Dorfkirche Heinersdorf
Die Dorfkirche Heinersdorf mit Mauer und Friedhof, deren erste Teile in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurden, steht in der Romain-Rolland-Straße 54/56 im heutigen Berliner Ortsteil Heinersdorf des Bezirks Pankow. Sie ist eine der über 50 unter Denkmalschutz stehenden Dorfkirchen in Berlin.
Geschichte
Benannt nach seinem Gründer, einem Lokator namens Heinrich, über den sonst nichts Weiteres bekannt ist, entstand das Straßenangerdorf Heinersdorf um 1230, als die Markgrafenbrüder Johann I. und Otto III. den Landesausbau auf dem Teltow und dem Barnim vorantrieben. 1319 wurde Heinersdorf durch den Markgrafen Waldemar an das Heilig-Geist-Spital verkauft, in dessen Eigentum es bis 1691 blieb. Nachdem es wieder in Staatsbesitz kam, wurde es 1704 dem Amtsbezirk Niederschönhausen zugeordnet. Auf einem Lageplan von 1703 ist Heinersdorf noch als Angerdorf dargestellt, in dem die Kirche auf dem Anger steht. Erst in der Folgezeit verengte es sich zu einem Straßendorf.
Im Jahr 1920 wurde Heinersdorf zusammen mit vielen anderen Ortschaften in Berlin eingemeindet. Die Kirchengemeinde gehörte lange Zeit als Filialkirche zur Gemeinde in Weißensee bevor sie 1905 unabhängig wurde. Heute hat die Kirchengemeinde etwas mehr als 800 Mitglieder und gehört zum Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche nur leicht beschädigt.
Baubeschreibung
Der Bau der einschiffigen Feldsteinkirche als Saalkirche, also nur mit Langhaus und ohne Chor, begann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wie die in gleichmäßigen Schichten versetzten Feldsteinquader an beiden Langswänden bis zur Sohlbankhöhe der (später veränderten) Fenster zeigen sowie an der Westseite, sofern sie nicht durch spätere Anbauten verdeckt sind. Der Feldsteinsockel des Westturms wirkt mittelalterlich, weil er sorgfältig gequadert ist; er wurde aber erst 1893 errichtet. Die Nordseite des Langhauses zeigt noch zwei zugesetzte spätgotische Fenster mit Backsteinrahmung, darunter eines mit Zwillingsbogenabschluss.
Ansonsten ist von dem mittelalterlichen Ursprungsbau nur noch wenig erkennbar. Die späteren Um- und Anbauten wurden in Backstein vorgenommen, abgesehen vom Feldsteinuntergeschoss des Turmes von 1893. Ursprünglich besaß die Kirche einen Dachturm. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde an der Südwand der Anbau einer Seitenkapelle mit Satteldach quer zu dem des Kirchenschiffs errichtet. Im Innern ist sie mit einem Netzgewölbe auf Engelskonsolen überspannt. Der Schlussstein ist mit Medaillons verziert. Sie war einst Leichenhaus, dann Sakristei und dient seit 1935 als Traukapelle. Die spätere Erweiterung der Seitenkapelle nach Osten unter dem Schleppdach des Kirchenschiffs ist nicht eingewölbt. Die ursprüngliche Holzbalkendecke des Kirchenschiffs wurde später durch ein Gewölbe ersetzt.
Im Jahre 1893 wurde im Westen ein querrechteckiger neugotischer Turm errichtet, der ein quergestelltes Satteldach hat und einen kupfergedeckten Dachreiter trägt. In ihm hängen drei Bronzeglocken aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Pfarrhaus mit einem Verbindungsgang wurde 1909 von Robert Leibnitz nach Entwürfen von Carl James Bühring angebaut.[1] 1934/1935 wurde der östliche rechteckige Chor von 1860 nach Süden verlängert und zum Querschiff umgebaut. Zusätzlich zu der bereits im Westen vorhandenen Empore von 1721 wurden zwei weitere im Querschiff errichtet.
Ausstattung
Das pokalförmige Taufbecken auf Balusterfuß aus Kalkstein datiert von 1621. Die 1629 gestiftete Taufschale ist eine Nürnberger Arbeit aus Messing mit dem Flachrelief von Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis. Der hölzerne Deckel wird von zwei Delphinen geziert. In den durch Pilaster getrennten Feldern am Taufbecken sind Bibelverse eingelassen.
In den zwei Fenstern im Osten befinden sich Glasmalereien von Charles Crodel. Die zweimanualige Orgel mit 20 Registern stammt aus dem Jahr 1935 und wurde von der Firma Schuke errichtet.
Weitere Ausstattungsgegenstände:
- Kelch und Patene von 1691,
- Weihnachtskrippe aus dem 15. Jahrhundert.
Literatur (chronologisch)
- Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. Berlin 1962, 6. Auflage 1984.
- Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
- Ernst Badstübner, Sibylle Badstübner-Gröger: Kirchen in Berlin. Berlin 1987.
- Institut für Denkmalpflege: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR – Hauptstadt Berlin II. Berlin 1987.
- Renate Petras, Ernst Oskar Petras (Hrsg.) Alte Berliner Dorfkirchen. Die Zeichnungen Heinrich Wohlers. Evangelische Verlags-Anstalt, Berlin 1988, ISBN 3-374-00543-8.
- Markus Cante: Kirchen bis 1618. In: Berlin und seine Bauten, Teil VI: Sakralbauten. Hrsg.: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Berlin 1997, S. 344.
- Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte – Architektur – Ausstattung. Lukas-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-931836-67-3 (Kirchen im ländlichen Raum, Band 1).
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. München/Berlin 2006 (Band Berlin).
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Ev. Kirchengemeinde Berlin-Heinersdorf
- Ev. Kirchenkreis Berlin Nord-Ost
Einzelnachweise
- ↑ Daniel Becker und Sandra Caspers: Berlin-Heinersdorf – Eine Spurensuche. Herausgegeben von der Zukunftswerkstatt Heinersdorf, Bürgerverein Berlin-Heinersdorf e. V., S. 109
Koordinaten: 52° 34′ 1,7″ N, 13° 26′ 25,8″ O