Diskussion:Gimmeldinger Meerspinne
Herleitung des Namens aus mers+binn
Hat jemand Zugriff auf den Zeitungstext, der als Quelle angegeben ist? Rheinpfalz, 28. September 2019: Das Rätsel um den Namen Gimmeldinger Meerspinne: gelöst. Dieselbe Erklärung findet sich auch in einem kurzen Rheinpfalz-Artikel vom 16. Juni 2017: Nils fragt: Warum Meerspinne?
Ich finde sie aus zwei Gründen nicht überzeugend: Erstens wird weiter oben im Artikel der Boden als trocken beschrieben, hier aber plötzlich als feucht erklärt. Zweitens kennen die einschlägigen Wörterbucher zu älteren Sprachstufen des Deutschen weder "mers" noch "binn". Auch das Pfälzische Wörterbuch hat keine entsprechenden Einträge. Wir könnten jetzt die Augen zukneifen und "mers" als verwandt zu dem nhd. Wort "Marsch" (die Marsch, nicht der) stellen. Aber die Marsch ist ein niederdeutsches Wort und wurde erst im 17. Jh. in die hochdeutsche Sprache übernommen; es kommt sehr wahrscheinlich nicht im Loblocher Zinsbuch im 15. Jh. vor. Das angebliche Wort "binn" macht ähnliche Probleme wie das angebliche "mers", es kommt offenbar in keinem Wörterbuch vor. Das passt alles hinten und vorne nicht. Ich fände es daher sinnvoll, wenn wir die Quellenlage verbessern könnten. Nennt die Rheinpfalz-Redaktion im angegebenen Artikel von 2019 irgendwelche wissenschaftlichen Gewährspersonen oder nähere Infos zu den behaupteten Ursprungswörtern? --Jonas kork (Diskussion) 08:57, 12. Mai 2022 (CEST)
- Als "Hausgeburt" bin ich nur wenige 100 m von der ursprünglichen Einzellage zur Welt gekommen und weiß, dass das Areal - auch wegen der Hanglage - sehr trocken ist. Da ich seit meiner "Auswanderung" aus der Pfalz (2020) kein Abonnent der Rheinpfalz mehr bin, habe ich keinen Zugriff mehr auf deren Inhalte. Ich habe allerdings den Wikipedia-Artikel (ohne die vorstehenden Überlegungen von @Jonas kork:) so überarbeitet, dass weitere Theorien, vielleicht sogar ein endgültiger Nachweis über die Namensherkunft unschwer eingefügt werden können. -- Mundartpoet <Dialog auf Hochdeutsch> 13:12, 12. Mai 2022 (CEST)
- Danke! Ich hab jetzt noch diesen Pressetext gefunden, der die gleiche Erklärung als Wahrheit hinstellt, aber immerhin erwähnt, dass neben der Schreibung "merspin" auch "mere spin" im Loblocher Zinsbuch vorkommt. Abgesehen davon, dass diese Schreibung Sitzmanns Erklärung nochmal unwahrscheinlicher macht, bleibt das Problem, dass er auf Wörter zurückgreift, die so in keinem Wörterbuch belegt sind. Für mich ist auch nicht offensichtlich, wo er seine Hypothese eingehend beschrieben haben könnte. Im RI OPAC gibt es ein, zwei Titel, die vielleicht etwas zu der Frage enthalten könnten, aber z.B. die Gimmeldinger Chronik scheint in keiner überregional vernetzten Bibliothek (Suche über KVK) zu stehen. Aus meiner Sicht ist das daher total unglaubwürdig (auch wenn es mit der Quellenangabe wohl im Artikel stehen bleibt, egal, ob es Mumpitz ist). --Jonas kork (Diskussion) 18:10, 12. Mai 2022 (CEST)
Falls mal jemand weitersuchen will: Über die Suche nach "Flurname" in der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie [1] finde ich drei Titel, die zum Thema sein müssten:
- Kermann, Reinhard: Gliederfüßer aus Gimmeldingen: manche Namen von Weinlagen prägen sich besonders gut ein : ... Was ... hat es mit der Gimmeldinger Meerspinne auf sich? ... In: Die Rheinpfalz (Ludwigshafen) / alle Regionalausgaben. - 75 (2019), Nr. 226 vom 28.9., Beilage Ihr Wochenende. (Das dürfte dem Online-Artikel in der Rheinpfalz entsprechen.)
- Schneider, Reinhold: Flurnamen in der Gimmeldinger Gemarkung. In: Neustadt-Gimmeldingen: Gimmeldingen - Chronik eines Weindorfes / Reinhold Schneider u. Alfred Sitzmann mit Beiträgen anderer Autoren. Hrsg. von d. Ortsverwaltung Gimmeldingen. - Neustadt an der Weinstraße, 1996. - S. 479-481
- Christmann, Ernst: Die Gimmeldinger "Meerspinne" : kritische Anmerkung zu einem Gewann-Namen. In: Pfälzische Heimatblätter. 15 (1967), S. 21-22
In der Arbeit von Friedrich Ohlenschlager (Flurnamen der Pfalz, 1893, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0128-1-38879) habe ich nichts zur Meerspinne gefunden. --Jonas kork (Diskussion) 11:21, 13. Mai 2022 (CEST)
- Hallo, @Jonas kork:
- # Quelle 1 ist identisch mit dem Online-Artikel; Kermann und Sitzmann haben viel zusammen publiziert.
- # Der Autor von Quelle 2, Reinhold Schneider, gehörte zusammen mit dem Architekten Erich Metz auch zu der Gruppe und ist unlängst mit über 90 gestorben. Er wohnte fünf Häuser von meinem Elternhaus in Mußbach entfernt, und ich bin heute noch mit seiner dort lebenden Tochter (* 1950) befreundet.
- # Der Autor von Quelle 3, Ernst Christmann (1885–1974), stammte aus Frankenthal, wo ich von 1987 bis 1992 gewohnt habe.
- -- Grüße vom Mundartpoet <Dialog auf Hochdeutsch> 12:16, 13. Mai 2022 (CEST)
- Ich erinnere mich an ein Gespräch an der Theke des alten Weinbiethauses vor einigen Jahren, als es noch von Mitgliedern des Pfälzerwaldvereines bewirtschaftet wurde. Während mir ein damals älterer Herr eine "Meerspinne" einschenkte, fragte ich nach der Herkunft des Namens, da ja die Weinbiet gerade nicht direkt am Meer liegt und die Zugabe von Spinnen einen Wein sicherlich geschmacklich nicht aufwertet. Er gab mir damals recht einleuchtend die Erklärung des "Mehrspänners", also des von mehreren Tieren gezogenen Gefährts. Aber das ist ja nur Mundart, vielleicht von mehreren Generationen weitererzählt, aber keine wissenschaftliche Quelle. Zumindest ist der Name für die Weinvermarktung gut geeignet.--Steffen 962 (Diskussion) 20:47, 20. Mai 2022 (CEST)
- Hallo, @Jonas kork: