Dorfkemmathen

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Dorfkemmathen
Gemeinde Langfurth
Koordinaten: 49° 5′ 1″ N, 10° 26′ 40″ O
Höhe: 433 (430–449) m ü. NHN
Fläche: 4,82 km²[1]
Einwohner: 391 (2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 91731
Vorwahl: 09854

Dorfkemmathen ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Langfurth im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern). Zu dem Ort zählt die Einöde Sulzachhof.

Geografie

Dorfkemmathen, ein Kirchdorf überwiegend ländlichen Charakters mit einigen Handwerksbetrieben, liegt im Mündungswinkel des von Westen heranziehenden Schrumbachs in die südlich verlaufende untere Sulzach. Etwa einen Kilometer westlich liegt an dessen Oberlauf Himmelreithbach der Rosenhof. Der Ort ist von Acker- und Grünland umgeben: Im Nordwesten wird die Flur Birkenfeld genannt, im Südwesten Stockfeld und im Süden Hochfeld. 1 km nordwestlich liegt der Eichwald, 0,75 km nordöstlich das Föhrenholz. Im Friedhof steht eine Kastanie, die als Naturdenkmal ausgezeichnet ist.

Die Kreisstraße AN 41 führt nach Haslach (2,7 km nordwestlich) bzw. nach Gelshofen (1,5 km südöstlich). Die Kreisstraße AN 50 führt nach Langfurth (1,7 km nördlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Bernhardswend (2,3 km südwestlich) und nach Obermichelbach (1,8 km südlich).[3]

Geschichte

Der Ort entstand im 13. Jahrhundert als eine Klostergründung der Herren von Kemmathen, die im benachbarten Oberkemmathen saßen. Im Jahre 1311 wurde der Name Kemmathen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Unter-Kemmathen, das heutige Dorfkemmathen, wurde allerdings erst 1453 eindeutig genannt. Der Ortsname weist darauf hin, dass es hier ein Steinhaus mit einem Kamin gab, also was man heute ein Herrenhaus nennen würde; die damaligen Bauernhäuser hatten nämlich keinen Oberstock, waren mit Stroh gedeckt und der Rauch zog durch ein schlichtes Rauchloch ab.

Die Ortschronik berichtet ausgiebig von Wirren, Plünderungen, Zerstörungen und dem Elend im 16. und 17. Jahrhundert in der Folge des Bauernkrieges und des Dreißigjährigen Krieges. Nicht nur den Bauern, auch dem Kloster raubte man die letzte Habe. So sollen 1634 nur noch fünf Häuser gestanden haben und es soll in der ganzen Gegend kein Vieh mehr gegeben haben.

Die Fraisch über Dorfkemmathen war umstritten. Sie wurde sowohl vom ansbachischen Oberamt Wassertrüdingen als auch vom oettingen-spielbergischen Oberamt Dürrwangen beansprucht. Die Reichsstadt Dinkelsbühl wollte sie auf ihren Gütern geltend machen. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft war strittig zwischen dem Kastenamt Wassertrüdingen und dem Oberamt Dürrwangen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Dorfkemmathen 59 Anwesen. Außerdem gab es eine Kirche, ein Pfarrhaus und ein Schul-, Hirten- und Schafhaus, die der Kommune unterstanden. Grundherren waren

  • ansbachische Ämter (20 Anwesen; Verwalteramt Forndorf: 1 Gütlein; Kastenamt Wassertrüdingen: 1 Ziegelhütte, 1 Mühle, 1 Wirtshaus mit Braustatt, 3 Gütlein, 2 Häuser, 1 Häuslein mit Badrecht, 4 Häuslein, 2 Halbhäuslein; Vogtamt Wittelshofen: 1 Gütlein, 1 Sölde, 2 Halbsölden)
  • Oettingen-Spielberg (10 Anwesen; Oberamt Aufkirchen: 3 Sölden; Oberamt Dürrwangen: 3 Halbhöfe, 3 Sölden, 1 Söldenhaus)
  • das Herzogtum Württemberg (4 Anwesen; Oberamt Weiltingen: 2 Güter, 2 Halbhäuslein)
  • die Reichsstadt Dinkelsbühl (17 Anwesen; Evangelische Kirchenpflege: 2 Gütlein; katholische Kirchenpflege: 1 Gut, 1 Gütlein; Ratsamtspflege: 1 Wirtschaft, 2 Halbhöfe; Reichsalmosenpflege: 4 Güter, 2 Gütlein; Siechenpflege: 1 Gut; Spital: 2 Halbhöfe; Stipendiatenpflege: 1 Gut)
  • der Deutsche Orden (8 Anwesen; Obervogtamt Oettingen: 1 Widemhof, 7 Sölden).[4][5]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Wassertrüdingen.[6]

1806 kam Dorfkemmathen an das Königreich Bayern. Mit dem Gemeindeedikt wurde Dorfkemmathen dem 1809 Steuerdistrikt Sinbronn zugeordnet. Zeitgleich entstand die Ruralgemeinde Dorfkemmathen, die mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) mehr Befugnisse erhielt.[7][8] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,824 km².[1] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Dinkelsbühl zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Dinkelsbühl (1919 in Finanzamt Dinkelsbühl umbenannt, seit 1973 Finanzamt Ansbach). Die Verwaltung übernahm 1862 das neu geschaffene Bezirksamt Dinkelsbühl (1939 in Landkreis Dinkelsbühl umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Dinkelsbühl (1879 in das Amtsgericht Dinkelsbühl umgewandelt), das seit 1973 eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Ansbach ist. Mit der Auflösung des Landkreises Dinkelsbühl im Jahr 1972 kam Dorfkemmathen an den Landkreis Ansbach.[6]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Dorfkemmathen am 1. Januar 1973 nach Langfurth eingemeindet.[9]

Baudenkmäler

  • Kühleisenstraße 24: Spätmittelalterliches Steinkreuz vor dem Ortsende Richtung Bernhardswend.
  • Vorstadt 2: Pfarrhaus, zweigeschossiger, massiver Putzbau mit Walmdach, 1791.
  • Vorstadt 4: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche, ehemals St. Katharina dann Wallfahrtskirche St. Maria, quadratische unverputzte Saalkirche mit stark eingezogenem Polygonalchor, Mitte 15. Jahrhundert, Turm 1522; mit Ausstattung; Friedhofsmauer, Quadermauer mit Rundbogeneingang und eingelassenen Grabsteinen, spätmittelalterlich. Die Kirche Zur lieben Frau entstand in den Jahren zwischen 1362 und 1432 wohl auf dem Platz einer früheren romanischen Kapelle. Der Altar darin ist ein wertvolles Stück mittelalterlichen Kunstschaffens und ist vermutlich ein Werk eines der Schüler des Künstlers Albrecht Dürer vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die eingebaute Madonnenfigur ist sogar noch 100 Jahre älter als der Altar.
  • Kloster: Das Kloster stand nördlich der Kirche, an diesem Platz steht heute noch der Klosterhof. Eine Grundstücks-Kaufurkunde wurde im Jahre 1398 errichtet über den Verkauf einer Grundfläche der Frau Elsbeth von Kemmathen an das Kloster. 1533 mussten die Schwestern wegen der einkehrenden Reformation das Kloster verlassen, sie sollen mit ihrer letzten Habe nach Herrieden gezogen sein. Die Besitzungen wurden verpachtet.
ehemaliges Baudenkmal
  • Haus Nr. 31: Gasthaus zum Greifen. Zweigeschossiges, verputztes Satteldachhaus mit steilem Straßengiebel und Aufzugdächlein. Acht zu fünf Obergeschossfenster, teils verändert. Fenster- und verkröpfte, profilierte Türrahmung (am Sturz bezeichnet BAG 1791) aus Sandstein. Flache Ecklisenen am Giebel mit kapitellartigen Gesimsstücken (wie auch bei späteren Häusern der Gegend vielfach anzutreffen). Rückseitiger Giebel aus Fachwerk.[10]

Bodendenkmäler

In der Gemarkung Dorfkemmathen gibt es drei Bodendenkmäler, darunter ein abgegangenes Beginenkloster des Mittelalters.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970 1987 2007 2016
Einwohner 379 419 450 446 434 405 418 421 420 443 384 361 388 378 393 411 373 388 368 527 478 449 385 384 320 401* 421*
Häuser[11] 68 81 91 84 85 84 89 85 99
Quelle [12] [13] [14] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [14] [14] [21] [14] [14] [14] [22] [14] [14] [14] [23] [14] [1] [24] [25] [26] [26]
* inklusive Nebenwohnsitze

Literatur

Weblinks

Commons: Dorfkemmathen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 761 (Digitalisat).
  2. Einwohnerzahlen 2021 – Gemeinde Langfurth. Abgerufen am 16. September 2022.
  3. Dorfkemmathen im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 408f.
  5. Johann Bernhard Fischer: Dorfkemmathen. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 380 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh, Bd. 1, Sp. 634). Hiernach gab es 58 Untertansfamilien, von denen 22 ansbachisch waren.
  6. a b T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 556.
  7. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 533.
  8. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 29 (Digitalisat).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 706.
  10. A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Dinkelsbühl, S. 129. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  11. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 19 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 71–72 (Digitalisat).
  14. a b c d e f g h i j k Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 167, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1000, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 156 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1165, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, S. 61 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, S. 175 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1097 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1161 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1199 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1035 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 328 (Digitalisat).
  26. a b Einwohnerzahlen auf der Website langfurth.de