Griechische Drachme

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Griechische Drachme
Konstantinos Kanaris 1 Drachma.png

1-Drachme-Münze (1976)
Staat: Griechenland Griechenland
Unterteilung: 100 Lepta
ISO-4217-Code: GRD
Abkürzung: ₯, Dr.
Wechselkurs:
(fix)

EUR = 340,750 GRD
100 GRD = 0,293470 EUR[1]

Silberdrachme des Mithridates II. um 100 v. Chr.
Aufschrift auf dem Revers:
ΒΑΣΙΛΕΩΣ / ΜΕΓΑΛΟΥ / ΑΡΣ-ΑΚΟΥ / ΕΠΙΦΑΝ

Die griechische Drachme ist eine neuzeitliche Währungseinheit in Griechenland, die von 1831 bis 2001 galt. Ab 1923 wurde die Drachme durch die Bank von Griechenland ausgegeben.

Drachme (neugriechisch δραχμή drachmí, Plural

δραχμές

, wörtlich „Genommenes“ im Sinne von „eine Handvoll“, abgeleitet von altgriechisch δράσσειν drássein [attisch

δράττειν

] „ergreifen, nehmen“) ist eine antike Gewichts- und Münzeinheit.

Die antike Drachme

Vorder- und Rückseite eines Tetradrachmons

Die antike Drachme (Plural

δραχμά

) bezeichnet eine Gewichts- und Münzeinheit aus Silber, selten aus Kupfer und Gold (Ptolemaier). Sie war im gesamten hellenischen Kulturkreis verbreitet und wurde von vielen Städten geprägt. Die ersten Prägungen zeigen Tierbilder, die meist sprechende Wappen der Städte waren und bis in das 6. vorchristliche Jahrhundert zurückgehen.

Aufgrund der Prägetechnik sind Drachmen meist auf der Rückseite flach und auf der konvexen Vorderseite sehr plastisch ausgearbeitet. Die Prägungen zeigen ein hohes künstlerisches Niveau und sind sehr fein gearbeitet. Dies führte dazu, dass bereits seit der Renaissance schöne Prägungen gesammelt wurden. Drachmen wurden häufig ohne Inschriften geprägt. Die Datierung lässt sich nur auf Grund stilistischer Merkmale durchführen und ist wenig exakt.

Dem antiken Münzsystem lagen das Silber als Münzmetall und die vorderasiatische Masseneinheit Talent zugrunde, die in 60 Minen geteilt war. Manche Städte prägten aus einer Mine Silber 100 Drachmen, andere 50 Stater. Kunstvoll gestaltete Minen wurden zwar geprägt, waren aber für den täglichen Gebrauch viel zu groß und wertvoll. Neben 1-Drachmen-Prägungen gab es im östlichen Bereich Tetradrachmen (4 Drachmen) und in Magna Graecia (Süditalien, Sizilien) Didrachmen (2 Drachmen). Es wurden vereinzelt auch Dekadrachmen (10 Drachmen) geprägt, in hellenistischer Zeit auch ptolemäische Oktadrachmen (8 Drachmen) in Gold. Recht häufig war die Hemidrachme (Halbdrachme) gleich 1 Tribolos (Münze im Wert von drei Oboloi). Der Obolus (altgriechisch

ὀβολός

, Plural

ὀβολοί

) ist die kleinste Einheit, die jedoch gelegentlich in weitere Einheiten aufgespalten wurde, bis hin zum Achtelobolus (Chalkus,

χαλκός

„Kupfer“).

Die moderne Drachme

Drachmen-Münzen

Die moderne griechische Drachme ([neu-]griechisch

Ελληνική δραχμή

) ist die ehemalige Währungseinheit Griechenlands. Untereinheit war das Lepto(n) (

λεπτό(ν)

, Plural

λεπτά

), 100 Lepta ergeben eine Drachme. ISO-4217-Code war GRD. Das Währungssymbol der Drachme war ₯ (oft als

Δρ

geschrieben).

Die erste Drachme und die Lateinische Münzunion

Die Drachme wurde 1831 als griechische Währung eingeführt und löste den Phönix (griechisch

Φοίνιξ

) ab, der von 1828 bis 1831 die erste Währung Griechenlands war nach der Erlangung der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Der Name stammt von der antiken Münz- und Gewichtseinheit Drachme.

Eine 20-Drachmen-Goldmünze von 1884

Ab 1868 war Griechenland Mitglied der Lateinischen Münzunion. Damit war die Drachme im Verhältnis 1:1 an die anderen Währungen der Union gebunden. Die Regelung schloss Papiergeld aus, diese Regelungslücke nutzten Italien und Griechenland, um den Papiergeldumlauf zu steigern, für den keine Edelmetall-Deckung mehr bestand. Griechenland wurde für dieses Vorgehen abgestraft und ausgeschlossen, zwei Jahre später jedoch wieder aufgenommen.

Die zweite und dritte Drachme

Die Drachme wurde im 20. Jahrhundert zweimal abgewertet, dies war eine Begleiterscheinung und Folge des Zweiten Weltkriegs: Die erste Drachme wurde 1944 im Verhältnis von 50.000.000.000:1 zur zweiten Drachme umgewechselt, da die Besatzer Geldumlauf und Warenabzug gleichermaßen gesteigert hatten; die zweite Drachme wurde 1954 im Verhältnis von 1000:1 zur dritten Drachme umgewechselt. Die Drachme war Teil des Bretton-Woods-Systems und von 1954 bis zu dessen Auflösung 1973 im Verhältnis 30:1 fest an den US-Dollar gekoppelt.

In den 1980er Jahren wurden die Inschriften auf Scheinen und Münzen in die aktuelle Sprachform (Dimotiki) gewechselt. Ausnahmen blieben der 50- und der 100-Drachmen-Schein, die weiterhin in Katharevousa beschriftet waren. Nach Herausgabe der 50- und 100-Drachmen-Münze sollten diese aus dem Verkehr gezogen werden. Da diese Scheine insbesondere aufgrund der langen Umlaufzeit einen hohen Symbolwert erlangt hatten, wurden diese weiterhin herausgegeben, deren Rolle war vergleichbar zum 5-Mark-Schein in Deutschland.

Bei den Münzen hatte die goldene Gedenkmünze von 1996 zum 100-jährigen Jubiläum der Olympischen Spiele der Neuzeit mit 20.000 Drachmen den höchsten Nominalwert. Die letzte Prägung war eine 1-Drachmen-Münze im Jahre 2000 in Gold zu 8,5 Gramm statt in Kupfer.

Übergang zum Euro

2001 trat Griechenland der Europäischen Währungsunion bei, zwei Jahre nach den elf Gründungsmitgliedern. Die Drachme wurde damit fest an den Euro gebunden, und zwar im Verhältnis 340,750 GRD = 1 EUR. 2002 wurde, gleichzeitig mit den anderen Euro-Ländern, das Euro-Bargeld eingeführt und die Drachme verschwand. Die Bezeichnung Lepto wurde jedoch als griechische Bezeichnung für den Eurocent übernommen und auch auf die Rückseiten der griechischen Euromünzen geprägt.

Münzen der modernen Drachme

Bevor der Euro am 1. Januar 2002 in den Umlauf gebracht wurde, existierten Münzen im Wert von 50 Lepta, 1, 2, 5, 10, 20, 50, 100 und 500 Drachmen; daneben auch 10 und 20 Lepta, die aber aufgrund ihrer Wertlosigkeit kaum einen Nutzen fanden. Eine Besonderheit stellt der 200-Drachmen-Schein dar, da die Stückelung 200 nicht gemünzt wurde.

Nennwert Vorderseite Rückseite Motive Durchmesser Dicke Rand
50 Lepta
50 Lepta (1966) - Vorderseite.jpg
50 Lepta (1966) - Rückseite.jpg
VS: Wappen des Königreiches Griechenland, „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Konstantin II. (1964–1973)

1,8 cm 1,2 mm geriffelt
50 Lepta (1973) - Vorderseite.jpg
50 Lepta (1973) - Rückseite.jpg
VS: Phönix und „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Konstantin II. (1964–1973)

1,8 cm 1,2 mm geriffelt
1 Drachme
1 Drachme (1970) - Vorderseite.jpg
1 Drachme (1970) - Rückseite.jpg
VS: Wappen des Königreiches Griechenland, „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Konstantin II. (1964–1973)

2,1 cm 1,2 mm geriffelt
2 Drachmen
2 Drachmen (1954) - Vorderseite.jpg
2 Drachmen (1954) - Rückseite.jpg
VS: Wappen des Königreiches Griechenland, „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Paul I. (1947–1964)

2,4 cm 1,5 mm geriffelt
2 Drachmen (1980) - Vorderseite.jpg
2 Drachmen (1980) - Rückseite.jpg
VS: Zwei Gewehre mit einem Zweig, „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)

RS: Georgios Karaiskakis (1782–1827), General des Griechischen Unabhängigkeitskrieges

2,4 cm 1,8 mm geriffelt
5 Drachmen
5 Drachmen (1954) - Vorderseite.jpg
5 Drachmen (1954) - Rückseite.jpg
VS: Wappen des Königreiches Griechenland, „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Paul I. (1947–1964)

2,8 cm 2 mm geriffelt
5 Drachmen (1973) - Vorderseite.jpg
5 Drachmen (1973) - Rückseite.jpg
VS: Pegasus

RS: Phönix und „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)

2,5 cm 2,1 mm glatt
10 Drachmen
10 Drachmen (1968) - Vorderseite.jpg
10 Drachmen (1968) - Rückseite.jpg
VS: Wappen des Königreiches Griechenland, „Βασίλειο της Ελλάδος“ (Königreich Griechenland)

RS: König Konstantin II. (1964–1973)

3 cm 2,1 mm glatt
20 Drachmen
20 Drachmen (1973) - Vorderseite.jpg
20 Drachmen (1973) - Rückseite.jpg
VS: Abbild der Athene

RS: Phönix und „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)

2,9 cm 2,1 mm glatt mit Gravur „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)
20 Drachmen (1978) - Vorderseite.jpg
20 Drachmen (1978) - Rückseite.jpg
VS: Der Parthenon und „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)

RS: Abbild des Perikles (490–429 v. Chr.), attischer Staatsmann

2,9 cm 2,1 mm glatt mit Gravur „Ελληνική Δημοκρατία“ (Hellenische Republik)
50 Drachmen
100 Drachmen
500 Drachmen

Scheine der modernen Drachme

Abgebildet sind die Scheine der letzten Serie, die aus Scheinen im Wert von 200, 1.000, 5.000 und 10.000 Drachmen bestehen. Der 200-Drachmen-Schein entstammt der vorletzten Serie.[2]

Nennwert Vorderseite Rückseite Farbe Motive
200 Drachmen

(≈ 0,59 €)

200 Drachmen (1996) - Vorderseite.jpg
200 Drachmen (1996) - Rückseite.jpg
orange-rosa VS: Rigas Velestinlis (1757–1798), Revolutionär

RS: geheime griechische Schule zur Zeit der osmanischen Besetzung

1.000 Drachmen

(≈ 2,93 €)

1000 Drachmen (1987) - Vorderseite.jpg
1000 Drachmen (1987) - Rückseite.jpg
grau-braun VS: Apollon (Gott der griechischen und römischen Mythologie)

RS: Ein Diskuswerfer und der Heratempel in Olympia

5.000 Drachmen

(≈ 14,67 €)

5000 Drachmen (1997) - Vorderseite.jpg
5000 Drachmen (1997) - Rückseite.jpg
blau-grau-braun VS: Theodoros Kolokotronis (1770–1843), Freiheitskämpfer und Generalfeldmarschall zur Zeit der Griechischen Revolution

RS: Panorama des Dorfes Karitena, Heimatort Kolokotronis'

10.000 Drachmen

(≈ 29,35 €)

10000 Drachmen (1995) - Vorderseite.jpg
10000 Drachmen (1995) - Rückseite.jpg
lila VS: Georgios Papanikolaou (1883–1962), Pathologe

RS: Abbild des Asklepios, griechischer Gott der Heilkunst

Weiteres

  • Die Bezeichnung der Drachme findet sich bis heute als „Dirham“ in einigen Währungen des Nahen Ostens, beispielsweise beim VAE-Dirham.

Literatur

  • Tyll Kroha: Münzen sammeln. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1961, 1968, München 1985 (6. Aufl.). ISBN 3-7814-0249-5.
  • Griechischer Münzkatalog. Band 1 Europa, Battenberg 1980, ISBN 3-87045-182-3.
  • Griechischer Münzkatalog. Band 2 Asien und Afrika, Battenberg 1983, ISBN 3-87045-187-4.
  • Peter Robert Franke, Max Hirmer: Die griechische Münze. Hirmer Verlag, München 1964, ISBN 3-7774-2530-3.

Weblinks

Commons: Drachme – Album mit Bildern

Einzelnachweise