Ernest Borgnine
Ernest Borgnine (ˈbɔrɡnaɪn, eigentlich Ermes Effron Borgnino; * 24. Januar 1917 in Hamden, Connecticut; † 8. Juli 2012 in Los Angeles, Kalifornien[1]) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Für Marty gewann er 1956 den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Borgnine zählte ab den 1950er-Jahren zu den bekanntesten Charakterdarstellern in Hollywood und war oft in profilierten Nebenrollen zu sehen. Er trat in mehr als 200 Fernseh- und Kinofilmen[2] auf und war bis zu seinem Tod als Schauspieler aktiv.
Leben
Ernest Borgnine war der Sohn italienischer Einwanderer. Sein Vater Camillo Borgnino stammte aus Ottiglio, seine Mutter Anna Boselli aus einer Adelsfamilie im norditalienischen Carpi bei Modena.[3] 1935 trat er der United States Navy bei und kämpfte später im Zweiten Weltkrieg als Kanonier auf dem Zerstörer USS Lamberton (DD-119). Nach zehnjähriger Dienstzeit verließ er zum Kriegsende die Navy und wurde Fabrikarbeiter. Auf Anregung seiner Mutter besuchte er ab 1947 die Schauspielschule Randall’s School of Drama in Hartford. Er spielte am Barter Theatre in Abingdon, Virginia und debütierte 1949 am Broadway. 1951 zog er nach Los Angeles und erhielt seine erste Filmrolle als Chinese.
1953 gelang Borgnine in der Rolle eines sadistischen Sergeants in dem Filmklassiker Verdammt in alle Ewigkeit der Durchbruch als Charakterdarsteller. Für seine Hauptrolle in Marty, wo er als einsamer Schlachter zu sehen war, erhielt er 1955 den National Board of Review Award, den Preis des New York Film Critics Circle und ein Jahr später einen Oscar als bester Hauptdarsteller sowie einen Golden Globe als Bester Darsteller in einem Drama. Er setzte sich dabei unter anderen gegen Spencer Tracy, Frank Sinatra und James Dean durch. Borgnine deckte im Lauf der Jahrzehnte ein weites darstellerisches Spektrum ab, zählte zu den bekanntesten Charakterdarstellern in Hollywood und war beim Publikum sehr beliebt. Ein Markenzeichen von Borgnine war seine markante Schneidezahnlücke, die man immer sah, wenn Borgnine strahlend lächelte.[4]
Er wurde häufig als wichtiger Nebendarsteller eingesetzt und gab seinen Rollen, auch durch seine wuchtige Erscheinung, ein unverwechselbares Profil. Borgnine war im Lauf der Jahre unter anderem in so bekannten Filmen wie dem Abenteuerfilm Der Flug des Phoenix (1965), dem Kriegsfilm Das dreckige Dutzend (1967), dem Western-Klassiker The Wild Bunch (1969), dem Katastrophenfilm Die Höllenfahrt der Poseidon (1972), dem Actionfilm Convoy (1978) oder dem futuristischen Thriller Die Klapperschlange (1981) zu sehen.
Ab den 1980er-Jahren trat Borgnine regelmäßig in Fernsehserien in Erscheinung. Besonders populär wurde ab 1984 seine Verkörperung des Dominic Santini in der US-Serie Airwolf. Ab den 1980er-Jahren wirkte er auch in einigen deutschen Produktionen mit und stand zum Beispiel 1993 für Tierärztin Christine gemeinsam mit Uschi Glas, Hans Clarin und Martin Semmelrogge vor der Kamera.
Spätere Filmauftritte absolvierte er unter anderem 1997 in Gattaca und 2002 in 11'09"01 – September 11. 2009 erhielt er für seinen Gastauftritt als Paul Manning in der letzten Episode der Serie Emergency Room – Die Notaufnahme, And In The End, seine dritte Emmy-Nominierung. 2010 wurde er mit dem Screen Actors Guild Life Achievement Award geehrt. 2010 hatte er eine Nebenrolle als Archivar in R.E.D. – Älter, Härter, Besser. Ernest Borgnine war bis zu seinem Lebensende als Schauspieler aktiv.
Auf dem Hollywood Walk of Fame besitzt er einen Stern der Kategorie Film bei der Adresse 6324 Hollywood Boulevard.
Borgnine war fünfmal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Rhoda Kemins von 1949 bis 1958 ging eine Tochter (* 1952) hervor. Von 1959 bis 1963 war er mit der Schauspielerin Katy Jurado verheiratet. Seine dritte Ehe mit der Schauspielerin und Sängerin Ethel Merman hielt 1964 nur 32 Tage. Aus seiner vierten Ehe mit Donna Granucci, die von 1965 bis 1972 hielt, gingen ein Sohn (* 1969) und zwei Töchter (* 1965 und 1970) hervor. Ab 1972 war Borgnine mit seiner fünften Frau, der Unternehmerin Tova Traesnaes (1941–2022), verheiratet, die mit „Tova“ eine eigene Beauty-Reihe vertrieb. Die Ehe hielt bis zu Borgnines Tod.
Borgnine starb im Alter von 95 Jahren am 8. Juli 2012 im Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles an Nierenversagen. Der Leichnam wurde eingeäschert und die Urne der Familie übergeben.
Borgnine war ab 1964 ein aktives Mitglied im Bund der Freimaurer[5][6] und wurde 1983 mit dem 33° Hochmeister der schottischen Loge.[7]
Filmografie (Auswahl)
- 1951: Die Spur führt zum Hafen (The Mob)
- 1953: Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity)
- 1953: Der schweigsame Fremde (Stranger wore a Gun)
- 1954: Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen (Johnny Guitar)
- 1954: Die Gladiatoren (Demetrius and the Gladiators)
- 1954: Stadt in Angst (Bad Day at Black Rock)
- 1954: Vera Cruz
- 1955: Marty
- 1956: Fanfaren der Freude (The Best Things in Life Are Free)
- 1955: Der Schläger von Chicago (The Square Jungle)
- 1956: Mädchen ohne Mitgift (The Catered Affair)
- 1958: Torpedo los! (Torpedo Run)
- 1958: Die Wikinger (The Vikings)
- 1958: Geraubtes Gold (The Badlanders)
- 1960: Geheimakte M (Man on a String)
- 1961: Das Jüngste Gericht findet nicht statt (Il giudizio universale)
- 1961: Barabbas
- 1961: Geh nackt in die Welt (Go Naked in the World)
- 1962–1966: McHale’s Navy (Fernsehserie, 138 Folgen)
- 1965: Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix)
- 1965: … denn keiner ist ohne Schuld (The Oscar)
- 1967: Chuka
- 1967: Das dreckige Dutzend (The Dirty Dozen)
- 1968: Bullen, wie lange wollt ihr leben (The Split)
- 1968: Große Lüge Lylah Clare (The Legend of Lylah Clare)
- 1968: Eisstation Zebra (Ice Station Zebra)
- 1969: The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (The Wild Bunch)
- 1969: Um sie war der Hauch des Todes (Los desesperados)
- 1971: Die Herausforderung (Rain for a Dusty Summer)
- 1971: Willard
- 1971: In einem Sattel mit dem Tod (Hannie Caulder)
- 1972: Champ Cherokee (Un uomo dalla pelle dura)
- 1972: Die Höllenfahrt der Poseidon (The Poseidon Adventure)
- 1972: Revengers (The Revengers)
- 1973: Ein Zug für zwei Halunken (Emperor Of The North Pole)
- 1973: Die Odyssee der Neptun (The Neptune Factor)
- 1974: Killing Machine (Sunday in the Country)
- 1974: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, Fernsehserie, Folge 1x14)
- 1975: Nachts, wenn die Leichen schreien (The Devil’s Rain)
- 1975: Straßen der Nacht (Hustle)
- 1976–1977: Mein Freund, der Roboter (Future Cop, Fernsehserie, 6 Folgen)
- 1977: Jesus von Nazareth (Jesus of Nazareth)
- 1977: Der Prinz und der Bettler (The Prince and the Pauper)
- 1977: Ich bin der Größte (The Greatest)
- 1978: Der Geist von Flug 401 (The Ghost of Flight 401)
- 1978: Convoy
- 1979: Im Westen nichts Neues (All Quiet on the Western Front) (Fernsehfilm)
- 1979: Das schwarze Loch (The Black Hole)
- 1980: Der Tag, an dem die Welt unterging (When Time Ran Out…)
- 1980: Der Supercop (Poliziotto superpiù)
- 1981: Die Klapperschlange (Escape from New York)
- 1981: Satisfaction (High Risk)
- 1982: Magnum (Magnum P.I., Fernsehserie, Folge 3x09)
- 1984: Geheimcode: Wildgänse
- 1984–1986: Airwolf (Fernsehserie, 55 Folgen)
- 1984: Die letzten Tage von Pompeji (The Last Days of Pompeii) (Fernseh-Miniserie)
- 1984: Sag’ nie wieder Indio (Cane arrabbiato)
- 1985: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland, Fernsehfilm)
- 1986: Ein Engel auf Erden (Highway to Heaven, Fernsehserie, Folge 3x04)
- 1987: Mord ist ihr Hobby (Murder, She Wrote, Fernsehserie, Folge 3x16)
- 1987: The Opponent – Sein härtester Gegner (Qualcuno pagherà)
- 1987: Der Schatz im All (L’isola del tesoro)
- 1987: 24 Stunden bis zur Hölle (Skeleton Coast)
- 1988: Brooklyn Kid (Spike of Bensonhurst)
- 1989: Laser Mission
- 1989: Gummibärchen küßt man nicht
- 1989: Ein Mord kommt selten allein (Bersaglio sull'autostrada)
- 1992: Hör mal, wer da hämmert (Home Improvement, Fernsehserie, Folge 1x20)
- 1993: Der blaue Diamant (Fernsehfilm)
- 1993: Tierärztin Dr. Christine
- 1993: Simpsons (The Simpsons, Fernsehserie, Folge 5x08)
- 1995–1997: Ein Single kommt immer allein (The Single Guy, Fernsehserie, 23 Folgen)
- 1997: McHale’s Navy
- 1997: Gattaca
- 1998: Die Sportskanonen (BASEketball)
- 1998: JAG – Im Auftrag der Ehre (JAG, Fernsehserie, Folge 3x15)
- 1999: Allein gegen die Zukunft (Early Edition, Fernsehserie, Folge 3x13)
- 1999–2012: SpongeBob Schwammkopf (SpongeBob SquarePants, Fernsehserie, 17 Folgen, Sprechrolle)
- 2000: Walker, Texas Ranger (Fernsehserie, Folge 9x04)
- 2001: CSI: Den Tätern auf der Spur (Folge 15/22)
- 2002: 11'09"01 – September 11
- 2003: The District – Einsatz in Washington (The District, Fernsehserie, Folge 3x16)
- 2004: Blueberry und der Fluch der Dämonen (Blueberry)
- 2004: Das Halbblut (The Trail to Hope Rose)
- 2005: 3 Below – Rache aus der Tiefe (3 Below)
- 2007: Strange Wilderness
- 2007: A Grandpa For Christmas
- 2009: Emergency Room – Die Notaufnahme (ER, Fernsehserie, 2 Folgen)
- 2010: R.E.D. – Älter, Härter, Besser (R.E.D. – Retired.Extremely.Dangerous)
- 2010: Herbstmond (Another Harvest Moon)
- 2011: Night Club – Regie: Sam Borowski
- 2011: Der Löwe von Judah – Das Lamm, das die Welt rettete (The Lion of Judah, Sprechrolle)
- 2012: The Man Who Shook the Hand of Vicente Fernandez
Auszeichnungen
Ehrungen
- 1955: National Board of Review Award für Marty (Bester Hauptdarsteller)
- 1955: New York Film Critics Circle Award für Marty (Bester Hauptdarsteller)
- 1956: Golden Globe Award für Marty (Bester Hauptdarsteller – Drama)
- 1956: Oscar für Marty (Bester Hauptdarsteller)
- 1956: British Film Academy Award für Marty (Bester ausländischer Darsteller)
- 1959: Darstellerpreis des Internationalen Filmfestivals von Locarno für Die Kaninchenfalle
- 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (6324 Hollywood Blvd.)
- 1985: Golden Boot Award
- 1997: King Vidor Memorial Award des San Luis Obispo International Film Festival
- 2009: Special Tribute Award des Almería International Short Film Festival
- 2009: Preis für das Lebenswerk des Rhode Island International Film Festival
- 2011: Screen Actors Guild Life Achievement Award
- 2012: Achievement Award des Newport Beach Film Festival für The Man Who Shook the Hand of Vicente Fernandez
Nominierungen
- 1961: 2. Platz bei den Laurel Awards für Zahl oder stirb (Beste Action-Darstellung)
- 1963: Emmy-Nominierung für McHale’s Navy (Beste kontinuierliche Leistung eines Serien-Hauptdarstellers)
- 1980: Emmy-Nominierung für Hallmark Hall of Fame: All Quiet on the Western Front (Bester Nebendarsteller in einem Mehrteiler oder Special)
- 1982: Nominierung für die Goldene Himbeere für Tödlicher Segen (Schlechtester Nebendarsteller)
- 1989: Nominierung für den Independent Spirit Award für Brooklyn Kid
- 1999: Nominierung für den Daytime Emmy Award für Alle Hunde kommen in den Himmel (Bester Darsteller in einem Animationsprogramm)
- 2005: Nominierung für den TV Land Award für Airwolf („Favorite Airborne Character(s)“)
- 2008: Golden-Globe-Nominierung für A Grandpa for Christmas (Bester Darsteller in einem Fernsehmehrteiler oder -film)
- 2009: Emmy-Nominierung für Emergency Room – Die Notaufnahme: Zu guter Letzt… (Bester Gastdarsteller in einer Dramaserie)
Weblinks
- Ernest Borgnine in der Internet Movie Database (englisch)
- Ernest Borgnine bei AllMovie (englisch)
- Ernest Borgnine in der Notable Names Database (englisch)
- Ernest Borgnine in der Internet Broadway Database (englisch)
- Ernest Borgnine in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- ↑ Actor Ernest Borgnine Dies at 95. nbclosangeles.com, 8. Juli 2012.
- ↑ Schauspiellegende Ernest Borgnine gestorben. stern.de, 9. Juli 2012, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- ↑ Luciana Nora: Ernest Borgnine: Una personalità per un terzo carpigiana (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Porträt Ernest Borgnines auf den offiziellen Webseiten der Unione delle Terre d’Argine, zu der die Stadt Carpi heute gehört, abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ Audiokommentar der Filmjournalisten Kai-Oliver Derks und Alexander Büttner von 2010, enthalten im Bonusmaterial der Blu-ray-Disc Die Klapperschlange, November 2016, Constantin Film Verleih GmbH, München.
- ↑ Famous Freemasons Ernest Borgnine, Homepage: Grand Lodge of British Columbia and Yukon, abgerufen am 12. April 2012.
- ↑ Scottish Rite of Freemasonry, S.J., U.S.A.: Dedication of Long Beach Scottish Rite Theatre to Actor & Brother Ernest Borgnine. scottishrite.org. 7. Mai 2011. Archiviert vom Original am 10. Mai 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 24. Januar 2012.
- ↑ Ernest Borgnine, 33°, Grand Cross, Receives SAG Lifetime Achievement Award. The Scottish Rite of Freemasonry, 2011, abgerufen am 10. September 2015.
Personendaten | |
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NAME | Borgnine, Ernest |
ALTERNATIVNAMEN | Borgnine, Ermes Effron (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1917 |
GEBURTSORT | Hamden, Connecticut |
STERBEDATUM | 8. Juli 2012 |
STERBEORT | Los Angeles, Kalifornien |