Edmund Rumpler
Edmund Elias Rumpler (* 4. Jänner 1872 in Wien; † 7. September 1940 in Neu Tollow, Kreis Wismar) war ein österreichischer Flugzeug- und Automobilkonstrukteur mit preußischer Staatsangehörigkeit (seit 1913). Seine berühmtesten Konstruktionen waren die Rumpler Taube, die Rumpler C-Typen und der Tropfenwagen.
Leben
Ausbildung und Anstellungen
Edmund Rumpler studierte 1890–1895 an der TH Wien Maschinenbau und arbeitete bei Eisenbahnwagen-, Dampfmaschinen- und Automobilfabriken, bis er 1898 als Konstrukteur bei der Allgemeinen Motor-Wagen-Gesellschaft Berlin eintrat. 1900 wechselte er zur Daimler-Motoren-Gesellschaft und 1902 als Oberingenieur zu den Adlerwerken in Frankfurt am Main, wo er 1903 die erste Pendelachse (auch als Schwingachse bezeichnet) erfand. 1903 wurde er Leiter des Konstruktionsbüros der Adlerwerke und entwickelte dort die ersten von diesem Unternehmen selbst konstruierten Automobilmotoren.
Flugzeugkonstrukteur
1906 gründete Rumpler in Berlin, Gitschiner Straße 5, ein technisches Büro, dem er am 10. November 1908 die Firma Edmund Rumpler, Luftfahrzeugbau, eine Abteilung für Flugzeugbau, angliederte.[1] (Die erste deutsche Flugzeugfabrik war einen Monat vorher im Oktober 1908 von August Euler gegründet worden.) Wegen der guten Auftragslage wurde diese Firma bereits 1909 in die Rumpler-Luftfahrzeugbau GmbH, 1914 in die Rumpler-Werke GmbH umgewandelt.[2]
Das erste in größerer Stückzahl hergestellte Flugzeug war die in Lizenz gebaute Etrich Taube von Ignaz Etrich, die am 10. Oktober 1910 in Johannisthal ihren Erstflug hatte.[3] In der Zeit des Ersten Weltkriegs expandierte die Firma und stellte über 3000 Flugzeuge – allein über 1000 Stück des Fernaufklärers Rumpler C.VII – her.
Achtzylinder V-Motor Rumpler Flugmotor
Jahr | Zylinder | Bohrung | Hub | Drehzahl | Leistung | Gewicht |
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1908 | 8 | 105 mm | 100 mm | 1.800 1/min | 65 PS | 106 kg |
Die Angaben sind aus Ernst Neuberg Jahrbuch der Automobil- und Motorbootindustrie 7/1910
Automobilkonstrukteur
Da nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages in Deutschland der Bau von Motorflugzeugen verboten war, ließ der Flugzeugbauer Rumpler seine Erfahrungen in eine Absorptionskältemaschine und Automobil-Projekte einfließen. Er entwickelte den Tropfenwagen mit stromlinienförmiger, von oben gesehen tropfenförmiger Karosserie und an einer Pendel-Schwingachse angeordnetem Hecktriebblock (Motor vor, Getriebe hinter der Hinterachse). 1921 stellte er das Fahrzeug auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin vor. Es war ein wirtschaftlicher Fehlschlag. Nur etwa hundert Fahrzeuge wurden gefertigt. 1926 verkaufte Rumpler seine Fertigungsstätten an die Udet Flugzeugbau.
1930 gründete Rumpler in Ammendorf (damals Provinz Sachsen) und in Berlin die „Rumpler-Lindner Vorntriebs-Gesellschaft mbH“. In Berlin-SW 68, Kochstraße 53 (Kreuzberg) und Berlin 39, Reinickendorfer Straße 113 (Wedding) war die Firma ansässig. Im Patentbüro von Edmund Rumpler hatte er 1930 die Konstruktionsabteilung und die „Autogena-Blech-Industrie-GmbH-Schweißtechnik“ einen Frontantriebs-Lastwagen mit vorderen sowie hinteren Schwingachsen entworfen.
Den bekanntesten Stromlinien-LKW im Nutzfahrzeugbau hatte Rumpler als zwei Einzelstücke 1930 fertiggebaut, die als futuristische Stromlinien Dreiachs-LKW mit „Vornantrieb“ in die Geschichte der Nutzfahrzeugindustrie Eingang fanden. Rumpler musste die Bezeichnung Vornantrieb verwenden, weil der Name „Frontantrieb“ zu jener Zeit ein Patent-Name von DKW war.
Der erste LKW Typ RuV 29 hatte einen Maybach-Sechszylinder-Motor mit 90 PS. Der zweite Rumpler-LKW Typ RuV 31 hatte einen 150 PS Zwölfzylinder-V-Motor und konnte 100 km/h schnell fahren. Beide LKW hatten ein Doppelkardangelenk, das die Kraft auf die großen Vorderräder übertrug. Die hinteren Doppelräder wurden in Waagenbalken-Bauart ausgestattet. Continental hatte extra Spezial-Reifen entwickelt, die für Fahrzeuge über 100 km/h geeignet waren. Der Karosseriebauer Gottfried Lindner in Ammendorf hatte den LKW-Kastenwagen in Zusammenarbeit mit dem Ambi-Budd-Presswerk in Johannisthal und dem Berliner Karosseriehersteller Luchterhand & Freytag in Berlin-Tempelhof angefertigt. Beide Fahrzeuge wurden im Ullstein Verlag als schnelle Zeitungs-Express-LKW eingesetzt. 1943 wurden die Rumpler-LKW durch einen Bombenangriff zerstört.
Rumpler war seit 1900 Redakteur der Fachzeitschrift „Der Motorwagen“. Er war Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Berliner Bezirksvereins des VDI.[4]
Während der nationalsozialistischen Herrschaft musste er seine Arbeit wegen seiner jüdischen Herkunft aufgeben. Sein Grab befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf im Block Reformation, Gartenblock III, Erbbegräbnis 28. Es ist als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Gedenken
- In mehreren deutschen Städten gibt es Straßen, die den Namen von Edmund Rumpler tragen und so an die Leistungen des Flugzeug- und Automobilkonstrukteur erinnern. In Augsburg erhielt eine 1972 neu gebaute Straße nahe dem ehemals dort bestehenden Zweigbetrieb (Bayerische Rumpler-Werke AG) den Namen Rumplerstraße.[5] Am Flughafen Frankfurt Main und in Köln gibt es eine Edmund-Rumpler-Straße und in Berlin wurde am 28. August 2000 in Spandau im Ortsteil Kladow eine Straße nach ihm benannt.[6]
- In Berlin wurde für ihn am 7. September 1990, dem 50. Todestag Rumplers, in Charlottenburg in der Dernburgstraße 9 eine Gedenktafel enthüllt.[7]
Werke
- Edmund Rumpler: Die Flugmaschine – Kritische Besprechung ausgeführter Flugmaschinen mit besonderer Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung. Berliner Verein für Luftschiffahrt, Berlin 1909.
- Edmund Rumpler: Der 1000 PS Flugmotor. Dissertation Technische Hochschule Berlin, 1920.
- Edmund Rumpler: Vorderrad-Antrieb für Lastwagen und Omnibusse. (= Henschel-Hefte. Febr. 1931, Kraftwagensondernummer.) Henschel & Sohn A. G., Kassel 1931.
Literatur
- R. Keimel: Rumpler Edmund. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 325 f. (Direktlinks auf S. 325, S. 326).
- Hans Holzer: Rumpler, Edmund. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 256 f. (Digitalisat).
- Edmund Rumpler: 10 Jahre deutsche Flugtechnik. Ecksteins biograph. Verlag, Berlin 1919.
- Günter Schmitt, Werner Schwipps: Pioniere der frühen Luftfahrt. Gondrom, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-1189-7.
- Michael Graf von Wolff Metternich: Edmund Rumpler. Konstrukteur und Erfinder. Neue Kunst Verlag, München 1986, ISBN 3-923581-10-6.
- Automobilgeschichte: Auch Edmund Rumpler brachte den Antrieb nach vorn. In: Der Tagesspiegel. 1. Juni 2001 (tagesspiegel.de).
- Frank H. Winter, Robert van der Linden: An Aerospace Chronology. In: Aerospace America. September 2015, S. 45 (englisch, Textarchiv – Internet Archive – 9. September 1940: Viennese-born German aircraft designer Edmund Rumpler dies at age 68 in Mecklenburg, Germany).
Weblinks
- Literatur von und über Edmund Rumpler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bild und Vita von Edmund Rumpler auf fliegergraeber.de
- Rumpler, Edmund. Hessische Biografie. (Stand: 9. Mai 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Rumpler, Edmund im Frankfurter Personenlexikon
Einzelnachweise
- ↑ 10 Jahre deutsche Flugtechnik. S. 22.
- ↑ 10 Jahre deutsche Flugtechnik. S. 25 ff.
- ↑ 10 Jahre deutsche Flugtechnik. S. 26 ff.
- ↑ Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1908. Berlin 1908, S. 82.
- ↑ Günther Grünsteudel, Günter Hägele, Rudolf Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. 2. Auflage. Perlach, Augsburg 1998, ISBN 3-922769-28-4.
- ↑ Edmund-Rumpler-Straße auf kauperts.de
- ↑ Edmund Rumpler Berliner Gedenktafel
Personendaten | |
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NAME | Rumpler, Edmund |
ALTERNATIVNAMEN | Rumpler, Edmund Elias (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Flugzeug- und Automobilkonstrukteur mit deutscher Staatsangehörigkeit (seit 1913) |
GEBURTSDATUM | 4. Januar 1872 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 7. September 1940 |
STERBEORT | Neu Tollow, Kreis Wismar |