Flavio Ferri-Benedetti

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Flavio Ferri-Benedetti (Countertenor) (Photo von JuanFran Lluch – 2017)
Flavio Ferri-Benedetti, 2017

Flavio Ferri-Benedetti (* 24. März 1983 in Scandiano) ist ein italienischer Sänger (Countertenor), Gesangslehrer, Übersetzer und Musikwissenschaftler.

Leben

Ferri-Benedettis Großvater Silvano Proietti (1900–1962) war Operntenor. 1927 änderte er seinen Namen in Silvano Benedetti.[1]

Flavio (Taufname: Flavio Vincenzo Domenico) Ferri-Benedetti wurde im italienischen Scandiano geboren. Die Familie zog nach Spanien, als er elf Jahre alt war. Er erwarb 2005 den MA in Übersetzen und Dolmetschen an der Universität Jaume I in Castellón de la Plana und legte 2004 am Konservatorium in Vila-real ein Diplom mit Auszeichnung in Klavier ab. 2014 bekam er den Doktortitel in Literatur „cum laude“ an der Universidad de Valencia (Philologische Fakultät) mit einer Dissertation über die klassische Tradition bei Metastasio.

Mit 17 Jahren debütierte er als Countertenor in Mozarts Vesperae solennes de Confessore (Dezember 2000, Castellón, Spanien). Erst im Alter von 19 Jahren erhielt er ersten Gesangsunterricht. 2006 wurde er als Countertenor in Corridonia (Italien) mit dem „Premio Velluti“ ausgezeichnet, einem Preis für Nachwuchskünstler im Bereich Countertenor, der nach dem Kastraten Giovanni Battista Velluti (1780–1861) benannt ist. 2009 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt mit seiner Rolle in Scarlattis Penelope la Casta für den Titel „Nachwuchskünstler des Jahres“ nominiert und gewann den 3. Preis beim Internationalen Wettbewerb für geistliche Musik in Rom. 2010 wurde er erneut im Opernwelt-Jahrbuch als „Nachwuchskünstler des Jahres“ nominiert.

2008 erwarb er in Basel bei Gerd Türk an der Schola Cantorum Basiliensis den BA in Historischem Gesang. 2010 beendete er das Masterstudium in Historischem Gesang bei diesem mit Auszeichnung. Er nahm an Meisterkursen unter anderem von Nancy Argenta, David Thomas, Ian Partridge, Andreas Scholl, Evelyn Tubb und Anthony Rooley teil.[2] Stimm-Coach ist seit 2010 die Mezzosopranistin Lina Maria Åkerlund.[3]

Seit 2012 unterrichtet er als Gastdozent die Workshops „Italienisch für Sänger“ an der Schola Cantorum Basiliensis (SCB) und war im Frühling 2015 Gesangslehrer an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).[3]

Ab August 2018 ist er an der ZHdK Dozent für „Historische Aufführungspraxis Gesang“.[4]

Seit Herbst 2019 arbeitet er an der Schola Cantorum Basiliensis als Korrepetitor und „Coach für Gesang“.[5]

Gesangliches Wirken

Flavio Ferri-Benedetti ist gesanglich spezialisiert auf barocke Opern, insbesondere im italienischen Stil, geistliche Musik und Lied.

Er arbeitet regelmäßig mit verschiedenen Ensembles für barocke Musik zusammen. Zu seinen Opernauftritten (Bühne oder konzertant) gehören unter anderen:

Seit 2000 gab er Aufführungen von geistlichen Werken und Oratorien von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi, Giovanni Battista Pergolesi, Wolfgang Amadeus Mozart, Heinrich Schütz usw.

Akademische Arbeiten

Ferri-Benedetti unterrichtet Meisterklassen, 2011 zum ersten Mal an der Musikhochschule Winterthur/Zürich und seit 2012 „Italienisch für Sänger“ an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Er ist beteiligt an der Übersetzung und Korrekturlesung von Musiktexten und Notenausgaben ins Italienische, Spanische, Englische und Katalanische und veröffentlicht wissenschaftliche Artikel.

Er unterrichtet fest als Dozent seit 2018 an der Zürcher Hochschule der Künste (Nebenfach Historischer Gesang) und seit 2019 an der Schola Cantorum Basiliensis (Coach für Gesang / Korrepetitor).

Veröffentlichungen

  • Herausgeberschaft der Urtext-Ausgabe von Issipile (Francesco Bartolomeo Conti und Pietro Metastasio) mit einer Einführung bei Gran Tonante[6], 2011
  • El legado de la tradición clásica. El caso de la ópera barroca. In: Florentia Iliberritana 23, 2012, S. 45–62.[7]
  • Hypsipyle from Lemnos to Vienna: An Approach to the Metastasian Heroine. In: Tycho: Revista de Iniciación en la Investigación del teatro clásico grecolatino y su tradición 1, 2013, S. 9–38.[8][9]
  • „La tua Grecia, la quale a me non è Dio“: Martello y Metastasio reinterpretando a Aristóteles. In: HUMANITAS LXV, 2013, S. 219–250.[10]
  • El hilo de Hipsípila: Metastasio y la Tradición Clásica. Levante editori, Bari, 2015, ISBN 978-88-7949-654-4.[11]
  • Metastasio adaptado para el teatro español: el caso de la „Issipile“. In: Homenaje al Profesor Juan Gil, Vol. V: Humanismo y Pervivencia del Mundo Clásico, 2015, S. 2501–2523.[12]
  • Florilegium: Antologia Poetica (1999–2016). Levante editori, Bari, 2017, ISBN 978-88-7949-674-2.[13]
  • Rules for Measured Music, Counterpoint and Accompanying (Anonymous, MS E.25 Bologna), Translation by Flavio Ferri-Benedetti, EarlyMusicSources.com, 2019, ISBN 978-3-033-07664-8
  • “Dell’opra eccitator primiero”: Metastasio, Farinelli e Ferdinando VI nelle dediche gemelle per la Nitteti del 1756. In: Margini XIV, 2020, ISSN 1662-5579.

Aufnahmen/Diskographie

2010

2012

  • Passo di pena in pena: Cantate Italiane, mit dem Ensemble Il Profondo, Johannes Keller; Cantus Records[15]

2013

2014

2016

  • Arias for Domenico Annibali – The Dresden Star Castrato, mit dem Ensemble Il Basilico, Concertino Eva Saladin; Pan Classics
  • Georg Friedrich HändelMessiah, mit Musica Fiorita, Dir. Daniela Dolci; Pan Classics
  • Si no os hubiera mirado, Madrigale von Juan Vásquez, mit dem Ensemble Los Afectos Diversos, Dir. Nacho Rodríguez; Itinerant Records

2017

2018

  • Fiamma voraceOpera arias and Sinfonias by Geminiano Giacomelli, mit Musica Fiorita, Dir. Daniela Dolci; Pan Classics
  • Johann Sebastian BachWeihnachtsoratorium, mit Musica Fiorita, Dir. Daniela Dolci; Pan Classics
  • Antonio Soler: Obra vocal en latín, mit La Grande Chapelle, Dir. Albert Recasens; Lauda

2020

  • Superbo del mio affanno – Cantate per contralto di Benedetto Marcello, mit Daniel Rosin und Johannes Keller; Resonando Label

Einzelnachweise