Ernst John von Freyend

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ernst John von Freyend (1945)

Ernst Maximilian John von Freyend (* 25. März 1909 in Breslau; † 24. März 1980)[1][2] war ein deutscher Offizier. Er war Major im Oberkommando der Wehrmacht und Agent des Bundesnachrichtendiensts (BND).

20. Juli 1944

Ernst John von Freyend war Augenzeuge des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler.

Als persönlicher Adjutant Wilhelm Keitels nahm er an der Morgenlage bei Adolf Hitler in der Wolfsschanze teil. Nachdem die Vorbesprechung in der Baracke von Keitel erfolgt war, wollte Claus Schenk von Stauffenberg, unter dem Vorwand, sich das Hemd wechseln zu müssen, mit seinem Adjutanten Werner von Haeften die Sprengladung aktivieren. John von Freyend wies ihm hierfür ein Zimmer an.[3] Die Begründung schien plausibel, weil Stauffenberg seit seiner Verwundung Vollinvalide war. In dem zugewiesenen Zimmer begannen die beiden Männer, die Bombe scharf zu machen. Da das recht lange dauerte, stand plötzlich Oberfeldwebel Werner Vogel in der Tür und meldete, dass Keitel zur Eile mahnte, da Hitler seine Lagebesprechungen pünktlich beginnen wollte. Stauffenberg antwortete, dass er komme. Vogel berichtete später, dass die beiden Männer, über eine Aktentasche gebeugt, hantierten und auf dem Bett viele Papiere gelegen hätten. Da Vogel vor der offen gelassenen Tür wartete, wird angenommen, dass er damit Stauffenberg daran hinderte, das zweite Paket in die Aktentasche zu stecken. Als Stauffenberg schließlich heraustrat, drängte John von Freyend ihn zur Eile: „Stauffenberg, so kommen Sie doch“[4] Keitel war schon vorgegangen. Zusammen mit Walter Buhle geleitete er ihn in die Lagebaracke. Es ist nicht klar, ob er ihm die Tasche getragen hat und ob Stauffenberg seinen Platz anweisen konnte.

Der Sperrkreis, in dem Hitler zu dieser Zeit wohnte und seine Führerlage abhielt, war mit einem Zaun abgesperrt. Der RSD und das SS-Begleitkommando standen Posten und liefen auf dem Gelände Streife. Stauffenberg und seine Begleiter passierten die Wache ohne Probleme. Schon auf dem Weg dorthin hatte sich John von Freyend angeboten, Stauffenberg die Tasche zu tragen, doch dieser hatte abgelehnt. Da der Sicherheitsbereich abgesperrt war, gab es auf dem Gelände keine Leibwächter, es fanden keine Personen- oder Taschenkontrollen mehr statt. Lediglich die Mütze und die Koppel, mit oder ohne Waffe, sollte an der Garderobe abgenommen werden. Hier bat Stauffenberg John von Freyend, er solle ihn aufgrund seiner verletzungsbedingten Schwerhörigkeit möglichst nahe beim Führer platzieren. John von Freyend konnte Stauffenberg wunschgemäß platzieren, obwohl die Besprechung schon begonnen hatte. Bei der Detonation der Bombe wurde John von Freyend nur leicht verletzt.[5]

Nach 1945

John von Freyend gelang es, sich bei den Nürnberger Prozessen als Assistent und Kammerdiener von Keitel darzustellen, der nicht in militärische Entscheidungsprozesse eingebunden war. Anfang der 1950er Jahre wurde er Mitarbeiter bei der Organisation Gehlen, dem Vorläufer des Bundesnachrichtendiensts. Von 1969 bis 1978 war er hauptamtlicher Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF).

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XI, Band 57 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, S. 190.
  2. Glastechnische Berichte. Zeitschrift für Glaskunde. 53 (1980) Nr. 7. ISSN 0017-1085, S. 97.
  3. Uwe Neumärker: Wolfsschanze: Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg, Berlin 2007 ISBN 3-86153-433-9
  4. Der Spiegel (2004): Klaus Wiegrefe: Helden und Mörder
  5. Uwe Neumärker: „Wolfsschanze“. Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-433-4, S. 9
  6. https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_mbl_show_pdf?p_jahr=1979&p_nr=53

Literatur

  • Henrik Eberle, Matthias Uhl: Das Buch Hitler – Geheimdossier des NKWD für J. W. Stalin. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2005.
  • Uwe Neumärker: „Wolfsschanze“. Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-433-4