Eichener Brauerei

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Eichener Brauerei Gebr. Schweisfurth GmbH

Eichener.gif
Rechtsform GmbH
Gründung 5. Dezember 1888
Auflösung 1. Oktober 2009[1]
Auflösungsgrund Verschmelzung auf Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG
Sitz Eichen
Leitung Geschäftsführer: Bernhard Schadeberg, Helmut Schaller (2009)
Mitarbeiterzahl 5
Branche Brauerei
Website www.eichener.de
Das Hauptgebäude der Brauerei
Eingang zur Struthbornquelle

Die Eichener Brauerei war eine Brauerei im Kreuztaler Stadtteil Eichen. Das Wasser stammte aus der Struthbornquelle.

Die zuletzt zur Krombacher Brauerei gehörende Brauerei wurde Anfang Juni 2014 geschlossen, da zum Weiterbetrieb der Brauanlagen nach Angaben der Krombacher Brauerei umfangreiche Investitionen erforderlich wären. Die Marken Eichener Pils und Eichener Gold wurden seitdem ausschließlich bei der ebenfalls zu Krombacher zugehörigen Rolinck Brauerei in Steinfurt hergestellt,[2][3] bis Ende 2017 die Marke vollständig aufgegeben wurde.[4]

Geschichte

Die Brauerei wurde am 5. Dezember 1888[5] durch Gustav Schweisfurth als Eichener Hammerbräu in Eichen gegründet. Der Name geht auf das in unmittelbarer Nähe zur Brauerei liegende ehemalige Hammerwerk (heute Thyssenkrupp Steel Europe) zurück. Schweisfurths Vorfahren waren Stahl- und Hammerschmiede, welche sich im 19. Jahrhundert in Eichen ansiedelten.[6] Ursprünglich wurde ein Bier mit einer Stammwürze von 8 °P gebraut, welches – wie die Brauerei – den Namen Eichener Hammerbräu trug.[7]

Der Braubetrieb war während des Ersten Weltkrieges stark eingeschränkt und musste gegen Ende des Krieges aufgrund mangelnder Rohstoffe zeitweise ganz eingestellt werden. Alle fünf Mitarbeiter der Brauerei wurden in den Kriegsdienst eingezogen. 1924 wurde der Betrieb ausgebaut. 1938 überschritt der Jahresausstoß erstmals 7000 Hektoliter.[7] Im Jahr 1953 wurde die Versorgung mit Brauwasser durch eine direkte Leitung zum Struthbornstollen sichergestellt. Bei einer internationalen Brauereiausstellung in Gent wurde das Bier aufgrund der guten Qualität mit dem „Premier Prix 1958“ ausgezeichnet. Auch 1962 in Brüssel erhielt die Brauerei eine ähnliche Auszeichnung.

Nachdem bereits Mitte der 1950er Jahre in eine vollautomatische Flaschenkelleranlage mit einer Kapazität von 24.000 Flaschen pro Tag investiert wurde, wurden die Kapazitäten des Gär- und Lagerkellers 1959/60 auf 100.000 Hektoliter erweitert. 1962 erfolgte der Aufbau eines neuen Sudwerkes.[7] Im Jahr 1967 wurde die Verpackung umgestaltet. Statt Holz- wurden Eurokasten eingeführt und der Bügelverschluss wurde durch den Kronkorken ersetzt. 1987 wurden die Fässer auf das Keg-System umgestellt. Eine Kasten- und Flaschenumstellung erfolgte nochmals 1989. Seitdem wurde das Bier in die NRW-Flasche abgefüllt. Neben ihrem Stammgebiet im Siegerland – 80 % des Ausstoßes wurden in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe abgesetzt[8] – war die Marke ab 1990 im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns vertreten.[9]

Ab März 2002 wurde neben den eigenen Marken die Marke Rhenania Alt im Lohnbrau für die Krombacher Brauerei gebraut (47.000 hl., 2002[10]), nachdem die ursprüngliche Brauerei in Krefeld geschlossen wurde und Krombacher die Rechte an der Marke 2001 erworben hatte.[11]

Ende 2002 wurde die Eichener Brauerei durch die Eigentümer Karl Wilhelm und Wieland Schweisfurth an die Krombacher Brauerei verkauft, da die wirtschaftliche Grundlage stark gefährdet war.[8] Die Brauerei hatte zu diesem Zeitpunkt 35 Mitarbeiter und einen jährlichen Ausstoß von 120.000 Hektolitern Bier. Im selben Jahr endete aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch der Bezug des Brauwassers aus der Struthbornquelle.[12] 2003 verzeichnete die Brauerei einen Ausstoß von ca. 60.000 hl, wobei 40.000 hl auf Eichener Pils und 15.000 hl auf Eichener Gold entfielen. Die Produktion der Fremdmarke Rhenania Alt belief sich auf 40.000 hl. 23 Mitarbeiter wurden Anfang 2004 beschäftigt.[9] 2007 betrug der Ausstoß 42.000 Hektoliter,[13] der Ausstoß der im Lohnbrau hergestellten Marke Rhenania Alt ging auf 18.000 hl zurück.[14] Seit 2008 wurde das Eichener Bier in die Longneck-Flasche abgefüllt. Mit der Flaschenumstellung ging auch eine Kastenumstellung einher. Die Abfüllanlage in Eichen war mit den flaschenformbedingten neuen technischen Parametern des Kastens nicht kompatibel, sodass die Abfüllung seitdem in der benachbarten Krombacher Brauerei erfolgte.[15] Den Lohnbrau der Marke Rhenania Alt gab die Brauerei ab 2008 sukzessive an die ebenfalls zu Krombacher zugehörige Rolinck Brauerei in Steinfurt ab. Auch das Eichener Pils wurde nun teilweise in Steinfurt gebraut.[16][17][3]

Mit Wirkung vom 1. Oktober 2009 wurde die Eichener Brauerei Gebr. Schweisfurth GmbH auf die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG verschmolzen.[1] Aufgrund eines größeren technischen Defekts musste die Produktion im zweiten Quartal 2014 eingestellt werden. Anfang Juni 2014 gab die Krombacher Brauerei bekannt, dass die Eichener Brauerei geschlossen wird. Die Reparaturkosten und nötige Investitionen in die über 45 Jahre alten Brauanlagen würden sich nach Angaben der Krombacher Brauerei auf knapp eine Million Euro belaufen.[2] In der Betriebsstätte der Eichener Brauerei waren zuletzt nur noch 3–4 Mitarbeiter[2] angestellt, da die Verwaltung und seit 2008 die Abfüllung[15] von der Krombacher Brauerei übernommen wurden. Der Ausstoß lag bei 30.000 Hektolitern.

Seit der Schließung der Brauerei übernahm die Rolinck Brauerei in Steinfurt auch die Produktion der Marke Eichener Gold.[3]

Wegen zu geringer Umsätze beendete die Krombacher Brauerei im Dezember 2017 die Produktion des Eichener Bieres auch am Standort Steinfurt.[18]

Frühere, nicht mehr hergestellte Produkte

  • Eichener Pils: Das Hauptprodukt der Brauerei, ein Pils.
  • Eichener Gold: Dieses Bier ist milder als das Pils, hat eine höhere Stammwürze und somit auch einen höheren Alkoholgehalt.
  • Eichener Landbier: Das Landbier wurde seit 2003 gebraut und sollte ursprüngliches Siegerländer Bier darstellen.
  • Eichener Schwarzbier: Schwarzbier gab es seit 2004 von der Eichener Brauerei. Die Rezeptur stammt aus dem 18. Jahrhundert, wurde aber vereinzelt abgeändert.
  • Eichener Zwickelbier: Zwickelbier (oder das Bier der Brauer) war ein unfiltriertes Bier, die Hefeteilchen bleiben erhalten. Daher stammt die charakteristische Farbe und die Trübung. Es enthält viele Vitamine und Mineralien. Das Eichener Zwickelbier wurde nicht in Flaschen, sondern nur in Fässern verkauft und war daher nur in Gaststätten zu haben. Dieses Produkt wurde im Jahr 2007 eingestellt.
  • Dark Lager: Ein dunkles Lagerbier, welches speziell jüngere Kunden ansprechen sollte.
  • La Cola: Ein Biermischgetränk aus Dark Lager und Cola.
  • Eichener Radler: Ebenfalls ein Biermischgetränk aus dem Eichener Pils und Zitronenlimonade.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b IHK Siegen: Handelsregistermitteilungen Oktober 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/alt.ihk-siegen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 30. Juni 2014.
  2. a b c derwesten.de: Krombacher verlagert Bierproduktion der Eichener Brauerei. Berichterstattung vom 6. Juni 2014.
  3. a b c Christiane Hildebrand Stubbe: Rolinck-Bilanz 2013: Stabiler Standort. (Memento des Originals vom 21. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dorstenerzeitung.de. Artikel vom 25. April 2014, abgerufen am 21. August 2017.
  4. Kaum Nachfrage: Krombacher Brauerei stellt Eichener Pils eine Bericht der Tageszeitung Westfalenpost vom 13. Dezember 2017, abgerufen am 18. März 2019
  5. "Zurückgeblättert...", Siegener Zeitung vom 31. Dezember 2010, S. 34.
  6. Franz-J. Weihrauch: Gutes aus dem Siegerland: Die Eichener Brauerei. In: Christian W. Thomsen (Hrsg.): Brauwesen im Siegerland. Siegen 2005, ISBN 3-923483-46-5, S. 74–77, S. 74.
  7. a b c Franz-J. Weihrauch: Gutes aus dem Siegerland: Die Eichener Brauerei. In: Christian W. Thomsen (Hrsg.): Brauwesen im Siegerland. Siegen 2005, ISBN 3-923483-46-5, S. 74–77, S. 75.
  8. a b Franz-J. Weihrauch: Gutes aus dem Siegerland: Die Eichener Brauerei. In: Christian W. Thomsen (Hrsg.): Brauwesen im Siegerland. Siegen 2005, ISBN 3-923483-46-5, S. 74–77, S. 76.
  9. a b Jahresbericht 2003. Abgerufen am 30. Juni 2014.
  10. Inge Brühl: Trendwende durch Mix?: Spezialität Altbier, aber nicht von gestern. In: Getränkefachgroßhandel 8/2003, S. 20–22, S. 21.
  11. Heinrich Voß: Alt, aber nicht von gestern: Der Altbiermarkt: Das Bier vom Niederrhein. In: Getränkefachgroßhandel 8/2002, S. 22–26, S. 26.
  12. Denkmalverzeichnis Kreuztal: Nr. 156 Wassergewinnungsanlage Struthbornquelle, Gemarkung Eichen, Flur 5, Flurstück 150. Abgerufen am 25. Dezember 2017.
  13. Siegerland-Kurier: 40.000 neue Kästen in den Produktionszyklus. Abgerufen am 30. Juni 2014.
  14. Heinrich Voß: Altbier bereichert den Alltag: Dunkles Obergäriges gepaart mit fröhlicher Lebensart. In: Getränkefachgroßhandel 11/2007, S. 23–27, S. 24.
  15. a b Westfälische Rundschau vom 11. Dezember 2007: Eichener kommt ab 2008 aus Krombach. Abgerufen am 30. Juni 2014.
  16. Christiane Hildebrand-Stubbe: Rolinck plant Erweiterung. (Memento vom 30. Juni 2014 im Internet Archive) Artikel vom 7. Februar 2008.
  17. Christian Bödding: Rolinck-Brauerei bilanziert 2011: Der Lohnbrau bringt's. (Memento vom 30. Juni 2014 im Internet Archive) Artikel vom 27. März 2012.
  18. Eichener Pils ist Geschichte. 13. Dezember 2017, abgerufen am 16. Dezember 2017.

Koordinaten: 50° 58′ 32″ N, 7° 58′ 30″ O