Diskussion:Itzig (Ethnophaulismus)
Giizig, gizzig
So ziehen Kinder im Südbadischen zur Fastnachtszeit mit dem Spruch „Giizig, gizzig, gizig, gizig isch der Itzig; un willsch Dü kei itzig si, döasch uns was ins Gigili ni!“ von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu erbetteln. Anscheinen hat der Autor das einfach so ungeprüft übernommen - tatsächlich handelt es sich hier einfach um einen Heischebrauch. Dem Gizig Rufen wird in der Regel der 'Beiheischte' nachgestellt ("gizi gizig gizig isch d' Wirt/ de' Hex / d' Beck"). Neben "Gizig, gizig" gibt es eine ganze Reihe anderer Heischesprüche im Südbadischen wie "Hoorig Horig hoorig isch die Kaz ... " oder "Borschdig, borschdig, borschdig isch dia Sau" .... Das ganze als 'Anti-semitisch' darzustellen ist aber schlicht falsch. --ChristopheT (Diskussion) 01:15, 13. Mär. 2015 (CET)
Falscher Einzelnachweis
In Köhnkes Aufsatz ist an keiner Stelle (auch nicht in den Anmerkungen) ausgeführt, dass Freytags "Veitel Itzig" aus den Namen von Veitel Heine Ephraim u. Daniel Itzig zusammengesetzt sein könnte. Letztere Namen kommen nicht einmal vor. Ich finde diese Vermutung allein bei Thekla Keuck, Hofjuden und Kulturbürger, 2011, S. 27, Anm. 82, die dezidiert aber ohne konkreten Beleg schreibt: Zu einem Namen verschmolzen sind hier die Namen... Angesichts der zahlreichen literarischen u. publizistischen Antisemitismen vor und gleichzeitig zu Freytag, bei denen Figuren wie Veitel Itzig in allen möglichen Namensvarianten und Umstellungen vorkommen, zudem meist dem Freytag-Typus verwandt, ist dieser Salto rückwärts nicht begründet. Man kann ja Keuck (nicht aber Köhnke) als Einzelnachweis anführen, dann aber auch nur mit dem Vermerk "ist möglicherweise zusammengesetzt aus .." --Imbarock (Diskussion) 13:13, 1. Okt. 2015 (CEST)
- Die Ansicht, der "Veitel Itzig" sei aus den beiden realen Namen zusammengesetzt, findet sich u.a. auch hier (das Werk auf, das verwiesen wird kann ich so nicht einsehen) und hier. Eine andere Ansicht zur Herkunft wird etwa hier vertreten. Was tun?--Gonzo.Lubitsch (Diskussion) 15:07, 1. Okt. 2015 (CEST)
- Vielen Dank, das sind wichtige Hinweise. Ohne die Langtitel peinlich genau aufzuführen, ist die Chronologie wegweisend: Thekla Keuck ist von 2011, Martin Gubser 1998, seine Anmerkung 242 wiederum bezieht sich auf Margarita Pazi 1987, Mark Gelbers bei Ping erwähnter Aufsatz ist von 1985 und Hilde Spiels Fanny von Arnstein Biografie von 1963, übersetzt ins Englische 1991. Berthold Auerbach, Freund und Briefpartner Freytags, schrieb 1840 den Roman "Dichter und Kaufmann". Es ist eben seit Hilde Spiel die Ableitung und Vermutung weitergegeben worden, dass sich aus dieser persönlichen Beziehung und literarischen Vorlage "Veitel Itzig" auf die genannten Veitel Heine Ephraim und Daniel Itzig beziehen (könnte). Martin Gubser vermutet nun allerdings nichts weiter, als dass diese ältere Vermutung nicht plausibel sei und stellt dem eine und auch von anderen geteilte, weitere Vermutung entgegen (Itzig Feitel Stern) und so vermuten alle irgend etwas, mehr oder weniger plausibel (ich halte es wiederum vermutend mit Gubser), doch es fehlen die empirischen Belege, die sich nicht aus den überlieferten Briefen zwischen Auerbach und Freytag, oder Freytag und Julian Schmidt ableiten lassen. Also muss der ansonsten recht gute Aufsatz von Köhnke als Einzelnachweis raus, aber wenn man schon den Analogieschluss aufrecht erhalten möchte, dann wie gesagt in Konditional formuliert. In diesem Falle bietet sich Martin Gubser an und nicht nur weil mir sein Buch vorliegt (;-) --Imbarock (Diskussion) 19:13, 1. Okt. 2015 (CEST)
- Nachtrag: In dem 2005er Sammelband von Florian Krobb ("150 Jahre...") hat sich auch Mark H. Gelber im Gegensatz zu 1980f mit dem Aufsatz "Antisemitismus, literarischer Antisemitismus und die Konstellation der bösen Juden in Gustav Freytags Soll und Haben" - hier Ausschnitte [1] - jenem Itzig Feitel Stern zugewandt. Aber nun gut. --Imbarock (Diskussion) 23:46, 1. Okt. 2015 (CEST)
Weitere Bedeutung(en)
"itzig" kann auch ein Adjektiv sein. Insbesondere Kinder wurden (werden?) so angesprochen. "Sei nicht so itzig!" "Du bist ein ganz itziges Kind!" Bedeutung: widerspenstig, unwillig, nicht folgsam. Kleinkinder, die ihre Mahlzeit nicht aufessen, ihr Zimmer nicht aufräumen oder nicht zu Bett gehen wollen, sind die Adressaten.
"itzig" findet sich in der Bedeutung "jetzig" zudem in einem frühneuhochdeutschen Wörterbuch. --Ilsebill (Diskussion) 23:34, 21. Mai 2020 (CEST)
In meiner Umgebung kennt niemand die im Artikel beschriebene Bedeutung in Zusammenhang mit Juden. Was allerdings im Gebrauch ist, auch unter jüngeren Leuten, ist die Bedeutung als bockig oder noch besser kratzbürstig, vielleicht auch widerspenstig. (Adina mußte man auf den richtigen Fuß erwischen, die wurde manchmal itzig.) (nicht signierter Beitrag von Luchsbeowulf (Diskussion | Beiträge) 18:33, 27. Okt. 2020 (CET))
Letztere Bedeutung habe Ich auch schon mal gehört... --Gabbahead. (Diskussion) 23:31, 27. Okt. 2020 (CET)