Filesystem Hierarchy Standard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Filesystem Hierarchy Standard

Bildschirmfoto
Beispiel eines Standard-Stammverzeichnisses
Basisdaten

Maintainer Linux Foundation
Entwickler LSB-Arbeitsgruppe
Aktuelle Version 3
(Juni 2015)
Betriebssystem Linux
deutschsprachig nein
refspecs.linuxfoundation.org/fhs

Der Filesystem Hierarchy Standard (FHS) ist eine Richtlinie für die Verzeichnisstruktur unter Unix-ähnlichen Betriebssystemen.

Der Standard richtet sich an Softwareentwickler, Systemintegratoren und Systemadministratoren. Er soll die Interoperabilität von Computerprogrammen fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und Dateien vorhersehbar macht.

Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf Linux bezogen.[1] Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von FreeBSD dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen. Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die Linux Foundation das Projekt übernommen hatte.[2] Derzeit wird dieser Standard nur von Linux-Distributionen verwendet.[3][4] Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in AT&T UNIX Version 7.[5]

Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten Usrmerge durch, welcher mit dem FHS formal unvereinbar ist.[6] Die Systematik des FHS wird dabei jedoch prinzipiell beibehalten und Kompatibilität zu älteren Programmen ist in der Regel gewährleistet.

Dateikategorien

Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten:

  • „static“ oder „variable“
Als „static“ gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern.[7] Alle anderen Dateien werden als „variable“ betrachtet.
  • „shareable“ oder „unshareable“
Als „shareable“ gelten jene Dateien, die über ein Rechnernetz von anderen Computern genutzt werden können. Alle anderen Dateien werden als „unshareable“ betrachtet.

Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien:

  • „static shareable“
  • „static unshareable“
  • „variable shareable“
  • „variable unshareable“

Um Datensicherungen und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern. Historisch gab es diese Trennung nicht.

Stammverzeichnis

Die Partition (das

) des Stammverzeichnisses muss all jene Dateien enthalten, die zum Hochfahren des Betriebssystems und zum Einbinden weiterer Partitionen notwendig sind. Um ein System reparieren zu können, muss sie auch die dazu notwendigen Hilfsmittel enthalten.

Um die Flexibilität und Zuverlässigkeit zu erhöhen, empfiehlt der FHS, Teile der Verzeichnisstruktur in anderen Partitionen anzulegen. Zusätzliche Partitionen sind unter Unix und ähnlichen Betriebssystemen transparent.

Hauptverzeichnisse

14 Verzeichnisse oder symbolische Verknüpfungen auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt:[8]

/bin Binärdateien grundlegender Befehle historisch: „utility programs“ (Programme wie Assembler und Compiler)[9]
/boot statische Dateien des Bootloaders historisch: –
/dev Gerätedateien historisch: „devices“ (Geräte wie Festplatten und Systemkonsole)[9]
/etc Host-spezifische Systemkonfiguration historisch: „essential data and dangerous maintenance utilities“ (essenzielle Daten und gefährliche Wartungsprogramme wie init und passwd)[9]
/lib grundlegende dynamische Bibliotheken und Kernel-Module historisch: „object libraries and other stuff“ (Objektbibliotheken und anderes Material)[9]
/media Einhängepunkt für Wechseldatenträger historisch: –
/mnt für temporär eingehängtes Dateisystem historisch: –
/opt zusätzliche Anwendungsprogramme historisch: –
/run für laufende Prozesse relevante Daten historisch: –
/sbin essenzielle Binärdateien des Systems historisch: –
/srv Daten für Dienste historisch: –
/tmp temporäre Dateien historisch: „temporary files“ (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)[9]
/usr sekundäre Hierarchie historisch: „general-purpose directory“ (Universalverzeichnis, üblicherweise Einhängepunkt eines weiteren Dateisystems)[9]
/var variable Daten historisch: –

Die Verzeichnisse /opt, /usr und /var sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen.

Zusätzliche Verzeichnisse sind erforderlich, wenn entsprechende Untersysteme installiert sind:[10]

/home Verzeichnisse der Benutzer
/root Verzeichnis des Root-Kontos
/lib… alternative dynamische Bibliotheken, beispielsweise /lib32 und /lib64 für 32-Bit und 64-Bit

Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden. Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen.

/bin – grundlegende Systembefehle (für alle Benutzer)

/bin enthält alle Befehle, die sowohl vom Administrator als auch vom Benutzer aufgerufen werden können und auch dann benötigt werden, wenn keine anderen Dateisysteme eingehängt (mounted) sind, zum Beispiel im Single User Mode. Darüber hinaus können auch Skripte, die solche Befehle verwenden, dort abgelegt werden.

Das Verzeichnis /bin darf keine Unterverzeichnisse enthalten. Folgende Programme oder symbolische Links auf die Unix-Kommandos werden in /bin mindestens benötigt:

  • cat: Dateien aneinanderhängen (englisch: concatenate) und zur Standardausgabe (stdout) schreiben
  • chgrp: Ändern der Gruppenzugehörigkeit (englisch: change group)
  • chmod: Ändern der Dateizugriffsrechte (englisch: change mode)
  • chown: Ändern von Besitzer und Gruppenzugehörigkeit (englisch: change ownership)
  • cp: Kopieren von Dateien oder Verzeichnissen (englisch: copy)
  • date: Zeigen oder Setzen von Systemdatum und Systemzeit
  • dd: Konvertieren oder Kopieren von Daten (englisch: dump data)
  • df: Zeigen des freien Festplattenplatzes (englisch: disk freespace)
  • dmesg: Zeigen oder Konfigurieren des Ringpuffers des Kernels (englisch: display messages)
  • echo: Wiedergeben einer Textzeile
  • false: Erzeugen eines Fehlerstatuscodes
  • hostname: Zeigen oder Setzen des aktuellen Rechnernamens
  • kill: Beenden eines Prozesses
  • ln: Setzen von Verknüpfungen zwischen Dateien (englisch: link)
  • login: Benutzeridentität prüfen und Bedienoberfläche starten
  • ls: Verzeichnisinhalt zeigen (englisch: list)
  • mkdir: Erstellen eines Verzeichnisses (englisch: make directory)
  • mknod: Erstellen spezieller Gerätedateien (englisch: make node)
  • more: Daten seitenweise blätternd zeigen
  • mount: Einhängen von Dateisystemen
  • mv: Verschieben oder Umbenennen von Dateien (englisch: move)
  • ps: Prozessstatus zeigen (englisch: process status)
  • pwd: Zeigen des Namens des aktuellen Verzeichnisses (englisch: print working directory)
  • rm: Löschen von Dateien oder Verzeichnissen (englisch: remove)
  • rmdir: Löschen leerer Verzeichnisse (englisch: remove directory)
  • sed: Editieren von Daten ohne Interaktion (englisch: stream editor)
  • sh: Unix-Shell (Kommandozeileninterpreter, english: shell). Falls sh nicht die originale Bourne-Shell ist, muss sh ein Hard- oder Softlink auf die eingesetzte Shell sein.
  • stty: Zeigen oder Setzen von Einstellungen eines Datenendgerätes (englisch: set teletyper)
  • su: startet eine Bedienoberfläche mit neuer Benutzeridentität (englisch: substitute user)
  • sync: Schreiben der Inhalte von Datenpuffern auf den Datenträger (englisch: synchronize)
  • true: Erzeugen eines Erfolgsstatuscodes
  • umount: Aushängen von Dateisystemen (englisch: unmount)
  • uname: Zeigen diverser Systeminformationen (englisch: UNIX name)

Falls benötigt, müssen die folgenden Kommandos (oder auf sie verweisende Verknüpfungen) ebenfalls im /bin-Verzeichnis installiert sein:

  • csh: C-ähnlicher Kommandozeileninterpreter (englisch: c-like shell)
  • ed: Editieren von Text (englisch: edit)
  • tar: Verwalten von Dateiarchiven (englisch: tape archiver)
  • cpio: Kopieren von Dateien in oder aus Archive(n) (englisch: copy input/output)
  • gzip: Komprimieren von Daten (englisch: GNU zip)
  • gunzip: Dekomprimieren von Daten (meist als Verknüpfung zu gzip)
  • zcat: Dekomprimieren und zeigen von Daten (englisch: zipped concatenation)
  • netstat: Zeigen von Netzwerkstatusinformationen (englisch: network status)
  • ping: Senden und Empfangen von Datenpaketen per ICMP

Alle weiteren Kommandos, die zur Wiederherstellung benötigt werden, wie beispielsweise ftp, tftp oder diverse Archivierungsprogramme, haben hier ebenfalls ihren Platz.

/boot – statische Dateien des Bootloaders

Dieses Verzeichnis enthält alle vom Bootloader für den Bootvorgang benötigten Dateien. Dies beinhaltet z. B. auch gespeicherte Master Boot Records. Auch der Betriebssystem-Kern muss entweder in diesem Verzeichnis oder im Wurzelverzeichnis abgelegt sein.

/dev – Gerätedateien

Das Verzeichnis /dev beinhaltet Spezial-Dateien (special file) oder Gerätedateien (device file). Manche der Gerätedateien müssen manuell angelegt werden. In diesem Fall muss das Verzeichnis den Befehl MAKEDEV bzw. MAKEDEV.local enthalten, der diese Gerätedateien anhand der vorhandenen Hardware anlegen kann.
Erwähnenswert sind /dev/null, in der geschrieben werden kann, aber alles verworfen wird, /dev/zero, aus der Nullbytes in beliebiger Menge gelesen werden können, und /dev/random (bzw. /dev/urandom), welche als Hardware-Zufallsgenerator dient.

udev hat seit Kernel 2.6 devfs abgelöst und sorgt nun mittels Konfigurationsdateien (standardmäßig in /etc/udev) im Userspace für die automatische Erstellung der Devices in /dev.

/etc – spezifische Konfigurationsdateien

/etc stand ursprünglich für „alles übrige“ (lat. et cetera). Es hat sich dann aber als Konfigurationsverzeichnis etabliert und wird daher auch häufig als „editable text configuration“ interpretiert. Das Verzeichnis /etc und seine Unterverzeichnisse enthalten jede Art von Konfigurationsdateien. Diese Dateien müssen statische Dateien sein (s. o.). In diesem Verzeichnis dürfen sich keine Binärdateien befinden.

Folgende Unterverzeichnisse können u. a. in /etc vorhanden sein:

/etc/opt
Konfiguration für Programme in /opt: Systemspezifische Konfigurationsdateien für zusätzlich installierte Softwarepakete müssen in diesem Verzeichnis in entsprechenden Unterverzeichnissen installiert werden (/etc/opt/<unterverzeichnis>). Eine Regelung, wie das Verzeichnis /etc/opt aufgeteilt ist, existiert nicht.
/etc/X11
Konfiguration des X Window Systems, optional: In diesem Verzeichnis werden alle Konfigurationsdateien des X11-Systems abgelegt. Das Verzeichnis beheimatet insbesondere die Dateien Xconfig, xorg.conf und Xmodmap (soweit vorhanden). Wenn ein Window Manager mehr als eine Konfigurationsdatei besitzt, kann dafür ein eigenes Unterverzeichnis angelegt werden, sonst wird die Konfigurationsdatei direkt im Verzeichnis /etc/X11 mit dem Dateinamen <WindowManager>.wmrc abgespeichert.
/etc/sgml
Konfiguration für SGML, optional: In diesem Verzeichnis speichern SGML-Systeme (soweit vorhanden) grundlegende Konfigurationen ab. Dateien mit der Endung .conf bezeichnen herkömmliche Konfigurationsdateien, Dateien mit der Endung .cat stellen spezielle DTD-Kataloge mit Verweisen auf andere Kataloge bereit.
/etc/xml
Konfiguration für XML, optional: In diesem Verzeichnis werden Grundeinstellungen von evtl. vorhandenen XML-Systemen installiert. Konfigurationsdateien haben die Dateiendung .conf, ein DTD-Katalog befindet sich in der Datei catalog.
/etc/mc
Konfiguration für Midnight Commander, optional
/etc/network
Enthält bei Debian-Systemen jene Konfigurationsdateien, die das Netzwerk betreffen

Allgemein liegen Konfigurationen einzelner Dienste unter /etc/<Dienstname>/ und/oder /etc/<Dienstname>.conf (der LDAP unter dem Debianderivat Ubuntu macht z. B. ohne eindeutige Dateibenennung beides). Bei Daemons fehlt oft dann das abschließende d, der NTP-Server z. B. hat den Prozess ntpd, aber die Konfigurationsdatei /etc/ntp.conf.

Folgende Konfigurationsdateien gehören auf jeden Fall (soweit vorhanden) in /etc:

csh.login
systemweite Initialisierungsdatei für den C-ähnlichen Befehlsinterpreter
exports
Zugriffsrechte für NFS-Freigaben
fstab
Tabelle mit statischen Informationen zu einhängbaren Dateisystemen
ftpusers
enthält die Namen der vom ftp-Aufruf auszuschließenden Benutzer
gateways
statische Informationen zu den im Netzwerk verfügbaren Gateways
gettydefs
Parameter zur Übertragungsgeschwindigkeit und sonstigen Einstellungen der Terminals
group
zeilenweise Informationen zu den eingetragenen Benutzergruppen
host.conf
Konfigurationsdaten zur Namensauflösung
hosts
statische Informationen zur Zuordnung von Rechnernamen zu IP-Adressen
hosts.allow
Zugriffsberechtigungen für den TCP-Wrapper tcpd
hosts.deny
Ausschlusskriterien für den TCP-Wrapper tcpd
hosts.equiv
zugelassene Rechner für rlogin, rsh, rcp
hosts.lpd
zugelassene Rechner für den Druckdienst lpd
inetd.conf
Konfigurationsdatei für den Internet-Superserver inetd
inittab
Konfigurationsdatei für den Initialisierungsprozess init
issue
Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang
issue.net
Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang über das Netzwerk (zum Beispiel telnet)
ld.so.conf
Liste von Verzeichnissen mit dynamisch einzubindenden Bibliotheken
motd
Mitteilung des Tages zur Ausgabe nach dem Anmeldevorgang (message of the day)
mtab
dynamisch erzeugte Informationen zu den eingehängten Dateisystemen
mtools.conf
Konfigurationsdatei für mtools
dem Befehl zur Bearbeitung von MS-DOS-Dateisystemen
networks
statische Informationen zu den verfügbaren Netzwerken
passwd
Enthält den Benutzernamen, Beschreibung des Benutzers, Gruppen-ID, Benutzer-ID, das Heimat-Verzeichnis und das Login-Kommando (meist eine Shell). Früher enthielt diese Datei auch das Benutzerkennwort. Dieses ist jetzt in /etc/shadow gespeichert.
printcap
Konfigurationsdatei für den Druckdienst lpd
profile
systemweite Konfigurationsdatei für den Anmeldevorgang mittels sh
protocols
Liste der IP-Protokollkennungen und -nummern
resolv.conf
Konfigurationsdatei für die Namensauflösung
rpc
Liste der RPC-Protokollkennungen
securetty
Zugangsberechtigungen für entfernte Anmeldevorgänge
services
Liste der Portkennungen für einzelne Dienste
shadow
verschlüsselte Kennwörter der Benutzer sowie die Dauer der Gültigkeit
shells
vollständige Namen der zulässigen Befehlsinterpreter
syslog.conf
Konfigurationsdatei für den Systemprotokollservice syslogd

/home – Benutzerverzeichnisse, optional

Diese Verzeichnisstruktur dient zur Aufnahme der benutzerspezifischen Daten der einzelnen Benutzer des Systems. Der FHS führt dieses Verzeichnis, obwohl es als Quasi-Standard etabliert ist, nur als optional auf. Alle Benutzer-spezifischen Konfigurationsdateien werden in versteckten Dateien und Verzeichnissen (die einen Punkt als erstes Zeichen des Dateinamens besitzen) unter /home/$USER/ abgelegt. Diese versteckten Dateien und Verzeichnisse im Benutzerverzeichnis werden oft auch „dot files“ genannt.

/lib – Kernel-Module und dynamische Bibliotheken

Das Verzeichnis /lib beinhaltet die installierten dynamischen Bibliotheken und Kernel-Module, die zum Starten des Systems und für die Programme in /bin und /sbin benötigt werden. Hier befindet sich auch die dynamische C-Standard-Bibliothek libc.so.* und die Linker-Bibliothek ld*. Das Unterverzeichnis modules beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.

/lib<nr> – Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken

Manche Systeme unterstützen mehrere Binärformate (für unterschiedliche Prozessor-Architekturen bzw. -modi), für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind. Dann gibt es beispielsweise /lib32 und /lib64 für die beiden Betriebsmodi (32 Bit und 64 Bit) des x86-Prozessors.

/media – Einhängepunkte für Wechseldatenträger

Die einzelnen Unterverzeichnisse in /media dienen als Einhängepunkt für jede Art von Wechseldatenträger. Früher wurden Wechseldatenträger entweder direkt im Wurzelverzeichnis oder im Verzeichnis /mnt gemountet. Zur Verschlankung des Wurzelverzeichnisses wurden die Verzeichnisse in den Ordner /media verschoben. Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:

/media/floppy
Diskette
/media/cdrom
CD-ROM
/media/cdrecorder
CD-Brenner
/media/zip
Zip-Laufwerk

Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.

/mnt – temporäre Einhängepunkte für Dateisysteme

Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art. Installationsprogrammen ist die Verwendung des Verzeichnisses /mnt für temporäre Dateien ausdrücklich untersagt.

/opt – zusätzliche Softwarepakete

Das Verzeichnis ist für sämtliche optionale, d. h. zusätzlich installierte Software vorgesehen, welche nicht aus zur Distribution gehörenden Paketquellen stammen. Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen /opt/<Paket> oder /opt/<Hersteller> installiert werden, wobei <Paket> ein beschreibender Paketname ist und <Hersteller> der bei der LANANA registrierte Name des Herstellers ist. Die Unterverzeichnisse /opt/bin, /opt/doc, /opt/include, /opt/info, /opt/lib, und /opt/man sind für den lokalen Systemadministrator reserviert. Binärdateien von Softwarepaketen finden sich normalerweise ausschließlich in /opt/<Paket>/bin

/root – Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional

Das Verzeichnis kann das Benutzerverzeichnis für den Benutzer root bilden. Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.

/run-Verzeichnis

Ende März 2011 wurde durch Entwickler der Linux-Distribution Fedora verkündet, dass zukünftige Fedora-Versionen das Verzeichnis /run enthalten werden.[11][12] Dieses soll in seiner Funktion das Verzeichnis /var/run ersetzen und das Problem lösen, dass beim Bootvorgang /var/run unter bestimmten Umständen noch nicht verfügbar ist, aber zum Booten benötigt wird. Mehrere Linux-Distributionen sagten ihre Unterstützung zu. /run wird mittlerweile auch vom Filesystem Hierarchy Standard verlangt.

/sbin – wichtige Systembefehle

Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer root ausführen darf. Dies sind im Wesentlichen alle Befehle, die auch im Verzeichnis /bin hätten abgelegt werden können, aber z. B. aus Speicherplatzgründen nicht dort liegen. Programme, die in /sbin erwartet werden: shutdown, fastboot, fasthalt, fdisk, fsck, fsck.*, getty, halt, ifconfig, init, mkfs, mkfs.*, mkswap, reboot, route, swapon, swapoff, update

/srv – Daten, die von Diensten angeboten werden

In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden. Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in /srv auszusehen hat. Eine vorgeschlagene Möglichkeit ist die Benennung der Unterverzeichnisse nach dem Dienst, also z. B. www, ftp, mysql usw. Eine andere Möglichkeit ist die Ordnung nach Verwaltungseinheiten wie beispielsweise Fachschaften an Universitäten. Dieses wird momentan nur von SuSE und Arch Linux so gemacht. So existiert beispielsweise unter Debian das Verzeichnis /var/www, hingegen wird bei SuSE /srv/www (Arch: /srv/http) verwendet.

/tmp – temporäre Dateien

Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre temporären Dateien in diesem Verzeichnis ablegen. Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen. Das Verzeichnis ist für alle Benutzer zum Schreiben freigegeben und muss ein Sticky Bit haben.

/usr-Verzeichnisstruktur

/usr (engl.: Unix System Resources, ursprünglich: USeR) ist die zweite wichtige Ebene des Dateisystems. Dieser Bereich kann von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden (shareable) und enthält dementsprechend keine vom lokalen Rechner abhängigen oder zeitlich variable Inhalte. Diese werden an anderen Stellen des Dateisystems hinterlegt.

Folgende Verzeichnisse müssen in /usr vorhanden sein:

/usr/bin
viele Benutzerbefehle
Dies ist das primäre Verzeichnis für ausführbare Dateien des Systems.
/usr/include
Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden
Die Header-Dateien enthalten die verschiedenen Include-Dateien mit Prototypdefinitionen.
/usr/lib
Bibliotheken
Modularer Programmcode, welcher von verschiedenen Programmen geteilt wird.
/usr/local
distributionsunabhängige lokale Hierarchie. Hier kann und soll die lokale Systemadministration Programme und Daten ablegen, die von der entsprechenden Distribution des jeweiligen Systems unabhängig installiert worden sind, wie etwa selbstkompilierte oder unabhängig von der Distribution heruntergeladene Programme und Dateien. Den Installationsmechanismen der betreffenden Distribution ist es ausdrücklich untersagt, diese Verzeichnisstruktur zu berühren. Die Gestaltung der internen Struktur von /usr/local obliegt der lokalen Systemadministration und ist vom FHS nicht vorgegeben.
/usr/sbin
weitere, nicht zwingend erforderliche Systembefehle
Diese Systembefehle werden von dem Administrator im Gegensatz zu /sbin nicht während des Bootvorganges verwendet.
/usr/share (von der Architektur unabhängige Daten)

Darüber hinaus können optional die nachfolgenden Verzeichnisse existieren:

/usr/X11R6
X Window System, Version 11 Release 6
/usr/games
Spiele
/usr/lib<nr>
alternative Versionen dynamischer Bibliotheken
/usr/src
Quellcode

Zur Wahrung der Kompatibilität mit älteren Systemen können symbolische Links für folgende Verzeichnisse angelegt sein:

  • /usr/spool → /var/spool
  • /usr/tmp → /var/tmp
  • /usr/spool/locks → /var/lock

/var-Verzeichnisstruktur

Das /var-Verzeichnis (englisch variable) enthält variable Daten, welche im Zuge der Abarbeitung entstehen. Die folgenden Verzeichnisse, oder symbolische Verknüpfungen zu Verzeichnissen, werden in /var erwartet:

/var/cache
von Anwendungsprogrammen zwischengespeicherte Daten
/var/lib
variable Statusinformationen
/var/lock
Verzeichnis für Lock-Dateien zur Prozesssynchronisation
/var/log
Verzeichnis für Logdateien
/var/opt
variable Daten im Zusammenhang mit /opt
/var/run
Daten, welche für laufende Prozesse Bedeutung haben (mittlerweile erfüllt /run die Funktion; das Verzeichnis besteht, um Kompatibilität mit Systemen und Software zur gewährleisten, die eine ältere Version der FHS-Spezifikation verwenden, und kann als symbolische Verknüpfung auf /run implementiert werden)
/var/spool
Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen (Druckaufträge, E-Mail-Versandaufträge …)
/var/tmp
temporäre Dateien, die über einen Neustart hinweg erhalten bleiben

Aus „historischen“ Gründen existieren noch bei Bedarf die folgenden Verzeichnisse:

  • /var/backups
  • /var/cron (heutzutage unter /var/spool/cron zu finden)
  • /var/msgs
  • /var/preserve

Falls die entsprechenden Anwendungen installiert sind, werden noch folgende Verzeichnisse verwendet:

/var/account
Prozessabrechnungsdaten
/var/crash
Systemdumps bei Rechnerabstürzen
/var/games
variable Spieldaten
/var/mail
Benutzerpostfachdateien (oft als Symlink zu /var/spool/mail)
/var/yp
Datenbankdateien des Network Information Service

Usrmerge

Der Usrmerge steht nicht im Einklang mit dem FHS, wurde jedoch von immer mehr großen Distributionen durchgeführt. Als solcher wird die Vereinigung der Verzeichnisse /bin, /sbin und /lib sowie gegebenenfalls /lib<nr> mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter /usr bezeichnet. Dabei werden Dateien nach der Umstellung nur noch im entsprechenden Unterverzeichnis von /usr abgelegt und die gemäß FHS eigentlich im Wurzelverzeichnis vorhandenen Verzeichnisse durch Symlinks auf das jeweilige Unterverzeichnis ersetzt. Das heißt zum Beispiel aus /bin wird der Symlink /bin -> /usr/bin. Dies entspricht nicht dem FHS, jedoch ist diese Umstellung für alte Programme transparent.[6] Begründung für die Umstellung ist, neben der Tatsache, dass die Trennung gemäß FHS überflüssig geworden ist[13], vor allem die Vereinfachung in der Handhabung. So wird nicht nur die Übersichtlich- und Durchsuchbarkeit erhöht, sondern insbesondere auch die Anwendung für Sandboxes und Container vereinfacht.[14]

Nach Solaris Ende 2010 und Fedora 2012 führten auch Arch und Ubuntu den Usrmerge durch. Bei Debian wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert.[6] Ferner soll dieses ab Version 12 (Bookworm) zwingend benutzt werden.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Background of the FHS. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011.
  2. Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and FreeBSD. freebsd.org. 10. Mai 2011. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  3. Re: Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and NetBSD. netbsd.org. 10. Mai 2011. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  4. Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and OpenBSD. nabble.com. 10. Mai 2011. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  5. hier - layout of file systems. In: FreeBSD Man Pages. FreeBSD Foundation. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  6. a b c Das Projekt Usrmerge vereinheitlicht gewachsene Strukturen. In: LinuxCommunity. Abgerufen am 27. August 2022 (deutsch).
  7. The File System. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011.
  8. Requirements. In: Filesystem Hierarchy Standard. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  9. a b c d e f hier - file system hierarchy. In: FreeBSD Man Pages – Unix Seventh Edition. FreeBSD Foundation. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  10. Specific Options. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011.
  11. What’s this /run directory doing on my system and where does it come from?. fedoraproject.org. 30. März 2011. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  12. Distributionen führen neues Verzeichnis /run ein. In: Pro-Linux. 31. März 2011. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  13. Rob Landley: Understanding the bin, sbin, usr/bin, usr/sbin Split. (landley.net [PDF; abgerufen am 27. August 2022]).
  14. Re: usrmerge -- plan B? Abgerufen am 27. August 2022.