Diskussion:Walter Kuhn (Volkskundler)
NSDAP-Mitgliedschaft?
Es ist anzunehmen, dass Kuhn Mitglied der Partei war. Allerdings habe ich nirgends einen Hinweis gefunden. Möglicherweise sagt dazu Alexander Pinwinkler in seiner Arbeit von 2009 etwas. Muss ich mir aber erst noch besorgen.--Frank Helzel 08:20, 19. Feb. 2010 (CET)
Nationalsozialist
Kuhn war Parteimitglied und damit Nationalsozialist. Kuhn hat seine antislawisch-völkische und damit nationalsozialistische Ideologie nach dem Überfall auf Polen verwirklichen können und bei Völkermord und Vertreibung sein "Fachwissen" willig eingebracht. Ihn als "harmlosen Volkskundler" hinzustellen, indem man in der Einleitung verschweigt, dass er überzeugter Nazi war, ist Geschichtsfälschung und ein Verstoß gegen NPOV. Wer sich auch nur rudimentär mit der Rattenlinie Nord beschäftigt hat und welche Altnazis sich in Hamburg nach dem Krieg gegenseitig die Lehrstühle zugeschanzt haben, kann nicht ernsthaft unter Verweis auf die Nachkriegszeit diese Zensur befürworten.--Chianti (Diskussion) 22:58, 23. Apr. 2019 (CEST)
- Der Vorwurf der Zensur ist fernliegend. Ich muss doch sehr bitten. Es geht im Übrigen nicht darum, im Artikeltext etwas zu verschweigen. Aber der Einleitungssatz "deutscher Volkskundler, Siedlungshistoriker und Nationalsozialist" für einen von 1947 bis 1968 tätigen und publizierenden Hamburger Hochschullehrer, das ist greifbar unsachlich. Gruß, --Turpit (Diskussion) 23:08, 23. Apr. 2019 (CEST)
- Bitte nachlesen und verstehen, was der "Volkskundler und Siedlungshistoriker" alles für die Nazis getan hat und wie er dadurch Völkermord und Vertreibung unterstützt hat. Das ist ebenso ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens wie die akademische Tätigkeit.--Chianti (Diskussion) 23:14, 23. Apr. 2019 (CEST)
Selbstverständlich gehört er als "Nationalsozialist" betitelt und zwar auch in der Einleitung. Nachweise dafür gibt es zuhauf schon im "Handbuch der völkischen Wissenschaften":
- Der "Volkswissenschaftliche Arbeitsdienst" diente der Vernetzung NS-konformer Wissenschaftler und sollte der „Volkslehre“ als „kämpfender Wissenschaft“ zum Durchbruch verhelfen. Hier besprach Ipsen Konzepte zur künftigen Neuordnung Europas, unter anderem mit →Max Hildebert Boehm, →Emil Meynen, →Theodor Oberländer, →Hermann Raschhofer, Walter Kuhn, Karl Heinz Pfeffer, →Friedrich Metz und Hans Schwalm. „Volkslehre“ interpretierte der VwA als Wissenschaft „in verantwortlichem Dienst an der Führung“,„die jenes System [Versailles] geistig überwindet“ (S. 326)
- Die Denkschrift Schieders/Kuhn gilt als Vorläufer des Generalplan Ost (S. 57)
- Zu seinem Grundlagenwerk "Deutsche Sprachinsel": (im Rahmen der Biographie Kuhns ab S. 387): Es vertritt zwar einerseits Ansätze moderner Feldforschung, gründet aber andererseits auf dem ideologisch verzerrten, organischen Geschichtsbild, den ethnozentristischen Perspektiven und sozialdarwinistischen Voraussetzungen seiner „Naturgeschichte“ von 1926.
- 7 Im März 1939 wurde er zum Vorsitzenden der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde gewählt und war im selben Jahr als Vertreter der NOFG (Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft) im Hauptschulungsamt der NSDAP tätig.
- Seine umfassenden Kenntnisse über die deutschsprachige Bevölkerung Ostpolens prädestinierten Kuhn für seine Tätigkeit als Berater der SS während der Umsiedlungen von sogenannten Volksdeutschen 1940.
- Nach dem Krieg wurde recht bald auch Kritik an der Arbeit Walter Kuhns laut. [...] Dabei ist hervorgehoben worden, dass Kuhn nicht nur durch seine Beratungstätigkeit gestalterisch tätig wurde, sondern mit seinen Arbeiten nach dem Motto „Heimatbildung durch Heimatforschung“ früh ein Identitätsmanagement betrieb, das jene Stereotypen aufbaute, die später während der Umsiedlungen die Propaganda bestimmten.
(Obige Punkte habe ich jetzt nur nach erstem Durchsehen gefunden und nicht viel weiter recherchiert, ich denke aber, dass das ausreicht).
Darüber hinaus kann man seine Tätigkeit natürlich nicht auf die Zeit ab 1947 begrenzen, wie es oben in der Diskussion getan wird. --AnnaS. (DISK) 23:55, 23. Apr. 2019 (CEST)
An anderer Stelle wurde ein Vorschlag gemacht, den ich aufgreifen und weiterentwickeln möchte. Wie wäre es damit, die Einleitung einfach etwas ausführlicher zu fassen: "... war ein deutscher Volkskundler und Siedlungshistoriker. Während der NS-Zeit (...). Nach dem Krieg lehrte er ab 1947 an der Universität Hamburg und wurde 1968 emeritiert." --Turpit (Diskussion) 00:15, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Über die genaue Formulierung in der Einleitung kann man sich ja hier gut einigen, bevor man den Artikel ändert. Ich hatte bis jetzt nur im Handbuch der völkischen Wissenschaften nachgeschlagen und die Punkte hier zitiert, weil ich zeigen wollte, dass die Richtung, in die die Meinungen auf der VM gehen, imho nicht ganz passt - und um den (VM)"Druck" herauszunehmen. Ich werde mir morgen noch einmal weitere Belege ansehen. Wichtig wäre ja an Deinem Vorschlag genau der Text, der nach "Während der NS-Zeit..." kommt. --AnnaS. (DISK) 00:29, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Bei der Beschreibung seiner Tätigkeit während der Nazi-Herrschaft würde ich mich an dem Beitrag über Kuhn bei Klee orientieren. MfG, --Brodkey65|...Am Ende muß Glück sein. 00:35, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Bitte konkrete Formulierungsvorschläge statt kryptischer Andeutungen.--Chianti (Diskussion) 12:13, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Bei der Beschreibung seiner Tätigkeit während der Nazi-Herrschaft würde ich mich an dem Beitrag über Kuhn bei Klee orientieren. MfG, --Brodkey65|...Am Ende muß Glück sein. 00:35, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Ich versuche mal einen Formulierungsvorschlag, der nach Art einer Einleitung den bisherigen Artikelinhalt zusammenfasst: "... war ein deutscher Volkskundler und Siedlungshistoriker. Während der NS-Zeit wurde er 1936 Professor an der Universität Breslau, verfasste Denkschriften zur „Eindeutschung“ besetzter Gebiete und zur „Umsiedlung“ von Polen und Juden und trat 1940 der NSDAP bei. Nach dem Krieg lehrte er ab 1947 an der Universität Hamburg, publizierte zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung und wurde 1968 emeritiert." --Turpit (Diskussion) 22:48, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Ja, finde ich deutlich besser, als einfach ein Schlagwort in die Einleitung zu klatschen. --Mogelzahn (Diskussion) 03:26, 26. Apr. 2019 (CEST)
3. Meinung
Wer nach 1933 außerordentlicher Professor für „Deutsche Volkskunde und ostdeutsches Volkstum“ werden konnte, war eng mit dem nationalsozialistischen Gedankengut verbunden -- auch ohne explizite Mitgliedschaft in der Partei. Dass in der Zeit der Gleichschaltung der Universitäten bei diesem ideologisch stark besetztem Thema jemand mit aus heutiger Sicht neutraler Einstellung zum Zug gekommen sein könnte, ist nicht wirklich plausibel. Wie zur Bestätigung ist Kuhn 1940 dann auch persönlich der NSDAP beigetreten. Dazu kommen die im Abschnitt "Leben" angeführten Denkschriften bis hin derjenigen zur "Eindeutschung Posens und Westpreußens". Das ist schon im Titel ein Muster nazionalsozialistsischer Ideologie.
Vor diesem Hintergrund wäre es schon etwas merkwürdig, ihn nicht als Nationalsozialist zu bezeichnen. Daran ändert auch die Tatsache seiner Beschäftigung ab 1947 an einer westdeutschen Hochschule nichts. Dass im Nachkriegs(west)deutschland nicht alle Professoren (und Richter) in Bezug auf die NS-Zeit eine blütenreine Weste hatten, ist nun wirklich nichts Neues. Im Grunde hatte Kuhn zweifach Glück. Zum ersten geriet er 1943 in Gefangenschaft und war so persönlich nicht an der Eskalation der letzten beiden Jahre der NS-Zeit beteiligt. Zum anderen hatte er 1968 als im Zuge des bekannten gesellschaftlichen Umschwungs an den Universitäten genauer hingeschaut wurde, gerade das Rentenalter erreicht. ---<)kmk(>- (Diskussion) 01:47, 24. Apr. 2019 (CEST)
Weitere Meinung
A) Die von Chianti geäußerte Auffassung, dass jedes NSDAP-Mitglied zwingend Nationalsozialist auch von der Gesinnung her gewesen sein muß, ist aus meiner Sicht zu holzschnittartig. Für den Zeitraum vor 1933 mag diese Auffassung stimmen, aber nach Errichtung der Diktatur 1933 gelten andere Gesetzmäßigkeiten. Neben einer unbestreitbar hohen Zahl an tatsächlichen Nationalsozialisten hat es tatsächlich auch eine große Zahl von Mitläufern und Opportunisten gegeben. So etwas ist jeder Diktatur immanent, denn wer Karriere machen will, muss sich mit den Machthabern arrangieren und das geht im Einparteiensystem am Einfachsten über die Mitgliedschaft in der Einheitspartei. Auch nicht jedes KPdSU-Mitglied war überzeugter Kommunist. In Systemen mit gesteuerten Blockparteien (DDR, Polen etc.) mag das noch ein bißchen anderes gewesen sein, weil es für die Durchschnittskarriere ausreichen konnte, einer solchen "Nebenorganisation des Herrschaftsapparates" beizutreten. B) Das oben gesagte sagt aber natürlich nichts über die persönlichen Einstellungen von Kuhn aus. Die im Artikel genannten Einstellungen und Tätigkeiten, lassen durchaus darauf schließen, dass er zumindest bis 1945 eine völkische Ideologie vertrat, die dem Nationalsozialismus nicht ganz fern stand. Diese ideologische Nähe gehört natürlich auch genau so im Artikel angesprochen. C) Ob das aber in die Einleitung gehört, ist eine andere Auffassung. Das hängt davon ab, wie sehr man die Haltung für die Tätigkeit von Kuhn (auch nach 1945) für prägend hält. Ich bin da - auch nach der bisherigen Diskussion - entschieden unentschieden. Wahrscheinlich ist es sinnvoller, statt eines Schlagwortes eher eine kurze Umschreibung seiner Auffasungen und Tätigkeiten in die Einleitung zu setzen. --Mogelzahn (Diskussion) 11:05, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Natürlich ist eine NSDAP-Mitgliedschaft eine hinreichende Bedingung bzw. konstituierend für die Bezeichnung "Nazi"! Könnten sich alle, die sich hier äußern wollen, sich bitte zuerst elementares Grundlagenwissen aneignen?--Chianti (Diskussion) 12:13, 24. Apr. 2019 (CEST)
meine Meinung
Da wir nicht genau wissen, was die Geisteshaltung Kuhns war, gehören mMn nur die Fakten das er NSDAP Mitglied war (in die Einleitung) und seine Werkschau in den Artikel. Die Leser dürfen dann selber entscheiden, wo sie in hin verorten. Ron ® (Disk.) 11:55, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Die Geisteshaltung äußert sich in seinen Taten und der Arbeit in und für zutiefst nationalsozialistische Organisationen mit dem Auftrag, die nationalsozialistische Rassen- und Siedlungspolitik durch Vertreibung und Völkermord.--Chianti (Diskussion) 12:15, 24. Apr. 2019 (CEST)
- genau, und das sollte auch den meisten deutlich sein, weshalb es nicht extra Erwähnung finden muss Ron ® (Disk.) 12:22, 24. Apr. 2019 (CEST)
- Ich verstehe nicht ganz, wieso hier bei einem erwiesenen Nazi (Parteimitglieder und Verfasser von Schriften mit Nationalsozialistischen Gedankengut) danach gefragt wird, ob er denn auch in Geiste ein Nazi war. Wen interessierts? Fakt ist, er war einer! Und das gehört auch klar und deutlich formuliert in den Artikel. So einem hier versuchen die Stange zu halten und ihm nachträglich einen zweiten Persilschein ausstellen zu wollen finde ich, ganz vorsichtig formuliert, befremdlich. Gruß zur Nacht, Berihert ♦ (Disk.) 23:56, 24. Apr. 2019 (CEST)
- wer will hier wem die Stange halten? ich habe seine Schriften nicht studiert und lese im Artikel die Meinung: er lehnte die Umsiedlungspolitik ab. er war NSDAP-Mitglied und wenn das ausreichen soll ihn als Nazi hier zu listen, sei es so. Meine Meinung äußerte ich bereits eingangs. Ron ® (Disk.) 01:28, 25. Apr. 2019 (CEST)
- Schon die Titel der Denkschriften "Stammesgruppen, Bodenverhältnisse, Anbaufrüchte usw. in Galizien und Wolhynien und die sich daraus für die Umsiedlung ergebenden Gesichtspunkte" und "Eindeutschung Posens und Westpreußens" legen das Gegenteil nahe. Mit ihnen hat Kuhn die "Umsiedelungspolitik" nicht nur nicht abgelehnt, sondern sie interlektuell unterfüttert. Er war damit aktiv an der Verbreitung und Entwicklung der nationalsozialistischen Ideologie beteiligt. ---<)kmk(>- (Diskussion) 00:21, 26. Apr. 2019 (CEST)
- du musst es wissen. Ron ® (Disk.) 01:04, 26. Apr. 2019 (CEST)
Fünfte oder werweißwievielte Meinung: Wenn ich mir die Kategorie Volkskundler so anschaue, ist es einfach nicht üblich, in die Einleitung zu schreiben: Er war Volkskundler, ... und Nationalsozialist (Christdemokrat, Einheitssozialist, Sozialdemokrat oder sonstwas). Es reicht offensichtlich, das im Fließtext zu erwähnen. Dieses plakative unter die Nase (die Augen) reiben wäre für mich ein weiterer Schritt hin zu einer Politpedia. --Methodios (Diskussion) 15:38, 10. Mai 2019 (CEST)
- Bei Christdemokraten oder sonstwas spielt das auch weniger eine Rolle, weil denen ihre Arbeit nicht eine theoretische Basis für Vertreibung legte. Aber wenn die Ideologie in Verbindung mit der Arbeit steht und darunter tausende Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden, denke ich schon, dass es "Einleitungsrelevant" ist. Gruß und schönes kommende WE, Berihert ♦ (Disk.) 15:56, 10. Mai 2019 (CEST)