Diskussion:Judenhäuser in der Stadt Braunschweig
Präzisierung möglich?
Manche Sätze sind m. E. nicht ganz präzise formuliert – möglicherweise treffen sie für Braunschweig zu, lassen sich aber nicht verallgemeinern. Mir fielen folgenden Stellen auf:
- „Die letzten jüdischen Bewohner dieser Häuser wurden 1943 deportiert und anschließend mehrheitlich in diversen Konzentrationslagern o. Ä. ermordet.“
Nach Abgleich der Liste der Deportationszüge mit Gottwaldt/Schulle ist das Direktziel Auschwitz zweimal bezeugt (zahlenmäßig sind die Personen aus Braunschweig hierbei gering); die weiteren Züge endeten sehr wahrscheinlich in Theresienstadt. In Theresienstadt wie auch im Ghetto Warschau selbst starben zwar viele an widrigen Lebensbedingungen, ermordet wurden sie jedoch nach späterem Weitertransport aus Theresienstadt in Auschwitz-Birkenau bzw. aus Warschau im Vernichtungslager Treblinka. - Daher mein Vorschlag.
- „Die letzten Bewohner der Judenhäuser wurden 1943 deportiert. Die meisten der aus Braunschweig deportierten Juden wurden zunächst in Ghettos geschafft. Wer unter den widrigen Lebensumständen überlebte, wurde später meist in Vernichtungslagern ermordet. Zwei Deportationszüge endeten unmittelbar in Auschwitz.“
- Deportationslisten: An dieser Stelle noch ein Einschub zu den Deportationslisten: Gottwaldt/Schulle verzeichnen nicht für jeden Zug alle Herkunftsstädte, sondern nur den Abfahrtsort des Sammeltransports.
- Für 3. Oktober 1942 kommt ein Sammelzug aus Berlin nach Theresienstadt infrage (5. Okt über Wien halte ich für unwahrscheinlich)
- 2. März 1943 Zielort ist Auschwitz-Birkenau „Der Teiltransport aus Hannover führte auch Juden aus Braunschweig mit“ (S. 411)
- 10.Mai 1943 – alle Züge zwischen 5. Mai bis 16. Mai Theresienstadt
- 11. November 1943 – alle Züge vom 8. November 1943 bis 24. November Theresienstadt
- Zusätzlich nennt Gottwaldt/Schulle 7. Juli 1942 zwei Wagen mit 100 Personen nach Theresienstadt, zu denen Braunschweiger Juden mit Abreisetag 6. Juli 1942 gehörten (S. 296 + Brunsvicensia Judaica S. 150) / auch für den Zug 23. Juli 1942 Hannover-Thersienstadt kamen einige Deportierte aus Braunschweig (S. 301) / am 17. März 1943 Berlin-Theresiensstadt „mindestens 33 Personen aus Braunschweig und Hannover“, die am Vortag nach Berlin kamen (S. 352)
- Ich habe die vorgefundene Liste im Lemma nur bei eindeutig belegten Angaben referenziert, jedoch keine der weiteren Züge eingefügt. Sollte man diese (unvollständige) Liste in diesem Lemma streichen oder noch ergänzen?
- Liste in diesem Zustand hier wohl ausreichend, sollte allerdings hier vervollständigt und entsprechend referenziert werden. Da mir die entsprechende Literatur dazu fehlt, wäre ich Dir dankbar, wenn Du das übernehmen könntest. Brunswyk (Diskussion) 19:04, 4. Dez. 2012 (CET)
- „...wie auch anderen deutschen Städten und Gemeinden bedeutete dies, dass Juden zwangsweise in Häuser umgesiedelt wurden, die der Staat 1939 auf Grundlage der o. g. Verordnung von Juden gekauft hatte.“ - Zumindest für Hamburg waren die Besitzverhältnisse anders: Dort waren die meisten Häuser noch bis zur Auflösung der Reichsvereinigung deren Eigentum.
Ich nehme an, dass auch in Braunschweig die Wohnhäuser, die als Judenhäuser vorgesehen waren, nicht vordringlich arisiert und vom Staat „angekauft“ wurden. In dem entsprechenden Schreiben von Göring (28. Dezember 1938, PS-069. In: IMT Band 25., S. 132) heißt es, dass Juden „nach Möglichkeit in einem Haus zusammengelegt werden“ und „die Arisierung des Hausbesitzes an das Ende der Gesamtarisierung zu stellen“ sei, „d.h. es soll vorläufig nur dort der Hausbesitz arisiert werden, wo in Einzelfällen zwingene Gründe dafür vorliegen.“ Vordringlich sei die Arisierung der Betriebe, Geschäfte und landwirtschaftlichen Betriebe. Sofern neuere lokalhistorische Forschungen nichts Gegenteiliges erbringen, wäre ich für eine vorsichtigere Formulierung:
- „In Braunschweig bedeutete dies, dass Juden zwangsweise in Häuser umgesiedelt wurden, die aus jüdischem Eigentum stammten.“
- hab’s umformuliert Brunswyk (Diskussion) 19:08, 4. Dez. 2012 (CET)
- Schließlich fallen mir Sätze wie dieser auf: "Nachdem er eine entsprechende Verpflichtungserklärung der Nazis unterschrieben hatte, wurde er frei gelassen und wanderte am 11. August 1939 mit seiner Familie in die USA aus." Die Verknüpfung zwischen Entlassung von Aktionsjuden gegen Verkauf ihrer Immobilien bzw. Versprechen einer baldigen Auswanderung ist häufig nur eine unbelegte Vermutung (s. Lit. bei Aktionsjuden).
- Du kannst den Satz gern entsprechend umformulieren. Mir fehlt die Literatur dazu. Brunswyk (Diskussion) 19:10, 4. Dez. 2012 (CET)
- MfG --Holgerjan (Diskussion) 21:10, 3. Dez. 2012 (CET)
- Danke für Deine Hinweise. Gruß, Brunswyk (Diskussion) 19:11, 4. Dez. 2012 (CET)
- Danke für Deine Hinweise. Gruß, Brunswyk (Diskussion) 19:11, 4. Dez. 2012 (CET)
Ich habe noch präzisiert den Passus: ...ausreisewillige Juden gezwungen wurden, ihre Immobilien an das Deutsche Reich zu verkaufen, um im Gegenzug eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Dies betraf ja - wie die von dir vorher richtig genannte VO besagt - keineswegs nur "ausreisewillige" Juden. Um eine (von den NS organisatorisch geförderte) Ausreisegenehmigung zu erhalten, standen andere Dinge im Vordergrund (s. Devisenstelle, Dego-Abgabe, ...) Immobilien "liefen nicht weg" und man ließ sich (oben schon vermerkt) durchaus Zeit damit. Schwierigkeiten bei der Grundbucheintragung entstanden vor allem dann, wenn ein ererbtes Grundstück noch nicht im Grundbuch ausgewiesen war bzw. einige Erben bereits emigriert waren. Erst eine Änderung der Grundbuch-Vorschriften nach Erlass der 11. VO zum Reichsbürgergesetz#11.VO Ende 1941 erleichterte/ermöglichte solche Umschreibungen. Daher blieben Immobilien nominell oft noch länger im Eigentum von Juden; viele Gebäude von örtlichen Kultusgemeinden wurden der Reichsvereinigung übertragen und wurden erst nach deren Auflösung 1943 verstaatlicht. --Holgerjan (Diskussion) 14:42, 5. Dez. 2012 (CET)
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– GiftBot (Diskussion) 17:35, 8. Feb. 2016 (CET)
Rolfpeter Landauer?
Im Artikel heißt es, Kurt Landauer und Gertrud (geb. Fricke) hätten drei Kinder gehabt: Rolfpeter, Ellinor und Gerd. Ich kenne die Familie aus zahlreichen Erzählungen und habe nie von einem Sohn namens Rolfpeter gehört. Auch im Buch von Ellinor Wohlfeil, geb. Landauer, Im Zwielicht der Zeit, in dem die Familiengeschichte mit veränderten Namen anscheinend sehr tatsachengetreu geschildert wird, ist nicht die Rede von einem zweiten Sohn (wenn meine Erinnerung nicht trügt). Gibt es irgendwelche Quellen für die Existenz von Rolfpeter Landauer? --Yupanqui (Diskussion) 13:44, 28. Dez. 2020 (CET)
- Der Name wird in der angegebenen Quelle a.a.O. genannt: Reinhard Bein: Sie lebten in Braunschweig. Biografische Notizen zu den in Braunschweig bestatteten Juden (1797 bis 1983). In: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Braunschweig, Nr. 1, Döring Druck, Braunschweig 2009, ISBN 978-3-925268-30-4, S. 568. Dass Rolfpeter nicht im Werk seiner Schwester erwähnt wird, mag daran liegen, dass er mit nur knapp 3 Jahren an Scharlach starb und zwar 2 Monate vor der Geburt seiner Schwester. So steht es a.a.O. Brunswyk (Diskussion) 11:38, 29. Dez. 2020 (CET)
- Danke sehr! Schade, dass das Werk nur noch antiquarisch und nicht eben günstig zu erhalten ist. --Yupanqui (Diskussion) 12:05, 29. Dez. 2020 (CET)
- P.S.: Sehe gerade, dass da ja eine Fußnote ist. Das kommt davon, wenn man Artikel auf dem Smartphone liest. Bitte um Nachsicht wegen der überflüssigen Frage. --Yupanqui (Diskussion) 12:14, 29. Dez. 2020 (CET)
- Kein Problem. Immerhin hat mich Deine Frage auf den Artikel Ellinor Wohlfeil aufmerksam gemacht, von dessen Existenz ich nichts wusste. Der muss allerdings inhaltlich dringend überarbeitet werden. Darum werde ich mich jetzt kümmern. Brunswyk (Diskussion) 12:25, 29. Dez. 2020 (CET)