Ernst Fritsch (Landrat)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ernst Fritsch (* 9. August 1880 in Grein; † 11. März 1945 in Regensburg) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Landrat.

Leben

Fritsch besuchte das Staatsgymnasium in Linz und studierte von 1899 bis 1902 Rechtswissenschaften in München, Berlin und Jena. Von 1803 bis 1804 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. Den juristischen Vorbereitungsdienst absolvierte er bei dem Amtsgericht Waltershausen, der Staatsanwaltschaft Coburg, dem Landgericht Meiningen und dem Landratsamt Coburg. Im Jahr 1906 promovierte er in Erlangen mit dem Thema „Paragraph neunhunderteinunddreißig BGB und die Cession der Res Vindicatio“ und 1908 legte er die Große Staatsprüfung ab.[1]

Vom 1. Juli 1911 bis 30. September 1912 arbeitete Fritsch als Richter am Amtsgericht Neustadt bei Coburg. Anschließend wurde er zum Landratsamtsassessor in Coburg berufen. Von 1914 bis zum 30. Mai 1916 nahm er am Ersten Weltkrieg teil.[1] Am 1. Juli 1916 folgte die Versetzung als Regierungsrat in das Staatsministerium des Herzogtums Sachsen-Coburg.[2] Nach dem Rücktritt von Hermann Quarck wurde Fritsch am 11. Juli 1919 von der Landesversammlung des Freistaates Coburg im Rang eines Ministerialdirigenten zum Vorstand des Staatsministeriums bestellt.[3] Fritsch setzte sich insbesondere für den Beitritt des Freistaates Coburg zum Freistaat Bayern ein. Neben Franz Klingler, dem Vorsitzenden der Staatsregierung, unterschrieb er den Staatsvertrag mit Bayern.[4] Das bisherige coburgische Staatsministerium bestand bis Ende April 1921 als „Bayerische Abwicklungsstelle“ unter der Leitung von Fritsch fort.[5]

Am 1. Juni 1921 wurde Fritsch zum Amtsvorstand mit dem Titel eines Oberregierungsrats des bayerischen Bezirksamts Coburg (Landrat) ernannt. Damit war er auch Stadtkommissar für die Städte Coburg, Neustadt bei Coburg und Rodach sowie den Coburger Amtsbezirk. In dieser Funktion konnte Fritsch den Einsatz der Landespolizei im Coburger Land, die in Coburg stationiert war, veranlassen.[5]

In seinem Bericht zum Deutschen Tag in Coburg vom 14. bis 15. Oktober 1922 an das bayerische Innenministerium sympathisierte er mit Hitler und machte die Coburger Arbeiterschaft für die Ausschreitungen mit der SA verantwortlich.[6]:S. 81 Im November 1923 schrieb er anlässlich des Einschlagens einiger Fenster der Coburger Synagoge an die Regierung Oberfrankens: „Insbesondere sei nicht nachgewiesen, dass die oben bezeichneten Sachbeschädigungen von rechtsstehenden Kreisen verübt worden sind. Es sei vielmehr sehr leicht möglich, dass die Täter im anderen Lager zu suchen seien und die Sachbeschädigungen in der Absicht begangen worden sind, die Hetze gegen die rechtsstehenden Kreise weiter zu schüren...“.[7]:S. 25

Die Zunahme der Gewalt in Coburg kurz vor den Reichspräsidentenwahlen im Jahr 1932 und die Kooperation der städtischen Polizei mit den Nationalsozialisten veranlasste das bayerische Innenministerium am 11. März 1932 dem Ersten Bürgermeister Franz Schwede die Polizeihoheit über die Stadtpolizei zu entziehen und an den Staatskommissar Fritsch für fünf Monate zu übertragen.[6]:S. 136 Von 1930 bis 1933 war er als ehrenamtlicher Vorsitzender der Coburger Landesstiftung tätig.

Am 11. März 1933 wurde Fritsch aus politischen Gründen auf Antrag der Coburger NSDAP durch den neuen bayerischen Innenminister Adolf Wagner des Amtes enthoben und sofort für einige Tage arrestiert.[6]:S. 184 Seine Amtsgeschäfte wurden am 3. April 1933 auf Schwede übertragen. 1932 wurde er Mitglied der DNVP. Zum 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP mit der Mitgliedsnummer 3.654.651 ein.[1]

Von 1934 bis 1943 war Fritsch als Oberregierungsrat bei der Regierung von Niederbayern und Oberpfalz in Regensburg tätig.[2] Zum 12. Mai 1943 ließ er sich in den Ruhestand versetzen.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Joachim Lilla: Fritsch, Ernst. In: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945.
  2. a b 150 Jahre Landratsamt Coburg, Seite 16.
  3. Jürgen Erdmann: Coburg, Bayern und das Reich 1918–1923. Druckhaus und Vesteverlag A. Rossteutscher, Coburg 1969, Seite 40.
  4. Alexander Wolz: Coburgs großes Spiel. Die Verhandlungen Coburgs über den Anschluss an Bayern 1919/20. In: Alexander Wolz, Christian Boseckert (Hrsg.): Der Anschluss Coburgs an Bayern im Jahre 1920. „...zu einem einheitlichen Gebiet vereinigt.“ (= Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft Coburg e.V.). Band 30. Coburg 2020, ISBN 978-3-9819391-2-5, S. 14.
  5. a b Jürgen Erdmann: Coburg, Bayern und das Reich 1918–1923. Druckhaus und Vesteverlag A. Rossteutscher, Coburg 1969, Seite 61.
  6. a b c Joachim Albrecht: Die Avantgarde des Dritten Reiches – Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922–1933. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-631-53751-4.
  7. Hubert Fromm: Die Coburger Juden. Geduldet – Geächtet – Vernichtet. Evangelisches Bildungswerk Coburg e.V. und Initiative Stadtmuseum Coburg e.V., 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Coburg 2012, ISBN 978-3-938536-01-8.