln zur Erreichung eines Zieles werden abgelehnt. Problematisch ist die Umsetzung des Ansatzes in Bezug auf die Heterogenität der beforschten Gemeinschaft, innerhalb derer meist verschiedene Interessensgruppen vertreten sind. Ein herrschaftsfreier Diskurs, wie die Action Anthropology ihn verlangt ist außerdem nicht möglich. .



Klan-destino 15:56, 14. Nov. 2008 (CET)

Feldforschung als „Dichte Teilnahme"

Trotz aller Kritik verliert die Teilnehmende Beobachtung in der Ethnologie nicht an Bedeutung. Es findet vielmehr eine Radikalisierung von ihr statt. (Spittler 2001: 7) Als Wissenschaft muss die Ethnologie gewissen universitäre Standards der Datenerhebung gerecht werden, denn: „Das Kennzeichen der Wissenschaft ist die Methode. Wissenschaft lässt sich nicht über Inhalte definieren, sondern nur über die Vorgehensweise. Von der Vorgehensweise hängt die Gültigkeit der Schlussfolgerungen ab.“ (Schnell/Hill/Esser 2005: S. 6). Die volle Bandbreite an zur Verfügung stehenden Methoden soll zum Einsatz kommen. Es kommt darauf an die jeweilige Kultur sowohl durch Gespräche und Interviews, auf sprachlicher Ebene, durch Beobachtungen, auf visueller Ebene, als auch durch Teilnahme und Erleben, auf sinnlicher Ebene zu erforschen. Beobachtung, Gespräch und Erfahrung müssen sich bei der Untersuchung ergänzen. Diese Umfassende Teilnehmende Beobachtung wird als Dichte Teilnahme bezeichnet. (Spittler 2001: 19) Joji 22:30, 19. Jan. 2009 (CET)

Kombination Quantitativer und Qualitativer Methoden ethnologischer Feldforschung

Je nach theoretischer und forschungspraktischer Ausrichtung werden eher quantitative oder qualitative Daten erhoben und bei der Interpretation gewichtet. In der quantitativ Forschung liegt das Augenmerk auf exakte Mengenangaben durch Messen relevanter, zuvor bestimmter Einheiten, bei größtmöglichem Strukturierungs- und Standardisierungsgrad sowie damit einhergehend den Forderungen nach Objektivität, Validität und Reliabilität gerecht zu werden und schließlich, dass durch dieses Vorgehensweise eine statistische Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse erreicht werden kann. Unter quantitativen Daten, welche die ethnologische Forschung hervorbringt, fallen Angaben zur Demographie und Siedlungsweisen, d.h. also zur Größe, Anzahl und Verteilung von Wohnstätten, Jagd- und Weidegebiete. Quantifizierbare Auskünfte erhält der Feldforscher aber auch durch genealogische Daten und Zensen, also Informationen zu Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen und Heiratsverhältnisse. Dem gegenübersteht die qualitative Forschung, deren Forschungsziel die Erkundung und das Verstehen der Sinnsetzungs- und Sinndeutungsvorgänge der Akteure und den zugrunde liegenden Wissensbeständen ist. Mit anderen Worten ist das Handeln und somit auch die kulturellen Praktiken von Menschen und die hinter diesen stehenden Regeln von Interesse. Durch den Verzicht auf eine ex ante Strukturierung zugunsten einer Betonung der Offenheit und Beweglichkeit des Forschens eignen sich die qualitativen Verfahren besonders für die Entdeckung und Erklärung sinnbasierter und fremdkultureller Phänomene. Eine wissenschaftliche Feldforschung sollte indes auf beide Datentypen zurückgreifen, um die jeweiligen Stärken und Schwächen zu ergänzen und so die Aussagekraft der Ergebnisse insgesamt zu erhöhen. Damit umfassende Aussagen treffen zu können wird die ethnologische Feldforschung „daher nie ohne eine Kombination verschiedener Erhebungsmethoden auskommen.“ (Sökefeld 2003: S. 117). Neben der Ergänzungsmöglichkeit bzgl. der Forschungsergebnisse sieht Kelle als weiteren funktionalen Vorteil „die Möglichkeit zu einer wechselseitigen Methodenkritik“ (Kelle 2007: S. 54). Darüber hinaus bietet Kelle eine hervorragende Übersicht zum den lang anhaltenden Diskurs über die jeweiligen Methoden(Traditionen), sowie über den aktuellen Stand der Methodenintegrationsdiskussion („Mix Methods“, „Triangulation“). Tobolowsky 20:26, 21. Jan. 2009 (CET). Ein weiterführende Anleitung zu quantitativen Forschungsmethoden findet sich auf folgender Seite: http://www.methoden-der-ethnographie.de/index.html

Beobachtung in den Sozialwissenschaften

Davon grenzt sich die sozialwissenschaftliche Beobachtung in zwei Punkten entscheidend ab. Erstens soll das sinnlich wahrnehmbare Handeln erfasst werden und zweitens tritt die Person des Beobachters selbst als Messinstrument in Erscheinung. Wie bei der Befragung ist auch bei Beobachtungsverfahren eine nicht unerheblich Differenzierung zu berücksichtigen. Die verschiedenen Arten der Beobachtung der empirischen Sozialforschung unterscheiden sich nun hauptsächlich nach dem Ausmaß der Kontrolle und den Beziehungen des Beobachters zum Subjekt der Beobachtung. In der empirischen Sozialforschung wird in aller Regel folgende Unterscheidung getroffen: Je nach dem, ob ein Beobachter sich als solcher zu erkennen gibt, oder ob die Personen über das Verfahren im Unklaren gelassen werden, unterscheidet man eine offene und verdeckte Beobachtung. Einer strukturierten, bei dem ein systematisches Beobachterschema entworfen wird, steht einer unsystematischen, d.h. den situativen Interessen des Beobachters gegenüber. Ein weiterer Gegensatz betrifft die Konstellation während der Beobachtung. Findet sie im Feld statt, so spricht man von einer natürlichen Beobachtungssituation, während sie im Labor als künstlich bezeichnet wird. Werden die Handlungen der Beobachteten vom beobachteten Forscher lediglich protokolliert nennt man sie nicht-teilnehmende Beobachtung. Wird der Beobachter zum Interaktionspartner seines Beobachtungsgegenstandes spricht man von teilnehmender Beobachtung. Durch den lange Zeit überwiegenden Einsatz dieser Methode hat sich die ethnologische Feldforschung lange Zeit von benachbarten Disziplinen abgrenzen können, wird sie hier doch als „Königsmethode“ (Girtler 2001: S. 11) bezeichnet und gilt deshalb „vielen als die ethnologische Methode“ (Spittler 2000: S. 2) schlechthin. Abschließend soll noch auf die Unterscheidung zwischen Fremd- und Selbstbeobachtung hingewiesen werden, wobei letzteres für die Ethnologie nicht forschungsrelevant ist, sondern verstärkt in der Psychoanalyse zum Einsatz kommt. Tobolowsky 16:18, 22. Jan. 2009 (CET)

Vom Führen eines Tagebuchs zur Ethnographie

„Gute Ethnographie bedarf offensichtlich nicht nur der dichten Teilnahme, sondern auch eines wissenschaftlichen Habitus, der sie nicht nur ergänzt, sondern zu ihr sogar in einem gewissen Widerspruch steht. (…) Man muss seine Beobachtungen und Gespräche schriftlich festhalten und auch schon unterwegs ausarbeiten.“ (Spittler 2008: S. 48) Damit gibt Spittler keineswegs das methodische Programm der dichten Teilnahme auf, sondern fordert vielmehr während des gesamten Forschungsprozess eine Wissenschaftlichkeit aufrecht zu erhalten: „Ein Feldaufenthalt sollte nicht nur mit dem Materialsammeln, sondern auch der Auswertung, der Reflexion und sogar dem Schreiben von publikationsreifen Texten dienen. Dichte Teilnahme ist auch für diesen Teil der wissenschaftlichen Arbeit wichtig, nicht nur für die Datenerhebung.“ (Spittler 2008: S. 64) Der teilnehmenden Beobachtung in der ethnologischen Tradition ist häufig ihre Theorielosigkeit vorgeworfen worden. Dies gilt vor allem auch für die enzyklopädischen Ethnographien des 19. Jahrhunderts. Heute lassen sich drei Varianten der Ethnographie unterscheiden: 1. sammelzentriert, 2. theoriezentriert, 3. problemzentriert. Eine enzyklopädische Ethnographie, die von einer vollständigen Erfassung von Kultur ausgeht, gibt es nicht mehr. Die sammelzentrierte Ethnographie hat den Anspruch alle über ein Gebiet vorhandenen Daten sammeln zu können. Sie übersieht jedoch, dass es keine unstrukturierten Beobachtungen gibt und immer automatisch Theorien mit implizieren werden. Genau das Gegenteil ist die theoriezentrierte Ethnographie. Sie stellt einen theoretischen Rahmen vor und versucht die erhobenen Daten der Forschung in diesen einzuordnen, wie das vor allem zum Beispiel in der Soziologie der Fall ist. Eine dritte Variante ist die problemzentrierte Ethnographie. Sie versucht nicht alle Daten zu einem Thema zu sammeln, sondern beschäftigt sich konkret mit einer Problemstellung. Sie ist nicht Theorie ungebunden, aber akzeptiert auch die Möglichkeit und Existenz anderer Erklärungen. (Spittler 2001: 11) Joji 12:22, 26. Jan. 2009 (CET)


Anmerkung zur Gleiderung: So jetzt gibt es eine Gliederung. Text der sich überschnitten hat ist rausgeflogen bzw. ist zusammengeschmolzen noch vorhanden. Über die genaue Bezeichnung und Relevanz der Punkte sollten wir nochmal sprechen. Joji 11:46, 2. Feb. 2009 (CET)

Literatur:

Beer, Bettina (Hg.) : Methoden und Techniken der Feldforschung. Reimer. Berlin 2003.
Diekamnn, Andreas: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Rowohlt, Reinbek 1995
Fischer, Hans: Feldforschungen. Berichte zur Einführung in Probleme und Methoden
Fischer, Hans: Feldforschung. Ders. In: Ethnologie. Einführung und Überblick, herausgegeben von Hans Fischer, S. 3-22. Reimer. Berlin.
Girtler, Roland: Methoden der Feldforschung. 4. völlig neu bearbeitete Auflage. UTB, Böhlau Verlag, Wien 2001.
Göttsch, Silke; Lehmann, Albrecht (Hg.): Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der europäischen Ethnologie. Reimer. Berlin 2007.
Kelle, Udo: Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. Theoretische Grundlagen und methodologische Konzepte. VS Verlag, Wiesbaden 2007.
Schnell/Hill/Esser: Methoden der empirischen Sozialforschung, 7. völlig überarb. und erweiterte Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2005.
Sökefeld, Martin: Strukturierte Interviews und Fragebögen. In: Beer, Bettina (Hg.) : Methoden und Techniken der Feldforschung. Reimer. Berlin 2003.
Spittler, Gerd. 2001: Teilnehmende Beobachtung als Dichte Teilnahme. in: Zeitschrift für Ethnologie, 126, 1-25.
Spittler, Gerd. 2008. "Wissenschaft auf Reisen: Dichte Teilnahme und wissenschaftlicher Habitus bei Heinrich Barths Feldforschung in Afrika," in Forschung unter Bedingungen kultureller Fremdheit herausgegeben von Gabriele Cappai, S. 41-67. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Joji 12:50, 26. Jan. 2009 (CET)

Forschung

Zu den klassischen Berufsbildern eines Ethnologen zählt man vor allem die Arbeit im wissenschaftlichen Bereich, z.B. als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder allgemein als Dozent im Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften an Hochschulen sowie die Tätigkeit in Forschungseinrichtungen wie dem Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung. XPrometheus 19:49, 11. Mär. 2009 (CET)

Medien

Ein weiteres klassisches Berufsfeld ist der Bereich Medien. Hier sind Ethnologen vor allem in Redaktionen, Verlagen und der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Einige Ethnologen arbeiten aber auch als Dokumentarfilmer oder Autoren.

Bin mit diesem Teil "klassische Bereiche" noch nicht ganz zufrieden... bin mir nicht sicher, ob die aktuelle Aufteilung Sinn macht und das Ganze nicht leicht unter die Relevanzgrenze rutscht. XPrometheus 03:13, 16. Mär. 2009 (CET)
Unternehmen

Neben den bereits erwähnten Arbeitsfeldern für Ethnologinnen und Ethnologen greifen auch immer mehr Wirtschaftsunternehmen auf die Methoden der Ethnologie zurück. Ob in der Marktforschung, der Entwicklung neuer Produkte, dem Marketing oder der Unternehmensberatung, die möglichen Einsatzgebiete für Absolventen der Ethnologie sind seit Mitte der 1990er Jahren deutlich gewachsen.

Entwicklung, Zukunftstrends und Marktforschung

Bei der Entwicklung neuer Produkte und der Erforschung möglicher Zukunftstrends werden heute viele Ethnologen beschäftigt. Intel hat 2006 beispielsweise über 100 Stellen weltweit für Ethnologen ausgeschrieben, um von diesen Methoden der Trendsvorhersage und strategischen Produktplatzierung auf neuen Märkten Gebrauch zu machen (Quelle: FITZGERLAD: 2006). Durch das ständige Untersuchen der Lebensumstände möglicher Kundinnen und Kunden in den verschiedensten Regionen der Welt, werden Menschen und deren Kultur in den Mittelpunkt gestellt, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte und Marktstrategien geht. (Quelle: XAVIER: 2007) Der Inhalt einer Handtasche, der Aufbau und die Inneneinrichtung von Häusern oder die Gesprächsthemen im Friseursalon oder Kaufhaus - all diese Bereiche des normalen Lebens können Zentrum ethnologischer Beobachtungen werden. Die daraus entstehenden Ethnographien helfen den Design- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, sich auf zukünftige, häufig unabsehbare oder leicht übersehbare Entwicklungen vorzubereiten (Quelle: CORBETT: 2008). Auch im Bereich der Marktforschung, also bei der Optimierung existierender und bei der Einführung neuer Produkte wird neben den klassischen Methoden der Marktforschung (Zielgruppen-Analysen, Befragungen u.ä.), seit Ende der 1990er Jahre verstärkt auf Methoden der Ethnologie zurückgegriffen. Durch langfristige Begleitung ausgewählter Konsumenten, bsw. beim Einkauf oder der anschließenden Nutzung des jeweiligen Produktes zu Hause, können detaillierte [Ethnographie]n über das Nutzverhalten, den Einfluss und die Auswirkungen des jeweiligen Produktes auf die Konsumenten in ihrem Umfeld erstellt werden. Diese Methode der qualitativen Marktforschung ermöglicht eine andere, sehr zukunftsgerichtete Perspektive, die den Unternehmen helfen kann, ihre Produkte noch besser an die jeweilige Zielgruppe anzupassen und Erkenntnisse über die Einbettung ihrer Produkte in den Alltag der Konsumenten zu gewinnen. (Quelle: MCFARLAND: 2001.) Auch bei Untersuchungen zur Nutzung von Internetangeboten und modernen Kommunikationsmedien spielt die ethnologische Perspektive eine immer größere Rolle (Quelle: MASTEN, PLOWMAN: 2003.). Die aus Ethnographien gewonnen Erkenntnisse können auch beim Marketing von Produkten eine wichtige Rolle spielen, gerade wenn es um die Platzierung eines Produktes auf bisher nicht genutzten Märkten geht. Für Intel wurde der Verkauf von Notebookhardware in China erst interessant, als klar wurde, dass man den Kauf von Notebooks als Investition in die Zukunftschancen der Kinder bewerben konnte, da man davor von zu hohen Anschaffungskosten für chinesische Familien ausging (Quelle: FITZGERLAD: 2006).

Unternehmensberatung und Organisationsethnologie

Die Organisationsethnologie, auch als angewandte Ethnologie in Unternehmen bezeichnet, nutzt die Methoden der Ethnologie, um spezifische Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens zu untersuchen. „Der Betrieb bildet einen komplexen Arbeits-, Lebens- und Erfahrungsraum. Er ist ein Ort der Kommunikation und Interaktion, des sozialen Zusammentreffens, welches gewissen Regelmäßigkeiten unterliegt.“ (Quelle: WISCHMANN: 1999. S. 04) Das Unternehmen wird bei dieser Betrachtung als eigene Kultur, als eigenständiges Forschungsfeld begriffen und ermöglicht so eine andere Perspektive für Unternehmensberatungen. Organisationsethnologen lokalisieren effizienzmindernde Faktoren innerhalb dieser Unternehmenskultur, untersuchen unterschwellige Konflikte, z.B. zwischen Hierarchieebenen oder bei der Einführung neuer Prozesse und beraten bei der Organisationsentwicklung und Implementierung neuer Technologien.

Quellen:

FITZGERLAD, MICHAEL. 2006. Intel's hiring spree: The world's largest chip manufacturer is hiring, but the resumes it wants might surprise you. Technology Review, 14. Februar 2006. Online verfügbar: http://www.technologyreview.com/business/16340/page1

CORBETT, SARA. 2008. Can the cellphone end global poverty? The New York Times Magazine, 13 April 2008. Online verfügbar: http://www.nytimes.com/2008/04/13/magazine/13anthropology-t.html

MASTEN, DAVIS L. UND TIM L. P. PLOWMAN. 2003. Digital ethnography: The next wave in understanding the consumer experience. Design Management Journal, Spring 2003. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://findarticles.com/p/articles/mi_qa4001/is_200304/ai_n9199413

MCFARLAND, JENNIFER. 2001. Margaret Mead meets consumer fieldwork: The consumer anthropologist. Working Knowledge for Business Leaders, 24 September 2001. Harvard: Harvard Business School. Online verfügbar: http://hbswk.hbs.edu/archive/2514.html

WISCHMANN, MAIKE. 1999. Angewandte Ethnologie und Unternehmen. Hamburg. LIT. (In: Interethnische Beziehungen und Kulturwandel ; Bnd. 36)

XAVIER, JULIANA. 2007. Timo Veikkola (Nokia)—A vision of the future. Mind the Gap, 11 Juni 2007. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://julianax.blogspot.com/2007/06/timo-veikkola-nokia-vision-of-future.html

XPrometheus 15:30, 12. Mär. 2009 (CET)

Counterinsurgency & Nachrichtendienste

Ein weiteres Berufsfeld für Absolventen der Ethnologie (sowie für andere Kultur- und Sozialwissenschaften) liegt im Bereich der Nachrichtendienste, militärischer Forschung und moderner Kriegsführung.

Speziell in den USA werden seit einigen Jahren bei Militäroperationen sog. "embedded scientists" eingesetzt, die in Krisengebieten ihre Kenntnisse in HTT (Human Terrain Teams) und militärischen Nachrichtendiensten dazu nutzen, die dort lebenden Menschen, deren Bedürfnisse und Ängste zu analysieren und zu verstehen, sowie strategische Maßnahmen zur Bekämpfung aufständischer Kräfte zu entwickeln. Der Etat für dieses Projekt wurde 2007 von der amerik. Regierung verdreifacht (heute liegt er bei ca. 60 Mio. Dollar im Jahr) und seitdem in der amerik. Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.

Auch in Deutschland gibt es Forschungszentren, die sich mit Problemen der asymmetrischen Kriegsführung und "Herrschaft, Sicherheit und Wohlfahrt in Räumen begrenzter Staatlichkeit" beschäftigen (s. z.B. Sonderforschungsbereich 700 der FU Berlin).

XPrometheus 15:24, 12. Mär. 2009 (CET) (Quellen werden noch eingefügt)

HARTMANN, DETLEF. 2008. "Die Knarre in der einen Hand, den Bleistift in der anderen:" Forschen für die neuen Kriege im SFB 700 der FU Berlin. Elektronisches Dokument. Online verfügbar: http://www.materialien.org/texte/hartmann/700-2-2.html

PETERSON, SCOTT. 2007. US Army's strategy in Afghanistan: Better anthropology. The Christian Science Monitor, 07. September 2007. Online verfügbar: http://www.csmonitor.com/2007/0907/p01s08-wosc.html

Links: http://www.sfb-governance.de/

XPrometheus 19:24, 19. Jan. 2009 (CET)

=====Medien=====

Sollte man den Punkt Medien nicht streichen und unter "klassische Berufsfelder" zählen? Gerade auch die Arbeit in Kulturbüros und im Staatsdienst (Migrantenbetreuung, Auswertiges Amt etc.) sind doch schon seit längerem Berufsfelder für Ethnologen...

XPrometheus 15:35, 13. Mär. 2009 (CET)

(grobe Überarbeitung... XPrometheus 03:13, 16. Mär. 2009 (CET))

Sozialethnologie

Der Teilbereich Sozialethnologie wird auch als Ethnosoziologie oder Sozialanthropologie bezeichnet. Der Fokus der Sozialethnologie liegt bei der Betrachtung von sozialen Zusammenhängen bei Gruppen, Verwandschaftssystemen, Gemeinschaften oder Gesellschaften. Dementsprechend ist der Teilbereich eng mit der Soziologie und anderen Teildisziplinen der Ethnologie verknüpft und kann sich damit auch auf politische, wirtschaftliche und religiöse Zusammenhänge beziehen, solange das Augenmerk auf den sozialen Aspekten dieser Bereiche liegt. XPrometheus 17:16, 12. Mär. 2009 (CET)

Es existiert bereits ein eigener Artikel zu Ethnosoziologie, wobei ich mit dem ersten Absatz dieses Artikels nicht ganz glücklich bin, der rest aber soweit i.O. wäre bzw. höchstens um ein paar Punkte ergänzt werden könnte... hier nochmal darstellen oder nur verweisen? Gerade der Bereich Verwandschaft ist im anderen Artikel gut dargestellt. Hat da jemand ne Idee? XPrometheus 19:30, 11. Mär. 2009 (CET)

Erste Stichpunktsammlung:

  • Enge Verbindung mit den anderen Teilbereichen der Ethnologie
  • Verwandschaft(-ssystem)
  • Gruppenbildung
  • Status in Gesellschaften
  • Bünde/Geheimgesellschaften
  • Deutliche Berührungspunkte mit Soziologie

Literatur: (Müller, E.: Sozialethnologie in: Wörterbuch der Volkskunde ; Müller, E.: Sozialethnologie in: Ethnologie, Einführung und Überblick)

XPrometheus 23:24, 3. Mär. 2009 (CET)

Ethnologie des Körpers

In der Ethnologie des Körpers wird der Standpunkt vertreten, dass Kultur und Körper untrennbar miteinander verbunden sind. Das sich Kultur zuerst über Körperliche Erfahrungen vermittelt und versteh bar machen lässt und das der Körper wiederum Ausdruck der Kultur ist. Von diesem Standpunkt aus, beschäftigen sich Studien dieser Richtung mit Phänomenen der Körperlichkeit verschiedener Kulturen, unter anderem mit dem rituellem und symbolischem Umgang mit dem Körper. Über Geschlechterrollen und Sexualität bis zu Initiationsriten, Schminke, Mode und Körpermodifikationen.Prägend für die heutige Perspektive der Ethnologie des Körpers ist unter anderem das „Methodologische Paradigma „ des“ embodiement „ von Thomas Csordas, der davon ausgeht, dass der Körper eben nicht nur Ausdruck der Kultur ist, sondern auch Grundlage um diese ,und sich selbst in ihrem Zusammenhang, zu begreifen. (Quellen: Jonas 2000; Csordas 1990, Heidemann 2007) (nicht signierter Beitrag von Cairath (Diskussion | Beiträge) 09:06, 20. Mär. 2009 (CET))

Musikethnologie

Die Musikethnologie hat sich aus der Vergleichenden Musikwissenschaft entwickelt, da für viele Forscher die stark eurozentristisch geprägte Arbeitsweise nicht genug war um Musik fremder Kulturen zu verstehen. Musikethnologen studieren, Katalogisieren und Vergleichen nicht nur kulturell fremde Musik, ihre Regeln, Kompositionen und Instrumente sondern beschäftigen sich gleichzeitig mit den Produzenten und Rezipienten, um so Musik auch auf Ihrer soziokulturellen Ebene verstehen zu können. Bei diesen Untersuchungen wird starker Wert auf Verhaltensweisen, Emotionen und Symbolischen Verständnis gelegt. Ziel ist es letztendlich die gesamte musikalische Kommunikation einer Kultur in Ihrem soziokulturellem Hintergrund beschreiben und erklären zu können. (Quelle: Bauman 1998) (nicht signierter Beitrag von 188.98.216.162 (Diskussion | Beiträge) 07:59, 20. Mär. 2009 (CET))

Ethnologie der Globalisierung

Die Ethnologie der Globalisierung untersucht die Wirkung von Transnationalität, Globalisierung und Lokalisierung auf Mitglieder bestimmter Kulturen. Die Grundidee dieses ethnologischen Teilgebietes ist die, dass es, (gerade in einer Welt in der Mobilität und Kommunikation, auch über Staatsgrenzen hinweg, immer leichter wird,) keine Kultur gibt, die wirklich losgelöst von anderen Kulturen und ihren Einflüssen existieren kann, und, dass letztendlich jede Kultur mit jeder anderen Kultur Berührungspunkte besitzen kann. Untersuchungen dieser Fachrichtung reichen von kultureller Aneignung über Emigration bis hin zu Auswirkungen der Weltwirtschaft auf einzelne Kulturen. (Quelle: Hauser-SChäublin und Braukämper; 2001;9-15) (nicht signierter Beitrag von Cairath (Diskussion | Beiträge) 09:06, 20. Mär. 2009 (CET))


MARCUS, GEORGE E. 1995. Ethnography in/of the world system: The emergence of multi-sited ethnography. Annual Review of Anthropology 24: 95-117. Zephyrin xirdal 09:22, 16. Dez. 2008 (CET)
Frankreich

Kennzeichend für die französischsprachige Ethnologie ist die Kluft zwischen der grande theorie und der ethnographischen Praxis, sowie eine vorwiegend holistische Sichtweise, welche die Ganzheit des Systems über die Funktion seiner einzelnen Teile stellt. Die Kombination von Theorie und Praxis im Sinne Malinowskis, der seine Theorie des Funktionalismus während seiner langjährigen Feldforschung entwickelte, lässt sich bei den großen ethnologischen Theoretikern Frankreichs nicht auffinden. Die französischsprachige Ethnologie war, besonders das was außerhalb der Grenzen Frankreichs gelangte, zumeist sehr theorielastig. Hinzu kommt, dass die französische Ethnologie eng mit anderen Humanwissenschaften, wie der Soziologie, der Philosophie und der Literatur verbunden war, die eine Abgrenzung des Faches an sich erschwerte.

Auch in Frankreich waren nicht die Universitäten die ersten ethnologischen Einrichtungen, sondern dieser Entwicklung gingen spezielle Gelehrtenzirkel, wie unter anderem die 1799 gegründete Société des Observateurs de l'Homme, und 1838 die Société Ethnologique de Paris, sowie die Gründung eines ethnologischen Museums voraus. Das erste ethnologische Museum in Frankreich, das Musée de l'Ethnographie im Trocadero wurde 1878 , mit besonderem Fokus auf die frühamerikanischen Artefakte der Neuen Welt eröffnet, die später von Gegenständen aus dem französischen kolonialen Gesamtreich und französischer Folklore ergänzt wurden. Diese Institutionen widmeten sich vor allem der Sammlung ethnographischen Materials und basierten vordergründig auf einem philosophischen Hintergrund, der sich in der Mitte des 19. Jahrhundert wandelte und sich mehr und mehr auf die kolonialen Aspekte Frankreichs konzentrierte. Dieser Wechsel schloss auch eine Umbennenung des Faches von ethnologie in anthropologie générale mit ein, der sich auch auf die neu entstandenen Lehrstühle des Naturgeschichtlichen Museum der École d'Anthropologie de Paris und des Musée de l'Ethnographie auswirkte.

Die moderne französische Ethnologie entwickelte sich aus der Soziologie, genauer gesagt aus der vergleichenden (komparativen) Soziologie heraus. Als Gründer der modernen französischen Ethnologie gilt deswegen auch Émile Durkheim (1858-1917), der zugleich der Vater der französischen Soziologie ist. Die Entwicklung der Ethnologie wurde durch Durkheim und einen Kreis Gleichgesinnter und engagierter Studenten (u.a. Célestin Bouglé, Marcel Mauss, Henri Hubert, Robert Hertz, Maurice Halbwachs, François Simiand) vorangetrieben. 1898 gründete Durkheim das Journal L'Année Sociologique, in welchem von ihm und seinen Schülern vergleichende Studien über soziale, symbolische und religiöse Institutionen veröffentlicht wurden.

Weitaus mehr am Fachgebiet der Ethnologie orientiert als Durkheim galt sein Neffe und engster Mitarbeiter Marcel Mauss (1872-1950). Mauss Interessen gingen weit über das Soziologische hinaus und waren mehr auf die Ethnographie und Philologie ausgerichtet. Er selbst lehrte an der École Pratique des Hautes Études die Abteilung „Religionen unzivilisierter Völker“ und unterrichtete später Soziologie am College de France. Mit Mauss begann zugleich auch eine intensivere Förderung der Feldarbeit, die bis dahin in Frankreich weitgehend vernachlässigt worden war und die ihren Höhepunkt während der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erreichte. Mauss gründete zusammen mit Lévy-Bruhl und Paul Rivet das Institut d'Ethnologie in der Universität von Paris, in dem er von 1926-1940 Kurse in Feldarbeit, Ethnographie, aber auch in Linguistik, Geographie, Prähistorie und physikalischer Anthropologie gab, um besonders Offiziere auf ihre Aufgaben in den Kolonien vorzubereiten. Mit diesen neuen Aufgabenbereichen wurde ein weiterer Schritt zur Institutionalisierung der Ethnologie in Frankreich unternommen. Nach dem 1. Weltkrieg war es zudem zu einer starken Dezimierung des damaligen Kreises um Durkheim und damit auch allgemein zu einer Schwächung der Ethnologie in Frankreich gekommen. So dass es Mauss - zum Teil fast völlig auf sich allein gestellt - vorbehalten war eine neue Generation von Soziologen, Museologen und Ethnologen heranzubilden, zu denen auch Claude Lévi-Strauss und Luis Dumont zählten.

Claude Lévi-Strauss (geb. 1908), der von 1935-1938 in Sao Paulo Recht und Philosophie lehrte, knüpfte während des zweiten Weltkrieges, als er sich in New York im Exil befand Kontakte zu dem Linguisten Roman Jakobson und dem Begründer der nordamerikanischen Ethnologie Franz Boas. Von diesen beiden Persönlichkeiten beeinflusst, versuchte er das anitevolunistische und antirassistischen Kulturverständnis Boas mit dem systematischen Sprachverständnis Jakobsons, das auf binäre Oppositionen fußt, zu verknüpfen und schuf so den Strukturalismus. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich 1948 wurde er zum maître de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique und zum stellvertretenden Direktor des Musée l'Homme benannt. Als Nachfolger von Marcel Mauss übernahm er die Nachfolge des Lehrstuhl der "Religionen unzivilisierter Völker" (dessen Name mittlerweile politisch korrekt in "Religionen nichtliterarischer Völker" umbenannt worden war) am École Pratique des Hautes Études. 1959 wurde er ans College de France aufgenommen und errichtete dort das Laboratoire d'Anthropologie Sociale. Zudem gründete er 1960 das bis heute etablierte anthropologische Journal L'Homme. Beeinflusst von Ferdinand de Saussure (1960), der das Fach Linguistik maßgeblich prägte, reifte in Lévi-Strauss der Entschluss, die Ethnologie als separates Fach, getrennt von Soziologie und Philosophie zu etablieren. Diese Entscheidung der Dezentralisation der Soziologie aus der anthropologie générale führte zwar zu Konflikten mit bekannten Soziologen und Philosophen, wie Georges Gurvitch und Jean-Paul Sartre , trug aber entscheidend dazu bei, dass sich das Fach Ethnologie eigenständig entwickeln und festigen konnte.

Um 1980 existierten neben den drei Stühlen der Anthropologie in Paris noch weitere Lehrstühle in den Universitäten von Aix-en-Provence, Lille, Lyon, Strasbourg und Toulouse. Insgesamt boten von den 54 Universitäten und Colleges in Frankreich nur elf in den Provinzen und drei in Strassbourg anthropologische Kurse an. Am Ende des 20. Jahrhunderts konnte die Zahl immerhin auf die Hälfte aller mittlerweile 55 Lehreinrichtungen gesteigert werden. Die ersten Abschlüsse, die sich spezifisch auf das Fach Anthropologie bezogen, wurden erst 1968 eingeführt. Nichtsdestotroz ist die wissenschaftliche Infrastruktur in Frankreich mit ihrem Netz von Instituten mit ihrem jeweils eigenem Charakter und ihrer jeweils unterschiedlichen Betonung von Lehre und Forschung (so z.B. Universitäre Abteilungen, Stuhl der Anthropologie am College de France, École Pratique des Hautes Études, École des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Institut Nationale des Languages et Civilisation Orientales, Conseil National de Recherche) einmalig auf der Welt.

Ein weiterer wichtiger Vertreter des Strukturalismus war Louis Dumont (1911-1998), der weit weniger universell wie Lévi-Strauss, sondern eher gezielt spezifisch das Kastensystem in Indien erforschte. Er gründete 1967 das Centre d'Etudes de l'Inde et de l'Asie du Sud und 1976 das Forschungsprojekt ERASME, das sich hauptsächlich dem Austausch- und Leichenritual von einer transkulturellen Sichtweise widmete.

Spätestens ab der Studentenrevolte im Mai 1968 war aber auch der Strukturalismus massiver Kritik ausgesetzt. Neue Herausforderungen waren die Psychoanalyse, Phänomenologie, ethnographischer Essentialismus. Neue Strömungen wie der Dekonstruktivismus und die Postmoderne beeinflussten desweiteren die französische Ethnologie. Mittlerweile wird nicht mehr so sehr das Interesse an den großen Theorien betont, sondern thematische Interessen an einzelnen Themenbereichen (mündliche Texte, medizinische Ethnologie, Ethnopsychiatry, Ethnologie der Moderne u.a.) stehen nun im Vordergrund. --UnderDestruction 06:07, 30. Jan. 2009 (CET)

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology.London
Robert Parkin: "" The French-Speaking Countries" in: Frederic Barth; Andre Gingrich; Robert Parkin; Sydel Silverman: One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American Anthropology, University of Chicago Press, 2005.
Vorläufige Version, ich vermute es ist zu lang, Schluss ist improvisiert, Quellenangaben fehlen noch, kommt aber alles noch --UnderDestruction 06:07, 30. Jan. 2009 (CET)
Symbolische Ethnologie und interpretative Wende
(C. Geertz, V. Turner, D.Schneider)

Die im vorherigen Punkt beschriebene strukturale Ethnologie stellt das Denken der Anderen als einer logischen Form folgend dar und versucht, Kulturen durch Modelle und analytische Verfahren zu erklären. In den 1960er Jahren jedoch wurde innerhalb der Ethnologie zunehmend die Diskrepanz zwischen diesem naturwissenschaftlichem Anspruch und dessen methodischer Einlösung erkannt [Heidemann 2007:3]. Man kam zu dieser Zeit immer mehr von der Konzentration auf das Symbol an sich („Symbol als Grammatik“) [Heidemann: 7] ab und widmete sich in erhöhtem Maße der Analyse der Bildung von symbolischen Systemen und deren kultureller Einbettung in einen Kontext menschlicher Handlungen [Müller 1999:363].

Als Hauptvertreter der symbolischen Ethnologie gelten Victor Witter Turner (1920-1983) Clifford Geertz (1926-2006) und David Schneider(1918-1995) [Barnard 2002: 535]. Vor Allem Clifford Geertz legte mit seinem Aufsatz „Dichte Beschreibung“ aus dem 1973 veröffentlichten Werk „The Interpretation of cultures“ den Grundstein für die interpretative Wende in der Ethnologie. Für Geertz setzt sich eine Kultur aus ineinandergreifenden symbolischen Systemen zusammen, die es den Menschen möglich machen, ihren Erfahrungen Bedeutung zuzusprechen und ihre bedeutenden Erfahrungen zu kommunizieren. Individuen sind von diesen Symbolsystemen zutiefst geprägt, auf der anderen Seite gestalten sie diese aktiv [Müller 1999: 142](mit?). Um die fremde Kultur zu erfassen, müssen diese Symbolsysteme aus Sicht der Einheimischen verstanden und dicht beschrieben werden [Müller 1999: 79]. Dies bedeutet eine Beschreibung der fremden Kultur aus Sicht ihrer Mitglieder, in der zugleich Bedeutungssysteme offen gelegt werden, die diesen selbst verborgen bleiben [Barnard 2002:538]; Kultur ist also nicht ein in den Köpfen ihrer Mitglieder manifestiertes logisches System, sondern wird als eine symbolische Ordnung betrachtet, die ihre Bedeutung erst in verschiedenen Handlungen entfaltet [Heidemann 2007: 7]. Menschen sind somit verstrickt in nicht enden wollenden sozialen und kulturellen Prozessen und Interpretationen. Gegenstände und Ereignisse erfahren ihre Existenz erst über eine Bedeutungszuschreibung in diesen sozialen Kontexten [Heidemann 2007:16]. Bedeutungen wiederum bilden ihre Realität durch sich selbst und sind nur in einer Gesamtheit sinnvoll. Der Ethnologe versucht diese Realität zu verstehen und ist sich darüber bewusst, dass ihre Sicht der Dinge lediglich eine mögliche Interpretation darstellt [Heidemann:16]. Ethnologie wurde somit zu einer interpretativen Aktivität [Barnard 2002:538].

Eine diesen neuen Prämissen angemessene Methode stellt der hermeneutische Zirkel dar. Hermeneutik bezeichnet die Lehre vom Prozess des Verstehens, der Auslegung und der Deutung. Die Bedeutung von Teilen wird dabei immer im Sinn des Ganzen gesucht und umgekehrt. Innerhalb dieses Verstehensprozesses gelangt der Ethnologe stets zu neuen Ansichten, die wiederum seine Interpretation beeinflussen. Es gibt somit keine Dinge an sich; der Mensch schafft sie durch seine Interpretation. Daraus folgt auch, dass es keine privilegierte Sicht auf die Welt geben kann [Heidemann:17f]. Diese Verfahrensweise führte zu einem Verständnis von „Kultur als Text“, was an eine Anlehnung an die strukturale Ethnologie denken lässt, zugleich jedoch einen entscheidenden Unterschied der symbolisch interpretativen Ethnologie Geertz’ zu Levi-Strauss’ Strukturalismus deutlich macht: Die Abwendung von szientistischer Methodologie [Barnard 2002: 536]. In den 1980-iger Jahren kam es zu immer heftigerer Kritik an Geertz Ansatz. So wurde ihm vorgeworfen, er monologisiere über fremde Kulturen, anstatt einen Dialog aufzuzeigen, er bliebe als Autor unsichtbar und mache überdies seinen Erkenntnisweg nicht deutlich [Heidemann 2007: 23]. Hinzu kam die Veröffentlichung von Malinowskis Tagebüchern (1967: A diary in the strict sense of the term) welche in besonderem Maße deutlich machte, dass Erkenntnis immer an bestimmte Personen gebunden ist [Kohl 123ff] und nochmal in besonderem Maße auf die Schwierigkeit des „unsichtabren Autors“ verwies. Es entbrannte eine heftige Debatte über Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung fremder Kulturen [Heidemann: 4], die sogenannte „Writing Culture Debatte“, die in dem gleichnamigen Sammelband von James Clifford und George Marcus „Writing Culture. The Poetics and Politics of Ethnography“ aus dem Jahr 1986 hervorragend dargestellt wird [Barnard:159]. Die „Krise der Repräsentation“ [Kohl:123] war in vollem Gange und immer lauter werdende Forderungen nach dialogischer Darstellung und Mehrstimmigkeit [Heidemann 2007:14] führten schließlich zu einer ganzen Reihe experimenteller Schreibweisen und postmoderer Ansätze innerhalb der Ethnologie.MelanieGabler 19:22, 15. Jan. 2009 (CET)

Anmerkungen: 1. Schon mit der Überschrift bzw. dem Gliederungspunkt habe ich einige Probleme:"Symbolische Ethnologie und interpretative Wende" oder doch lieber "Krise der Ethnologie/Interpretative Wende". Dies hängt mit einem Verständnissproblem meinerseits zusammen. Mir ist die Trennung zwischen Symbolischer und Interpretativer Ethnologie nicht ganz klar, zumal diese beiden Begriffe in manchen Werken synonym verwendet werden (z.B. Heidemann, Barnard)in anderen Werken, und teilweise sogar in ein und dem selben Text, wird es wiederum so dargestellt, dass erst die Krise der Ethnologie in den 60er Jahren kam (die wiederum zeitlich völlig unzusammenhängend mit der Krise der Repräsentation und der Writing Culture Debatte [1980er Jahre!!] in Zusammenhang gebracht wird), sich daraus die symbolische Ethnologie entwicklete die dann von der interpretativen Ethnologie abgelöst wurde. Daher bin ich mir nicht sicher, ob meine Darstellung an dieser Stelle korrekt und überzeugend ist. 2. Die Länge...Ich habe Turner und Schneider außen vor gelassen, obwohl ich mir dessen nicht sicher bin. aber sonst wird es zu lang. oder ist jemand der Meinung, dass es nicht ausreicht, die namentlich zu erwähnen? MelanieGabler 19:28, 15. Jan. 2009 (CET)

Quellen: Kohl, Karl-Heinz 2000: Ethnologie. Die Wissenschaft vom kulturell Fremden. München

Müller, Wolfgang (Hg.) 1999: Wörterbuch der Völkerkunde. Begründet von Walter Hirschberg. Berlin

Barnard, Alan; Spencer, Jonathan (Hg.) 2002: Encyclopedia of Social and Cultural Anhtopology. London

Heidemann, Frank 2007: Krise der Ethnologie und Interpretative Wende. Vorlesung 7. Theoretische Ansätze II.<electronic document>http://www.ethnologie.lmu.de/downloads/HM/EinfuehrungInDieEthnologie2007.07.pdf [15.01.2009] MelanieGabler 19:22, 15. Jan. 2009 (CET)

Ethnologie (Neugliederung und Arbeitsfassung)

Wurde unter Diskussion:Ethnologie/Archiv/2009#Arbeitsfassung? diskutiert. --Wissling 13:31, 19. Dez. 2009 (CET)

Links (2010)

Die Linksammlung ist bisher noch nicht wirklich repräsentativ. Warum sollte genau dieser Artikel verlinkt werden und warum das Institut in Wien. Vielmehr sollte auf Datenbanken verwiesen werden. Blogs dagegen spiegeln regelmäßige Neuerungen und Diskussionen des Faches wider und vermitteln den Wissenssuchenden einen ersten Einblick. Norman Schräpel 00:49, 21. Aug. 2010 (CEST)

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Anthropologie versus Ethnologie (2010)

Im Artikeltext fehlt eine Erklärung zur unterschiedlichen Verwendung des Begriffes Anthropologie. Es wirkt verwirrend, wenn im Text Ethnologie-Definitionen aufgeführt werden, die Definierer jedoch ausschließlich von Anthropologie schreiben. Ich bin kein Fachmann, denke aber, dass Anthropologie und Ethnolgie im englischen Sprachgebrauch weitgehend identisch sind, im deutschen Sprachgebrauch jedoch Unterschiedliches meinen, siehe Anthropologie.-- Jürgen Oetting 18:08, 29. Okt. 2010 (CEST)

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Anthropologie und Ethnologie, die 2. (2010)

Auch mit dem Verweis auf den anglophonen Sprachgebrauch sollte die Übersetzung des Wortes "anthropology" der englischen Zitate sich am Kontext orientieren: Es ist gewiss zulässig, bei Eriksen und Ingold mit "Ethnologie" zu übersetzen, da diese sich doch wohl auf ihr eigenes Fach beziehen werden, also die social/cultural anthropology. Dies würde den Konflikt fast schon auflösen! -- 84.60.176.254 (Diskussion) 12:34, 30. Nov. 2010 (CET)

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Feministische Ansätze in der Ethnologie (2012)

Hallo, ich schlage einen neuen Abschnitt zum Thema "Feministische Ansätze in der Ethnologie" vor (1970er Jahren bis heute). Oder seid Ihr der Meinung, dass das ein eigenes Lemma werden könnte? Grüße --Finn (Diskussion) 14:07, 6. Mai 2012 (CEST)

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Einleitung (2014–2015)

Die Abgrenzung zur Volkskunde ist denkbar unglücklich. Die Volkskunde versteht sich seit Jahrzehnten als Europäische Ethnologie. --AndreasPraefcke (Diskussion) 16:11, 24. Jan. 2014 (CET)

Ich habe es eben angepasst zu: „damit unterscheidet sie sich von der Europäischen Ethnologie (Volkskunde), die sich mit dem deutschen und europäischen Kulturraum beschäftigt.“ Ich passe gerade die Einleitungen hier und bei "Sozialanthropologie" und "Kulturanthropologie" an – Vorschläge sind willkommen ;) --Chiananda (Diskussion) 16:39, 24. Jan. 2014 (CET).
Hallo Andreas und Chiananda. Ich bitte inständig, in der Einleitung die Abgrenzung zu verändern. Sie ist sehr unglücklich gestaltet. Ich verweise auf die im Archiv sich befindende Erklärung von zeph, die ich mir erlaube hier zu posten:

Ethnologie (aus griech.: ethnos (ἔθνος): Volk, Stamm, und logos (λόγος): Wort, Sinn), ältere Bezeichnung Völkerkunde, ist eine stark gegenwartsbezogene Kultur- und Sozialwissenschaft, die seit Ende des 19. Jahrhunderts (zunächst in Deutschland, dann in Großbritannien, und schließlich in den USA) als eigenständiges Fach an Universitäten gelehrt wird. Der erste Satz, beginnend mit dem Lemma, definiert Ethnologie als das, was sie gegenwärtig ist. Die Bezeichnung "Völkerkunde" muss auftauchen—nach einer Diskussion mit Fachkollegen habe ich heute "ältere Bezeichnung Völkerkunde" eingetragen. Begründung: Stück für Stück haben alle Institute im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung "Ethnologie" übernommen. Ethnologen identifizieren sich schlichtweg nicht mehr mit "Völkerkunde". Der Umstand, dass das Freiburger Institut noch "für Völkerkunde" heißt hat keinen Fachidentitätshintergrund. Das gleiche gilt für den Berufsverband "Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde" (DGV)—Satzungsänderungen, und eine solche würde die Umbenennung notwendig machen, sind in der DGV sehr schwierig umzusetzen, da dass Procedere, welches die Satzung selbst vorschreibt, dies nahezu unmöglich macht, wie in den vergangenen fünf Jahren sehr deutlich wurde. Zephyrin xirdal 12:44, 10. Dez. 2008 (CET)

Ich danke!--Klan-destino (Diskussion) 21:49, 1. Feb. 2015 (CET)

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