Florian Illies

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Florian Illies bei einem Vortrag in der Pinakothek der Moderne (2022)

Florian Illies (* 4. Mai 1971 in Schlitz) ist ein deutscher Journalist, Kunsthändler, Kunsthistoriker und Buchautor.

Leben und Wirken

Illies wurde als jüngstes von vier Kindern des Biologen und Limnologen Joachim Illies und dessen Frau Helga, geb. Niepoth geboren und wuchs in einer bürgerlich-konservativen Familie auf.[1][2] Nach der Grundschule in Schlitz, wo Gudrun Pausewang seine Lehrerin war, besuchte er die Winfriedschule in Fulda und sammelte von 1986 an – während seiner Schulzeit – erste journalistische Erfahrungen beim Schlitzer Boten, seinem Heimatblatt. Später volontierte er bei der Fuldaer Zeitung. Anschließend studierte Illies Kunstgeschichte und Neuere Geschichte in Bonn und Oxford. An der Universität Bonn schloss er 1998 sein Studium mit dem Grad eines Magister Artium (M.A.) bei Andreas Tönnesmann mit der Arbeit Gustav Friedrich Waagen in England. Eine Studie über den Import kunsthistorischer Systeme zur Zeit des Viktorianismus ab.

Gefördert durch Eduard Beaucamp und Frank Schirrmacher begann er 1991, für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu schreiben; 1997 wurde er Feuilletonredakteur der FAZ. Seit 1999 betreute er die „Berliner Seiten“ dieser Zeitung und ging anschließend als Feuilletonchef zur Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nach seinem Ausscheiden bei der FAZ gründete Illies 2004 mit seiner Frau Amélie von Heydebreck, der Tochter des Deutsche-Bank-Vorstandes Tessen von Heydebreck, mit der er zwei Kinder hat, Monopol, eine Zeitschrift für Kunst, Literatur und Lifestyle. Bis Ende 2006 war Illies sowohl deren Herausgeber als auch deren Chefredakteur. 2007 übernahm der ehemalige Welt am Sonntag-Kulturredakteur Cornelius Tittel die Chefredaktion; Herausgeber blieben Illies und seine Frau.

2008 wechselte Illies zur Wochenzeitung Die Zeit und war zunächst für das Zeit-Magazin tätig.[3] Ab 2009 leitete er dort, zusammen mit Jens Jessen, das Ressort Feuilleton und Literatur.[4] Seit 2017 gehört Illies zum fünfköpfigen Herausgebergremium der „Zeit“.[5] Seit 2018 ist er auch Mitglied der Hauptjury beim Henri Nannen-Preis, dem wichtigsten deutschen Journalistenpreis.

Im Sommer 2011 wurde Illies zu einem der vier Gesellschafter des Berliner Auktionshauses Villa Grisebach[6], das vor allem mit Kunstgegenständen des 19. Jahrhunderts handelt.[7] Zum Jahresende 2018 verließ Illies die Villa Grisebach, gehört aber weiterhin dem Beirat des Unternehmens an.[8]
Zum 1. Januar 2019 trat er beim Rowohlt Verlag als verlegerischer Geschäftsführer die Nachfolge von Barbara Laugwitz an.[9][10] Ende Januar 2020 wurde sein Rücktritt auf eigenen Wunsch angekündigt. Seine Nachfolgerin ab Juli 2020 wurde Nicola Bartels.[11] Seit 2020 ist Illies Mitglied im Kuratorium der Kulturstiftung der Länder. Seit dem Sommer 2021 ist er gemeinsam mit Giovanni di Lorenzo der Gastgeber des Kunstpodcastes Augen zu von ZEIT und ZEIT ONLINE, der auf Anhieb der erfolgreichste deutsche Kunstpodcast wurde und sich alle 14 Tage dem Leben und Werk eines Künstlers oder einer Künstlerin widmet.[12]

Bekannt wurde Illies besonders durch seinen Bestseller Generation Golf (2000), in dem er ein kritisches Bild seiner eigenen, um 1970 geborenen Generation entwarf. In den beiden folgenden Bänden Anleitung zum Unschuldigsein (2001) und Generation Golf zwei (2003) beschäftigte sich Illies mit weiteren Phänomenen seiner Generation.[13] Eine Auswahl von Illies’ gesammelten Kunstkritiken und Essays zur Kultur erschien 2017 unter dem Titel Gerade war der Himmel noch blau.[14] 2006 erschien Ortsgespräch, ein Rückblick auf eine Kindheit in der deutschen Provinz. 2012 gelang Illies sein bislang größter Bestseller: 1913: Der Sommer des Jahrhunderts. Es war im Jahre 2012 das meistverkaufte Sachbuch Deutschlands, stand mehr als siebzig Wochen auf der Bestsellerliste und wurde bislang in 28 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2018 erschien die Fortsetzung 1913. Was ich unbedingt noch erzählen wollte, in dem der Autor weitere Geschichten aus dem Jahr 1913 auf seine eigene Weise collagenartig miteinander vernetzt.

Auszeichnungen

Werke

als Autor

  • Generation Golf. Eine Inspektion. 13. Aufl. S. Fischer, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-15065-6 (Erstauflage 2000).[Anm 1]
  • Anleitung zum Unschuldigsein. Das Übungsbuch für ein schlechtes Gewissen. Argon, Berlin 2001, ISBN 3-596-50843-6.[Anm 1]
  • Generation Golf zwei. Blessing, München 2003, ISBN 3-89667-246-0.[Anm 1]
  • Ortsgespräch. Blessing, München 2006, ISBN 3-89667-262-2.[Anm 1]
  • 1913: Der Sommer des Jahrhunderts. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-036801-0.[Anm 1][17] (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste in den Jahren 2012 und 2013)
  • Gerade war der Himmel noch blau: Texte zur Kunst, S. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-10-397251-1.
  • 1913. Was ich unbedingt noch erzählen wollte. S. Fischer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-10-397360-0.
  • Liebe in Zeiten des Hasses. Chronik eines Gefühls 1929–1939. S. Fischer, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397073-9.

als Mitautor

als Herausgeber

  • Kleines deutsches Wörterbuch. S. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-10-036800-2 (zusammen mit Jörg Bong).
  • Karl Scheffler: Berlin, ein Stadtschicksal. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-42511-4.
  • Eduard von Keyserling: Landpartie, (Nachwort). Manesse, Zürich 2018, ISBN 978-3-7175-2476-2.

Literatur

  • Angela Kölling: Writing on the loose. Reading Florian Illies’s „Generation Golf“, Maurice G. Dantec’s „Périphériques“, Joschka Fischer’s „Mein langer Lauf zu mir selbst“, and Frédéric Beigbeder’s „Windows on the world“ as examples of creative nonfiction. Weidler, Berlin 2012, ISBN 978-3-89693-560-1.
  • Carsten Lange: „Allgemeinverbindlichkeit“. Strategien popliterarischen Erzählens in Florian Illies’ „Generation Golf“. In: Johannes G. Pankau (Hrsg.): Pop, Pop, Populär. Popliteratur und Jugendkultur. Aschenbeck & Isensee, Bremen 2004, S. 120–130, ISBN 3-89995-149-2.

Weblinks

Anmerkungen

  1. a b c d e Auch als Hörbuch erhältlich.

Einzelnachweise

  1. Jörg-Uwe Albig; Isabelle Graw: Naivität als Vergehen Ein Interview mit Florian Illies. In: www.textezurkunst.de. 2002, abgerufen am 30. August 2018.
  2. Traueranzeigen von Helga Illies | trauer36.de. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
  3. Florian Illies wechselt zur ZEIT. auf: presseportal.de 11. Januar 2008.
  4. Die Zeit, Nr. 27, vom 25. Juni 2009, S. 14.
  5. Bülend Ürük: Neue Herausgeber für "Die Zeit": Zanny Minton Beddoes, Jutta Allmendinger, Florian Illies und René Obermann. In: kress. 28. April 2017 (kress.de [abgerufen am 6. Juni 2021]).
  6. Generation Kunst. In: FAZ. 17. Dezember 2010, S. 34.
  7. Sebastian Preuss: Florian Illies – Vom Top-Journalisten zum Kunsthändler, Berliner Zeitung, 22. November 2011.
  8. Florian Illies' leiser Abgang. In: Der Tagesspiegel Online. 16. Juli 2018, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 29. August 2018]).
  9. Auktionshaus Grisebach. Florian Illies’ leiser Abgang. In: www.tagesspiegel.de. 16. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2018.
  10. Florian Illies wird Rowohlt-Verleger. In: www.spiegel.de. 29. August 2018, abgerufen am 29. August 2018.
  11. Nicola Bartels wird Rowohlt-Verlegerin. In: Börsenblatt, 30. Januar 2020
  12. Der Kunstpodcast: Augen zu, auf www.zeit.de
  13. Eckhart Nickel: Deutsche Problemzonengymnastik. Selten war schlechtes Gewissen so unterhaltsam wie in Florian Illies’ Anleitung zum Unschuldigsein. In: Die Welt. 6. Oktober 2001 (welt.de).
  14. opus5 interaktive medien gmbh, http://www.opus5.de/: S. Fischer Verlage - Gerade war der Himmel noch blau (Hardcover). Abgerufen am 6. August 2018.
  15. Börne-Preis 2014 an Florian Illies, focus.de vom 11. Februar 2014
  16. Friedländer Preis geht an den Berliner Autor Florian Illies, auf morgenpost.de
  17. 1913 – der Beginn der Gegenwart Rezension in der Rheinische Post