Fenaco
Fenaco Genossenschaft
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Rechtsform | Genossenschaft[1] |
Gründung | 1993 |
Sitz | Bern, Schweiz |
Leitung | Martin Keller (Vorsitzender der Geschäftsleitung) Pierre-André Geiser (Präsident der Verwaltung) |
Mitarbeiterzahl | ~11'300 (2021)[2] |
Umsatz | 7,38 Mrd. CHF (2021)[2] |
Branche | Agrar, Lebensmittelindustrie, Detailhandel, Energie, Diverse |
Website | www.fenaco.com |
Die Fenaco (Eigenschreibweise fenaco, kurz für fédération nationale des coopératives agricoles) ist eine Agrargenossenschaft mit Sitz in Bern. Verbandsmitglieder sind 174 landwirtschaftliche Genossenschaften, die unter der Marke Landi auftreten; daneben hat Fenaco einige wenige andere Verbandsmitglieder. Indirekt ist daher Fenaco grossmehrheitlich im Besitz der gut 43 000 Genossenschafterinnen und Genossenschafter der Landi-Genossenschaften, davon sind rund 23 000 aktive Landwirte. Bekannte Unternehmen bzw. Marken der Fenaco sind der Getränkehersteller Ramseier Suisse, der Fleischverarbeiter Ernst Sutter AG, die Detailhändler Volg und Landi, die Marke Landor (Dünger), der Futtermittelhersteller UFA sowie die Energieanbieterin Agrola. Die Fenaco-Genossenschaft beschäftigt rund 11 300 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von gut 7 Mrd. Franken.[2]
Unternehmen
Die Fenaco ist das grösste Unternehmen im faktischen Besitz der Schweizer Landwirte. Die ursprüngliche Idee war, dass die Landwirte sowohl Kunde als auch Lieferant «ihrer» Landi-Genossenschaft sein sollen, also dort einerseits die Produktionsmittel einkaufen und andererseits ihre Produkte verkaufen. Heute existieren allerdings keine vertraglichen Fixierungen mehr. Die Fenaco bzw. ihre Mitgliedgenossenschaften verkaufen den Landwirten Produktionsmittel (Sämereien, Futtermittel, Pflanzennahrung und andere mehr) zur Herstellung von Lebensmitteln. Im Gegenzug kauft die Fenaco Produkte der Bauern, insbesondere Saatgut, Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln, Schlachtvieh, Eier, Mais, Gemüse, Obst und Weintrauben. Die Fenaco vermarktet die Produkte und verarbeitet sie zum Teil (durch Tochterunternehmen).
Die wichtigsten Tätigkeitsgebiete sind:
- Herstellung, Import und Handel mit Produktionsmitteln für die Landwirtschaft
- Ankauf, Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen
- Handel mit Getreide und Ölsaaten sowie Brenn- und Treibstoffen
Die Fenaco hat über 80 Tochterfirmen, unter anderem das Nahrungsmittelunternehmen Frigemo, den Fleisch- und Fleischwarenhersteller Ernst Sutter, den Getränkehersteller Ramseier Suisse, die auf den Handel von Nutztieren spezialisierte Anicom sowie den Futtermittelhersteller UFA. Die Fenaco betreibt die Detailhandelsketten Volg, Landi und die Tankstellenshops TopShop und verkauft unter der Marke Agrola Heizöl, Treibstoffe und Energie. Der Fenaco gehört ferner das Transportunternehmen Traveco. Im Oktober 2014 übernahm die Fenaco sämtliche Aktien der im IT-Bereich tätigen Bison.[3] Die Fenaco gibt das grösste Schweizer Agrarmagazin, die UFA-Revue, heraus.[4]
Anfang 2011 hat Fenaco die Biomill AG (Kleintierfutter) von der Groupe Minoteries übernommen.[5] 2015 wurde die Mehrheit an der Solvatec AG mit Sitz in Basel übernommen.[6][7] Die Fenaco betreibt auch eigene Photovoltaikanlagen. Die mit einer Stromproduktion von rund 1,2 GWh pro Jahr grösste Anlage wurde 2019 am Standort Bätterkinden in Betrieb genommen.[8] 2018 wurden die Getreidehandelsaktivitäten der Swiss Grana Gruppe übernommen.[9] 2020 wurde die Mehrheit (70 %) an Provins übernommen.[10] Die DiVino AG, welche bereits mit der Wein AG, der VOLG Weinkellereien AG und der Caves Garnier AG fusionierte, schloss sich 2021 mit der Weinkellerei Rutishauser aus Scherzingen zur Rutishauser-DiVino AG zusammen.[11][12] Per 1. April 2022 hat Fenaco Green Pack Swiss und Bio Pack Swiss übernommen und stärkte damit die Bereiche Bio- und Demeter.[13]
Zudem ist die Fenaco-Tochter Serco Landtechnik der Groupe Serco Exklusivimporteurin der Marke Claas.[14]
Geschichte
Die Schweiz galt bis in die 1880er-Jahre als Getreideland. Mit dem Bau der Eisenbahn in der Schweiz änderte sich dies. Mit Hilfe des neuen Transportmittels konnte günstiges Getreide importiert werden. Aus der Not wurden die Landwirtschaftlichen Genossenschaften als Selbsthilfeorganisation der Landwirte gegründet. Diese schlossen sich Ende des 19. Jahrhunderts zu Verbänden zusammen. Die Fenaco wurde 1993 aus dem Zusammenschluss von sechs dieser landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden gegründet.[15] Wesentlich beteiligt am Zusammenschluss war Willy Gehriger, welcher 2013 mit dem Agro-Star Suisse ausgezeichnet wurde.[16] Gehriger war von 2002 bis 2012 Chef der Fenaco. Zuvor war Mitbegründer Ulrich Schlup[17] erster Vorsitzender der Geschäftsleitung. Seit 2012 hat Martin Keller die Position inne.[18]
Seit 2015 betreibt Fenaco in einem Joint Venture mit der ZG Raiffeisen das deutsch-schweizerische Logistikzentrum LahrLogistics in Lahr.[19]
2018 hat Lonza die Produktion von Stickstoffdünger am Standort Visp aufgegeben. Die Agroline AG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Lonza und Fenaco, wurde daraufhin aufgelöst. Auch die Landor AG wurde aufgelöst und Landor dient nun als Eigenmarke für Düngerprodukte.[20][21][22][23]
Fenaco ist Mitglied beim Schweizer Bauernverband[24] und dort mit Fenaco-VR-Präsident Pierre-André Geiser im Vorstand vertreten.[25]
Sonstiges
1996–2015 war Guy Parmelin Mitglied des Verwaltungsrates der Fenaco, ab 2009 Vize-Präsident.[26] Auch Ueli Maurer war einst im Verwaltungsrat der Fenaco vertreten.[27][28] Die Führungspositionen bei der Fenaco sind fast ausschliesslich durch Männer belegt. So gibt es in der Verwaltung nur zwei Frauen auf 17 Männer und in der Geschäftsleitung nur eine Frau auf 15 Männer (Stand: Juni 2021).
Weblinks
- Website der Fenaco
- Werner Baumann: Landwirtschaftliche Genossenschaften. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Fenaco im Archiv für Agrargeschichte (histoirerurale.ch)
- Tilman Lingner: Agrar-Initiativen – Fenaco unter Druck: Abstimmung im Juni bedroht Geschäftsmodell. In: SRF, 28. April 2021.
Einzelnachweise
- ↑ fenaco Genossenschaft. Handelsregisteramt des Kantons Bern, abgerufen am 14. Mai 2018.
- ↑ a b c fenaco übertraf Erwartungen im Geschäftsjahr 2021 deutlich. In: fenaco.com. 17. Mai 2022, abgerufen am 17. Mai 2022.
- ↑ Angelica Filippi: Fenaco übernimmt Bison, Fehlmann nimmt den Hut. Swiss IT Media GmbH, 22. Oktober 2014, abgerufen am 14. Mai 2018.
- ↑ Thomas Angeli, Otto Hostettler: Die Macht der Bauern. Die Landwirtschaftslobby hat ein Paralleluniversum errichtet. Mit durchschlagendem Erfolg: Sie erstickt jede Sparidee im Keim und kanalisiert die Finanzströme in ihre Richtung. In: Beobachter 20/2016 vom 30. September 2016, S. 22–23.
- ↑ Fenaco gibt Biomill auf. In: schweizerbauer.ch. 3. Oktober 2018, abgerufen am 2. April 2020.
- ↑ Claudia Stahel: Vom Landwirt zum Energiewirt: Fenaco steigt ins Solargeschäft ein. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 13. April 2015, abgerufen am 27. April 2021.
- ↑ Solvatec AG in Liquidation. Handelsregisteramt des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 27. April 2021.
- ↑ Fenaco: Grösste Fotovoltaik-Anlage. In: schweizerbauer.ch. 1. Oktober 2019, abgerufen am 2. Oktober 2019.
- ↑ https://www.schweizerbauer.ch/markt-preise/marktmeldungen/fenaco-uebernimmt-getreidehaendler/
- ↑ Fenaco kann Provins übernehmen. In: schweizerbauer.ch. 17. April 2020, abgerufen am 6. Juni 2021.
- ↑ Rutishauser-DiVino AG. In: Handelsregister des Kantons Bern. Abgerufen am 6. Juni 2021.
- ↑ DiVino und Rutishauser fusionieren zur Rutishauser-DiVino SA. In: fenaco.com. 1. April 2021, abgerufen am 6. Juni 2021.
- ↑ Fenaco kauft in der Romandie hinzu. In: schweizerbauer.ch. 16. März 2022, abgerufen am 19. März 2022.
- ↑ Serco Landtechnik AG. In: fenaco.com. Abgerufen am 22. September 2021.
- ↑ Über fenaco. fenaco Genossenschaft, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ https://www.tagblatt.ch/amp/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschach/agro-star-preis-geht-an-willy-gehriger-ld.383514
- ↑ https://www.bauernzeitung.ch/artikel/organisationen-firmen/erster-fenaco-chef-ulrich-schlup-verstorben-363170
- ↑ Fenaco im Archiv für Agrargeschichte (histoirerurale.ch)
- ↑ Neue Hallen in Lahr: Mehr Kapazität für die LANDI-Logistik. In: fenaco.com. 15. November 2018, abgerufen am 1. Mai 2021.
- ↑ Hansjürg Jäger: Agroline wird zu Landor. In: bauernzeitung.ch. 10. Mai 2017, abgerufen am 27. September 2022.
- ↑ Alice Chalupny: Agroline wird zu Landor. In: ufarevue.ch. 5. Juni 2017, abgerufen am 27. September 2022.
- ↑ Agroline AG. Handelsregisteramt des Kantons Bern, abgerufen am 27. September 2022.
- ↑ Landor AG. Handelsregisteramt des Kantons Basel-Landschaft, abgerufen am 27. September 2022.
- ↑ SBV – Mitgliedorganisationen (Abgerufen am 16. März 2021)
- ↑ Vorstand des Schweizer Bauernverbandes. In: sbv-usp.ch. Abgerufen am 4. Juli 2022.
- ↑ Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF: Bundesrat Guy Parmelin. Abgerufen am 9. Dezember 2020.
- ↑ Thomas Angeli, Otto Hostettler: Politik: Die Macht der Bauern. In: beobachter.ch. 27. September 2016, abgerufen am 10. Mai 2021.
- ↑ Gieri Cavelty: Im Dienst der Giftspritzer: Ungesunde Nähe von Bund und Pestizid-Industrie. In: blick.ch. 9. Mai 2021, abgerufen am 10. Mai 2021.