Fixpunktsatz (Endliche Gruppen)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zu den zahlreichen Resultaten in der Theorie der endlichen Gruppen, die im Zusammenhang mit den Sylow-Sätzen stehen, zählt ein als Fixpunktsatz bezeichneter Satz, der nicht zuletzt eine in diesem Kontext grundlegende Existenzaussage macht.[1] Der Fixpunktsatz beruht auf einer allgemeinen Formel, welche nicht zuletzt die bekannte Klassengleichung in sich einschließt.[1][2][3]
Formulierung
Dieser Fixpunktsatz lässt sich folgendermaßen formulieren:[4][5][6]
- Gegeben seien eine endliche Menge und weiter eine Primzahl , eine natürliche Zahl sowie eine endliche Gruppe der Ordnung .[A 1]
- Dabei soll vermöge der äußeren Operation auf operieren.[A 2]
- Dann gelten folgende Aussagen:
-
- (i) [A 3][A 4]
- (ii) Insbesondere existiert, wenn und teilerfremd sind, mindestens ein Fixpunkt.
Allgemeine Formel
Die oben erwähnte allgemeine Formel lässt sich wie folgt angeben:[4][6]
- Gegeben seien eine Menge und eine Gruppe , die vermöge auf operieren soll.
- Weiter gegeben sei ein Repräsentantensystem für die durch die Bahnen auf gegebenen Partition.
- Dann gilt hinsichtlich der Mächtigkeiten die Formel
Folgerungen
Der obige Fixpunktsatz hat eine Reihe interessanter Anwendungen.
Über das Zentrum endlicher p-Gruppen
Hier führt der Fixpunktsatz unmittelbar zu folgendem Resultat:[7][8]
- Gegeben seien eine Primzahl und dazu eine endliche p-Gruppe mit zugehörigem Zentrum .
- Dann gilt:
-
- (i) Besteht ein Normalteiler nicht aus dem neutralen Element allein, so besteht auch der Durchschnitt nicht aus dem neutralen Element allein.
- (ii) Insbesondere besitzt die endliche p-Gruppe im Falle, dass sie mehr als einem Element hat, ein nichttriviales Zentrum .
Zu Normalteilern endlicher p-Gruppen
Hier ergibt sich aus dem Fixpunktsatz die folgende Strukturaussage:[9]
- Jede endliche p-Gruppe der Ordnung ( prim, ) hat einen Normalteiler der Ordnung .
Literatur
- Kurt Meyberg: Algebra. Teil 1 (= Mathematische Grundlagen für Mathematiker, Physiker und Ingenieure). Carl Hanser Verlag, München, Wien 1975, ISBN 3-446-11965-5 (MR0460010).
- Christian Karpfinger, Kurt Meyberg: Algebra: Gruppen – Ringe – Körper. 4. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2017, ISBN 978-3-662-54721-2, doi:10.1007/978-3-662-54722-9.
- Gernot Stroth: Endliche Gruppen. Eine Einführung (= De Gruyter Studium). Walter de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-029157-5.
Anmerkungen
- ↑ Mit bezeichnet man die Mächtigkeit einer Menge . Ist eine endliche Menge, so ist die Anzahl der in enthaltenen Elemente. Bei Gruppen nennt man diese Mächtigkeit auch Ordnung.
- ↑ Die äußere Operation und die in der gegebenen Gruppe vorliegende innere Verknüpfung werden oft mit demselben Symbol, nämlich , bezeichnet. Nicht selten wird dieses Symbol (Punkt) gänzlich unterdrückt. Es ist dann vereinbarungsgemäß .
- ↑ Die Teilmenge besteht aus genau den Elementen mit für alle . Man nennt solche Elemente Fixpunkte (unter der betreffenden Gruppenoperation).
- ↑ Mit wird die zahlentheoretische Kongruenz bezeichnet.
- ↑ Für ein ist dabei der zugehörige Stabilisator und sein Index in .
- ↑ Ein ist genau dann ein Fixpunkt (in Bezug auf die vorliegende Gruppenoperation), wenn bzw. gilt.
- ↑ Die Summationsbedingung wird möglicherweise von keinem erfüllt. In diesem Falle hat die Summe vereinbarungsgemäß den Wert .
- ↑ Den Fixpunktsatz gewinnt man aus der allgemeinen Formel unter Anwendung des Satzes von Lagrange.
- ↑ Bei Karpfinger/Meyberg (S. 99) findet man die allgemeine Formel unter der Bezeichnung Fixpunktformel.
Einzelnachweise
- ↑ a b Kurt Meyberg: Algebra. Teil 1. 1975, S. 65 ff., S. 67
- ↑ Gernot Stroth: Endliche Gruppen. 2013, S. 5 ff.
- ↑ Christian Karpfinger, Kurt Meyberg: Algebra: Gruppen – Ringe – Körper. 2017, S. 98 ff.
- ↑ a b Meyberg, op. cit., S. 67
- ↑ Stroth, op. cit., S. 5
- ↑ a b Karpfinger/Meyberg, op. cit., S. 99
- ↑ Stroth, op. cit., S. 6
- ↑ Meyberg, op. cit., S. 68
- ↑ Meyberg, op. cit., S. 74–75